TestBeneteau Gran Turismo 36

Johannes Erdmann

 · 26.03.2022

Test: Beneteau Gran Turismo 36Foto: Beneteau

Auf zur großen Fahrt: Der sportliche Cruiser ist erstmals mit zwei Außenbordern erhältlich und bietet enorm viel Platz für seine Größe

Die italienische Modellbezeichnung ist bei dieser Bootsserie Programm, denn Gran Turismo bedeutet übersetzt „große Fahrt“. Der Name geht zurück auf die für Langstreckenrennen konzipierten GT-Fahrzeuge, die bei den Rennen Targa Florio, Mille Miglia und dem 24-Stunden-Rennen von Le Mans mehrere Tausend Kilometer zurücklegten. Bequeme Langstreckenläufer – und damit ein Name wie geschaffen für einen sportlichen Cruiser, der schnelle Fahrt mit einem mondänen Wohnraum verbindet.

Die Beneteau Gran Turismo 36, die wir in Port Ginesta in Spanien testen durften, ist eine Außenborder-Variante der vor wenigen Jahren neu vorgestellten 36er. Statt mit zwei 270 oder 300 PS starken Innenbordern von Volvo ist das Boot nun mit zwei 300- oder in unserem Fall 350-PS-Außenbordern von Suzuki bestückt. In der Außenborder-Version wurde die Badeplattform zweigeteilt und in der Fläche reduziert. Zugleich entstand durch die fehlenden Innenborder im Heck ein großer Stauraum für allerlei sperrige Dinge wie Wasserspielzeug oder Ähnliches. Der Innenraum der GT 36 ist ansonsten identisch mit der Innenborder-Version.

Das Leben spielt sich auf der GT 36 an Deck ab. Rund um den Tisch finden bequem acht Leute PlatzFoto: Johannes Erdmann
Das Leben spielt sich auf der GT 36 an Deck ab. Rund um den Tisch finden bequem acht Leute Platz

Um dem Erbe der Gran-Turismo-Fahrzeuge gerecht zu werden, legte die Werft bei der Entwicklung des Schiffs viel Wert auf einen sportliche Rumpf mit guten Fahrleistungen, zugleich aber auch auf maximalen Wohnraum und Komfort. Das fällt vor allem im Bugbereich auf, in dem die GT nicht spitz, sondern trapezförmig zuläuft. Eine 2,10 Meter breite und damit sehr opulente Doppelliegefläche lädt dort zum Sonnenbaden, liegt aber zugleich so tief und geschützt, dass Gischt und Fahrtwind kein Thema sind. Das Dach über dem Steuerstand lässt sich elektrisch gut eineinhalb Meter weit nach hinten fahren, sodass an warmen Tagen vor Anker und bei Fahrt immer kühler Wind durch das Cockpit weht, die Fahrgäste aber zugleich geschützt loungen können.


Das Boot

  • Werft: Beneteau Yachts/F
  • Typ: Gran Turismo 36 OB
  • CE-Kategorie: B/8 Personen; C/10
  • Rumpf und Deck: Kunststoff
  • Länge über alles: 11,56 m
  • Breite: 3,52 m
  • Verdrängung (mit Motoren): 7276 kg
  • Tiefgang: 0,71 - 1,02m
  • Durchfahrtshöhe: 4,15 m
  • Kraftstofftank: 2 x 408 l
  • Wassertank: 150 l
  • Fäkalientank: 80 l
  • Kabinen: 2 + 2
  • Kojen: 4
  • Kojenabmessungen: Bug 2,00 m x 1,40 m; Unterflur 2,00 m x 1,70 m
  • Stehhöhe/Sitzhöhe: Bugkabine 1,97 m/0,86 m; WC-Raum 2,00 m; Salon 1,98 m
  • Cockpitgröße: 3,10 m x 2,60 m
  • Breite Seitendeck: 0,17 m
  • Höhe Reling: 0,65 m
  • Sonnenliege: Heck 1,32 m x 1,39 m; Vordeck 2,10 m x 1,84 m,
  • Freibord: etwa 1,56 m
  • Seitenhöhe Cockpit innen: 0,79 m
  • Testgewicht: etwa 8240 kg
  • mögl. Motorisierung: Außenborder 2 x 220 –258 kW (300–350 PS)
  • Testmotorisierung: Suzuki Außenborder 2 x (258 kW) 350PS
  • Preis (Standardboot): ab 230000 €
  • Preis (Testboot): ca. 270000 €
  • Hersteller: www.beneteau.com

Das Cockpit bietet enorm viel Platz, denn das Leben spielt sich auf solch einem vor allem fürs Mittelmeer konzipierten Boot vor allem an der frischen Luft ab. Bis zu zehn Fahrgäste (Kategorie C) finden an Bord Platz. Zum Beispiel auf der großen L-Sitzbank mit stabilem Tisch aus massivem Teak, auf der gegenüberliegenden Bank an Steuerbord und auf den beiden Doppelsitzen am Steuerstand. Die Liegefläche im Heck ist mit 1,32 x 1,39 Meter Liegefläche etwas knapper bemessen als im Bug und eher zum Füßehochlegen gedacht. Um den Aufstieg auf das hohe Seitendeck zu erleichtern, wurde zwischen der Bar und dem Sitzpolster eine kleine Treppe eingepasst. An Backbord fehlt solch eine Aufstiegshilfe jedoch, und bei misslungenen Anlegemanövern ist der Weg zum Abhalten deshalb unter Umständen lang, weil man um oder über die Liegefläche klettern muss.

