Unterwegs onlineSo bekommen Sie WLAN aufs Motorboot

Olaf Schmidt

 · 04.11.2022

Auuch an Bord wollen viele nicht offline sein. Wir zeigen die besten WLAN-Optionen fürs Boot.
Foto: T. Moench
Auuch an Bord wollen viele nicht offline sein. Wir zeigen die besten WLAN-Optionen fürs Boot.

Vom besseren WLAN-Empfang im Hafen bis zur unabhängigen Internetanbindung: Wir zeigen, wie Sie Ihr Boot onlinefähig machen.

Leben ohne Internet: Das ist kaum noch vorstellbar – schon für den Wetterbericht geht es nicht ohne. Ein Wochenende vielleicht mal, aber kein ganzer Urlaub offline. Und wer die Zeichen der Zeit nutzt, um vom Büro ins Boatoffice zu wechseln, kommt ohne Netz gar nicht aus. WLAN gibt es in fast jedem Hafen kostenlos, außerdem in vielen Cafés und über – teils kostenpflichtige – Hotspots. Daher, sollte man meinen, kommt man auch im Urlaub leicht ins Netz, ohne das Mobilfunk-Datenvolumen arg zu strapazieren. Auf dem Boot ergibt sich leider oft ein anderes Bild: Am Liegeplatz ist das Hafen-Netz schlecht zu empfangen, die Verbindung reißt oft ab, und es ist langsam. Da ist nicht nur bei Online-Junkies Frust programmiert.

Wir zeigen hier die gängisten Wege auf, wie sich die Situation verbessern lässt. Das Erste, was Sie sich klarmachen sollten, ist: WLAN funktioniert im Prinzip nicht anders als Sprechfunk. Der Unterschied für den Anwender ist nur, dass nicht Sprache, sondern Daten übertragen werden. Da aber die Sendeleistung und die Antennen viel kleiner sind, klappt die WLAN-Verbindung nicht über Meilen, sondern bestenfalls ein paar Hundert Meter.

WLAN-Antenne und Gerät sollten Sichtverbindung haben

Für hohe Übertragungsraten muss WLAN auf sehr hohen Frequenzen arbeiten. 2,4 GHz oder 5,8 GHz sind gängig. Dabei verhalten sich die Funkwellen schon sehr ähnlich wie Licht: Die Verbindung kommt nur zustande, wenn sich beide Stationen gut sehen können.

Abstecher für Technikfreaks: UKW-Seefunk arbeitet bei 156 MHz (das sind 0,156 GHz) und geht noch gut durch Gebäude und etwas „um die Ecke“. Hier werden für die DSC-Funktionen auch Daten übertragen, aber mit der Geschwindigkeit einer ungeübten Person an der mechanischen Schreibmaschine. Das wäre also keine Alternative fürs Internet.

Die Sichtverbindung ist der erste Ansatzpunkt, um den WLAN-Empfang auf dem Boot zu verbessern: Gehen Sie mit Ihrem Tablet oder Notebook nach oben. Im Cockpit ist die Verbindung fast immer besser als in der Koje. Ziel ist es, die WLAN-Basisstation des Hafens (den so genannten Zugriffspunkt) sehen zu können. Die steht entweder auf dem Gebäude des Hafenmeisters, oder es sind mehrere davon auf den Brücken verteilt.

Wie beim Licht gibt es auch bei Funk (WLAN) Schatten und Reflexionen. Nur dass man nicht so leicht sehen kann, wo die guten Stellen sind. Die Sitz- oder Liegeposition zu ändern bewirkt oft, dass Sie Ihr Gerät zwischen hellen und dunklen Bereichen, also zwischen gutem und schlechtem Empfang, verschieben. Sich bei schlechter Verbindung einfach mal umzudrehen kann helfen. Oder auch schiefgehen, sodass gar kein Netz mehr da ist, dann müssen Sie eben zurück. Aber den Versuch ist es Wert.

Wo an Bord die guten Stellen mit gutem Netz sind, hängt wie beim Licht von der Position der Sonne zum Schiff ab. Hier ist natürlich die Funk-Sonne, also der WLAN-Zugriffspunkt gemeint. Die Verhältnisse ändern sich daher von Hafen zu Hafen, von Liegeplatz zu Liegeplatz, mitunter schon, wenn Sie Ihr Boot anders herum in dieselbe Box legen.

Regen kann die WLAN-Verbindung stören

Aufbauten aus Kunststoff und Persenninge sind normalerweise kein großes Funkhindernis – solange sie trocken sind. Bei Regen hilft es, die Seite in Richtung Zugriffspunkt aufzuklappen, sofern mit der Windrichtung praktikabel.

