Tragisches UnglückMexikanisches Segelschulschiff kollidiert mit Brooklyn Bridge

Lars Bolle

 · 19.05.2025

Die "Cuauhtémoc" nach der Kollision mit der Brooklyn Bridge.
Foto: dpa; pa
Das mexikanische Segelschulschiff "Cuauhtémoc" ist am Samstagabend in New York mit der Brooklyn Bridge kollidiert. Bei dem Unfall kamen zwei Menschen ums Leben, 22 weitere wurden verletzt. Als wahrscheinliche Unfallursache gilt nach ersten Erkenntnissen ein Maschinenschaden.

Am Samstagabend gegen 20:20 Uhr ereignete sich in New York ein dramatischer Unfall, als das mexikanische Segelschulschiff "Cuauhtémoc" mit der berühmten Brooklyn Bridge kollidierte. Das 90 Meter lange Dreimastschiff war gerade vom South Street Seaport abgelegt und befand sich mit 277 Personen an Bord auf dem Weg nach Island, als es aus noch ungeklärten Gründen rückwärts in die Brücke prallte. Die Masten des Schiffes kollidierten dabei mit der Unterseite der Brücke. Das mexikanische Marineministerium meldete zwei Tote und 22 weitere Verletzte, von denen 19 in einem Krankenhaus behandelt werden mussten. Drei Personen erlitten schwere Verletzungen.

Der Vorfall schockierte hunderte Zuschauer, die sich am Pier 17 versammelt hatten, um das festlich beleuchtete Schiff zu bewundern. Zum Unfallzeitpunkt herrschte eine einlaufende Flut mit etwa zwei bis drei Knoten Strömung sowie ein Zehn-Knoten-Wind aus Südwest - beides Faktoren, die das Schiff in Richtung Brooklyn Bridge drückten. Als das Schiff die Brücke traf, befanden sich zahlreiche Kadetten in der Takelage. Dies ist bei Segelschulschiffen beim Auslaufen üblich und wird als "Dressing Ship" bezeichnet. Die Besatzungsmitglieder waren mit Sicherheitsgeschirren angeseilt, was vermutlich eine noch höhere Opferzahl verhinderte.

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Dramatischer Unfallhergang

Die "Cuauhtémoc" trieb manövrierunfähig mit der Strömung rückwärts auf die Brooklyn Bridge zu. Die bis zu 48 Meter hohen Masten des Segelschiffs knickten bei der Kollision wie Streichhölzer ab. Teile der Masten stürzten herab. Erst Schleppern und Lotsenbooten gelang es, die havarierte "Cuauhtémoc" zu sichern und zum Pier 35 zu ziehen. Die Brooklyn Bridge wurde vorsorglich für den Verkehr gesperrt, konnte aber nach einer Inspektion wieder freigegeben werden.

Als wahrscheinliche Unfallursache gilt nach ersten Erkenntnissen des National Transportation Safety Boards ein Maschinenschaden. Offenbar fiel der 1250 PS starke Motor des Segelschulschiffs infolge eines Stromverlusts aus. Eine Kommission aus US-amerikanischen und mexikanischen Experten untersucht nun den genauen Hergang. Derzeit werden die elektronischen Daten des Schiffs ausgewertet, um weitere Hinweise auf die Ursache zu erhalten.

Die mexikanische Präsidentin Claudia Sheinbaum sprach den Familien der beiden tödlich verunglückten Besatzungsmitglieder ihr Beileid aus. Sie wies den Marineminister an, die Öffentlichkeit weiterhin über die neuesten Entwicklungen zu informieren. Die Untersuchung des Unfalls hat höchste Priorität, um ähnliche Vorfälle in Zukunft zu verhindern und mögliche Sicherheitslücken zu schließen.

Das Segelschulschiff "Cuauhtémoc"

Die "Cuauhtémoc" ist das mexikanische Pendant zum deutschen Marineschulschiff "Gorch Fock" und wurde nach deren Vorbild gebaut. Das 1982 in Spanien gebaute Schiff dient der Ausbildung von Offizieren und Kadetten der mexikanischen Marine. Mit einer Stammbesatzung von 165 Seeleuten bildet es bis zu 90 Kadetten aus. Regelmäßig unternimmt die Bark lange Ausbildungsfahrten und nimmt als "Botschafter der Meere" an internationalen maritimen Veranstaltungen teil.

Zum Zeitpunkt des Unglücks befanden sich 277 Menschen an Bord der "Cuauhtémoc". Das Schiff war auf einer Langfahrt, die am 4. April in Acapulco begonnen hatte und Besuche in 22 Häfen in 15 Ländern vorsah. New York war nur eine Station auf dieser 254-tägigen Reise, die auch Stopps in der Karibik, Europa und Deutschland umfassen sollte.

Die "Cuauhtémoc" war ein beliebter Gast bei internationalen Segelveranstaltungen und hatte für die Sail 2025 in Bremerhaven bereits zugesagt. Ob das Schiff nach diesem schweren Unfall an der Veranstaltung teilnehmen kann, ist nun äußerst ungewiss. Die Sail-Organisatoren hoffen, dass die "Cuauhtémoc" bald wieder auf den Weltmeeren unterwegs sein wird und bei einem der nächsten maritimen Festivals in Bremerhaven begrüßt werden kann.

Daten "Cuauhtémoc":

Technische Daten

  • Typ: Dreimastbark
  • Baujahr: 1982
  • Länge: 90 Meter
  • Breite: 12 Meter
  • Masthöhe: bis zu 48 Meter
  • Segelfläche: 2.400 Quadratmeter
  • Antrieb: 1250 PS starker Motor

Besatzung:

  • Stammbesatzung: 165 Seeleute
  • Ausbildungskapazität: bis zu 90 Kadetten
  • Personen an Bord zum Unfallzeitpunkt: 277

Das Video der Kollision


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