Der Steuerstand ist in hellblauem Gelcoat gefasst und wirkt damit zunächst ein wenig ungewöhnlich. Das Armaturenbrett ist zweigeteilt in eine obere Fläche, in der zwei bis drei große Plotter montiert werden können und auch das Zipwake-Panel seinen Platz findet. Außerdem eine untere Fläche, auf der das höhenverstellbare und sehr griffige Lederlenkrad neben einer Garnitur von Wippschaltern, der elektronischen Schaltung und den Motorinstrumenten montiert ist. Handläufe und Haltegriffe sind rund um den Steuerstand reichlich vorhanden, und eine breite Fußleiste schafft zusätzlichen Halt. Unter dem Fahrersitz befinden sich zwei Notabschalthebel für die Spritversorgung der Motoren. Ein kleiner 5-Liter-Dieseltank hinter einer wasserdichten Luke versorgt die Dieselheizung für etwa acht Stunden mit Wärme bei Volllast. Eine Direktversorgung aus dem Haupttank ist in diesem Fall nicht möglich, denn die Außenborder fahren schließlich mit Benzin.

Das Dach lässt sich elektrisch öffnen und sorgt für gute Belüftung sowohl vor Anker als auch bei FahrtFoto: Johannes Erdmann
Das Dach lässt sich elektrisch öffnen und sorgt für gute Belüftung sowohl vor Anker als auch bei Fahrt

Die Kabine ist für ein 36-Fuß-Schiff überaus geräumig, aber ganz klar für die wärmeren Gefilde entworfen. So finden sich im Salon lediglich eine recht pragmatische Pantry mit Zweiflammen-Gaskocher und eine kleine Sitzecke mit Bartisch, der maximal für das schnelle Frühstück von Espresso und Croissant zu gebrauchen ist. Das dunkle Nussbaumholz in Verbindung mit dem Eichenfußboden und dem hellen Kunstleder lassen die GT modern und zugleich edel erscheinen – eine gelungene Komposition. Die indirekte Beleuchtung über und unter den Hängeschränken schafft trotz großer Flächen und stringenter Farbgebung ein einladendes, gemütliches Ambiente unter Deck.

Das Badezimmer ist nicht nur eine Nass­zelle, sondern mit abgetrennter Dusche und Teakgräting für die Bootsgröße auch sehr geräumig und funktional. Zudem beträgt die Stehhöhe gut zwei Meter. Die Bugkabine ist hell und geräumig, bietet viel Stauraum in den Schränken und unter dem Bett. Das größere Bett, dessen Matratze fast King­size-Abmessungen besitzt, befindet sich in der Achterkabine unter dem Cockpit. Auch das Raumgefühl wird hier großzügiger empfunden, und der Ausblick aus den großen Rumpffenstern ist sogar noch szenischer als im Bug. Doch wer hält sich im Mittelmeer­raum schon viel unter Deck auf? Mit den zwei Suzuki-Außenbordern von je 350 PS ist die GT 36 überaus gut bestückt und lässt sich ab etwa 3000 U/min in Gleitfahrt bringen. Optimal läuft das Boot jedoch bei 5000 U/min und erreicht dann bei knapp 29 Knoten Fahrt auch seinen wirtschaftlichsten Drehzahlbereich. Mit etwa 800 Litern Benzin im Tank besitzt es dann eine Reichweite von etwa 142 Seemeilen (plus 15 Prozent Reserve). Der Verbrauch ist zwar mit 4,9 Litern pro Seemeile selbst dann nicht gerade gering – es gibt ähnlich lange Motorboote, die nur 2,5 Liter pro Seemeile benötigen –, doch bei der Beurteilung des Verbrauchs muss bedacht werden, dass die GT 36 auch ein wirklich großes Schiff mit einem beachtlichen Platzangebot ist. Das bedeutet eben auch, dass eine Menge Gewicht bewegt werden muss. Seine Höchstgeschwindigkeit erreicht das Boot bei 5650 U/min und 36 Knoten Fahrt, wobei die Reichweite auf 103 Seemeilen zusammenschrumpft. Rasante Manöver, schnelle Wenden und enge Kreise aus voller Fahrt bewältigt das Boot völlig problemlos und fast schon mit einer gewissen Leichtigkeit.

Beide Kabinen sind sehr geräumig und bieten eine ausreichende Sitzhöhe von 0,86 MeternFoto: Johannes Erdmann
Beide Kabinen sind sehr geräumig und bieten eine ausreichende Sitzhöhe von 0,86 Metern

Fazit

Die Beneteau Gran Turismo 36 wird ihrem Erbe als sportlicher Tourer gerecht, auch wenn die Reichweite für solch einen Langstreckenrenner wegen der Außenborder eher knapp bemessen ist. Doch der Komfort an Bord und das gelungene Layout machen das Schiff zum idealen Begleiter im Mittelmeer.

Noch mehr Informationen? Den Test der Beneteau Gran Turismo 36 finden Sie mit weiteren Bildern und voller Beurteilung in BOOTE-Ausgabe 04/2022 – seit dem 16.03.2022 am Kiosk oder online im Delius Klasing-Shop.