VergleichBénéteau MC 4 / MC 5

Peter Laessig

 · 19.04.2015

Vergleich: Bénéteau MC 4 / MC 5Foto: Morten Strauch
Vergleich MC4 / MC5

Der feine Unterschied liegt in der Größe: Bénéteau Monte Carlo 4 und Monte Carlo 5 – ein Konzept, zweimal Verführung mit echtem Yachtfaktor.

Vergleich MC4 / MC5Foto: Morten Strauch
Vergleich MC4 / MC5
Beneteau Monte Carlo 5
Foto: Werft Beneteau
Beneteau Monte Carlo 4
Foto: Werft Beneteau

Eigentlich ist Monte Carlo ein Stadtteil von Monaco im Süden Frankreichs, der für sein Casino und seine Prominenz bekannt ist. Mit der Wahl des Namens will die französische Werft Bénéteau den prunkvollen Ruf Monte Carlos auf ihre Bootsserie übertragen. Durch Farbe und Design fallen sie auf ganz wie von Monte-Carlo-Patronin Carla Demaria gewünscht.

Wir fahren die MC4 mit zwei Volvo Penta IPS-500 mit jeweils 370 PS und die MC5 mit zwei IPS-600 mit je 435 PS auf dem Mittelmeer vor Palma de Mallorca. Im ersten Augenblick kann man die bei- den Boote bestenfalls an der unterschiedlichen Anzahl der Bullaugen in den Rumpfwänden unterscheiden. Selbst auf der Flybridge stehend, erscheinen die Boote nahezu identisch. In der Länge sind bei- de gleich, doch die MC5 unterscheidet sich um zusätzliche 11 cm in der Breite. Der gewonnene Platz erlaubt eine andere Position der Flybridge-Bar: Diese kann hier quer stehen, während sie bei der MC4 längs angeordnet ist. An Sitz- und Liegeflächen mangelt es auf keiner der Fly.

Die wahren Differenzen befinden sich unter Deck. Hier unterscheidet sich das Raumangebot aufgrund differierender Längen und Breiten spürbar. Auf der MC4 gibt es zwei und auf der MC5 drei Kabinen, plus einer weiteren für die Crew (optional). Ansonsten kann sie auch als Riesenstauraum genutzt werden. Die Anzahl der Bäder (2) ist gleich, lässt man das der Crew auf der MC5 außer Acht.

Die wahren Differenzen befinden sich unter Deck. Hier unterscheidet sich das Raumangebot aufgrund differierender Längen und Breiten spürbar. Auf der MC4 gibt es zwei und auf der MC5 drei Kabinen, plus einer weiteren für die Crew (optional). Ansonsten kann sie auch als Riesenstauraum genutzt werden. Die Anzahl der Bäder (2) ist gleich, lässt man das der Crew auf der MC5 außer Acht. Der Salon der MC5 bietet mit rund 11,2 m² mehr Wohnfläche als die MC4 mit etwa 6,8 m².

So setzt sich das Platzverhältnis auch unter Deck fort: Die MC5 ist für sechs plus eine Person ausgelegt, während die MC4 vier bis sechs Personen beherbergen kann, wenn man anstelle des festen Salontischs den absenkbaren bestellt. Ansonsten schlafen auf beiden Booten die Gäste in den Bugkabinen und auf der MC5 noch in der zusätzlichen Steuerbordkabine. Die Bugkabinen haben je einen separaten Zugang zum Tagesbad mit WC. Die Eigner nächtigen in großen, über die gesamte Bootsbreite reichenden Kabinen und verfügen über eigene Bäder.

Für MC4 wie auch MC5 gilt, dass Cockpit und Salon jeweils auf einem Niveau liegen und durch weit zu öffnende Glastüren separiert werden. Klapp-Badeleitern liegen versteckt unter einem Deckel in den Plattformen. Doch die Handhabung vom Wasser aus ist nicht sehr komfortabel. Die hydraulisch absenkbaren Badeplattformen (Extra) dürfen mit maximal 350 kg belastet werden.

Für Barbecue-Fans ist am Ende des MC5-Cockpits über der Badeplattform eine Pantry mit Grill, Arbeitsfläche und Spüle eingebaut, was es für die MC4 nur gegen Aufpreis gibt. Damit die Grillmeister dann nicht in der prallen Sonne stehen müssen, ist auf beiden Booten am Ende der Flybridge je ein elektrisch ausfahrbares Bimini unter einer Klappe versteckt.

Auf dem Weg zu den Sonnenliegen nach vorn sind die Seitendecks bequem und sicher begehbar. In der Bugspitze befinden sich ein großer Ankerkasten sowie ein Staukasten. Die Fahrstände im Salon und auf der Fly sind übersichtlich gestaltet und passend mit Instrumenten bestückt. Beim Betätigen der Scheibenwischer bleibt bei beiden Booten je ein nicht gewischter Mittelstreifen übrig.

Die Fahrer-Sitzbänke im Salon lassen sich in Längsrichtung verstellen und auf der MC5 das Sitzkissen teilweise hochklappen. Wer von der Bank heruntersteigen möchte, gleitet dabei spürbar über das Klappscharnier am Bankende.

