Gernot Apfelstedt
· 18.10.2023
Die Temperaturen sinken, die Wassersportsaison neigt sich unaufhaltsam dem Ende zu. Einsamkeit erfasst Häfen und Steganlagen. Die meisten Boote gehen ins Winterlager. Um böse Überraschungen im neuen Jahr möglichst zu vermeiden, ist Diebstahl-Prävention angesagt. Dazu gehört auch das Gravieren von Booten, Motoren und Ausrüstungsgegenständen mit einer fälschungssicheren Individualnummer. Diesen Service bieten die Wasserschutzpolizeistation Konstanz und das dort beheimatete Kompetenz-Zentrum Bootskriminalität (KBK) am Freitag, 27. Oktober 2023, von 8 bis 16 Uhr in ihrer Station in der Stromeyersdorfstraße 7 kostenlos an.
Häufig sind Individualnummern, anhand derer beispielsweise der Motor nach einem Diebstahl zugeordnet werden kann, auf Aufklebern oder genieteten Schildern angebracht, die sich relativ einfach entfernen lassen. Am oben genannten Termin besteht die Möglichkeit, kostenlos sämtliche Individualnummern mittels Graviergerät auf Boote, Motoren oder sonstige nautische Ausrüstungsgegenstände dauerhaft gravieren zu lassen. Damit werden diese Wertsachen zum einen als Diebesgut unattraktiver, zum anderen können sie im Falle einer Kontrolle oder nach einer Sicherstellung dem rechtmäßigen Besitzer besser zugeordnet werden.
Sämtliche Daten werden in einen Bootspass eingetragen – er wird am 27. Oktober vor Ort ebenfalls kostenfrei zur Verfügung gestellt. So hat der Eigentümer im Schadenfall sämtliche versicherungs- und fahndungsrelevanten Daten zur Hand. Dies bringt bei den Ermittlungen wertvollen Zeitgewinn und erhöht die Erfolgschancen.
Personalausweis und Eigentumsnachweis sind zu dem Graviertermin mitzubringen. Denn WSP und KBK möchten natürlich ausschließen, Diebesgut durch eine Gravur „reinzuwaschen“ und scheinbar zu „legalisieren“. Um besser planen zu können, bittet die WSP um Anmeldung per E-Mail an kbk@polizei.bwl.de. Wer am 27. Oktober 2023 zwischen 8 und 16 Uhr spontan bei der WSP-Station Konstanz vorbeischaut, muss mit Wartezeiten rechnen. Fragen zum Ablauf beantworten WSP bzw. KBK vorab telefonisch: 07531/59 02 300.
Dieses kostenlose Präventionsangebot der Wasserschutzpolizei gibt es nicht nur in Konstanz am Bodensee bzw. in Baden-Württemberg, sondern nahezu bundesweit. Seine Wurzeln reichen mehr als 20 Jahre zurück. Bis zum Jahr 2012 hatte es sich flächendeckend über ganz Deutschland ausgebreitet – mit Ausnahme Thüringens, das als einziges Bundesland keine Wasserschutzpolizei besitzt. Pioniere der Aktion waren die WSP Bremens und des von Außenborderdieben am stärksten heimgesuchten Landes Brandenburg sowie Schleswig-Holsteins.
Auslöser waren nicht nur hohe bzw. steigende Diebstahlzahlen, sondern auch das Problem, sichergestelltes Diebesgut eindeutig identifizieren und zuordnen zu können. Welch ein Frust für Polizeibeamte, wenn sie bei Kontrollen auf der Autobahn oder an der Grenze Transporter mit offensichtlich heißer Ware an der Angel haben, diese aber weiterfahren lassen müssen, weil sie in der Kürze der Zeit nicht nachweisen können, dass die Gegenstände gestohlen wurden!
Die von den Herstellern verwendeten Seriennummer-Plaketten oder Klebefolien lassen sich wie gesagt leicht entfernen. Nicht so der von der Wasserschutzpolizei eingravierte und in einen Bootspass eingetragene Code. In den meisten Bundesländern verwendet die WSP den von der Fahrradcodierung bewährten FEIN bzw. EIN-Code (Eigentümer-Identifikations-Nachweis). Der setzt sich aus dem Gemeinde- und Straßenschlüssel, Hausnummer und den Initialen des Eigners zusammen. Er ist selbsterklärend und lässt daher auch ohne behördliche Registrierung Rückschlüsse auf den rechtmäßigen Eigentümer zu. Die Erfolge durch Codierung und Gravur sind vielfach belegt, sei es durch eindeutige Identifizierung bei Kontrollen oder dadurch, dass es deswegen gar nicht erst zum Diebstahl kam.
Wer den kostenlosen Service der Wasserschutzpolizei nutzen möchte – besonders angesprochen sind auch Clubs, Steg- und Hafengemeinschaften –, jedoch das eingangs genannte Angebot in Konstanz aus Termin- oder Entfernungsgründen nicht wahrnehmen kann, findet in untenstehender Übersicht die Ansprechpartner der WSP für sein jeweiliges Bundesland. Über diese können Graviertermine erfragt und gegebenenfalls individuell vereinbart werden.
Unabhängig davon empfiehlt es sich, Fotos von Boot, Motor und Ausrüstung zu machen und vorsorglich alle fahndungsrelevanten Daten sowie Identifikationsnummern in besagtem Bootspass einzutragen, und diesen zu Hause (nicht an Bord!) aufzubewahren. Hier nochmals der Download-Link.
In Berlin und Schleswig-Holstein bietet die Wasserschutzpolizei keinen Gravier- bzw. Codier-Service mehr an. Im Bundesland Thüringen gibt es ohnehin keine WSP.