„Leona“Starke Löwin der Meere - „ein Meisterstück“ von Bilgin Yachts

Uske Berndt

 · 26.02.2024

Erfolgskurs: „Leona“ ist die Nummer zwei der 263er- Serie von Bilgin Yachts. Die Linien des Stahl-Alu-Baus zeichnete Unique Yacht Design. Im Plan stehen 19 Knoten Maximalgeschwindigkeit
Foto: Eray Altay
80 Meter für bis zu zwölf Gäste: Mit „Leona“ lieferte Bilgin Yachts ein schwimmendes Feriendomizil für eine arabische Familie. Das Interieur von H2 Yacht Design ist ein märchenhafter Mix aus griechischem Tempel, Palazzo und opulentem Wildlife-Ambiente. BOOTE EXCLUSIV war an Bord.

Welche Superyacht hat schon eine Shisha-Lounge? „Leona“, und zwar an einem Ort, wo man einen Massageraum vermutet: direkt vor dem Seitenbalkon des Beachclubs. So ist der kleine Raum gut zu lüften und wenn die Gesellschaft die Glasschiebetür zum Schwimmbad schließt, ziehen die Dämpfe nicht in die Halle. Keine Frage, schon hier im Bauch der 80-Meter ist einiges anders als auf Yachten für US-amerikanische oder europäische Eigner. Die mit Gold verzierte Bar, Marmorsäulen und Sprinkler-Statuen werfen ankommende Gäste in eine wunderbare Märchenwelt, die sich aus verschiedensten Epochen speist.

Bilgin Yachts ist allein schon geografisch nah an arabischen Kunden, die Werft liegt vor den Toren Istanbuls und ist seit fünf Generationen im Besitz einer Familie. Ob Metall, Mechanik oder Möbel – 90 Prozent aller Arbeiten rund um die Modelle bis theoretisch 120 Meter passieren vor Ort, mit 500 Fachkräften. Nun lieferte Bilgin im Frühjahr 2023, nach viereinhalb Jahren Bauzeit, mit der zweiten 263 eine weitere Mega-Referenz ab. „Leona“ ist die Schwester von „Tatiana“ und trägt dank des noch üppigeren Volumens von 1730 Gross Tons derzeit den Titel „größte Privatyacht aus der Türkei“.

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„Leona“ entstand aus Zusammenarbeit

Aufbau und Aufteilung des zwölf Meter breiten Stahl-Alu-Baus ähneln sich, die Basis ist schließlich die gleiche: eine Zusammenarbeit von Bilgin und Unique Yacht Design für Konstruktion, Layout und Linien, das Interieur steuerte auch wieder H2 Yacht Design bei. Allerdings weisen die Ladys in diversen Details Unterschiede auf, zum Beispiel fielen „Leonas“ Aufbauten deutlich voluminöser aus, der Fokus auf den vier Gäste-Etagen liegt, passend zur überdurchschnittlichen Körperlänge des Eigners, auf Größe, Höhe und Weitläufigkeit.

Das beginnt mit 2,60 Meter hohen Decken selbst im Gym auf dem Unterdeck und geht weiter mit einem nach achtern erweiterten Eignerbereich, den die Konstrukteure oben in der Spitze des Fünfdeckers platzierten, noch über dem Brückendeck. „Wir haben hier eine palastartige Suite und eine separate Lounge mit Zugang zu einer Terrasse mit Privat-Pool“, sagt Emrecan Özgün, Gründer, Direktor und Chefdesigner von Unique Design. Neben der Mastersuite gibt es nur vier Gästeschlafzimmer, davon zwei statt wie auf „Tatiana“ vier VIPs auf dem vorderen Hauptdeck und zwei Suiten auf dem Unterdeck. Dort wich die dritte Unterkunft einer großen Ankleide, zusätzlich zu der auf dem Eignerdeck. Spätestens hier bestätigt sich der erste Eindruck, dass „Leona“ nicht für Charterreisen geplant wurde, sondern einzig dem privaten Vergnügen einer Familie dienen soll. Um die zehn bis maximal zwölf Gäste an Bord kümmert sich eine 20-köpfige Crew.

Äußere und innere Werte von „Leona“

Beim Äußeren ist vieles wie gehabt. Die am Bug sehr spitz zulaufende Form sei wieder „schlank, sportlich und erinnert an ein Geschoss“, fasst Bilgin-Direktor Berkay Yilmaz die Optik zusammen. In erster Linie ist das Farbenspiel ein anderes als bei der Nummer eins, „Leona“ überrascht mit einem knallrot lackierten Rumpf für eine „eher maskuline Ästhetik“, so Yilmaz weiter. In diese Richtung geht auch das Mastdesign sowie die Carbon-Handläufe auf dem Brückendeck. „Das fügt einen Touch von Modernität und Eleganz hinzu“, ergänzt Özgün.

