„Kismet“122-Meter-Lürssen legt mit Hybridantrieb und Jaguar-Galionsfigur ab

Sören Gehlhaus

 · 14.05.2024

„Kismet“ lässt Laboe während einer Seeerprobung achteraus, zu der die 122 Meter vom Bauplatz bei Lürssen-Kröger in Schacht-Audorf aufbrachen
Foto: Steffen Mayer / Superyachtblog
Mit der 122 Meter langen „Kismet“ vergrößerte sich ein Eigner wieder um 27 Meter, ließ erneut von Lürssen bauen und von Reymond Langton unter Deck gestalten. Neu an Bord kamen das venezianische Designstudio Nuvolari-Lenard, der Hybridantrieb und ein Unterwasser-Fenster.

Das hat schon etwas von Aberglauben, wenn sich ein Eigner mit seinen letzten beiden Neubauten stets in 27-Meter-Schritten vergrößert. Und alle hießen sie „Kismet“, Arabisch für „Fügung“. Vor zehn Jahren nahm der US-Auftraggeber 95 Meter (jetzt „Whisper“) und 2007 ein 68-Meter-Format (jetzt „Global“) entgegen. Jedes Mal schenkte er Lürssen sein Vertrauen. Mit dem Durchbrechen der 100-Meter-Marke hielt eine gewisse Portion Extravaganz Einzug: Nun krönt den Steven eine Galionsfigur im Stile eines springenden Jaguars – nicht ohne Grund trugen die neuen 122 Meter den Projektnamen „Jag“. Auch den Mast erhoben Nuvolari-Lenard, die als Außendesigner auf Espen Øino folgten, zur Skulptur. Zudem zeigt der Sechsdecker an Steuerbord ein Rumpffenster, das mittschiffs halb über und halb unter Wasser verläuft.

Neues altes Projektteam für die dritte „Kismet“

Erneut den Gestaltungsauftrag erhielt das britische Designstudio Reymond Langton Design (RLD), das einen Großteil des Innenraumvolumens von 4900 Gross Tons zu füllen hatte. Die 3-D-Renders zeigen, dass es innen nicht minder extravagant zugeht wie außen. Die Gedankenreise über die Decks führt durch diverse Architekturstile: Es dominiert eine modernisierte Form des Art déco, garniert mit barocken und asiatischen Elementen; es gibt aber auch ruhigere Raumkonzepte wie die helle Pool Lounge oder den Sieben-Sterne-Wellnessbereich. Wie schon auf der Vorgängerin galt es diverse Feuerstellen zu berücksichtigen, sogar im Spa. Außerdem flackert es außen auf einer Vielzahl von Decks und auf dem Weg zum Speisebereich des Hauptdecks zu beiden Seiten. Sowohl Kino als auch Salon füllen zwei Ebenen aus, wobei sich über letzteren überdimensionale Videowände erstrecken.

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Lürssen verbaute Hybridantrieb und Wärmerückgewinnung

Die 122 Meter lange und 17,80 Meter breite Gigayacht berechnete Lürssens eigene Konstruktionsabteilung, die einen dieselelektrischen Antriebsstrang zu berücksichtigen hatte. Laut Werft zählt „Kismet“ zu den leistungsstärksten und gleichzeitig energieeffizientesten Superyachten der Welt. Auch ein vollelektrischer Modus wurde realisiert. Zum Standard von Lürssen-Gigas scheint das Wärmerückgewinnungssystem geworden zu sein. So wird etwa die Abwärme der Generatoren für das Heizen der Pools genutzt. Das größte Becken liegt nicht auf dem hinteren Hauptdeck, sondern konstruktiv anspruchsvoll zwei Ebenen darüber. Auf der Brücke, ein Deck unter dem Mast, freuen sich der Kapitän und seine Offiziere über beste Sicht und Dynamic Positioning. Durch das automatische Zusammenwirken von Antrieb, Bug- und Heckstrahlern sowie Flossenstabilisatoren werden Schiffsbewegungen automatisch ausgeglichen und die Position gehalten. Das verschafft Flexibilität und verhindert, dass der Anker in sensiblen Gebieten auf Tiefe geht.

Werft-Geschäftsführer und -Miteigentümer Peter Lürßen kommentierte die jüngste Ablieferung mit: „Die Aufgabenstellung des Eigners war anspruchsvoll. Wir glauben jedoch, dass wir mit unserem technischen Know-how den Wunsch und die Vision des Eigners nach einer Yacht erfüllt haben, die auch in vielen Jahren noch zeitlos und ihrer Zeit voraus sein wird. Unser Dank gilt dem hervorragenden Design und der Kommunikation mit den Designern Nuvolari-Lenard und Reymond Langton sowie dem Lürssen-Projektteam. Ein besonderer Dank geht an das kompetente und erfahrene Eigner-Team Kyle und Gerry Fultz.“

Als jüngsten Aufenthaltsort der 122-Meter-Lürssen meldeten AIS-Portale Schottland. Doch „Kismet“ wird schon bald Kurs Mittelmeer nehmen, wo die erste Chartersaison ansteht. Zwölf Gäste buchen sich über Cecil Wright für drei Millionen Euro an Bord ein – pro Woche und exklusive Zusatzkosten für Kraftstoff oder Proviant.


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