RatgeberWie Sie sich vor Mücken im Sommer schützen

Michael Rinck

 · 18.06.2023

Das Moskitonetz von G-Nautics wird einfach übers Luk gestülpt. Ab  50 Euro bei www.svb.de
Sie können den schönsten Abend vor Anker ruinieren und mit den lästigen Stichen auch noch den nächsten Tag. Wie sich Segler vor Mücken schützen können und was gegen den Juckreiz hilft

In diesem Artikel:

Wenn nach einem langen sommerlichen Bootstag der Anker fällt, lassen Mücken meist nicht lange auf sich warten. Besonders bei leichtem Wind und dicht am Ufer vermögen die Blut­sauger den schönsten Abend jäh zu beenden. Die Flucht unter Deck kann helfen, doch mit geschlossenen Schotten und Luken wird es im Sommer schnell unerträglich warm – ein Horror. Meistens bleibt es nicht beim Ärger über den unerfreulichen Abend, auch am nächsten Tag können die juckenden Stiche noch stören.

Um das zu vermeiden und den Sommer auch in Gebieten mit vielen Mücken genießen zu können, gibt es diverse Wege und Mittel. Sie lassen sich grob kategorisieren in die Verhinderung von Stichen und die richtige Nachsorge, wenn es mit der Vermeidung nicht geklappt hat. Dabei kommen einem als Erstes Sprays von Autan und Co. in den Sinn. Sie sind nicht nur wirksam gegen Mücken, sondern auch andere stechende Insekten und sogar Zecken. Auf die Haut gesprüht, vertreibt ein spezieller Duftstoff die Blut­sauger, der Schutz hält über mehrere Stunden an. Die sogenannten Repellents enthalten häufig Icaridin (Autan) oder DEET (Anti Brumm). Letzteres steht im Ruf der besseren Wirksamkeit, allerdings kann DEET (Di­ethyl­toluamid) zu Hautreizungen führen. Es wird deswegen eher für tropische Gegenden empfohlen.

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Klimawandel birgt gesundheitliche Folgen

Im Mittelmeerraum oder der Karibik gibt es Mücken, die Malaria oder Dengue-Fieber übertragen können. Deswegen überwiegt dort der Nutzen die eventuellen Nebenwirkungen deutlich. Im Nord- und Ostseeraum sind bisher keine Übertragungen von gefährlichen Viruserkrankungen durch Mückenstiche bekannt. Allerdings kann dieses Thema als Folge des Klimawandels künftig in Nordeuropa an Bedeutung gewinnen.

Es gibt auch ätherische Öle, zum Beispiel vom Teebaum, die insektenvertreibend wirken sollen. Die Wirkung ist aber nicht so effektiv. Sie zielen wie die anderen Repellents auch auf den Geruchssinn der Mücken. Diese werden besonders vom Kohlendioxid in der ausgeatmeten Luft und Abbauprodukten aus dem Körperschweiß angelockt. Werden diese Gerüche überdeckt durch Aromen, die die Mücken nicht mögen, kann dies den Unterschied zwischen dem angenehmen Sundowner im Cockpit oder vollkommen zerstochenen Beinen bedeuten. Experten empfehlen deshalb eine Dusche, um den Schweiß abzuwaschen.

Erst die Sonnencreme, dann das Mückenspray

Bei Mückensprays sollte generell auch der Sonnenschutz nicht vergessen werden. Die richtige Reihenfolge: erst die Sonnencreme; nachdem diese eingezogen ist, das Mückenspray. Zu schnelles Einsprühen nach dem Auftragen des UV-Schutzes kann die Wirkung der Sonnencreme zunichte machen. Nach dem Baden sollte dann beides aufgefrischt werden.

Neben den Produkten zum Auftragen auf die Haut gibt es auch Duftlampen, Räucherspiralen oder spezielle Lampen, die die Mücken anlocken und dann entweder per Stromschlag oder durch starkes UV-Licht töten. Bei Duftlampen sollte genau auf die Bedienungsanleitung geschaut werden, da hier ein Insektizid in der Luft verteilt wird; das kann in hoher Dosis auch für Menschen giftig sein und zu Unwohlsein führen. Die Lampen sind also nichts für den Salon, schon gar nicht auf kleinen Booten. Gleiches gilt für die Räucherspirale. Im Cockpit oder am Strand können diese Produkte aber sehr hilfreich sein.

