ISA Classic 65“Resilience” - mit gläsernem Pool und XXL-Beachclub

Uske Berndt

 · 31.01.2023

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Foto: blueiprod

„Resilience“ zeigt auf 65 Metern sämtliche Facetten eines Klassikers. ISA Yachts platziert einen Sechsdecker auf dem Markt, dessen Beachclub mehr als auffällt. Zeitlos, maritim und topmodern – die Lady erhielt ihren Look und das unverwechselbare Interior von Team for Design.

Der Beachclub könnte der Grund dafür sein, dass viele Chartergäste für die kommende Urlaubssaison auf „Resilience“ setzen. 180 Quadratmeter Grundfläche, warmes Teak an den Wänden und unter den Füßen, dazu viel Blau sowie unzählige Spiegelflächen und Öffnungen – die Umgebung ist überall wie zum Greifen nah. „Das Meer scheint fast von draußen hereinzukommen, man sieht es von jedem Blickwinkel“, fasst Jacopo Chiotti zusammen. Der Designer ist neben Carlo Lionetti mitverantwortlich für die Ausstattung der 65-Meter-Yacht. Gern verweist er auf den Bereich, der den Gästen vielleicht noch mehr in Erinnerung bleibt als das Spa selbst: der Weg dorthin.

Die kurze Strecke zwischen den Gästeunterkünften auf dem Unterdeck bis zum bordeigenen „Strand“ führt einmal quer durch den Motorenraum. Durch den gläsernen Gang sieht man, wie zu beiden Seiten die Dieselpakete arbeiten, man blickt quasi in das Herz der Yacht. „Der Raum ist Tag und Nacht beleuchtet“, schickt Chiotti hinterher. Selbstverständlich führen auch „normale“ Wege zu Sport und Erholung, etwa eine Außentreppe vom Achterdeck oder eine Innentreppe neben dem zum Meer hin offenen Massageraum. Wer hier liegt und eine Behandlung genießt, kann allein schon wegen der Aussicht loslassen und entspannen.

“Resilience” zeigt alles, was ISA zu bieten hat

Mit der Classic 65 zeigt ISA Yachts im Prinzip alles, was die Marke an technischem Know-how und Design zu bieten hat. Die Stahl-Alu-Dame mit gut 1400 Gross Tons Innenraumvolumen und einer Breite von zwölf Metern entstand im italienischen Ancona, in den Werkshallen von Palumbo Superyachts. Erst 2016 übernahm die Gruppe die damals angeschlagene ISA-Werft und investiert seitdem kräftig in die Marke.

Eine solide Perspektive, die auch den Eigner von „Resilience“, vertreten durch das Brokerhaus Edmiston, schließlich davon überzeugten, seine Traumyacht genau hier bauen zu lassen. Ein Vorhaben, dass die Werft in ihrer Dimension vor diverse Herausforderungen stellte, zumal der erfahrene Eigner eine lange Liste mit Must-haves präsentierte, die fast 100 Meter Länge gerechtfertigt hätte. Während die Konstruktion inhouse passierte, engagierten die Italiener das venezianische Studio Team for Design sowohl für die Gestaltung des Ex- als auch des Interiors.

Leuchtstreifen weisen den Weg und lockern Flächen auf

Das Büro rund um Chef Enrico Gobbi wartet mit einem beeindruckenden Portfolio auf und zeichnete auch schon die 70 Meter lange „Polaris“ für Rossinavi (Heft 2/22) oder das 76-Meter-Projekt „Arrow“, das bis 2025 bei Turqoise Yachts entsteht. Gobbi und sein Team versuchten, mit „Resilience“ dem Namen der Linie gerecht zu werden und kreierten einen Klassiker, der trotzdem außen wie innen modern daherkommt und zudem das Motto „Leben auf dem Meer“ in zahlreichen Facetten widerspiegelt – angefangen vom dunkelblau lackierten Rumpf plus Aufbauten in strahlendem Weiß. Eigentlich ein schlichtes und geradliniges Exterior, das dank der schwarzen Fenster und dem dunklen Antennenmast extrem cool und martialisch wirkt.

Die Decks werden mit zunehmender Höhe kürzer und fallen am Bug alle im gleichen Winkel ab. So entsteht eine gerade Linie vom Mast bis zur Bugspitze, was das Profil dynamisch und stromlinienförmig aussehen lässt. Das thematische Leitmotiv gelangt innen über diverse Kunstwerke an den Wänden bis hinauf in die Lounge auf dem Flybridge-Deck, die durchweg in der typischen Farbkombination leuchtet und deren Design kompromisslos mit dem Attribut „maritim“ bezeichnet werden kann.

