WetterphänomenSaharastaub und Blutregen - die Gefahren für Ihr Boot

Lars Bolle

 · 09.04.2024

Ein zuvor sauberes Deck nach drei Stunden "Blutregen" an der Adria
Foto: J. Rieker
Es passiert gelegentlich, dass Saharastaub sich auf Schiffen niederlässt. Dieser Staub kann Schäden an Bordteilen verursachen und muss vorsichtig beseitigt werden.

Es ist ärgerlich: Nachdem das Boot im Winterlager gründlich gereinigt und poliert wurde, bildet sich bereits kurz nach dem Verlassen der Halle eine unansehnliche rotbraune Staubschicht auf allem. Auf dem Deck, den Beschlägen, dem Verdeck. Die mühevollen Stunden der Winterarbeit scheinen umsonst gewesen zu sein. Neben dem rein optischen Ärgernis kann dieser Staub auch Schäden am Boot verursachen, angefangen bei Kratzern bis hin zu erhöhtem Verschleiß, wenn er nicht ordnungsgemäß entfernt wird. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um Saharastaub. Bootsbesitzer in südlichen Gefilden wie Kroatien, Italien, Frankreich oder Spanien sind damit vertraut. Gelegentlich tritt dieses Phänomen jedoch auch im Norden auf.

Wie Saharastaub auf das Boot gelangt

In der Sahara treten häufig Sandstürme auf, die große Mengen an Staub und Sand in die Atmosphäre wirbeln. Diese Partikel können in die höheren Schichten der Atmosphäre gelangen, wo sie von den vorherrschenden Winden erfasst werden. Die Winde transportieren diese Partikel über weite Strecken, normalerweise mit dem Passat über den Atlantik, wo der Staub in der Karibik und in Südamerika als wichtiger Dünger dient. Bei südlichen Windlagen kann er jedoch auch bis nach Europa und Deutschland gelangen.

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In den Mittelmeerregionen ist dies meist bei Südwinden wie Scirocco/Jugo der Fall. Da diese oft mit Regenwetter einhergehen, wäscht der Regen die Staubpartikel aus der Atmosphäre heraus. Am Erdboden kommt es dann zu einer rotbraunen Regenmatsche, auch Blutregen genannt, im Winter spricht man von Blutschnee. Seltener schafft es der Staub bis in den Ostseeraum oder weiter nördlich, aber bis zu 20 solcher Ereignisse können pro Jahr auftreten. In diesen Fällen wird er meist über Föhnwinde über die Alpen transportiert.

Die Auswirkungen von Saharastaub auf Boote

Der Saharastaub selbst stellt keine größere Gefahr dar als andere Stäube auch. Allerdings sind die Partikel sehr fein, fast mehlartig. Deshalb halten sie sich lange in der Luft und können auch an Bord in fast jeden Winkel eindringen. Während der Staub an Deck nur in erster Linie lästig ist, sieht das an anderen Stellen anders aus. Er setzt sich in jede kleine Ritze, etwa an der Schaltung oder in die Scheiben-Einfassungen. Dort wirkt er wie ein feiner Schmirgelstoff und kann zu höherem Verschleiß und Schwergängigkeit führen.

Selbst Elektronik kann Schaden nehmen, wenn feine Partikel ins Gehäuse der Anzeigen gelangen.

Wenn der Staub nass wird, entweder durch Regen aus der Atmosphäre oder durch nachträgliches Absetzen auf dem Deck, können sich in tieferen Bereichen und Vertiefungen Ansammlungen von Staub bilden. Sobald diese trocknen, entsteht eine harte Kruste.

Wie man Saharastaub beseitigt

Fegen:

Wenn auf dem Deck viel Staub liegt, kann man zuerst probieren, ihn mit einem weichen Besen grob zu entfernen. Aber Achtung: Jede Art von mechanischem Putzen könnte einen Schleifeffekt haben, da man sehr feine Sandpartikel über die Flächen reibt. Sei besonders vorsichtig bei den Kunststofffenstern von Kuchenbuden.

Wischen:

Um Staub effektiv zu entfernen, ohne Oberflächen zu beschädigen, ist es ratsam, ihn mit feuchten, weichen Tüchern oder Schwämmen abzuwischen. Dies verhindert Kratzer durch harte Partikel.

Abspülen:

Am besten rückt man dem Saharastaub mit Wasser zu Leibe. Mit kräftigem Strahl aus dem Schlauch lässt sich meist schon sehr viel Staub beseitigen. Anschließend können Deck und Beschläge nochmals mit Wasser gespült werden, dem ein leichtes, umweltverträgliches Spülmittel beigegeben wurde.

Hartnäckigen Verschmutzungen kann auch mit einem Hochdruckreiniger zu Leibe gerückt werden, allerdings mit sehr geringem Druck und großem Abstand, um nicht die Oberflächen des Bootes zu beschädigen.

Abspülen mit Salzwasser:

Steht nicht ausreichend Süßwasser am Liegeplatz zur Verfügung, wie es in vielen Mittelmeerregionen vor allem in der Hochsaison der Fall ist, oder möchte man der Umwelt zuliebe nicht unnötig Süßwasser verbrauchen, muss Salzwasser reichen. Für das Abspülen gilt dasselbe wie mit Süßwasser. Mit ihm lässt sich normalerweise der Saharastaub von Deck und aus Beschlägen waschen. Allerdings sollte ganz am Ende doch einmal mit Süßwasser gespült werden, falls es nicht für das ganze Boot reicht, wenigstens die Beschläge spülen. Sonst können sich nach der Verdunstung des Wassers Salzkristalle bilden, welche gerade in mechanischen Bauteilen zu erhöhtem Verschleiß und Schwergängigkeit führen können.

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Wirksamer Schutz gegen Saharastaub

Völligen Schutz würde wohl nur eine Bootshalle gegen Saharastaub bieten. Mit ein paar Maßnahmen kann man aber partiell Schutz erreichen:

  1. Persenninge verwenden: Als Komplett- oder Teilpersenning für das Boot oder nur das Cockpit, wirkt dieser Schutz gut. Je dichter dabei die Persenning mit dem Deck und Rumpf abschließt, desto besser.
  2. Schutz der Elektronik: Saharastaub kann in elektronische Geräte eindringen und diese beschädigen. Stellen Sie sicher, dass alle elektronischen Geräte gut geschützt, am einfachsten, indem die Abdeckungen angebracht werden.
  3. Lüftungsöffnungen überprüfen: Um zu vermeiden, dass der Saharastaub einen Weg unter Deck findet, stellen Sie sicher, dass die Lüftungsöffnungen, wie Luken oder Zwangsbelüftungen, während Tagen mit Saharastaub-Belastung weitgehend geschlossen bleiben.

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