Nico Krauss
· 01.12.2022
Mit einer robusten Scheuerleiste ist die Bordwand vor Schrammen und Kratzern gefeit. Worauf Sie bei der Installation achten sollten
Ein Hafenmanöver bei Seitenwind oder auch nur etwas ungeschickt durch die Pfähle manövriert – ohne Scheuerleiste bekommt die Bordwand schnell Schrammen. Das Verblüffende dabei: Obwohl kaum jemand den Nutzen des seitlichen Rammschutzes in Frage stellt, sind es nicht nur ältere Gebrauchtboote mit ausladenden IOR-Bäuchen, die ohne Scheuerleiste ausgeliefert wurden. Gerade im Neuboot-Bereich ist der Abweiser aus der Mode gekommen und bestenfalls als aufpreispflichtige Option erhältlich. Zudem diktiert bei den Werftlösungen allzu oft die Optik. Dann wird statt einer soliden Scheuerleiste einzig ein dezentes Metallband verwendet. Das schafft nur wenige Millimeter Sicherheitsabstand und schützt die Bordwand bei Krängung, schräg stehenden oder verschlissenen Pfählen nicht ausreichend.
Nachrüstbedarf ist also vielerorten vorhanden, das Gute dabei: Die Anfertigung und Montage einer Scheuerleiste ist kein Hexenwerk. Handwerkliches Geschick und gutes Werkzeug sollten aber vorhanden sein. „Bootsfahrer mit zwei rechten Händen können das Projekt durchführen, allerdings gibt es einige sensible Arbeitsschritte. Da kann ein erfahrener Bootsbauer gute Dienste leisten“, erklärt Bootsbaumeister Timo Lantzsch aus Kappeln. Denn Fehler können später teuer werden: Bei Verschnitt des Holzes oder fehlerhaften Bohrungen im Rumpf ist die Ersparnis durch Selbstbau schnell futsch. Der Tipp vom Fachmann: „Eigner können nach Absprache bei der Anfertigung mitmachen und so die Kosten für einen zweiten Bootsbauer einsparen, der für ein solches Projekt erforderlich ist.“
Der Profi rechnet bei einem 31-Fuß-Boot mit rund 40 Stunden. Je nach verwendetem Holz kommen damit etwa 3.300 Euro zusammen. Für ein 41-Fuß-Boot sind zirka zehn Stunden mehr zu veranschlagen, was zu rund 4.100 Euro führt. Durch den Einsatz von industriell vorgefertigten Profilen, wie es sie zum Beispiel bei den Holzhändlern Sommerfeld und Thiele oder Behn gibt, lassen sich Stunden und Werkzeug sparen. Die gefrästen Profile sind allerdings auch teurer als das rohe Holz, daher bleiben die Gesamtkosten etwa gleich. Man muss mit rund 100 Euro pro Fuß rechnen.
Die Scheuerleiste soll an der gesamten Rumpflänge die breiteste Stelle des Bootes werden. Das lässt sich mit einer Lotleine und einem Musterstück überprüfen. Dabei wird auch klar, ob das gewünschte Profil ausreicht. Zudem sollten optische Gesichtspunkte berücksichtigt werden: Der Verlauf der Leiste spiegelt den Deckssprung wider und macht die vom Konstrukteur erdachte Linie deutlich
Unter den Naturprodukten ist Teakholz die perfekte Wahl. Es widersteht der Witterung, lässt sich gut bearbeiten und neigt kaum zur Rissbildung. Leider hat es einen hohen Preis und ist auch aus ethischen Gründen problematisch. Da es sehr ölhaltig ist, kann das Verkleben Probleme bereiten. Bei der Holzwahl sollte zudem auf stehende Jahresringe, einen geraden Faserverlauf und das Fehlen von Astlöchern geachtet werden, sonst besteht beim Biegen Bruchgefahr
