Bénéteau Antares 7.80

Peter Laessig

 · 23.12.2012

Bénéteau Antares 7.80Foto: Bénéteau
Die neue Bénéteau Antares 7.80 im Test | st

Die neue Bénéteau Antares 7.80 bietet jede Menge Vielfalt: Wohnen, Wassersport betreiben, angeln – auf dem kompakten Kajütboot ist alles möglich.

Die neue Bénéteau Antares 7.80 im Test | stFoto: Bénéteau
Die neue Bénéteau Antares 7.80 im Test | st
Die neue Bénéteau Antares 7.80 im Test
Foto: Bénéteau

Bénéteau bietet zurzeit 31 Modelle vom 6,50 m langen offenen Außenborderboot bis hin zum 52-Fuß- Trawler an. Dazu zählt auch die Antares-Reihe, die es mit Innenbord- und Außenbordmotoren gibt. Unser Testboot Antares 7.80 ist eine Weiterentwicklung der Antares 7.50. Hinsichtlich der Verarbeitung bemängeln wir hauptsächlich Details. In den Stauraum-Bodenbrettern greift man in scharfkantige Grifflöcher, und fast alle Kunststoffschnittkanten sind weder verrundet noch versiegelt. Dafür ist die 7.80 überwiegend mit einer glatten Innenschale versehen. Wo die nicht eingebaut ist, blickt man auf überstrichenes Laminat. Ungeschützt bleiben alle Drainagebohrungen in der Bilge der Innenschale. Außen gibt es am hochglänzenden Gelcoat nichts auszusetzen.

Mehr verrundet wünscht man sich die Kunststoffkanten am Steuerhausdach und am Eingang zur Bugkabine. An der Alpi-Holzverarbeitung bemängeln wir lediglich die scharfkantigen Ecken, wie am Eingang in die Toilette. Die technischen und elektrischen Installationen passen, da zumindest dort, wo man hinschauen kann, die Durchbrüche mit Gummitüllen versehen sind. Alles in allem nicht direkt gut, aber eine Zwei minus.
Für den Straßentransport braucht man für das Testboot ein Zugfahrzeug, das 3,5 t ziehen darf und eine Sondergenehmigung (da über 2,50 m breit), was in Deutschland aber kein Problem darstellt.

Sofern weder starker Seitenwind noch störende Querströmung vorherrschen, gelingen An- oder Ablegemanöver problemlos, da das Testboot mit vorwärts oder rückwärts eingekuppeltem Getriebe direkt reagiert. Die langsamen Passagen fahren wir mit 6 kn (1500/min), was die vom Boot erzeugten Wellen auf akzeptablem Niveau hält. Wechselt währenddessen jemand seinen Platz, nimmt das weder auf Kurs noch auf die Krängung Einfluss.

Ab etwa 3000/min beginnt das Testboot zu gleiten und rauscht bei 4000/min als Vollgleiter mit einem Tempo von 15 kn übers Wasser. Bei Vollgas dreht der Motor innerhalb des vom Hersteller erlaubten Drehzahlbandes maximal 5500/min und beschleunigt das Boot auf knapp über 29 kn. Der Übergang von Verdränger- in Gleitfahrt wird von minimaler Vertrimmung begleitet, was der stets guten Voraussicht zugute kommt. Insgesamt braucht man nur wenig Power-Trimm.

Die wirtschaftlichste, schnelle Gleitfahrt ermitteln wir für das Testboot bei 20 kn (4500/min). In langsamer Fahrt reicht eine Tankfüllung (200 l) für einen theoretischen Aktionsradius von knapp 200 sm, in wirtschaftlicher Gleitfahrt etwa 106 sm und bei Vollgas knapp 100 sm, zuzüglich jeweils 15 % Reserve. Damit erfüllt das Testboot nur in langsamer Fahrt unsere Forderung von wenigstens 150 sm Reichweite plus Reserve, was wir mit „ausreichend“ werten.

Besser sieht es zunächst beim Schalldruck aus, wo wir bei geschlossener Steuerhaustür bei Vollgas nicht mehr als 79 dB/A messen. Sind Tür, Schiebedach und Seitenfenster geöffnet, notieren wir maximal 82 dB/A am Fahrstand. Da der Schalldruck dann im Cockpit ab 4500/min die 85-dB/A-Komfortgrenze überschreitet, nur ausreichend.

Der Fahrer sitzt auf einem in Längsrichtung verstellbaren Schalensitz, und für Beifahrer ist die U-förmige Sitzbank gegenüber vorgesehen. Hydraulische Steuerung, Scheibenwischer und Kompass sind Serie, ein Echolot nicht. Bei der Rundumsicht stören die Reflexionen des hellen Untergrundes vor den Scheiben.

