Peter Laessig
· 30.04.2018
Beneteau Antares 7 OB: Bei Seegang zeigte sich das sportliche, trailerbare Allround-Kajütboot von seiner besten Seite
Beneteau in Frankreich zählt zu den ganz Großen in Europa, wenn es um Motorboote geht. Die Werft orientiert sich stets am Puls der Zeit und bietet so ziemlich für jeden Geschmack, Anspruch oder Geldbeutel ein passendes Boot zwischen 5 und 20 m Länge an. So kommt man auf insgesamt 33 Modelle. Eines davon ist unser Testboot Antares 7 OB. Antares bezeichnet die Kajütboote,
7 steht für die Längenklasse und das Kürzel OB dafür, dass hier ein Außenbordmotor bis maximal 175 PS als Antrieb dient. Die Werft beschreibt in der Zusammenfassung das Boot wie folgt: "Sicherheit, Schlichtheit und Wohnlichkeit. Die für kurze Touren an der Küste konzipierte Antares 7 kann auf der Straße transportiert werden." Das stimmt so weit, wenn man zu Letzterem sagt, dass man einen Zugwagen braucht, der etwa 2,5 t auf den Haken nehmen darf.
Was im Prospekt fehlt, ist eine Aussage zur Qualität, die wir im Testreport so kommentieren: alles in allem ein ordentlicher Eindruck, keine Schwächen, Holzarbeit sauber ausgeführt, Kunststoffarbeiten innen und außen gut (mal mit, mal ohne Bearbeitung der Kunststoffschnittkanten), technische und elektrische Installationen befriedigend.
Unser Testrevier ist das Mittelmeer vor Port Ginesta in Spanien, das uns an diesem Tag nichts schenkt und alles abfordert. Im Hafen lässt sich das Testboot vorwärts und rückwärts überallhin steuern; lediglich Seitenwind veranlasst uns, das Bugstrahlruder (empfehlenswertes Extra) zu aktivieren. Im Boot umherlaufende Personen nehmen kaum Einfluss auf Kurs und Krängung, und Vollkreise durchmessen maximal zwei Bootslängen.
Um die vom Boot erzeugten Wellen klein zu halten, begrenzen wir die Drehzahlen auf 1500 U/min oder 5 kn Fahrt. Mit kaum merklichem Übergang von Verdränger- in Gleitfahrt geht es zügig voran, und dabei spielt es keine Rolle, ob der Motor ganz beigetrimmt oder in optimal getrimmter Position verharrt – die Sicht bleibt stets optimal. In den immer enger verlaufenden Kurven neigt sich das Boot etwas zum Kurvenmittelpunkt. Fällt dabei der Durchmesser kleiner als 30 Meter aus, greift der Propeller ins Leere und zwingt uns, neu anzufahren. Die Ursachen dafür sind der Seegang und die Montagehöhe des Motors. Slalomfahrten oder 180°-Wenden werden vom schwergängigen Ruder erschwert. Verreißt man selbiges, führt das zu problemlosen Kursänderungen.
Durchschnittliche Wellenhöhen bis rund 1,20 m in Verbindung mit heftiger Kreuzsee sind nicht alltägliche Kriterien für den Rauwassertest. Den absolviert das Testboot dank seines – wie die Werft es nennt –
"tulpenförmigen" Vorschiffs erstaunlich gut. Selbst der ein oder andere Freiflug bei Vollgas ist stets mit sicherer und erstaunlich trockener Landung verbunden.
Bei der Suche nach einem Tempo, mit dem wir bei dieser See noch komfortabel unterwegs sind, pendeln wir uns auf Dauer bei 22 kn ein – Chapeau! Allerdings lässt der Seegang Messungen bei Vollgas nicht zu; ab 4500 U/min greifen wir auf Werftdaten zurück, die bis zu dieser Drehzahl auch mit unseren Messungen korrespondieren. In schneller Verdrängerfahrt reicht eine Tankfüllung theoretisch für eine Nonstop-Fahrt von 183 sm plus 15 % Reserve.
In schneller Gleitfahrt ist man zwischen 4750 und 5000 U/min wirtschaftlich unterwegs. Zwischen 25 und 27 kn Fahrt kommt man knapp 100 sm weit, und bei Vollgas (33 kn) etwa 80 sm – jeweils plus Reserve. Damit erfüllt das Testboot unsere Forderung nach einer Mindestreichweite nur in Verdrängerfahrt. Was die Akustik angeht, reichen unsere Daten nur bis 5000 U/min, wo wir einen Schalldruck von 85 db(A) gemessen haben. Darüber hinaus machte uns der Seegang einen Strich durch die Messfahrten.
