Als der Stahlkasko vor anderthalb Jahren ans Licht kam, deutete sich das disruptive Design bereits an. Nun feierte Lürssen in Schacht-Audorf nach dem Werftjubiläum den Stapellauf von „Cosmos“, die der australische Gestalter Marc Newson kurvig-futuristisch in Form brachte.
Noch zogen Schlepper die 114 Meter aus dem Schwimmdock in den Nord-Ostsee-Kanal, doch während der anstehenden Seeerprobungen sollen den Sechsdecker auch Methanol-Brennstoffzellen antreiben. Freudenberg e-Power Systems aus München lieferte eine 1-MW-Anlage, in der ein Reformer Methanol in Wasserstoff rückverwandelt und Strom erzeugt. Die Brennstoffzellen sollen den geräuschlosen Betrieb von „Cosmos“ sicherstellen: Entweder 15 Tage lang CO2-neutral ankern oder mit niedriger Geschwindigkeit mehr als 1.000 Seemeilen zurücklegen.
Im Yachting ist Marc Newson ein Neuling, sein erster Entwurf war die 140 Meter lange „Solaris“. Diesmal beauftragte ein visionärer Eigner den Australier damit, etwas Einzigartiges zu erschaffen, mit dem er die Welt entdecken kann. Für Robustheit stehen der hoch gezogene Bug und die Heckwanne, aus der ein großes Beiboot wie bei einem Seenotrettungskreuzer sicher ins Nass rutscht. Auf ein ähnliches Prinzip vertraute bereits 1999 der 59-Meter-Explorer „Senses“.
„Die Zusammenarbeit mit einem äußerst kreativen Kunden hat uns die seltene Gelegenheit gegeben, die Grenzen zu erweitern“, sagt Marc Newson. „Alles, vom kleinsten Detail bis zur Silhouette - außen, innen und alles dazwischen - ist unser Design. Wir konnten daher alle kreativen Möglichkeiten ungehemmt ausschöpfen und erforschen. Diese befreiende Freiheit ermöglichte dem Projekt eine freudige, organische Entwicklung, die zu einer befriedigenden Neuartigkeit und Kohärenz führte, deren Ästhetik in unserem Lexikon verankert ist.“
Die Aufbauten von „Cosmos“, die auch aus Stahl bestehen, zeichnen sich durch einen hohen Glasanteil aus. Eher ungewöhnlich für unverbrüchliche Explorer. Stellvertretend dafür steht die Glaskuppel auf dem Topdeck, unter der das Büro des Eigners liegt und an die sich ein Tunnel zur Dachterrasse hinter den Radomen anknüpft. Das vollverglaste Brückendeck darunter umschließt gläsernes Schanzkleid.
Lürssen entwickelte eine maßgeschneiderte Lösung, um große Abschnitte aus dickem Glas zu biegen, die frei von Unebenheiten sind und eine kristallklare Sicht bieten. Eine nicht geringere glasbautechnische Meisterleistung stellt der Bug dar. Ein Fensterband läuft um die Flanken des vorderen Oberdecks, auf das sich die Gästekabinen verteilen, und endet vorn in der gläsernen Bugschürze der Panoramalounge.
„Dies ist ein ganz besonderes Projekt, das mit unserem 150-jährigen Jubiläum zusammenfällt“, sagt Peter Lürßen. „Es stimmt zwar, dass als Spezialwerft keine zwei Yachten, die unsere Hallen verlassen, jemals gleich sind, aber es gibt einige, die einen unauslöschlichen Eindruck in unserer Geschichte hinterlassen - COSMOS ist zweifellos eine dieser Yachten.“ Der 114,20 Meter lange Stahlrumpf ist gemäß Eisklasse 1D verstärkt und schiebt sich sicher durch leichtes Eis. „Cosmos“ bietet dem Eigner die Möglichkeit, alle fünf großen Ozeane und alle sieben Kontinente zu erkunden.
Über Videos auf seiner Instagram-Seite hat sich der japanische Unternehmer Yusaku Maezawa als Auftraggeber von „Cosmos“ zu erkennen gegeben. Auch über das Launch-Spektakel berichtete der 47-jährige Gründer von Zozotown, dem japanischen Zalando, mit langen Edits von der Anreise per Privatjet und Helikopter sowie vom Boarden der Yacht über eine seitliche Rumpföffnung.
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