Größere Häfen haben mehr als einen Zugriffspunkt: Sie sehen das daran, dass in der WLAN-Liste im Handy das Hafen-Netz mehrfach auftaucht. Welches davon den besten Empfang liefert, kann sich je nach Aufenthaltsort stark unterscheiden. Ob der Wechsel zwischen den verschiedenen Zugriffspunkten desselben Anbieters automatisch klappt, hängt von vielen Einstellungen ab, sowohl in Ihrem Gerät als auch beim Hafen-Netzwerk, und ist eher unwahrscheinlich. Wenn Sie sich also gleich nach dem Anmelden noch beim Hafenmeisterbüro ins WLAN einloggen, haben sie wahrscheinlich zurück auf Ihrem Boot kein gutes Netz mehr. Nicht ärgern, sondern erst mal nachsehen, ob nicht ein anderer Zugriffspunkt mit guter Signalstärke zu bekommen ist.

Bis hier kamen die Empfangsverbesserungen ohne Investitionen oder Hardware-Modifikationen aus, doch das ist nun ausgereizt. Und sie alle waren mit einem fest eingebauten Rechner oder Plotter mit WLAN nicht nutzbar. Der nächste Optimierungsschritt ist eine externe Antenne fürs Drahtlos-Netzwerk.

Antenne mit oder ohne eigenen WLAN-Stick?

Hier sind grundsätzlich zwei Arten zu unterscheiden: Es gibt reine Antennen, die per Hochfrequenzkabel mit dem Rechner verbunden werden und ansonsten dessen WLAN-Hardware benutzen. Und es gibt fast gleich aussehende Geräte, die neben der Antenne auch einen eigenen WLAN-Stick enthalten. Diese werden per Datenkabel mit dem Rechner gekoppelt, und Letzterer muss selbst keine WLAN-Funktionalität haben. Darum ist es beim Kauf für die Wahl der richtigen Variante wichtig, die Beschreibung genau zu lesen.

Voraussetzung für den Einsatz der reinen Antenne ist, dass Ihr Gerät eine WLAN-Antennenbuchse hat. Das ist bei fest installierten Bordrechnern fast immer der Fall, selten bei Plottern und fast nie bei Notebooks. An Handys oder Tablets brauchen Sie danach gar nicht erst zu suchen.

Recht günstig sind die Outdoor-Varianten für abgelegene Häuser. Sie haben ein regendichtes Gehäuse, erzielen wegen ihrer Richtwirkung gute Ergebnisse und sind ab ca. 25 Euro zu bekommen. Auf dem Boot eignen sie sich aber bestenfalls, um an einem festen Liegeplatz den Empfang zu optimieren, denn für ständige Neuausrichtung sind ihre Halterungen nicht ausgelegt, eine fliegende Aufstellung ist wegen der Richtwirkung und sperriger Kabel nicht praktikabel.

Rundstrahlantennen müssen nicht ausgerichtet werden

WLAN-Antennen für den Marine-Einsatz haben grundsätzlich rundum gleich guten Empfang, eine Ausrichtung entfällt damit. Der Fachbegriff dafür lautet „Rund- strahlantenne“. Außerdem sind sie aus allen Richtungen wasserdicht und für die Befestigung am Boot optimiert. Die Preise dafür beginnen bei etwa 90 Euro. Im Zusammenhang mit Antennen ist immer von „Gewinn“ die Rede, ausgedrückt in der Einheit „dbi“. Je größer dieser Wert, desto besser ist die Verbindung, allerdings sind auch Baugröße und Preis entsprechend.

Das größte Problem bei den reinen Antennen ist das Kabel zur WLAN-Hardware im Rechner. Denn wegen der hohen Frequenz treten in diesem große Verluste auf. Damit die Verbesserung durch die externe Antenne nicht schon von drei Meter Anschlusskabel aufgefressen wird, sind hochwertige Ausführungen mit professionell verarbeiteten Steckern notwendig. Die Technik aus dem Seefunk ist für WLAN ungeeignet. Allein fürs kürzeste Anschlusskabel müssten Sie mit zusätzlichen 50 Euro rechnen, bei zehn Metern sind die 100 Euro schnell erreicht. Noch längere Kabel machen wegen der Verluste keinen Sinn.

Eine reine Antenne kommt praktisch nur in Betracht, wenn Sie lediglich mit kurzem Kabel aus einem Bereich mit schlechtem Empfang, etwa dem Stahlrumpf, herausmüssen. Und das nur für einen einzelnen Computer, der bereits WLAN-Hardware mit Antennenbuchse hat.

WLAN-Stick mit Antenne für gelegentliche Nutzung

Um ab und zu mal die Netzanbindung für ein Notebook zu verbessern oder um überhaupt auszuprobieren, welches Potenzial größere Lösungen haben, bietet sich die Anschaffung eines USB-WLAN-Sticks mit externer Antenne an. Dafür müssen Sie ab ca. 30 Euro investieren, manchmal genügt schon die mitgelieferte Antenne für ausreichenden Empfang. Wasserfest oder gar für die Außenmontage geeignet ist das natürlich nicht. Und bei häufigem Auf- und Abbau hat auch das filigrane Antennenkabel keine allzu große Lebenserwartung. Als Einstieg aber durchaus geeignet und eine gute Basis, wenn Sie WLAN-Antennen-Bauvorschläge aus dem Internet verwirklichen wollen.

