FrostDiese Winterarbeiten können Sie trotz eisiger Kälte erledigen

Nils Leiterholt

 · 15.01.2025

Frost: Diese Winterarbeiten können Sie trotz eisiger Kälte erledigenFoto: mauritius images
Winterlager mit Schnee
In der kalten Jahreszeit, wenn draußen Schnee fällt und die Straßen glatt sind, bleibt den Bootsfahrern derzeit vermeintlich nur der Blick in den Süden, um ihrem Hobby nachzugehen. Doch was passiert eigentlich währenddessen an den Booten im Winterlager? Welche Arbeiten sollten trotz Frost von Profis durchgeführt werden? Und welche Punkte auf der To-Do-Liste können Sie trotz Minusgraden selbst erledigen?

In unseren Breitengraden sind Schnee, Eis und frostige Temperaturen genauso charakteristisch für die dunkle Jahreszeit wie Boote, die im Winterlager auf den nächsten Saisonstart warten. Selbst für professionelle Betriebe können widrige Bedingungen dazu führen, dass bestimmte Arbeiten nicht durchgeführt werden können. Wir haben mit drei Fachleuten gesprochen.

Henning Mittelmann, der Geschäftsführer der gleichnamigen Werft, meint, dass sie in ihren Hallen mehr oder weniger wetterunabhängig arbeiten können. Dafür hätten sie bei Mittelmann unter anderem zwei große Hallen mit einer “richtigen Fußbodenheizung”. Die Arbeit in den nicht isolierten Hallen liefen Mittelmann zur Folge direkt im Herbst nach dem Auskranen oder im Frühjahr vor dem Auskranen der Schiffe. “Früher, bevor wir die beheizten Hallen hatten, waren die Temperaturen aber ein riesengroßes Thema”, so der Leiter des Betriebs, “damals mussten wir uns bei einstelligen Temperaturen und Frost den Arbeiten in den Innenräumen der Schiffe widmen. Die anderen Aufgaben mussten damals sonst aufgeschoben werden”. Heutzutage würden sie für größere Reparatur-Aufträge auch Schiffe mit den modernen hydraulischen Transportgeräten in die 800 Quadratmeter große Werkstatthalle verlagern.

Mythos: Klarlack bei extremer Kälte?

Eignern rät Mittelmann beim Verwenden der verschiedenen Produkte unbedingt die Angaben der Hersteller zu beachten. “Tatsächlich glaube ich, dass viele der heute verwendeten Produkte nicht mehr so viel vergeben wie früher. Als ich damals meine Ausbildung gemacht habe, haben wir noch irgendwelche Farb- und Lackdosen in ein warmes Wasserbad gestellt und gesagt ‚das geht schon‘ und haben trotzdem lackiert”, so der Unternehmer aus Kappeln an der Schlei.

Auch mit dem Mythos, dass es ratsam sei, Klarlack bei extremer Kälte aufzutragen, räumt Mittelmann auf: “Das haben sich die Anwender früher gerne schön geredet und den eigentlich unfachlichen Einsatz damit gerechtfertigt, dass das Ergebnis besser würde, wenn man den Lack bei frostigen Temperaturen aufträgt.” Häufig habe der Zeitdruck dabei eine übergeordnete Rolle gespielt. “Die Hersteller haben für die angegebene Temperaturspanne in den Datenblättern allerdings gute Argumente: Wer ein ordentliches Ergebnis erzielen möchte, muss sich an die Vorgaben halten.”

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Winterlager: Zu diesen Arbeiten raten Experten bei Kälte

“Das Problem beim Auftragen von Harzen bei zu niedrigen Temperaturen ist, dass die Aushärtung so lange dauert. Dabei kommt es stark auf das Harz-System an, eine Unterschreitung von zehn Grad führt aber auf jeden Fall zu starken Qualitätseinbußen oder das Harz härtet überhaupt nicht aus”, sagt Leif Reincke von Bottsand Bootsbau. Die Qualität der Aushärtung sei in jedem Fall schlechter, weil die chemische Bindung nicht so gut halte, wie wenn das Harz bei höheren Temperaturen verarbeitet worden wäre. “Bei Antifouling, Lack und Farbe ist vor allem der Taupunkt problematisch”, berichtet der Geschäftsführer der Wendtdorfer Werft, “wird er unterschritten, bildet sich Feuchtigkeit auf der Oberfläche und das Material haftet kaum noch”.

Trotzdem rät er von der Arbeit mit Lacken und Harzen auch bei frostigen Temperaturen stark ab. Reincke hat einige Ideen, die Eigner im Winterlager trotz der Kälte erledigen könnten:

  • Durchsicht des laufenden Guts: Müssen Leinen ausgetauscht werden?
  • Winchen auseinanderbauen, reinigen und fetten
  • eventuelles Update der Navigationssoftware
  • Abbau des Propellers, entfernen der Pocken, schleifen und hochpolieren und gegebenenfalls Trilux beschichten
  • neue Sail Drive Anode anbauen

Beim Yacht Service Kiel stehen Frank Sothmann und seinem Team derzeit keine beheizten Hallen zur Verfügung. “Wenn wir im Winter etwas temperiert machen müssen, zelten wir die Schiffe ein”, so Sothmann. In der unbeheizten Halle hätten sie momentan zwar keinen Frost, dennoch lägen die Temperaturen dort bei nur um die fünf Grad.

Diese Arbeiten gehen bei niedrigen Temperaturen sogar besser

“Bei fünf Grad und niedriger fängt es an, dass man nicht mehr vernünftig polieren beziehungsweise wachsen kann. Dann muss man eben gucken, was noch geht”, erzählt der Geschäftsführer des Yacht Service Kiel. “Dennoch kann man bei niedrigen Temperaturen zum Beispiel besser das Unterwasserschiff vor dem Antifouling-Anstrich vorbereiten und abkratzen. Das geht sogar noch besser, weil das ganze Epoxy und die Farbe schön spröde sind und dementsprechend besser abspringen als bei plus 20 Grad”, sagt Sothmann. Ansonsten würden sie die Angaben des Herstellers beachten und sich dementsprechend an den Temperaturbereich bei der Anwendung halten.

Außerdem meint Sothmann, dass die Erkältungsgefahr im Winter erheblich sei: “Das Problem ist, dass wenn ich mich dick anziehe und einmal ein bisschen schneller arbeite, direkt ins Schwitzen komme.” Auch um der Gefahr vorzubeugen machten sie im Winter schonmal drei bis fünf Tage zu, insbesondere wenn die Temperaturen in der Halle zu niedrig seien um produktiv arbeiten zu können. Ansonsten würden sie einzelne kleinere Baustellen der Schiffe abmontieren und zum Lösen des Problems beispielsweise in ihre temperierte Motoren-Werkstatt holen.


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