Cranchi Sessantadue 62 FlyVerbindung von Eleganz mit Handwerkskunst

Dieter Wanke

 · 10.01.2025

Die neue 20-Meter-Yacht von Cranchi überzeugt durch modernes Design, gute Fahreigenschaften und hervorragende Verarbeitung.
Foto: Dieter Wanke/terrapicture
Die neue Cranchi Sessantadue 62 Fly ist ein weiterer Meilenstein der italienischen Traditionswerft, die Eleganz und Luxus mit Handwerkskunst auf sehr hohem Niveau verbindet.

Die Sessantadue 62 feiert ihre Deutschlandpremiere auf der boot 2025. Wir hatten Gelegenheit, die neue Flybridge-Yacht bereits ausgiebig zu testen. Cranchi gehört zu den ältesten Werften überhaupt und befindet sich seit der Gründung des Betriebs 1870 am Comer See noch immer in Familienhand. Damals wurden in dem kleinen Handwerksbetrieb in San Giovanni di Bellagio Arbeits- und Fischerboote aus Holz gefertigt. Das heutige Hauptwerk in Piantedo befindet sich nur 30 Kilometer nördlich vom ersten Betriebsgelände.

Hier warten hochmoderne Kunststoffyachten auf die Montage ihrer Komponenten. Entsprechend groß ist der Erfahrungsschatz, aber auch die Fertigungstiefe. Die Palette der gefertigten Yachten beginnt zwar bei der knapp acht Meter langen E 26, die in zwei Versionen angeboten wird, in den letzten Jahren hat man sich allerdings auf das obere Segment fokussiert.

Die Settantotto 78, die vor fünf Jahren debütierte, bildet das neue Flaggschiff. Die Sessantasette 67 Fly trat 2022 in das Licht der Yachtwelt und die Corsa-Variante feierte gemeinsam mit der Sessantadue 62 im letzten Jahr in Cannes Weltpremiere. Auch beim Vertrieb in Deutschland gibt es Neuheiten. Ab sofort ist die neue Ocean Yachting GmbH für Cranchi zuständig. Geschäftsführer ist Simon Möbus, der auch bisher schon für die Marke verantwortlich war.

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Tour über die Cranchi Sessantadue 62 Fly

Unsere Tour beginnt auf der großen Badeplattform. In die Tendergarage passt ein Williams TurboJet 285 und weiteres Zubehör. An Backbord befindet sich, falls gewünscht, der Eingang zur Kabine für den Skipper, der natürlich auf eine eigene Nasszelle zugreifen kann und aus seinen Gemächern einen direkten Zugang zum Motorraum für Wartungsarbeiten hat. Wer vom Steg direkt zum Hauptdeck möchte, kann das über eine per Knopfdruck ausfahrende hydraulische Teleskop-Gangway tun, falls die Option angekreuzt wird. Auf gut 40 Zentimeter breiten Gangborden erreicht man den Bug, der mit einem Polstersofa, das über die gesamte Breite läuft, beginnt. Ergänzt wird mit einer 2,67 x 2,08 Meter großen Liegefläche zum Sonnenbaden. Auf Wunsch ist auch eine Kühlschublade montiert. Ein Bimini, das zwischen leichten Carbonstützen spannt, spendet bei Bedarf Schatten. Ausziehbare Leuchten verschwinden bei Nichtbenutzung im Laminat.


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Vom Cockpit aus werden die anderen Bereiche erschlossen. Hier gibt es einen klappbaren Teak-Tisch, der nach achtern mit einem großen Polstersofa ergänzt wird. Zusätzlich können weitere Stühle platziert werden. Der Übergang zum Koch- und Essbereich im Salon lässt sich mit einer Schiebetür verschließen. Eine komplett ausgestattete Pantry an Steuerbord wird von einer Dinette mit frei beweglichem Mobiliar ergänzt. Der davor befindliche Wohnbereich ist mit einer kleinen Stufe versehen. Hier endet der Teak-Fußboden und ein Teppichboden folgt.

Das Mobiliar besteht aus zwei Polsterarrangements, die mit Leder und Stoffen bezogen sind. Ein versenkbarer LED-Fernseher steht auf der ­Optionsliste. Eine teilverspiegelte Trennwand verdeckt den üppig mit Technik ausgestatteten Steuerstand. Der Niedergang zu den Kabinen an Backbord ist frei zugänglich.

Die Kabinen unter Deck

Unter Deck warten drei Doppelkabinen auf Eigner und Gäste. Die sehr geräumige Hauptkabine befindet sich mittschiffs und geht über die gesamte Breite. Die große Doppelliege misst 1,98 x 1,50 Meter. Die Fenster an beiden Seiten sorgen für eine sehr freundliche und helle Atmosphäre. Vom begehbaren Kleiderschrank bis zum Sofa ist alles vorhanden, wenn gewünscht auch ein Fernseher. Natürlich gibt es auch ein eigenes Bad mit getrennter Dusche.

