Ralf Marquard
· 01.03.2023
Beim Konzept der Vri-Jon Contessa 47 AC und bei der Ausstattung arbeiten Eigner und Werft eng zusammen. Wir haben das Boot in den Niederlanden getestet
Seit über 30 Jahren baut Vri-Jon Motoryachten aus Stahl und bietet den Kunden einen ganz besonderen Service: Sie sollen das Boot mitgestalten und die Werft möchte daher möglichst viele Ideen der Eigner aufgreifen. Auf der Internetseite von Vri-Jon dazu: „Vereinbaren Sie einen Termin, um Ihre persönlichen Wünsche zu besprechen.“
Wir besuchten die Werft im niederländischen Ossenzijl und fuhren auf dem Fluss Linde die neue Contessa 47 AC. Die Buchstabenkombination AC steht für die Abkürzung Achterkabine. Diese Kabine erstreckt sich über die gesamte Bootsbreite und bietet eine komfortable Doppelkoje mit Lattenrost und dicker Matratze. Der Nasszellenbereich teilt sich in einen separaten WC-und Duschraum auf. Beide lassen sich nur direkt von der Kabine aus betreten und fallen geräumig sowie komfortabel aus. Die Gästekabine findet man im Vorschiff. Hier steht ebenfalls ein gemütliches Doppelbett mit Lattenrost und Komfort-Matratze. Die Nasszelle (WC, Waschbecken und Dusche) ist vom Vorraum aus zugänglich und dient gleichzeitig als Tagestoilette. Gegenüber befinden sich ein großer Gefrierschrank und Stauraum. In der Mitte des Vorraumes führt eine Treppe hoch in den Salon. Er fällt hell und elegant aus und bietet mit seiner Sitzecke eine gemütliche Klön- und Essecke. Für die Zubereitung von Speisen steht an Backbord eine exklusive Küchenzeile zur Verfügung. Für die Unterhaltung der Fahrgemeinschaft installiert Vri-Jon einen Fernseher an der Sitzecke (oben an der Trennwand).
An Deck führt vom Salon ein Treppenaufgang. Dort oben auf der Plicht findet man außer einer u-förmigen Sitzeinheit mit großem Tisch auch den Fahrstand. Über allem thront ein Cabrioverdeck (Standard), das mit seinen großen Folienfenstern einen guten Rundumblick bietet. Einziges Manko: Der Niedergang ist mit einem Luk verschlossen, das aufgestellt (wird zur Windschutzscheibe geklappt) die Sicht einschränkt. Hier will Vri-Jon jedoch Abhilfe schaffen. Auf beiden Seiten im Verdeck gibt es Reißverschluss-Türen, die den Zugang auf die Seitendecks gewährleisten. Die Seitendecks fallen breit aus und haben eine schräge Lauffläche und keine Stufen, was natürlich so gewollt ist, damit es keine Stolperfallen gibt. Weitere Bewegungssicherheit garantiert die solide Reling, die im mittleren Bereich auf beiden Seiten einen Einstieg (mit Schieberohr) bereithält. Weiter nach achtern schließen sich auf jeder Seite Treppenstufen an, die den sicheren Zugang zur großen Badeplattform garantieren. Hier gibt es eine lange Badeleiter, die das Ein- und Aussteigen aus dem Wasser erleichtert. Eine Heckdusche, mit der man sich Salz oder andere feine Partikel vom Körper abspült, ist natürlich auch in Reichweite.
Nun aber an den Fahrstand und Leinen los. Aus dem Werfthafen lässt sich die Vri-Jon mit Bug- und Heckstrahlruder sicher ablegen. Dann geht es weiter in Richtung Linde. Beim Geradeauskurs heißt die Devise kurz einpendeln lassen und dann geht es entspannt weiter. Bei einer Geschwindigkeit von 4 kn errechnen wir mit den Verbrauchswerten des Motorenherstellers und dem 900-l-Dieseltank eine Reichweite über 1000 sm. Bei der maximal zulässigen Geschwindigkeit (knapp 5 kn) auf dem Fluss Linde sind es noch knapp 800 sm plus 15 Prozent Reserve.
Der Fahrer findet seinen Platz auf einem Recaro-Sitz, der neben den Verstellmöglichkeiten eine sportliche, feste Polsterung und für die entspannte Sitzposition eine klappbare Fußstütze hat. Gegen Fahrtwind schützt die Fahrgemeinschaft eine klappbare geteilte Windschutzscheibe aus Sicherheitsglas. Damit die Sicht auch bei feuchtem Regenwetter erhalten bleibt, installierte die Werft drei solide Doppelarm-Scheibenwischer außen auf den Scheiben und Defrosterdüsen direkt vor den Scheiben auf der Innenseite. Ein Multifunktionsmonitor ist in der Mitte der Instrumententafel installiert, er lässt sich gut ablesen und mit dem Finger (Touchscreen) einfach bedienen. Letzteres gilt auch für das Lenkrad und die elektronisch arbeitende Schaltung von Volvo Penta.
Den Motor erreicht man über zwei Bodenplatten im Salon. Die erste Klappe (mit Gasdämpfer) hat eine Öse zum Öffnen, die zweite lässt sich dann einfach von innen mit der Hand hochdrücken. Bei der Vri-Jon in Standardausstattung steht im Motorraum ein 150-PS-Dieselmotor, in unserem Testboot installierte die Werft dagegen einen D4-175 (175 PS) aus dem Hause Volvo Penta. Im Maschinenraum findet der Techniker ordentlich Platz für Servicearbeiten und die Installationen machen einen fachmännischen und sauberen Eindruck. Gleiches gilt für die gesamte Verarbeitung des Bootes. Zur technischen Ausrüstung gehören vorbildlich externe Dieselfilter, Feuerlöschanlage und Absperrhähne für den Dieseltank. Aus dem Tank unseres Testbootes wird nicht nur der Motor versorgt, sondern ebenfalls die leistungsstarke Heizung, die Warmwasser produziert und dieses mithilfe einer Umwälzpumpe ins Heizungssystem pumpt. Hier empfiehlt Vri-Jon eine Fußbodenheizung, die die Wärme in den Räumen angenehm verteilt. Die Stromversorgung übernehmen standardmäßig insgesamt fünf Batterien, ein Landanschluss mit einem Victron-MultiPlus 24/3000 (Ladegerät und Inverter), Isolations-Transformator und eine Extra-24-V-Lichtmaschine am Dieselmotor.