Sören Gehlhaus
· 26.01.2023
Über drei Jahre nach Kiellegung zeigte sich in Lemwerder der schwarze 118-Meter-Rumpf von Abeking & Rasmussens neuem Flaggschiff. Die klare Gestaltung von Projekt 6507 oblag Joseph Dirand.
Abeking & Rasmussens Projekt 6507 geisterte bislang als eine Art Phantom durch die Superyachtszene. Weder Aufnahmen fertiger Sektionen noch des Kaskos kamen Spottern unter die Linsen. Und statt Renderings existierten nur Fotos von der Kiellegung vor drei Jahren bei Pella Sietas in Hamburg. Was bereits von Anfang an bekannt war: Joseph Dirand gestaltete Ex- und Interior. Das Pariser Büro tat sich in der Vergangenheit lediglich mit einer Yachtreferenz hervor: dem 26-Meter-Powerformat von Otam „Cara Montana“.
Zunächst die Rahmendaten: Die Länge beträgt 118,20 Meter und die Breite 16,50 Meter. Joseph Dirand Architecture schuf scharfkantige Linien, aus denen Heck und Deckssprung im gleichen Winkel ansteigen zu scheinen und die in einem Steven münden, der nur wenige Zentimeter vom senkrechten Verlauf entfernt ist und von Ankertaschen befreit wurde. Stattdessen fällt das Eisen aus dem Unterwasserschiff. Ein etwa zwölf Meter messendes Pool-Rechteck füllt das lang gezogene Achterdeck. Hingegen rund verlaufen die kurzen Aufbauten vorn und hinten, zudem zeigen sich auf dem Sundeck das zertifizierte Helipad und Sofa mit Marmor verkleideter Feuerstelle kreisrund. Den Mast, der nun nach dem Roll-Out gestellt werden kann, ziert ein Krähennest.
Das Tender-und-Toy-Arsenal umfasst ein Dayboat, das im vorderen Rumpfteil backbords hinter einer 16 Meter langen Klappe verschwindet. Generell wirkt der schwarze Gigarumpf durch die starke Tönung der Fenster aus der Entfernung wie eine homogene Fläche. Unterhalb der Wasserlinie arbeiten vier Flossenstabilisatoren von SKF und zwei konventionelle Wellenanlagen. Zudem wird der Stahl achtern an Steuerbord von einer Nemo-Lounge unterbrochen, die über eine 3,40 Meter mal 1,30 Meter große Glasscheibe Unterwasser-Einblicke zulässt. Auf der jüngst verkauften „Elandess“ (2018, 75 Meter, jetzt „M’Brace“) realisierte Abeking eine Fensterfront, die ober- und unterhalb des Meeresspiegels verläuft.
Projekt 6507 wurde aus Abeking & Rasmussens größter Halle auf eine 124 Meter lange und 31,50 Meter breite Barge gerollt, deren 24 Tanks für die Wasserung mit bis zu 6000 Kubikmeter Wasser pro Stunde geballastet werden. Die 118 Meter übertrumpfen das bisherige Flaggschiff „Aviva“ um knapp 20 Meter und wurden von der werfteigenen Konstruktionsabteilung berechnet. Cornelsen & Partner aus Glückstadt vertrat den nordamerikanischen Eigner und verantwortete das Projektmanagement.
André Jonker, Senior Project Manager bei Abeking & Rasmussen, sagte während des Ausdockens:
„Die Arbeit hat sich mehr als gelohnt. Uns ist wieder eine außergewöhnliche Yacht gelungen.“