Anfangs- und Endpunkte am Rumpf wählen und die dazwischenliegende Länge mit dem Maßband ermitteln. Die Leiste muss nicht die gesamte Bordwand abdecken, da Bug- und Heckkorb oft mit Überstand montiert sind und den Rammschutz der Leiste verhindern. Wichtig: In der Regel wird man die Leiste nicht aus einem Brett sägen können, daher beim Grobzuschnitt die Schäftungslänge von etwa 30 Zentimetern dazurechnen. Das Profil soll höher als breit sein, so lässt es sich gut an die Krümmung des Rumpfes anpassen. Damit das Wasser abläuft und das Schiff im Falle des Verkantens beim Anlegen am Steg ohne Bruch der Leiste wieder herunterrutscht, werden Ober- und Unterseite der Leiste zu einem Trapez angeschrägt. An der Unterseite wird später auf voller Länge eine Nut eingefräst, so kann Regen- und Spritzwasser vom Rumpf abtropfen, ohne Spuren zu hinterlassen
Teakholz ist teuer, daher sollte die Planke gut genutzt werden. Der Zuschnitt der Trapezleisten erfolgt an der Tischkreissäge mit geneigtem Blatt. Die schrägen Flächen hobelt man mit einer Hobellade im Dickenhobel oder einfach per Hand. Anschneiden der Schäftungen im Verhältnis eins zu acht, sprich: Die Schäftungslänge ergibt sich aus der achtfachen Leistenhöhe. Die Schäftungen müssen sehr exakt gearbeitet sein, damit später keine Fuge sichtbar ist. Die Leimflächen der Schäftung anrauen, das vergrößert die Klebefläche und sorgt für eine gute Haftung des Epoxidharzes
Leimflächen entstauben und sorgsam mit Verdünnung entfetten, danach gut ablüften lassen. Zum Kleben wird Epoxidharz wie das G/Flex Epoxy von West-System verwendet. Die Schäftungsflächen aufeinanderlegen und mit Hilfe von Leimzulagen und Schraubzwingen aneinanderpressen. Etwa 24 Stunden aushärten lassen. Anschließend bei den Schäftungen den überschüssigen Leim entfernen und überstehende Kanten abhobeln und schleifen. Wenn beide Leisten verklebt sind, können die Tropfkanten in die Unterseiten gefräst werden. Dazu eignet sich eine Mini-Tauchkreissäge
Im Abstand von etwa 30 Zentimetern werden Befestigungslöcher in die Leisten gebohrt. Dazu erst per Forstnerbohrer die Sacklöcher für die Pfropfen und anschließend das dünnere Schraubloch bohren. Die fertige Scheuerleiste trocken ansetzen. Jetzt sind drei Personen hilfreich zum Halten, Anpressen, Schrauben. Wenn Höhe und Verlauf der Leiste stimmen, wird durch jedes zweite Schraubloch in den Rumpf gebohrt und die Leiste mit passenden Blechschrauben fixiert. Anschließend auch die übrigen Löcher bohren und die Schrauben eindrehen. Vorsicht beim Anziehen, wenn zu dünn vorgebohrt wird, reißen die Edelstahlschrauben im GFK schnell ab
Die exakten Endpunkte der noch überlangen Leiste und die Schmiegen anzeichnen. Dann wird die Leiste wieder abgenommen, abgelängt und geformt. Die Bohrlöcher in der Bordwand und auf der Rumpfseite der Leiste ansenken, um Raum für die Dichtmasse zu schaffen. Die Bohrungen im Rumpf und an der Leiste absaugen und alle Klebeflächen entfetten
Damit es nicht frühzeitig zur Hautbildung kommt, erfolgt das Verkleben stückweise, dazu etwa zwei Meter lange Raupen des MS-Polymer-Klebers auftragen. Die Schraublöcher bekommen eine Extraladung. Die Leiste wird achtern angesetzt und verschraubt. Anschließend folgt der nächste Dichtmassen-Abschnitt. Wenn alle Schrauben in der Position sind, nochmals nachziehen, das Dichtmittel weicht dem Druck der Schraube nur langsam, wenn es sich verteilt. Hervorquellende Dichtmasse nicht wegwischen
Schraublöcher mit den Holzpfropfen verschließen, dazu nur den Pfropfen mit Epoxidharz bestreichen und ins Loch drücken. Dabei auf die Maserungsrichtung achten. Alles aushärten lassen
Der Pfropfenüberstand wird per Stechbeitel oder Japansäge entfernt. Herausgequollenes Dichtmittel lässt sich mit einer scharfen Klinge abstechen. Ein letzter manueller Feinschliff, und die Leiste ist einsatzbereit