LED-Streifen strukturieren die Räume

Auf dem Hauptdeck bleiben Mobiliar und Ausstattung zunächst eher so, wie man es auf einer Charteryacht ohnehin erwartet. Im riesigen, durch eine Schiebetür geteilten Salon dominieren Braun- und Creme-Töne, die Decken glänzen mit der Wandverkleidung um die Wette. Die mit Leder bezogenen Sitzmöbel halten sich auch mit ihrer Form dezent zurück. „Ein moderner, zeitgenössischer Stil“, kommentiert Chiotti. „Helle Farben im Kontrast mit dem dunklen, glänzenden Ebenholz. Sehr stylisch“. Überhaupt sind Details hier wichtig, etwa die vielen Elemente aus Edelstahl oder der Honig-Onyx, der die gesamte Wand hinter dem großen Minotti-Sofa bedeckt und an mehreren Stellen in den Holzboden eingearbeitet wurde.

Die gigantische, beleuchtete Quallenskulptur zieht sich vom Unterdeck bis hinauf zur obersten Etage

„Wir haben den Stein auch für die Möbel verwendet“, so Chiotti. Wird der gelbliche Marmor von hinten beleuchtet, entsteht ein sehr warmes Ambiente. Clever gelöst ist das Lichtkonzept auf der gesamten Yacht: Fast überall finden sich LED-Streifen in Böden, Decken oder Wänden – sie weisen den Weg, gruppieren sich zu dekorativen Mustern und lockern große Flächen auf. Sehr schön ist das Lichtspiel im Beachclub oberhalb der gläsernen Bar, wo Platten aus Stahl und Glas die LED-Strahlen reflektieren. Die Spiegeldecke bildet an dieser Stelle auch den semitransparenten Boden des darüberliegenden Pools, sodass das Licht von oben durch das Wasser bis hinunter in das Spa scheint und wahrhaft magische Muster zaubert. Das sorgt vor allen Dingen nachts für eine angenehme Stimmung.

Faltterrassen öffnen die Mastersuite zu beiden Seiten

Der Gipfel in Sachen Lichtkunst findet sich jedoch im Treppenhaus, das sämtliche Etagen miteinander verbindet. Hier zieht sich eine senkrechte, gigantische Skulptur vom Unterdeck bis hinauf in die oberste Ebene. Sie besteht aus unzähligen, auf Stahlrohre gesteckte Glasquallen in Braun, Gelb und Bronze. „Der Eigner wünschte sich eine Leuchtskulptur, die Eindruck macht, und wir mochten einfach das maritime Thema“, erklärt Chiotti die Hintergründe, „die Farben greifen die Details des Interiors auf.“ Und nicht nur das: Die Töne verändern sich deutlich. Auf dem Unterdeck leuchten sie noch stark, verlieren nach oben hin immer mehr an Kraft, bis sie auf Höhe des Beobachtungsdecks, nahe dran am Tages- und Sonnenlicht, farblos und durchsichtig werden. In den Glaskörpern sitzen zudem Leuchten, die unterschiedliche Helligkeitsstufen lie- fern. „Das verstärkt den malerischen Effekt“, meint Chiotti.

Das Kunstwerk stammt von Enrico Gobbi, das tschechische Unternehmen Preciosa mit Sitz im sogenannten Kristall-Tal setzte es um. Dieselbe Designer-Hersteller-Kombination ist auch für den Kronleuchter an der Decke der Mastersuite verantwortlich. In diesem Fall geriet das Schmuckstück eher schlicht: zwei unterschiedlich große Kreise, die jeweils aus zwei verchromten Stahlringen bestehen. Dazwischen sitzen zahllose funkelnde Glaskristalle.

Im Übrigen lehnt sich der Auftritt der fast zwölf Meter breiten Mastersuite an das Salondesign an: dunkles Holz, Edelstahl, helle Decken. Nur, dass das Möbelfurnier hier aus braunem Palisander besteht, die Auflagen aus schwarzem Onyx. Der große Raum gewinnt vor allem durch die Faltterrassen zu beiden Seiten.

Die Crew durfte ihre Räume mitgestalten

So rückt die Natur wieder nah heran, während gleichzeitig private, uneinsehbare Open-Air-Plätze mit bester Aussicht entstehen. Das Eignerbüro sucht man vergebens, es befindet sich eine Etage höher auf dem Ober- respektive Brückendeck. Damit liegt es in direkter Nachbarschaft der Kommandozentrale und gegenüber der VIP-Suite, die als sechste Gästeunterkunft auf der Liste steht. Wobei das Eigner-Arbeitszimmer nicht nur mit einer eigenen Terrasse, sondern auch mit einem Bad sowie einer Schlafcouch ausgestattet ist und somit die Zahl der Suiten auf sieben erhöht. Auf dem vorderen Oberdeck findet sich neben der Brücke auch die Kabine für den Kapitän sowie ein separater Funkraum, was das Steuern der Yacht für alle Beteiligten höchst komfortabel macht. Diese Zone durfte die Crew in der Planungsphase intensiv mitgestalten, ebenso die Galley und die Aufenthaltsräume auf dem Unterdeck.