Die Fahrersitze auf den Flys sind allseits verstellbare und edle Designobjekte aus Kohlefasern, und auf beiden Booten ist das Heck durch den Aufstieg vom Flybridge-Fahrstand an Steuerbord gut einsehbar. Die Sicht an den Salonfahrständen ist dank geringer Vertrimmung beim Anfahren stets gewahrt und während der Fahrt achteraus perfekt. Die Trimmklappen bleiben dabei in Nullstellung. In Gleitfahrt schwenkt auf beiden Booten das Salondach bei Kurven über Backbord ins Blickfeld, über Steuerbord stört nichts.

Dank Joystick lassen sich beide Testboote in langsamer Fahrt in jede Richtung manövrieren, An- oder Ablegemanöver gelingen einfach. Mit Hilfe der optionalen Bugstrahlruder können außerdem längere Rückwärtspassagen fein korrigiert werden. Um die Wellen in langsamer Fahrt auf akzeptabler Höhe zu halten, sollten auf beiden Booten die Motoren nicht mehr als 1200 U/min drehen, dann ist man mit 7 kn unterwegs. Ab 2200 U/min beginnt das Test-Duo in die Gleitphase überzugehen.

Einen Unterschied bei der Höchstgeschwindigkeit messen wir nicht, beide fahren bei Vollgas 30 kn schnell. Gleich ebenfalls die Marschfahrt um die 3000 U/min mit 22 kn. Keine der beiden Monte Carlo erfüllt unsere Minimalforderung von 270 sm Aktionsradius plus 15 % Reserve. Auf der MC4 reicht bei schneller Marschfahrt der Sprit theoretisch für eine Strecke von 135 sm am Stück und auf der MC5 von 208 sm, plus Reserven.

Der deutliche Reichweitenunterschied lässt sich auf die unterschiedlichen Tankgrößen zurückführen. Dank wirksamer Schalldämmungen messen wir auf der MC5 bei Vollgas im Cockpit einen Schalldruck von maximal 85 dB/A und im Salon 74 dB/A. Und auf der MC 4 lauten die Werte 82 dB/A im Cockpit und 76 dB/A im Salon. Da gibt es auf beiden Testkandidaten wirklich nichts zu meckern.

Aufgrund der IPS-Antriebe lässt sich das Fahrverhalten beider Boote kaum unterscheiden. Bei Vollgas sind die Durchmesser der Vollkreise gleich groß (300 m). In Verdrängerfahrt messen wir mit beiden Fahrhebeln voraus auf der MC5 einen Durchmesser von etwa 50 m, auf der MC4 rund 30 m. Damit fallen alle Extremmanöver aus, da nichts Extremes passiert und die Fliehkräfte bei Kurvenfahrten gerade einmal 0,7 g messen.

Wissen muss man insbesondere beim Manöver des letzten Augenblicks, dass vom Betätigen des Ruders bis zur Reaktion der Antriebe etwa 0,5 Sekunden vergehen. Wenn man diesen Zeitverlust einkalkuliert und rechtzeitig gegensteuert, bekommt man auch beide Boote auf der Slalomstrecke minimal zum Pendeln über die Längsachse.
Während der Tests zeigt sich das Mittelmeer von seiner glatten Seite, was die Aussage hinsichtlich des Rauwassertests einschränkt. Eigene Wellen und die anderer Sportboote werden ohne nennenswerte Komforteinbußen überfahren.

Die Verarbeitung bewegt sich bei beiden Booten auf hohem Niveau, könnte aber für die Klasse, in der man mitspielen möchte, noch etwas mehr Feintuning vertragen. Was die Sicherheit angeht, sind Ausrutscher wie die Kraftstoffvorfilter ohne Wasseralarmsensoren bedauerlich. Da die Filter auch optisch nicht auf Rückstände zu kontrollieren sind, hat man nach dem Tanken von einem Bunkerschiff ein mulmiges Gefühl. Eventuelles Wasser im Diesel gelangt nicht zu den Sensoren an den Motoren.

Dafür blickt man in beiden Motorräumen auf Feuerlöscheinrichtungen, Handlenzpumpen und eine teilweise doppelschalige Bauweise. Die Installationen von Kabeln und Schläuchen sind sauber und liegen stellenweise auf verrundeten Kanten oder sind durch Leerrohre geführt. In beide Motorräume steigt man ungehindert durch Cockpitbodenklappen von oben ein und kommt für Service und Kontrolle an alles wunderbar heran. Die Monte Carlos sind für Reviere "außerhalb von Küstengewässern" zertifiziert, bei der Navigation helfen der serienmäßige Kompass und das Echolot.

FAZIT

Die MC4 und MC5 geben dem Skipper das Gefühl, eine ganz große Yacht zu fahren. Edle Materialien und raffinierte Designelemente vermitteln Wertigkeit und Individualität. Monte-Carlo-Boote warten mit einem ganz eigenem Charme auf, der möglicherweise nicht jedem gefällt – doch genau das macht sie so besonders.