Aufstehen, Bahnen ziehen, gut fühlen. Für ambitionierte Schwimmer ist das eine Tagesroutine, die sich in der stabilen Umgebung eines Pools am besten umsetzen lässt. Keine Wellen, keine Quallen, keine Temperaturschwankungen. Wer an Bord nicht gegen den Wasserstrom ankraulen möchte, weicht auf XXL-Becken aus. Sonderlich breit muss das Bassin nicht ausfallen, Gegenverkehr kann meist ausgeschlossen werden. Die Tiefe ist entscheidend. Und in gewisser Weise ist bei einem solchen Feature klar, dass die Yacht um dieses herum gebaut werden muss. So auch beim Projekt „Arwen“.
Die 114 Meter, die derzeit bei Dörries Yachts entstehen, sollen einen 20 mal 4 Meter großen Außenpool erhalten, der durchgängig 1,80 Meter tief reicht und dem Horizont die Infinity-Stirn bietet. Da der Beckenboden auf einer Länge von 13,20 Meter hydraulisch auffahrbar ist, ergibt sich für das Hauptdeck eine um mehr als 50 Quadratmeter größere Außenfläche. Durch den schieren Verlauf des Beckens und die große Tiefe schlägt das Volumen natürlich auf dem Unterdeck zu Buche. Dort verteilen sich Spa und Kino um die Flanken des Beckens, die in gläsernen Dreiecken neben der Außentreppe auslaufen. Der Beachclub wandert nahezu in die Mitte des Unterdecks, wo Rumpfklappen zu beiden Seiten die obligatorische Nähe zum Meer erzeugen. Zudem siedelt sich auf der Badeplattform eine Bar an.
Mit Dörries Yachts hat „Arwen“ einen besonderen Bauplatz gefunden. Für die Bremerhavener, die das Projekt zuvor unter dem Projektnamen „Elf“ führten, ist es die erste Yacht mit Dörries-Logo. Die Marke wurde bereits vor über zehn Jahren gegründet, trat aber vor allem mit dem Konzept der „Pop-up-Werft“ in Erscheinung. Für die 107 Meter und 116 Meter langen „Ulysses“-Explorer, heute „Andromeda“ und „Multiverse“, galt: Rohbau in Norwegen, Ausrüstung in Bremerhaven, wo Dörries Kaianlagen bei Stahlbau Nord anmietete.
„Wir planen zwei Hallen, in denen wir Yachten mit Längen zwischen 50 und 120 Metern bauen wollen“, sagt Henning Dörries, der den Verkauf von Dörries Yachts leitet, über die Investitionen im Bremerhavener Fischereihafen. Das Familienunternehmen tritt mit hoher Kundennähe, kurzen Wege und großer Offenheit gegenüber Eignern auf, die genaue Vorstellungen haben und sich stark einbringen. So bestimmte der US-amerikanische Auftraggeber die 114-Meter-Linien seines ersten Neubaus maßgeblich mit und holte sich für die Verfeinerung der coupéhaften Silhouette Designer Andy Waugh an die Seite. Auch in die Ausgestaltung des Interieurs ist der jetzige Auftraggeber maßgeblich involviert und wird bei den 1400 Quadratmeter großen Eigner- und Gästebereichen vom Pariser Architekten Laurent Champeau unterstützt. Der Hauptsalon reicht über zwei Decks und kommt auf mehr als fünf Meter Deckenhöhe. Vier Gästekabinen und zwei -Suiten offeriert das Hauptdeck, darüber die große Beletage der Eigner mit zehn Meter langer Bug-Terrasse, die das kurze Brückendeck mit voll verglaster Panorama-Lounge achtern toppt.
Durch Wind und See werden zwei Pods von Veth den stromlinienförmigen Rumpf schieben. Dabei sitzen die Ruderpropeller weit achtern, drehen sich um 360 Grad, machen Heckstrahlruder obsolet und werden von je 1920 Kilowatt starken Elektromotoren angetrieben. Die elektrische Energie sowohl für den Vortrieb als auch den Hotelbetrieb erzeugen vier Generatorsätze aus zwei CAT 3512 und zwei CAT C18-Dieselmotoren. Arwen soll voll beladen 15 Knoten laufen und bei zwölf Knoten einen Aktionsradius von 5000 Seemeilen abfahren können. Die SKF-Flossenstabilisatoren bewegen sich elektrisch, und das auch bei Stillstand.
Sektionen mit einem Gewicht von mehr als 700 Tonnen Stahl sind bereits montiert und die Vorausrüstung läuft auf vollen Touren. Nach wie vor setze man auf enge Kooperation mit Zulieferbetrieben, wie Henning Dörries betont. „Wir werden wie gehabt mit uns bekannten Partnern zusammenarbeiten, aber den Umfang unserer Eigenleistungen kontinuierlich ausbauen.“ Dörries Yachts will noch in diesem Jahr die heißen Arbeiten abschließen und visiert die Ablieferung für Oktober 2026 an.