Die Plagegeister unter Deck loswerden

Unter Deck gibt es einen einfacheren Weg, die Plagegeister loszuwerden: engmaschiges Netzmaterial vor Luken und Niedergang. Auf vielen Yachten sind schon Mückennetz und Verdunkelung als Rollo im inneren Rahmen des Luks integriert; die Teile lassen sich aber auch nachrüsten. Das Hamburger Unternehmen Sailtec etwa führt mit den Seaview Blinds Rahmen mit Mücken­gitter und Verdunkelung passend für alle Lukengrößen von Lewmar. Ganz preisgünstig ist diese Lösung allerdings nicht, der Seascreen Surface Roller für ein 50 mal 50 Zentimeter messendes Luk schlägt mit 300 Euro zu Buche. Mückennetz-Einsätze für Gebo­-Luken gibt es von SVB schon ab 58 Euro. Bei Nichtgebrauch müssen diese Rahmen mit Netzmaterial aber separat weggeräumt werden, da sie nicht einfach mit aufgerollt werden können.

Noch simpler im Gebrauch und auch günstiger sind Netze, die über Luken oder sogar den Niedergang gestülpt werden. Das Luken-Moskito-Netz von G-Nautic etwa kostet 59 Euro für ein 50 mal 50 Zentimeter großes Luk; es ist auch für die Größen 60 mal 60 und 70 mal 70 Zentimeter erhältlich. Ultramarine hat ein Netz mit Blei im Saum im Angebot, mit dem der Niedergang abgedeckt werden kann. Das Blei soll dafür sorgen, dass die Ränder gut aufliegen und keinen Spalt für Mücken lassen. Das Netz ist 180 mal 90 Zentimeter groß und kostet 85 Euro.

Die günstigste Methode hier ist Netz­material und selbstklebendes Klettband aus dem Baumarkt. Das Netz wird dann passend zugeschnitten und rund um Luk oder Niedergang befestigt. Neben dem Nachteil, dass diese Lösung vielleicht etwas provisorisch wirkt, leidet sie auch unter ständigem Öffnen und Schließen. Dafür ist der Preis (ab 5 Euro) unschlagbar niedrig.

Wenn Vorluk, Aufbaufenster und Niedergang gegen die Mückeninvasion geschützt sind, muss sich die Crew zumindest in der Nacht nicht mit den Blutsaugern, dem nervigen Summen und den lästigen juckenden Stichen auseinandersetzen. Es ist dennoch hilfreich, vor dem Schlafen zu schauen, ob nicht doch eine Mücke mit unter Deck geschlüpft ist. Dann kann eine simple Fliegenklatsche nützlich sein.

Auch der LED-Mückenvernichter kann unter Deck betrieben werden, da er kein Gift verteilt. Er erzeugt per Ventilator einen Luftstrom, der die Mücken einsaugt und sie dann per UV-Licht tötet.

Was beim Stich einer Mücke passiert

Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen kann es passieren, dass eine Mücke ihr menschliches Opfer findet. Dabei formt sie aus verschiedenen Mundwerkzeugen den Rüssel, der bis in ein Blutgefäß durch die Haut stechen kann. Innen hat er zwei Kanäle, durch den einen nimmt das Insekt das Blut auf, und durch den anderen wird Speichel injiziert. Der enthält einen gerinnungshemmenden Stoff, der verhindern soll, dass geronnenes Blut den Mückenrüssel verstopft. Diese Substanz ist es, die an der Einstichstelle für das Jucken und Anschwellen sorgt.

Auch wenn es zu spät scheint, hören die Maßnahmen hier nicht auf. So kann etwa durch leichtes Erhitzen der Hautstelle das Gift der Mücke unschädlich gemacht werden. Dafür gibt es verschiedene Produkte aus der Apotheke. Das Heat­It ist besonders klein und funktioniert in Verbindung mit dem Smartphone; in der zugehörigen App kann auch die Intensität eingestellt werden, so wird für Kinder etwa die Dauer der Wärmebehandlung reduziert. Das kurzzeitige Erhitzen zerstört die Eiweiße des Wirkstoffs aus dem Mückenspeichel. Dadurch hört es auf zu jucken, und ein Anschwellen wird vermieden.

Eine ganz ähnliche Wirkung lässt sich mit speziellen Gels erzielen. Antihistami­nika wie das Dimetindenmaleat in Fenistil etwa können die allergischen Reaktionen ebenfalls abmildern.

