Bluegame 62Sanlorenzo kreiert Sports Utility Yacht

Sören Gehlhaus

 · 24.03.2023

Zielstrebig: Zwei Volvo-IPS-Einheiten bringen die Bluegame 62 auf maximal 38,5 Knoten
Foto: Werft

Die Großwerft belebt Bluegame wieder und fertigt mit der BG62 ein XXL-Walkaround, das bei jedem Wetter ablegt und viele Toys mitführt.

Was passiert, wenn ein Segler für einen anderen Segler eine Motoryacht entwirft? Er kreiert etwas nie Dagewesenes, die Sports Utility Yacht – ein Format, das in Anlehnung an den SUV auf dem Wasser selbst bei widrigen Bedingungen überallhin gelangt, viele Toys mitnehmen kann und von Styling und Nutzung her irgendwo zwischen Fisherman, Commuter, Walk­around, Chaseboat und Daycruiser liegt. So geschehen bei der Bluegame 62.

Allerdings ist das Konzept hinter dem 18,80 Meter langen GFK-Gleiter mit Mittelkonsole keinesfalls neu. Bluegame wurde 2005 vom italienischen Segelprofi und zweifachen Olympiateilnehmer Luca Santella mitgegründet. Als er eine 50-Fuß-Segelyacht skipperte, bat ihn der Eigner, einen motorbetriebenen 55-Füßer zu designen. Dieser hatte elegant, sicher und praktisch zu sein und ihm einmal im Jahr für Angeltouren zu dienen. Das Ergebnis – „Luja“ – sieht der jetzigen BG 62 nicht unähnlich und überzeugte mit hoher Funktionalität. Die Nachfrage war groß.

Bluegame 47 und 60 überraschten mit Variantenreichtum

Mit einem Investor im Rücken brachte Bluegame 2009 zwei Modelle auf den Markt, die Sanlorenzo produzierte und vermarktete. Die Bluegame 47 und 60 überraschten mit ihrem hohen Varianten­reichtum, sowohl Änderungen im Deckslayout als auch im Interior waren möglich.

Ob es die vielen Optionen waren, ist unklar. Bluegame jedenfalls verschwand in der Versenkung, und Santella, ein klassisch ausgebildeter Architekt, konzeptio­nierte die sehr erfolgreiche SX-Linie für Sanlorenzo.

2018 löste die Großwerft eine Kaufoption für Bluegame ein und hauchte dem Patienten gemeinsam mit Zuccon neues Leben ein. Die Rumpflinien mit dem charakteristisch tiefen V und dem hohen Bug lieferte nach wie vor der amerikanische Naval Architect Lou Codega.

Seegängigkeit als mit höchste Anforderung

Santella legt seit jeher großen Wert auf Seegängigkeit: „Wir machen Bluegame für Ozean- und Wassersport-Enthusiasten. Der Rumpf mit dem hohen Bug ist robust und trotzt schwerer See, das offene Achterdeck erfreut sportlich aktive Eigner.“

Der Rumpf mit einem tiefen V im Bug kommt aus den Rechnern von Lou CodegaFoto: Werft
Der Rumpf mit einem tiefen V im Bug kommt aus den Rechnern von Lou Codega

Eine einschneidende Änderung ist der Wechsel auf IPS-Einheiten von Volvo Penta. „Wir wollten einen Antrieb mit exzellentem Verbrauch und Effizienz, geringen Geräusch- und Vibrationswerten und kompakten Maßen“, untermauert Santella die Entscheidung und ergänzt: „Bluegame-Yachten werden vor allem von Eignern und ihren Familien, aber ohne Kapitän genutzt. Joystick-Steuerung auf offener See oder im Hafen – genau das bietet uns IPS.“

Zwei Optionen für Motorisierung der Bluegame

Bluegame listet zwei Optionen für die Zwillings-Motorisierung: Die IPS-Pods aus der 1200er-Serie übertragen je 588 Kilowatt, aus der 1350er je 735 Kilowatt auf die gegenläufigen Doppelpropeller. Damit schafft es die Bluegame 62 auf satte 38,5 Knoten, gute drei Knoten weniger sollen es mit dem kleinen Standard-Propulsionspaket sein. In beiden Fällen ergibt sich eine Platzersparnis im Rumpf aufgrund des Wegfalls der Wellenanlage. In der Lazarette, zugänglich über die Rückseite der achterlichen Liegefläche, realisiert der Sanlorenzo-Ableger auf Wunsch eine Crewkabine für eine Person.

Dass Architekt Santella der Funktion die Form eng zur Seite stellt, versteht sich von selbst. Mit Bernardo Zuccon überarbeitete er das Exterior der Bluegame 60 und verlängerte die Badeplattform. Sie fährt zum großen Teil herunter, sodass an der Seite ein Steg stehen bleibt, aus dem eine zusätzliche Treppe ins Wasser oder an Land führt – beides Extras. Das italienische Kreativteam akzentuierte den ohnehin markanten Steuerstand über die schwarze Farbgebung und das nach hinten frei schwebende T-Top aus Karbon. Teakstufen leiten auf das Dach, das sich als Lagerstätte für Surfboards oder andere Toys anbietet und mit separat erhältlichen Polstern zur vierten (!) Sonnenliege wird.

Startplattform: An Backbord entsteht ein Steg mit Badetreppe, wenn das Heck herunterfährt. Mittig davor liegt die Lazarette

Die schräg nach vorn zeigenden Fenster – sie wollen sagen: Wir nehmen es mit jedem Wetter auf – schaffen Platz für zwei Zwölf-Zoll-Displays von Raymarine, die stehend oder von der Kohlefaser-Schalensitzbank aus bedient werden. Neben dem einzelnen Sitz führt ein Niedergang in die offene Galley mit Speisebereich für vier, den weiß glänzende Fronten und warmes Eichenholz prägen. Gleich gestaltet sind die dahinterliegende, fünf Meter breite Eigner- und die Gästekabine im Bug. Zum Einsatz kommen ausschließlich FSC-zertifizierte Hölzer, LEDs, formaldehydfreie Möbel und schadloses, nachhaltiges Leder. Anders als ihre Vorgängerin setzt die Bluegame 62 außen wie innen auf ein unverrückbares Layout. Lengers Yachts, Sanlorenzo- und Bluegame-Händler für Deutschland, listet die markante SUY für einen Startpreis von 1 575 000 Euro.


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