Exzellent verhält sich die 7.80 mit dem 150-PS-Motor während aller mit Vollgas gefahrenen Extremmanöver. In den immer enger verlaufenden Spiralkurven neigt sie sich nur gering zum Kurvenmittelpunkt und bremst sich bis auf minimale Gleitgeschwindigkeit (9 kn) von allein ab. An den engsten Stellen ventiliert ab etwa 50 m Kurvendurchmesser mit ganz beigetrimmtem Motor der Propeller und wird wieder kraftschlüssig, sobald man aus der Kurve heraussteuert. Bei optimalem Trimm schnappt er früher nach Luft.

Während die Sicht nach Backbord bei Kurvenfahrten etwas eingeschränkt wird, da sich das Kabinendach ins Sichtfeld bewegt, bleibt sie bei Steuerbordkurven gut. Auf dem Slalomkurs bringt man das Testboot ungefährlich über die Längsachse zum Pendeln, und beim Verreißen des Ruders folgt es dem eingeschlagenen Kurs. Die 180°-Kurven werden in einem Rutsch ohne Schaukeln oder Einhaken innerhalb von knapp drei Bootslängen durchmessenden Radien problemlos absolviert.

In der Steuerbordkehre riss dabei der Fahrersitz samt Kunststoffklappbrett ab, was aber ausschließlich an den vier unzureichenden Blechtreibschrauben lag, mit denen das Kunststoffbrett an den Scharnieren gehaltert war. Die Werft will das ändern.

Unser Testrevier, das Mittelmeer in Frankreich, war am Testtag ruhig, weshalb wir zur Rauwassertauglickeit nichts sagen können. In Rückwärtsfahrt darf man nicht zu viel Gas geben, da sonst ab 1800/min über die Cockpitselbstlenzung Wasser ins Cockpit dringt.

Motor, Tank, Elektrik

Der Honda 150 verrichtet seine Arbeit gut. Er ist am Heck fest verbolzt, und alle Versorgungsleitungen und -kabel sind in ordentlich abgedichteten Leerrohren verpackt. Der Kraftstofftank mit Hahn befindet sich unter dem Cockpitboden und ist wie der dahinterliegende Stauraum über die gleiche Bodenklappe zugänglich. Im Letzteren sind Kraftstoffvorfilter ohne Wasseralarm, aber mit Schauglas, und die Druckwasserpumpe nebst Wassertank gut erreichbar. Den Hauptschalter findet man im Pantry-Stauraum, die Sicherungen dazu unter dem Armaturenbrett.

Sicherheit

Das Boot ist asymmetrisch gebaut: Zugunsten des Innenraums fällt das Backbord-Seitendeck schmaler aus als an Steuerbord. Zu den Seitendecks gelangt man an Backbord über die Cockpitbank, an Steuerbord über eine Treppenstufe; Haltegriffe und Handläufe bieten neben einer stabilen Reling Halt. Das Cockpit lenzt außenbords, unter Deck sorgen elektrische und eine Handlenzpumpe für eine trockene Bilge. Lobenswert: Fahreigenschaften, Cockpitinnen- und Relinghöhe.

Wohnen, Cockpit und Ausrüstung

Vorn bietet eine asymmetrische Koje Platz für zwei. Licht und Luft gelangen durch ein Bullauge und die Decken-Fluchtluke. Als Notkoje fungiert die Sitzbank mit wandelbarem Tisch im Steuerhaus. Die Stehhöhen vorn und im Toilettenraum sind eingeschränkt, im Steuerhaus passt die Kopffreiheit. Vor dem Steuerstand befindet sich ein separater Raum, der sich zum Stauen eignet oder gegen Aufpreis mit einem Chemieklo oder einem Marine-WC bestückt werden kann. Üppigen Stauraum gibt es unter allen Liege- und Sitzmöglichkeiten sowie unter dem gesamten Steuerhausboden.

Der Fahrer sitzt mit seinem klappbaren Stuhl auf der Pantry, die mit Kühlschrank (Extra) Stauschrank, Spüle mit Schlaucharmatur und losem Gaskartuschen-Kocher, zugleich Deckel für die Spüle, ausgestattet ist. Durch ein manuell bedienbares Transparent-Schiebedach, zwei Schiebeseitenfenster und eine Kunststoffschiebetür gelangen Luft und Licht ins Steuerhaus. Im Cockpit nimmt man auf einer U-förmigen Sitzbank Platz (Extra), die mithilfe des Tisches alles zur Liege wandelt. Das Einlegepolster kostet extra. Eine Teleskopbadeleiter samt Haltegriff ist auf der Steuerbord-Badeplattform montiert.

Belegt wird an vier Klampen vorn und achtern, Fender hängt man an die Reling, und die Navigationslampen dürfen auch in Deutschland leuchten. Zwei Ausstattungspakete, Avantage und Elegance, ergänzen die Standardausrüstung. Serienmäßig ist vorn ein selbstlenzender Ankerkasten untergebracht.
E-Winsch, Kette und Anker kosten extra, eine passende Scheuerleiste ist Standard