Salon Nummer zwei zeigt sich ebenfalls in Creme und Dunkelbraun, aber „etwas mehr Casual Style“, so Chiotti. Was die Gäste am Abend hierher zieht, lässt sich schnell aufzählen: XL-Bildschirm, Weinschrank plus Bar und schließlich das Prunkstück in der Mitte des Raumes: ein Edelweiss-Flügel mit Füßen und Deckel aus transparentem Glas. Das achterliche Cockpit liegt schattig, windgeschützt und wird vor allem durch den Speiseplatz dominiert. Die Vaar-Stühle aus Edelstahl und Mahagoni gruppieren sich um eine Tafel für zwölf Personen. Komplettiert wird die Heckterrasse von Sonnenliegen und Sofas.

Sechs Decks sind viel für 65 Meter – aber ideal für zwölf Gäste, die maximale Privatsphäre suchen

Dieser Bereich wandelt sich abends in ein Outdoor-Kino, indem aus der Decke des Hardtops ein überdimensionaler Bildschirm herunterklappt. Etwas ruhiger geht es oben auf der Terrasse des Sonnendecks zu, wo man sich bei einsetzender Dunkelheit gern um den Feuerkorb versammelt und dabei mit Steaks vom BBQ-Grill versorgt wird. Laut Werft ist dieses fünfte Deck das vielseitigste der Yacht. Glasschiebetüren – mal plan, mal halbrund – öffnen oder schließen die einzelnen Bereiche voneinander ab und machen so die Skylounge entweder zu einem luftigen Aufenthaltsraum oder zu einem geschlossenen, voll klimatisierten Refugium bei schlechtem Wetter oder allzu großer Hitze. Schiebetür Nummer eins führt nun von der Terrasse in die Lounge, Nummer zwei weiter in die große Lobby, wo die spektakuläre Glasskulptur endet, und Nummer drei zur Bugterrasse. Dort wartet ein mit Mosaiken verkleideter Jacuzzi nebst Sonnenliegen und Dusche auf die Gäste.

5500 Seemeilen Reichweite passen für lange Etappen

Platz ist auch an Bord von Großyachten ein kostbares Gut, weswegen sich der „Resilience“-Eigner – trotz riesiger Decksflächen – dazu entschloss, um ein zusätzliches Deck zu erweitern. Die sechste Etage, das sogenannte Observation Deck, bietet neben Sonnenliegen, zwei Sesseln plus Kaffeetisch vor allen Dingen eins: eine grandiose Aussicht. „Wir wollten so viele Outdoor-Areale schaffen wie möglich“, erklärt Chiotti das für diese Yachtlänge ungewöhnliche Layoutkonzept. „Maximale Privatsphäre und möglichst viel Lebensraum auf verschiedenen Ebenen“. Nun wollen Gäste an Bord ja nicht nur entspannen und die Aussicht genießen, sondern sich auch sportlich austoben und auf dem Wasser Spaß haben. Dafür bieten sich neben Jetskis, Seabobs und Kayaks auch zwei Castoldi Jet Tender (acht und sechs Meter) an, die in der Garage vorn auf dem Hauptdeck lagern.

Der Fuhrpark gelangt über eine seitliche Klappe an Backbord ins Freie, das Hieven übernehmen Gantrykräne. Auf große Fahrt geht „Resilience“ auch eher klassisch, die zwei MTU-Motoren liefern je 1500 Kilowatt. Damit pflügt die Signora mit maximal 17,5 Knoten durch die Wellen, cruist mit 14 Knoten durch die vielseitige mediterrane Inselwelt und ermöglicht dank 115 000 Litern in den Tanks und bei elf Knoten Fahrt eine Reichweite von 5500 Seemeilen. Aktuell steht die Karibik als Charterdestination nicht im Reiseplan, doch die Nachfrage nach Yachtneubauten in warmen Winterflucht-Zielen wird den Eigner sicher überzeugen.

650 000 € pro Woche kostet „Resilience“ in der Hauptsaison, APA und Crew-Tip exklusive. Das brandneue Enrico- Gobbi-Design ist im östlichen und westlichen Mittelmeer unterwegs, Charterreisen in der Karibik sind aktuell nicht angedacht.


Technische Daten ISA Classic 65 “Resilience”

  • Länge über alles: 65,50 m
  • Länge (Wasserlinie): 55,00 m
  • Breite: 12,00 m
  • Tiefgang: 3,30 m
  • Verdrängung (halb voll): 1050 t
  • Gross Tonnage: 1420 GT
  • Material: Stahl/Alu
  • Motoren: 2 x MTU 12V 4000 M63
  • Motorleistung: 2 x 1500 kW
  • Geschwindigkeit (max.): 17,50 kn
  • Geschwindigkeit (Reise): 14 kn
  • Reichweite @ 11 kn: 5500 sm
  • Generatoren: 3 x 200 kW/1 x 100 kW
  • Kraftstoff: 115 000 l
  • Wasser: 34 000 l
  • Tender: 2 x Castoldi Jet Tender
  • Gäste/Crew: 12/16
  • Konstruktion: Palumbo Superyachts
  • Exterior: Enrico Gobbi/Team for Design
  • Interiordesign: Enrico Gobbi/Team for Design
  • Klasse: ABS A1 Commercial LY3
  • Werft: ISA Yachts, 2022
  • Broker: Edmiston
  • Charterrate: ab 600 000 Euro/Woche

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