Ralf Marquard
· 24.04.2023
Ibiza 911 Touring Mit Yamahas XTO 425hp V8 ist sie gut motorisiert und die Bugkabine sowie das Cockpit bieten einen angenehmen Komfort
In diesem Artikel:
Dass aus Norwegen qualitativ hochwertige Boote kommen, ist den meisten Bootsfahrern vermutlich schon bekannt. Unser Testboot – die Ibiza 911 Touring – kommt aus dem norwegischen Froland und zeigt beim Bootstest, dass sie ihrer Herkunft durchaus gerecht wird. Die Kunststoffverarbeitung macht einen hervorragenden Eindruck. Dazu gehören die hochglänzenden Gelcaot-Oberflächen genauso wie der fast lückenlose Schutzanstrich. Die Klampen sind fachmännisch mit Platten hinterlegt und die Polsterer sowie Möbelbauer erledigten ihre Arbeit ebenfalls sorgfältig.
Konzipiert ist die Ibiza 911 als Daycruiser, wie die Werft ihr Boot auch selbst bezeichnet. Sie bietet in der Bugkabine eine Doppelkoje mit den Abmessungen 1,55 x 1,90 m, deren Polster eine komfortable Festigkeit besitzen. Dach- und Seitenfenster lassen natürliches Licht in die Kabine und geben Gemütlichkeit. Im Eingangsbereich der Kabine sind an Backbord ein Schrank und eine Bank installiert, auf der gegenüberliegenden Seite ist die Nasszelle untergebracht. Letztere bietet mit Marine-WC (elektrisch), Waschbecken und Dusche alles, was für die entspannte Tour benötigt wird. Die Stehhöhe von 1,50 m ist natürlich ein Kompromiss. Aus der Kabine geht es über Stufen ins Cockpit. Hier eine Besonderheit: Die unter dem Cockpit liegende Unterflurkabine ist über einen Einstieg im Cockpitboden aus zugänglich. Dafür muss man die Back-to-back-Bank (Beifahrer und Cockpitbank) per Knopfdruck anheben. Der Antrieb und zusätzliche Sicherungsstange halten die Klappe samt Bank oben. Über die ausreichend große Öffnung im Boden klettert man einfach in die Kabine und und wird beim Schlafen mit reichlich Frischluft von oben versorgt. Für den geöffneten Einstieg gibt es ein optionales Verdeck, das die Unterflurkabine vom Cockpit trennt. Die Liegefläche selbst ist mit 1,84 m x 2,02 m großzügig bemessen, Ablagen sowie eine schöne Wand- und Deckenverkleidung plus LED-Lichtbänder machen die Unterflurkabine gemütlich.
Ist die Klappe geschlossen, hat der Beifahrer eine sportliche, fest gepolsterte Sitzgelegenheit. Nach achtern schließt sich auf der Seite die einladende, u-förmige Sitzecke mit Tisch an. Gegenüber brachte der Designer einen Pantryblock mit Spüle, Kühlschrank und Zwei-Flammen-Wallas-Kocher unter. Über das Achterdeck geht es dann über Stufen weiter zur Badeplattform. Hier findet man eine Ausziehleiter, Handläufe und eine in die Seitenwand eingelassene Heckdusche, mit der man ruck, zuck Salz oder andere feine Partikel vom Körper spülen kann.
Hier sitzt der Fahrer auf einem Sportsitz, dessen vorderes Sitzpolster sich für die bequeme Fahrt im Stehen hochklappen lässt. Egal ob stehend oder sitzend, der Fahrer bedient das Lenkrad und die Einhebelschaltung uneingeschränkt. Unser Testrevier ist der Rhein bei Worms, wo die Strömung schon recht kräftig ausfällt. Wir schieben den Gashebel nach vorn und bei etwa 1800 U/min hebt sich der Bug an und senkt sich um die 3500 U/min selbstständig wieder ab. Mit gut 20 kn gleitet die Ibiza dann kursstabil über den Rhein. Der Powertrimm steht dabei auf down und die Voraussicht bleibt unein-Über die Dach- und Seitenfenster (hier mit vorgezogenen Gardinen) kommt natürliches Licht in die Bugkabine, indirekte Beleuchtung tut ein Übriges für die Gemütlichkeit geschränkt. Dieses gute Beschleunigungsverhalten ist ebenfalls für Wakeboarder und Wasserskiläufer von Vorteil. Um die Sportbegeisterten an die Leine zu nehmen, empfiehlt der Importeur Allegro Boote in Worms einen Wasserskizugbügel, der am Außenborder befestigt wird.
Zu den Messwerten: Wir haben sie komplett auf dem Rhein aufgenommen und natürlich alle Geschwindigkeiten mit und gegen den Strom gemessen. Die Auswertung ergibt, dass bei 4000 U/min die wirtschaftlichste Gleitfahrt liegt. Mit dem installierten, optionalen 480-l-Tank (Standardtank 300 l) errechnet sich eine respektable Reichweite von 184 Seemeilen plus 15 % Reserve. Bei Vollgas mit 43,3 Knoten ergibt sich eine theoretische Reichweite von 131 Seemeilen.