Das Hochfrequenzkabel-Problem der reinen Antenne lässt sich technisch elegant umgehen, wenn ein WLAN-Stick oder Netzwerk-Router direkt in den Antennenfuß integriert wird. Auch das wird mitunter als WLAN-Antenne vermarktet, daher noch mal der Hinweis, genau hinzusehen: Hochfrequenz-Stecker sind rund, Daten­stecker eher rechteckig (siehe Bildergalerie oben).

Antennen mit Modem gibt es mit Anschluss per USB oder mit Ethernet ab etwa 180 Euro. Ersteres ist einfach anzuschließen, vor allem brauchen Sie sich nicht um eine Stromversorgung zu kümmern. Wer mit iOS oder Linux als Betriebssystem arbeitet, muss darauf achten, dass entsprechende Treiber verfügbar sind. USB hat aber schon wieder ein Kabelproblem: ab fünf Meter braucht man dafür spezielle aktive Verlängerungen, mehr als 30 Meter sind nur mit sehr teuren Adaptern möglich.

Beim Ethernet-Anschluss wird die Kabellänge erst auf Kreuzfahrtschiffen ein Problem. Dafür ist jetzt mehr Aufwand bei der Stromzuführung notwendig. Entweder ein separates Kabel zur Antenne, oder eine Weiche, die Strom ins Netzwerkkabel einspeist. Vorteil der Ethernet-Version ist, dass sie direkt ein Netzwerk liefert, an das beliebige Computer unabhängig vom Betriebssystem angeschlossen werden können, ohne irgendwelche Treiberinstallation. Ein Beispiel für solch ein WLAN-Modem mit Ethernet-Anschluss ist das oben in der Bildergalerie gezeigte Scout Rocket. Es stellt mechanisch sozusagen den Fuß unter der WLAN-Antenne dar.

Bei mehreren Geräten wird ein Router notwendig

Alle bis hier aufgezeigten Lösungen erlauben es, mit genau einem Rechner ins Hafen-WLAN zu kommen. Das Ziel ist aber, die Anbindung für alle Geräte an Bord zu verbessern, und dafür fehlt nun nicht mehr viel: Das WLAN-Modem aus der letzten Variante wird nicht direkt in den Computer gesteckt, sondern es speist unter Deck wieder einen WLAN-Router. Der spannt sozusagen ein bordseitiges drahtloses Netzwerk auf, in das sich alle Ihre Smartphones, Tablets, E-Book-Reader, Computer und Plotter einloggen können.

Öffentlich zugängliche Drahtlosnetzwerke verlangen üblicherweise eine Anmeldung, bevor Sie surfen können. Geschickterweise konfigurieren Sie Ihre Router-Modem-Kombination so, dass das WLAN-Modem sich als Client mit dem Hafen-Netzwerk verbindet. Alles bei Ihnen an Bord sieht dann für den Hafen wie dasselbe Gerät aus, das heißt, Sie müssen nur Ihr Schiff einmal im Land-WLAN anmelden und nicht jedes einzelne an Bord mitgeführte Gerät. Wer im Hafen als Erstes ins Internet will, bekommt dann automatisch die Anmeldeseite gezeigt. Ist diese bestätigt, führen danach alle weiteren Zugriffe aus Ihrem Bordnetz direkt ins Netz.

Für die WLAN-Antenne mit Modem und den an Bord erforderlichen Router kommen Sie auf etwa 300 Euro. Da die Konfiguration der beiden Komponenten nicht ganz einfach ist, empfiehlt es sich, das Ganze als Paket zu kaufen, bei einem Händler, den Sie bei Problemen auch direkt erreichen können. Falls Sie mit dieser Anlage kostenpflichtige Hotspots nutzen, denken Sie daran, den Zugang zu Ihrem Bord-WLAN abzusichern. Sonst finden sich leicht mal ein paar unerwünschte Mitsurfer ein.

Mobilfunk-Router erfordert eine SIM-Karte

Je nach Saison und Ausstattung der Häfen kann es sein, dass trotz nun perfekten Funkkontakts das Internet langsam ist. Das liegt meist daran dass die Anbindung des Hafens ans Netz durch zahlreiche Nutzer ausgelastet wird. Ihre letzte Chance ist dann das Schiffs-WLAN unabhängig vom Land-WLAN zu machen. Die Zeit des kostenlosen Internets ist damit aber vorbei: Ein Mobilfunk-Router stellt die Internetverbindung über das UMTS oder LTE-Netz her, was natürlich eine Sim-Karte mit passendem Vertrag erfordert.

Das System mit dem einfachen Router lässt sich zwar so erweitern, es wird aber unkomfortabel, da beim Wechsel zwischen WLAN und Mobilfunk in zwei Geräten konfiguriert werden müsste. Auch von der Anschaffung her ist es günstiger, gleich eine Komplettlösung wie den Webboat von Glomex oder den Scout Sea-Hub plus zu wählen. Beide kosten zwischen ca. 550 und 600 Euro, und sie unterstützen den automatischen Wechsel zwischen Hafen- WLAN und Mobilfunknetz.

Dieser Artikel erschien erstmals in boote 9/2020

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