Sören Gehlhaus
· 11.07.2024
Dass der Yacht Club de Monaco (YCM) die Energy Boat Challenge veranstaltet, ist angesichts der Klubgeschichte nur folgerichtig. Im Jahr 1904 richtete der YCM im Fürstentum den ersten internationalen Motorbootwettbewerb aus. Gerade einmal 18 Jahre zuvor hatte Friedrich Lürßen im Auftrag von Gottlieb Daimler mit der sechs Meter langen „Rems“ das erste Motorboot der Welt fertiggestellt. Zur 11. Auflage der Monaco Energy Boat Challenge kamen 46 Teams, 40 davon Universitäten, mit 450 Personen aus 25 Nationen. Auf dem Plan standen Ausdauer- und Slalomrennen außerhalb des Port Hercules und Finalrennen im Hafenbecken. Zudem galt es auf einer ein Kilometer langen Strecke – in Anlehnung an den Wettbewerb von 1904 – die Höchstgeschwindigkeit zu erzielen.
In der Energy Class, für die der Yacht Club de Monaco Einheitsrümpfe liefert, setzten fünf der 17 Teams auf Wasserstoff-Anriebe. Es reisten Uni-Mannschaften aus Chile, Indonesien, Südafrika, Kanada und Indien an, die einzigen deutschen Teilnehmer nannten sich „Wannsea“. Die Equipe der TU Berlin landete auf Rang sechs, die Gesamtrangliste führten die Universitäten aus Griechenland, Kroatien und Italien an. In der Solar-Klasse traten 13 Teams an, die ihre Rümpfe in Eigenregie konstruierten und zum Teil auf Foils setzten. Erneut gewann das Sunflare Solar Team aus den Niederlanden vor den Portugiesen.
Im Fahrerlager unterhalb des Yacht Club de Monaco herrschte gute Stimmung: So tauschten die Teams aus Kanada (Exocet), von der Cambridge University (Riviera Racing), UniGe von der Uni Genua und die Indonesier von Hydros Team UI Ausrüstung aus. Nach dem Füllen von 30 Flaschen, also sechs Kilo Wasserstoff, die fünf Teams zur Verfügung gestellt wurden, zögerte das niederländische Dienstleister SBM Offshore nicht, dem Team aus Cambridge Batterien und Flaschenanschlüsse aus seinem autonomen grünen Wasserstoffponton zur Verfügung zu stellen. An Land gab es tägliche Tech Talks, eine Konferenz und ein Job-Forum, bei dem 90 Vorstellungsgespräche zwischen jungen Ingenieuren und Werften wie Lürssen oder Oceanco stattfanden.
Da das Gros der Teilnehmer mit Prototypen an den Start ging, stand Sicherheit an erster Stelle. Ein Technisches Komitee wachte über die Einhaltung der Vorschriften und überprüfte alle Prototypen, um die Sicherheit auf See zu garantieren. Wobei jederzeit technische Unterstützung, Freiwillige und die Feuerwehr vor Ort waren. Den Piloten des französischen Néréides-Team aus der Energy-Klasse zwang ein technischer Zwischenfall auf See, das Boot in weniger als fünf Sekunden zu verlassen.
In der Vergangenheit hatten einige Länder Schwierigkeiten, die technische Inspektion zu bestehen, doch heute sehen wir sie mit einer selbst gebauten Wasserstoff-Batterie-Hybridisierung und einem KI-System zur Optimierung ihres Energieverbrauchs”
Jérémie Lagarrigue, Präsident der internationalen Jury und CEO von EODev
In der Open-Sea-Wertung traten 14 höchst unterschiedliche E-Sportboote und -RIBs gegeneinander an. Riva brachte die El-Iseo ins Fürstentum, De Antonio Yachts kam mit der E-23 und die Schweden von Candela führten mit der C-8 den einzigen Foiler in dieser Klasse vor. Auch dabei waren die Axopar 25 Electric, die Maserati Tridente und die Spanier von Madblue mit der Marine P-01 mit Wasserstoffantrieb. Die knapp 18 Meter lange „Deep Silence“ von Sialia aus Polen war die mit Abstand längste Starterin. Evoy und Vita brachten je zwei Boote an den Start. Einen neuen Rekord stellte Evoys Goldfish X9 mit einem Topspeed von 56 Knoten und einem Durchschnitt von 48,6 Knoten auf - im letzten Jahr waren es noch 34,71 Knoten. Am weitesten kam das Vita Seal RIB mit 30 Seemeilen.
Bei der diesjährigen Monaco Energy Boat Challenge nutzten mehrere Teams Künstliche Intelligenz (KI), darunter die Inder von Sea Sakthi mit ihrem Navigationssystem. Es berücksichtigt das kleinste Hindernis und berechnet automatisch die schnellste Route von A nach B. Das Team hat außerdem in Zusammenarbeit mit einem indischen Unternehmen einen vernetzten Ring entwickelt, den der Pilot trägt und der Daten über seinen Gesundheitszustand in Echtzeit übermittelt. Bei der nächsten Ausgabe können alle Teams KI in ihr Projekt integrieren und in einer speziellen Kategorie antreten.