Geht man mit der Ibiza auf die Slalomstrecke, legt sich das Boot immer gut kontrollierbar von der einen auf die andere Seite. Beim Verreißen des Ruders setzt das Bootsheck normal ein und der Rumpf läuft ohne Nachschwingen spurtreu weiter. In immer enger werdenden Kreiseln zieht die Ibiza eng ihre Runden und bremst sich selbstständig ab. Beim Herauslenken aus dem Kreisverkehr schnappt der Propeller einmal kurz Luft und das Testboot beschleunigt danach wieder unverzüglich. Je nach Berufsverkehr kann sich auf dem Rhein eine recht kräftige Kabbelsee bilden. Alles, was wir am Testtag vor den Bug bekamen, hat die Ibiza mit etwa 35 Knoten problemlos übersprungen. Zur langsamen Fahrt: Ob nun mit knapp 4 Knoten oder 6 Knoten, die 911 Touring fährt gut geradeaus, was auch Gewichtsverlagerungen von einer Person nur gering beeinflussen können. Für die Hafenmanöver installiert die Werft serienmäßig ein Bugstrahlruder, was zusammen mit der Wendigkeit eines Außenborder-Bootes sicheres An- und Ablegen garantiert.
Diese Manöver fährt der Skipper von dem bereits erwähnten Sportsitz aus. Auf den optionalen Kartenplotter am Fahrstand hat er einen uneingeschränkten Blick, das Yamaha-Motor-Instrument verdeckt teilweise das Sportlenkrad. Die Schalter sitzen auf der linken Seite vom Lenkrad und lassen sich gut bedienen. Geschützt werden Fahrer und Beifahrer durch eine Windschutzscheibe aus Sicherheitsglas, die mit zwei soliden Doppelarmwischern ausgerüstet ist. Lob verdienen ebenfalls die Defrosterdüsen, die von innen vor der Windschutzscheibe sitzen, und bei feuchtem Wetter und aufgebautem Cabrioverdeck (serienmäßig) für einen klaren Blick nach vorn sorgen. In der Mitte der Windschutzscheibe ist ein Durchgang zum Vordeck vorhanden. Beim Aufstieg helfen Stufen und in der Mitte des Vordecks ist rutschfestes Teakdeck verlegt, im vorderen Bereich gibt es Handläufe, an dem man sich gut festhalten kann. Zwischen Letzteren befindet sich der selbstlenzende Ankerkasten, in dem eine elektrische Winsch installiert ist, der Anker hängt in einem Bugbeschlag. Für das Festmachen am Steg installiert die Werft sechs zum Boot passende Klampen – zwei davon sind versenkbar. Einen soliden Eindruck macht ebenfalls die teilweise doppelt ausgeführte Scheuerleiste.
Der Außenborder ist sicher am soliden Spiegel verbolzt, die Leitungen vom Motor zum Borddurchlass liegen in einem Schutzrohr, im Heckstaukasten sind sie sicher und übersichtlich befestigt. Die Batterien stehen fest in Kunststoffkästen (mit Gurten verspannt) und die dazugehörigen Automaten sind spritzwassergeschützt untergebracht. Vorbildlich steht für die Tankanlage, die mit Absperrhahn und Filterpatrone ausgerüstete ist. Lob bekommt ebenfalls die serienmäßige Ausstattung mit elektrischer Bilgenpumpe, Handlenzpumpe, Feuerlöscher, Ebersbächer-Warmluftheizung (4 kW, fünf Auslässe) und Warmwassersystem.
Elektrische Lenkung; elektrische Schaltung; Bugstrahlruder; Fahrersitz; wandelbare Sitzecke im Cockpit; Tisch; Staukästen; Kojenpolster; Verdunklung Seitenfenster und Decksluke; Dusche; Toilette elektrisch; Waschbecken; Wallas Cerankocher 2-flammig; Spüle; Kühlschrank; Badeplattform; Heckdusche; Badeleiter; Warmwasser, Heizung 4kW; 300-l-Kraftstofftank; Wassertank; Fäkalientank; Batterien; Hauptschalter; elektrische und manuelle Lenzpumpe; zwei Scheibenwischer; Defrosterdüsen; Camperverdeck, Hafenpersenning; Antifouling- und Epoxid-Grundierung; Synteak im Cockpit, auf der Badeplattform und Vordeck; Klampen; Reling; Handläufe
FAHREN & MANÖVRIEREN
VERARBEITUNG & TECHNIK
SICHERHEIT
KOMFORT AN BORD
Die Ibiza 911 Touring ist ein schicker, edler Daycruiser. Hochwertige Ausstattung und die gute Verarbeitung runden den positiven Eindruck ab. Vier Personen können auf dem Boot übernachten, das komfortable Cockpit lädt bis zu neun zum Wohlfühlen ein. Die Motorisierung mit Yamahas XTO-425-Außenborder am Testboot ist eine gute Wahl.