In der Bugkabine mit gleich großer Doppelliege geht es genauso komfortabel, allerdings nicht ganz so geräumig zu. Auch hier ist eine eigene Nasszelle mit Dusche installiert. Die dritte Kabine verfügt über zwei 63 Zentimeter breite Einzelkojen. Natürlich haben die Bewohner auch hier ihr eigenes Bad. Die Stehhöhen auf der gesamten Yacht liegen überall bei rund zwei Metern.

Layout der Flybridge der Cranchi

Bleibt die Flybridge. Hier ist ein zweiter Steuerstand mit kompletter Ausstattung installiert. An Backbord befinden sich variable Polstersitze, die auch als Liegen genutzt werden können und die gesamte Länge ausfüllen. Die hintere Sonnenliege misst 2,10 x 1,86 Meter. Durch den zentral angeordneten Tisch entsteht eine große Sitzgruppe für die gesamte Besatzung, die von der gegenüberliegenden Wet Bar für die Versorgung der Gäste ergänzt wird.

Das Arrangement wird auf Wunsch von einem soliden Dach überspannt, das über Lamellen, die sich elektrisch öffnen lassen, auch den freien Blick in den blauen Himmel erlaubt. Natürlich gibt es zahlreiche Optionen und Wahlmöglichkeiten für die individuellen Ausstattungswünsche, deren Erwähnung hier jeden Rahmen sprengen würde. Da es sich bei dem Testboot um die Baunummer eins handelt, ist die Komplettausstattung verbaut.

Die Motorisierung

Keine Gedanken muss sich der Käufer bei der Motorisierung machen, da gibt es keine Optionen. Verbaut sind zwei Volvo Penta D13 IPS1350 mit je 735 kW (1.000 PS). Mit den montierten Q3-Propellern liegt die Gleitfahrt nach 13 Sekunden bei knapp 1.900 Umdrehungen und 18 Knoten an. Nur geringfügig darüber liegt auch der Bereich der effizientesten Fahrt, den wir bei 19 Knoten mit 13 Litern pro Seemeile ermitteln.

Dank eines Fassungsvermögens von 3.300 Litern der beiden Tanks ergibt sich so unter Berücksichtigung einer 15-prozentigen Reserve eine Reichweite von 216 Seemeilen. Die Spitzengeschwindigkeit liegt bei 27 Knoten und ist nach 32 Sekunden erreicht. Natürlich ist auch ein Kreiselstabilisator verfügbar, der das Boot zur Sänfte werden lässt.

Manövrieren ist dank Joysticksteuerung und des optional verbauten Surround View Kamerasystems von Garmin ein Kinderspiel. Hafenmanöver können bequem mit dem optionalen Joystick in der Plicht erledigt werden. Eine Überprüfung der Manövrier­barkeit ohne Joystick führt ebenfalls zu guten Ergebnissen. Mit Vor- und Rücklauf je einer Maschine dreht das Boot auf dem Punkt.

Wenn beide Antriebe in die gleiche Richtung laufen, sind sowohl vorwärts als auch rückwärts Vollkreise mit 1,5 Bootslängen Durchmesser möglich. Nach dem Umsteuern erfolgt eine Reaktion nach drei Sekunden. Die Motorraumtemperatur liegt nach den Testfahrten bei 26 Grad, was für eine sehr gute Durchlüftung spricht. Weder beim Fahrverhalten noch bei der Verarbeitungsqualität traten Mängel auf.

Die Sicherheitsausstattung der Cranchi Sessantadue 62 Fly

In Sachen Sicherheitsausstattung arbeitet die Werft vorbildlich. Neben elektrischen Bilgenpumpen gibt es auch rein mechanische. Alle Räume verfügen über Feuerlöscher, außerdem gibt es eine Löschanlage im Motorraum. Notausstiegsluken sind ebenfalls vorhanden. Wer sich den Traum erfüllen will, sollte für die Grundausstattung mindestens 2.992.850 Euro einplanen. Zur Absicherung der Investition kann natürlich auch ein Boot-Trackingsystem mit Alarmen für Bilgenwasser, unterbrochene Dock-Leitung, fahrendes Boot und Motoraktivierung bestellt werden.


Messergebnisse


Technische Daten

  • CE-Kategorie: B/1 6
  • Länge über alles: 20,23 m
  • Breite: 5,16 m
  • Verdrängung (trocken): 38 t
  • Tiefgang: 1,75 m
  • Kojen: 6 + 1
  • Kraftstofftank: 3.300 l
  • Wassertank: 700 l
  • Testmotorisierung: 2 x Volvo Penta D13 IPS1350 mit 735 kW (1.000 PS)

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