Die Schwärme der Mücken umgehen

Neben all den bereits erwähnten Maßnahmen können auch die Törnplanung und ein gutes Zeitmanagement dafür sorgen, dass die ganz großen Mückenschwärme umgangen werden. Wenn eine Nacht vor Anker geplant ist und am Strand gegrillt werden soll, empfiehlt es sich, damit nicht zu spät zu beginnen. Tagsüber verbergen sich die Stechmücken an Orten, wo es feucht und kühler als im direkten Sonnenlicht ist. Sobald die Sonne untergeht oder im Norden die sehr lange Dämmerung einsetzt, kommen die Mücken aus Wiesen und Schilfgürteln. Wer das Grillen dann schon beendet hat, kann jederzeit an Bord hinter die mit Mückennetz bewehrten Luken fliehen.

Bei dem perfekten Segeltag unter Berücksichtigung der Stech­mückengefahr fällt der Anker nicht zu spät. Dann geht es ins Wasser. Das ist sowieso eine willkommene Abkühlung – und es wäscht den Schweiß ab, der die Mücken besonders anzieht. Jetzt wird erst Sonnenschutz und nach etwa zehn Minuten Mückenspray aufgetragen. Danach den Grill ins Dingi laden, und es geht rüber an den Strand.

Wenn die Sonne tief steht und der Schwarm anrückt, ist man schon fertig mit Grillen und kann, solange das Mückenspray noch wirkt, am Strand sitzen und den Sonnenuntergang bewundern oder sich an Bord verholen. Wenn es nicht ganz windstill ist und der Ankerplatz nicht direkt in Ufernähe gewählt wurde, kann das in Verbindung mit einer Räucherspirale schon reichen, um die Mücken fernzuhalten.

Was sonst noch an Schutzmöglichkeiten vor Mücken gibt

Schutz gewähren kann auch lange Kleidung, die Arme und Beine bedeckt und dick genug ist, um die Mücke am Zustechen zu hindern. Hilft das alles nicht, geht es unter Deck, hinter die Netze.

Gerade auf kleinen Booten spielt sich das Leben aber grundsätzlich im Cockpit ab. Zudem ist es verlockend, etwa mit einem Jolli direkt neben dem Schilf am Strand zu beachen. Das ist natürlich genau der Lebensraum der Stechmücken. Dann kann ein großes Moskitonetz zum Aufhängen eine sehr sinnvolle Ergänzung im Reisegepäck sein. Es nimmt wenig Platz weg und ist sehr vielfältig einsetzbar: über der Koje, aber auch im Cock­pit am Baum befestigt oder sogar an Land.

Auf größeren Booten ist die Anschaffung eines derartigen Netzes unbedingt anzu­raten. Gibt es etwas Schöneres, als eine lauschige Sommernacht im Cockpit unter freiem Himmel zu verbringen? Damit das aber zum unvergesslichen Erlebnis nicht wegen Hunderter Mückenstiche wird, einfach das Netz an Großbaum oder Dirk anbändseln. Das feine Gewebe macht den Unterschied zwischen Traum und Alptraum.


Mechanischer Schutz

Ankleben: Einfach, schnell und günstig zum Nachrüsten: Insektenschutz-Gittermaterial und selbstklebende Klettstreifen ...
Foto: Hersteller

Die Mücken mit Duftstoffen vertreiben

Aroma: Die Duftlampe von Maison Berger erzielt die Anti-Mücken-Wirkung durch Verdampfen des Insektizids Prallethrin. Deswegen sollte sie nicht unter Deck benutzt werden. Lampe mit 180 Milliliter Öl für 38 Euro.  www.lampeberger.de
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Zur Anwendung auf der Haut

Spray I: Das Multi Insect Pumpspray von Autan hält Mücken bis zu acht Stunden, Stechfliegen wie etwa Bremsen sechs und Zecken bis zu vier Stunden fern. Der Wirkstoff ist Icaridin, die Wirkung gilt als zuverlässig. Das Pumpspray mit 100 Milliliter Inhalt kostet ab 4 Euro. www.autan.de
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Selber einen Mückenschutz basteln

Simpler Schutz: Kaum neigt sich der Sommertag dem Ende entgegen, kommen auch schon die Mücken, die kleinen Plagegeister. Während sich  Fenster und Luken gut vor den Blutsaugern schützen lassen, ist der Niedergang eine wahre Einflugschneise. Mit einem Stück Gardinenstoff, zwei zur Länge der Schiebeluk­führung passenden Holzleisten und ein wenig Bleischnur haben wir Abhilfe geschaffen. Die Holzleisten werden einfach an die  Gardine getackert und auf beiden Seiten hinter die Führungsschienen des Schiebeluks gehakt. Die Bleischnur am unteren Saum hält das Gitter an Ort und Stelle.  Diana Mehl, Jüchen
| Abbildungen: J. Peschke

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