Dieter Wanke
, Ralf Marquard
· 20.04.2023
Viel Fahrspaß, sichere Fahreigenschaften, hochwertige Materialien und praktische Ausrüstung kennzeichnen das einfach zu trailernde Familien-RIB. Wir haben das Boot getestet
In diesem Artikel:
Cantieri Capelli fertigt seit 1974 kleine und mittlere Sportboote. Der Firmensitz ist in der norditalienischen Gemeinde Spinadesco zwischen Mailand und Parma. Außer der Produktion von GFK-Booten bis 33 Fuß fertigt die Werft seit 1992 ein umfangreiches Sortiment an Festrumpf-Schlauchbooten mit 47 Versionen in acht Produktlinien. Die getestete Tempest 530 gehört zur besonders umfangreichen „Top Line“ mit insgesamt 17 Modellen. Die Boote basieren alle auf Fiberglas-Rumpfkonstruktionen. Für die Schläuche wird ausschließlich Orca – durch seine alte Handelsbezeichnung als Hypalon bekannt – von Pennel & Flipo verwendet. Bei der Tempest 530 auf Basis eines hochfesten 1100-Decitex-Gewebes.
Dank niedrigem Leergewicht von 450 Kilogramm ohne Motor und Zubehör erreicht man auch bei voller Ausstattung ein Gesamtgewicht (etwa 800 kg plus Trailer), das von vielen Zugfahrzeugen problemlos gemeistert werden kann. Das Boot eignet sich deshalb auch bestens für Urlaubsfahrten und Einsätze fern des Heimatreviers. Der Einstiegspreis ohne Motor liegt bei knapp 21 500 Euro. Dazu kommen Fracht, der Motor, die Montage und Zubehör. Bei der Testkandidatin noch Extras, wie beispielsweise die Sonnenliege im Bug, der Geräteträger, das Bimini und der optionale 86-Liter-Kraftstofftank.
Zentraler Punkt an Deck ist die asymmetrisch montierte Konsole mit dem Steuerstand. Eine Acrylglasscheibe sorgt hier für etwas Schutz vor dem Fahrtwind. Grundsolide ist der umlaufende Edelstahlhandlauf. Motorinstrumente gehören am Arbeitsplatz des Skippers zum Standard. Platz für ein kleines Multifunktionsdisplay ist auch vorhanden. Es fehlt ein manueller Kompass, Bilgenpumpe und Navigationsbeleuchtung sind dagegen Standard. Etwas Stauraum gibt es in der Konsole. Fahrer und Beifahrer nehmen auf einer variablen Sitzbank Platz, die nach dem Umklappen der Rückenlehne zu einer kleinen Polsterliege wird, die sich aber nur für Kinder eignet. Dabei wird der Weg zur Badeleiter freigegeben. Der Geräteträger leistet hier als Haltegriff gute Dienste. Dank asymmetrischer Konsole gibt es einen breiten Weg zum Vorschiff. Direkt vor der Konsole ist ein Polstersitz, im Bug liegen weitere Sitzpolster auf dem Staukasten. Wenn die Lücke geschlossen ist (Extra-Polster), entsteht eine 2,32 Meter lange und 1,20 Meter breite Sonnenliege.
Zulässig sind auf der Capelli Motorisierungen bis 80,9 kW (110 PS). Der montierte Yamaha V MAX SHO 90 nutzt also das Potenzial nicht ganz aus. Der drehmomentstarke Vierventiler beschleunigt die Probandin in nur drei Sekunden bis zur stabilen Gleitfahrt, die bei 3500 Umdrehungen und 14,6 Knoten anliegt. Die Höchstgeschwindigkeit von 30,2 Knoten erreichen wir bei 5900 Touren. Die effizienteste Fahrt liegt bei 4000 U/min und 18,8 Knoten, nach Abzug einer 15-prozentigen Reserve sind so Distanzen von 96 Seemeilen zu überbrücken. Vollkreise gelingen mit drei Bootslängen Durchmesser, führen aber schnell zu Kavitation. Beim langsamen Manövrieren liegt der Durchmesser bei 1,5 Bootslängen, auf Umsteuern kommt nach drei Sekunden eine Reaktion. Das Fahrverhalten ist insgesamt gut und problemlos.
Die Capelli Tempest 530 ist ein grundsolides RIB der Mittelklasse, das mit guter Verarbeitung und hochwertigen Materialien ein langes Leben verspricht. Sie ist universell einsatzfähig und die gute Trailerbarkeit erlaubt den einfachen Transport zu fernen Revieren. Auch die Fahreigenschaften können überzeugen.