Diebstahl-KrimiHappy End für finnisches Segelnationalteam – 200.000 Euro gerettet

Gernot Apfelstedt

 · 28.05.2023

Von der Überwachungskamera erwischt: Mit  dem frisch gestohlenen Trailer des finnischen Segelnationalteams am Haken hat ein Transporter mit niederländischem Kennzeichen gerade die Marina Nieuwpoort an der belgischen Küste verlassen. Auf dem Anhänger befinden sich drei Boote und Equipment im Wert von zusammen 200.000 Euro
Foto: Scheepvaartpolitie Oostende
Schock im Trainingslager: Aus dem Yachthafen von Nieuwpoort in Belgien wird Finnlands Segelnationalteam der vollbeladene Trailer gestohlen. Drei Boote und Equipment im Wert von zusammen 200.000 Euro! Dank herausragender Ermittlungsarbeit der belgischen Polizei und ihren niederländischen Kollegen bekommen die Finnen alles zurück wie sie es verloren hatten.

Sportliche Erfolge und die von professionellen Fahndern haben viel gemeinsam. Beiden liegt hohe Einsatzbereitschaft, Zielstrebigkeit und Ausdauer zugrunde, auf Know-how und Ausrüstung kommt es nicht minder an. Reaktionsschnelligkeit, strategische und taktische Entscheidungen spielen bei Sportlern und Ermittlern gleichermaßen eine wichtige Rolle. Und nicht zuletzt die Motivation, schneller bzw. besser zu sein als die Konkurrenz. Ein realer belgisch-niederländisch-finnischer Diebstahl-Krimi sollte im Mai beide Gruppen zusammenführen.

Trainingslager für Segel-WM und Olympia

Erster „Drehort“: der Yachthafen von Nieuwpoort an der belgischen Küste. Dort will sich die finnische Segelnationalmannschaft in einem Trainingslager auf die WM vom 10. bis 20. August 2023 in Den Haag vorbereiten, und längerfristig schon auf die Olympischen Sommerspiele 2024 in Paris. Mit dabei ein aufstrebendes Duo, das 2022 als „Young Helsinki Athletes of the Year“ ausgezeichnet wurde: Veera Hokka (24) und Ronja Grönblom (23). Bei allem Ehrgeiz – ihr Hauptziel ist eine Medaille bei den in Marseille ausgetragenen olympischen Segelwettbewerben vom 28. Juli bis 8. August 2024 – die überbordende Freude an ihrem Sport ist charakteristisch für beide. Doch die wich für kurze Zeit dem Entsetzen.

Schock am Morgen nach der Anreise

Am späten Nachmittag des 9. Mai nach rund 2.500 Kilometer langer Anreise in Nieuwpoort angekommen, stellt das finnische Segelteam den vollgepackten Trailer in der Marina ab, geht essen und legt sich schlafen. Am nächsten Morgen der Schock: Der Anhänger ist verschwunden! Und mit ihm zwei 49er-FX-Jollen von Ovington und MacKay, drei Masten, mehrere Segel, ein als Coaching Boat genutztes RIB Marke VSR 5.8R mit einem 70 PS Yamaha-Außenborder sowie mehrere Boxen mit hochwertiger Segelausrüstung im Wert von zusammen rund 200.000 Euro. Ein brutaler Schlag für die finnische Crew. Sie erstattet Anzeige bei der Scheepvaartpolitie in Nieuwpoort und gibt damit den Startschuss für eine Regatta der anderen Art.

Wettlauf gegen die Zeit

Während die Finnen mit geliehenem Equipment versuchen, das Beste aus der Situation zu machen, checken die belgischen Schifffahrtspolizisten zügig das Kamerasystem der Marina und werden fündig: Auf den Überwachungskameras ist dokumentiert, wie ein Lieferwagen am späten Abend in die Marina einfährt und diese etwa eineinhalb Stunden später samt Trailer und Ladung verlässt. Doch wohin geht die Fahrt? Die Zeit läuft. Eines der künstlichen Augen hat das Kennzeichen des flüchtenden Transporters eingefangen – ein niederländisches! So gehen nach der belgischen Schifffahrts- und Bundespolizei nun auch niederländische Polizeieinheiten und das auf Bootskriminalität spezialisierte Lava Team NL an Bord der Ermittlungsgruppe. Im Zusammenspiel gelingt ihnen der Coup.

Fundort in den Niederlanden

In der Nähe des Hauses des Fahrzeughalters wird der Trailer entdeckt – mit unveränderter Ladung! Da es sich zweifelsfrei um den aus Nieuwpoort entführten handelt, darf das finnische Segelteam sein komplettes Trainingsequipment noch am Abend des 11. Mai wieder abholen.

Über den Fundort bewahrt die Polizei wegen der laufenden Ermittlungen weiterhin Stillschweigen. Von dem mutmaßlichen Täter und möglichen Komplizen gibt dem Vernehmen nach bislang noch keine Spur. Doch der Sieg in diesem Match Race geht schon jetzt an die gut vernetzten Fahnder.


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