Der in Längsrichtung verschiebbare Schalensitz für den Fahrer lässt sich nach vorn klappen und sorgt so bei der darunter angesiedelten Pantry für mehr Platz. Um ihn zu erklimmen, braucht es etwas Geschick; hat der Fahrer erst mal darin Platz genommen, sitzt er jedoch gut und blickt vor sich auf ein aufgeräumtes Armaturenbrett, den Kompass und die Scheibe mit Wischer.
Die Bedienelemente liegen in Reichweite, und Platz für Navigationselektronik ist vorhanden, sodass ein Touchscreen verbaut werden kann, auf dem alle wichtigen Daten und Informationen über den Motor, die Position und den Kurs abgebildet werden können. Beifahrer sitzen gegenüber an der Dinette. Je nachdem, ob man nach achtern oder nach vorn blicken will, lässt sich dort die vordere Rückenlehne umstecken.
Wir fahren das Testboot mit einem 175 PS starken Suzuki, der sauber montiert am Heck hängt. Im gut abgedichteten Leerrohr stecken Steuerungs- und Versorgungselemente. Schiebt man die Cockpitheckbank nach vorn, lässt sich der Motor komplett aus dem Wasser kippen. An Batterien, Wasser- und Kraftstofftanks gelangt man im Cockpitbodenstaufach. Lobenswert ist hier die Installation eines Kraftstoffvorfilters, unsere Kritik gilt seiner Platzierung und Handhabung. An Batteriehauptschalter und Sicherungen gelangt man hinter einer Klappe an der hinteren Dinette-Sitzbank.
Beim Thema Sicherheit punktet die Antares primär mit ihren Fahreigenschaften. Positiv werten wir das außenbords selbstlenzende Cockpit und die für den Notfall vorhandene Handlenzpumpe. Die Seitendecks sind unterschiedlich breit, das breitere an Steuerbord wird zum Königsweg. Den Weg nach vorn sichern Haltegriffe, die etwas zu niedrige Reling plus Handläufe. Unbehandelte Schnittkanten an Schottwanddurchbrüchen, an denen sich Schläuche durchscheuern können, bedeuten eine Abwertung für die technischen Installationen. Bei der Elektrik wiederum gibt es nichts zu beanstanden. Für die Fabrikate Honda, Suzuki, Mercury und Yamaha bietet die Werft eine Vorinstallation an; der Händler muss dann nur noch den Motor montieren und anschließen.
Gemäß Zertifizierung dürfen sich bis zu acht Personen auf dem Boot aufhalten. Das passt, solange sie nicht zu kräftig gebaut sind, denn die Innenraummaße unter Dach verlangen eher nach schlanken Besatzungsmitgliedern. Der vordere Bereich der Kabine lässt sich mit Einlegeteilen zur Doppelkoje wandeln und die Dinette zur Koje für einen Erwachsenen oder zwei Kinder. Bis auf den separaten Stau- oder Toilettenraum, wo es bauartbedingt etwas enger zugeht, ist an den Steh- und Sitzhöhen nichts auszusetzen.
Wer kochen, kühlen oder auf Toilette gehen will, muss die nötigen Teile – wie anderes nützliches Zubehör auch – zuvor bestellen. Hat man im Cockpit die Sitzstaukästen mitgekauft, ist dort am Einstecktisch der schönsten Platz, nicht nur wenn es regnet und man unter dem Verdeck verweilt. Die Beleuchtung hat keine Zulassung für den deutschen Teil von Nord-, Ostsee und Teile der deutschen Binnengewässer; das führt ebenso zur Abwertung wie die Tatsache, dass man Verdeck oder Plane extra ordern und bezahlen muss.
Belegklampen vorn und achtern sowie eine Zugöse vorn dienen dem Sichern des Bootes. Eine der zwei angefügten Badeplattformen ist mit einer Teleskopbadeleiter versehen. Lobenswert ist der selbstlenzende Ankerkasten mit Bugbeschlag vorn, wo sich eine E-Winsch unterbringen lässt. Auch das Stauraumangebot im gesamten Boot fällt uns positiv auf.
FAZIT
Beneteau hat mit der Antares 7 OB ein praktisches und trailerbares Kajütboot aufgelegt, das uns insbesondere im Rauwasser überzeugt hat. Es bietet fast alles, was man braucht, um auch ein paar Tage auf dem Wasser zu verbringen. Familien und Wassersportler werden ihren Spaß damit haben.