Sea Ray 190 SPXE: Der Bestseller in der Boote-Pfister-Edition ist nicht nur schnell, sondern auch komfortabel.
Der amerikanische Hersteller Sea Ray hat ein breites Spektrum von Motorbooten im Angebot. Einen besonderen Meilenstein in der 60-jährigen Geschichte der Werft setzte sich diese aber im Jahr 1991, als sie ihr erstes Wasserskiboot auf den Markt brachte. Dazu noch mit fester Badeplattform; das war damals eine große Neuerung. Seitdem ist die Wasserski-Reihe wichtiger und beliebter Bestandteil des Programms. Nicht ohne Grund wählte der deutsche Importeur Boote Pfister dieses Einsteigermodell für seine 50-Jahre-Jubiläumsvariante.
Dabei ist die Sea Ray 190 SPXE an sich gar nicht neu, sondern wurde von uns bereits in BOOTE 2/2015 getestet. Neu ist allerdings das Pfister-Sonderausstattungspaket, unter anderem mit synthetischem Teak auf der Badeplattform, Plotter und dem 4,5-Liter-Mercruiser-Innenborder, der eine beachtliche Leistungssteigerung von 46 Prozent bedeutet und das Boot völlig verändert. Mit einem Trailergewicht von etwa 1800 Kilogramm ist es trotzdem noch mit dem Mittelklassewagen zu ziehen.
Schon auf den ersten Blick wirkt der Bowrider ungemein hochwertig: schwarzer Rumpf, weißes Deck, zweifarbiges gestepptes Kunstleder auf den Sitzen und graues Kunstleder auf dem Armaturenbrett. Optisch wie haptisch ein echter Hand- und Po-Schmeichler. Doch die größte Aufwertung sitzt unter der großen Sonnenliege im Heck: das Triebwerk von Mercruiser, ein 6-Zylinder-V-Motor mit 200 PS. Auch hier sind die Installations- und GFK-Arbeiten vorbildlich: Egal wohin der Blick fällt, alles ist sauber installiert, auch im Detail gibt es nichts zu meckern. Keine Dichtmassen-Würste, "wo eh keiner hinschaut". Alles ist modern und von bester Qualität. Ein Mercruiser Smartcraft-Sender etwa ermöglicht die Motorüberwachung auf dem Smartphone. Die Motorbe- und -entlüftung besteht aus vier großen Schläuchen und Luftschlitzen, die auch bei rasanter Fahrt und heißem Wetter ein angenehmes Klima im Motorraum versprechen. Auch ein automatischer Feuerlöscher ist vorhanden, und der Raum neben der Batterie wird genutzt, um eine Kühlbox unterzubringen. Ein durchweg durchdachtes und gut ausgestattetes Boot.
Auch an Deck macht das Boot bereits im Hafen einen patenten Eindruck: Die großen Liegeflächen in Bug und Heck laden zum Sonnenbaden ein, die Sitze sind bequem, aber etwas härter. Das breite Fahrverdeck schattet das Cockpit an sonnigen Tagen gut ab, und der teakbelegte runde Stecktisch lädt zur Kaffeerunde ein. Der Steuersitz kann gedreht werden, und zusammen mit der breiten Bank an Backbord, die den Beifahrersitz ersetzt, kann das Cockpit im Hafen oder vor Anker kurzerhand zu einer gemütlichen Sitzrunde umfunktioniert werden.
Der leistungsstarke Mercruiser startet mit einem tiefen Grummeln und ist danach im Standgas kaum noch zu hören. Bei drei Knoten Fahrt und 800 Umdrehungen ist hier auf dem Main bei glatter See gleich zu merken, dass das Boot giert. Erhöht man Drehzahl und Geschwindigkeit, verringert sich dieser Effekt, bleibt aber spürbar. Gewichtsverlagerungen, beispielsweise durch sich bewegende Personen, haben dagegen nur wenig Einfluss auf die Kursstabilität.
Im Übergang zur Gleitfahrt nimmt die Sea Ray die Nase kurz hoch, aber dann auch gleich wieder runter. Das Sichtfeld wird nicht deutlich eingeschränkt. Gute Gleitfahrt erreicht der Bowrider ab 2800 Umdrehungen und rauscht dann mit 20 Knoten über das Wasser. In den Frachterwellen knallt die Sea Ray aufgrund der Rumpfform hart in die Wellenkämme. Doch trimmt man 1/4 hoch, fühlt sich das Boot völlig anders an, springt weich über die Heckwellen und bleibt bei jeder Landung kontrollierbar.
Nun wollen wir wissen, wie sich das Boot bei Vollgas verhält: Runtergetrimmt kommt es schnell in Gleitfahrt, erreicht spielend 40 Knoten und geht in Fahrtrimm bei dieser Geschwindigkeit immer noch sehr weich über die Wellen. Der Motor allerdings stößt hier deutlich hörbar an den Drehzahlbegrenzer. Ein Zeichen dafür, dass der Propeller zu klein gewählt worden ist. Die Kursstabilität ist gut, das Fahrverhalten auch. Nur wenn man das Boot ein wenig übertrimmt, ist leichtes Wippen bemerkbar – auch als wir mit 35 Knoten in die Kurve gehen und einen engen Kreis fahren und sich das Boot aufschaukelt. Die breite Sitzbank auf der Beifahrerseite kommt nun negativ zu tragen, denn es ist schwer, bei rasanten Manövern Halt zu finden. Der alternativ bestellbare Sportsitz wäre da die bessere Wahl. Mit dem Antrieb nach unten getrimmt, gelingt das Kreisen sehr viel besser, das Wippen ist weg. Den gleichen Effekt erfahren wir bei einer Wende: Mit Trimm unten geht das Boot sehr eng um die Kurve, mit Fahrtrimm müssen wir weiter ausholen. Auch bei Geradeaus- und Slalomfahrt läuft das Boot mit Trimm unten optimal und lässt sich auch bei ruckartigen Manövern sehr gut kontrollieren, ohne auszubrechen.
Fazit
Die Sea Ray 190 SPXE ist ein schnelles und gut ausgestattetes Boot, das etwas Erfahrung bedarf, um ihr volles Potenzial zu entfalten. Dann ist sie nicht nur ein kräftiges Sportgerät, sondern mit dem geräumigen Cockpit auch durchaus familientauglich.
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