Im Inneren geht es weniger modern, dafür umso wuchtiger zu. Anhänger skandinavischer Schlichtheit atmen tief durch, auf „Leona“ gelingt dem Interieur ein Auftritt mit maximalem Nachhall: Viel Glanz und Gold wetteifern mit markanten Formen und Mustern in Komplementärfarben. Dabei wird das Durchschreiten der Räume zu einer Reise durch verschiedene Länder, schließlich ist der Eigner schon viel auf der Welt herumgekommen. In manchen Räumen ist alles auf einmal vertreten: gemusterte Marmorböden wie im Palazzo, geschwungene Möbel aus der Welt von Louis XIV. und dazu Accessoires einer afrikanischen Lodge – „Leona“, das lateinische Wort für „Löwin“ lässt grüßen.

Materialien und Oberflächen werden vermischt

Hinzu kommt ein Feuerwerk an Materialien und Oberflächen: Mit Hochglanzlack veredeltes Holz, viel Leder, hinterleuchteter Onyx, Spiegel, 18-karätiges Gold, bestickte Stoffe. „Jeder Raum bekam einen einzigartigen Look“, bestätigt Jonny Horsfield, Gründer von H2 Yacht Design. Einen Vorgeschmack liefert der hohe, beleuchtete Wassertank von Bluworld, dessen Düsen den Inhalt dekorativ verwirbeln und Blasen aufsteigen lassen. Den spektakulären Hintergrund bildet die Wand des Treppenhauses: schwarzer Marmor mit schimmernden, runden Einsätzen. Dazu tritt der Gast auf leuchtende Onyx-Stufen, blickt durch eine transparente Balustrade aus Glas und hält sich an einem mit Ringen verzierten, goldenen Geländer fest. Alles ein Werk der hauseigenen Profis von Bilgin.

Im Salon zieht ein Raumteiler die Aufmerksamkeit auf sich: ein quer durchbrochener Koloss aus Onyx, im oberen Teil ist ein Aquarium eingelassen. Aus dem unteren züngeln ferngesteuert Ethanol-Flammen, ein Objekt von Planika. Das gesamte Mobiliar stammt aus dem Hause Roberto Cavalli, diverse Elemente sowie Accessoires setzen auf Wildlife: Die Stuhlbezüge und die Kissen auf den Chesterfield-Sofas sowie auf den Sesseln zieren Leopardendrucke, die verglasten Fensterpfosten schmücken Tigerstreifen. Während die Beleuchtung von Cantalupi eingekauft wurde, sind die Glaslüster im Salon und in den Suiten eine Koproduktion von Bilgin und Saken.

Im Vergleich dazu halten sich Ausstattung und Farbpalette der Skylounge zurück. Den Raum auf dem Brückendeck dominiert eine im Kreis gruppierte Sofalandschaft, bezogen mit blauem Samt. Die Kulisse bilden cremefarbene Marmorböden, Wände und Decken plus Gold für die Streifeninlays und Ornamente sowie Teile der Deckenverkleidung. Nahezu monochrom wird es auf dem Unterdeck, im Kinosaal sehen die Gäste vor allem Rot. Im Mittelpunkt stehen zwei Sofas mit Hockern, umgeben von ornamentierter Wandbespannung. Auf dem Eignerdeck setzten Horsfield und sein Team zeitgenössische gegen traditionelle Details. In der Mastersuite liegt der farbliche Fokus auf einem Schwarz-Gold-Kontrast, für „eine opulente Umgebung“. Zum Beispiel steht auf dem schwarzen Teppich mit goldenen Punkten ein ebenfalls in Gold schimmerndes Sofa. Das Podest-Bett flankieren schwarze Achat-Tische und geäderte, vertikale Streifen aus dunklem Sahara-Marmor, die sich hoch über die Decke ziehen und dort zusammenfinden. In der Verkleidung aus Glasquadern sitzen längliche Skylights, die Tageslicht über die Szenerie streuen – ein Element, das sich in der Lounge wiederfindet, wo diverse Schattierungen von Violett den Ton angeben. Im Masterbad bestimmen wieder heller Marmor und Gold das Ambiente, unter der Decke hängen Glasmosaike und in der Dusche erscheint ein Ornament aus goldenen und blauen Fliesen.

Reise ins alte Griechenland

Sehr üppig zeigt sich auch der Beachclub, der nur das Layout von „Tatiana“ wiederholt. „Das Designthema ist ganz anders“, bekräftigt Jonny Horsfield. Das Areal entführt die Gäste ins alte Griechenland: Weiße Statuen am Beckenrand „spucken“ Wasser in den blau gefliesten Pool. Unter der Decke spannt sich ein künstlicher Nachthimmel von Barrisol, die Wände zieren beleuchtete Reliefs mit Waldszenen und den Boden bedecken Marmorfliesen in Grau und Blau, verlegt im Diamant-Muster. Auf der Steuerbordseite versorgt eine Bar die durstigen Gäste, bestückt mit Amethysten und Achaten.

Die Eigner lieben Filme, insgesamt befinden sich 24 Fernseher an Bord, mehr oder weniger versteckt. In den Salons und Suiten hängen QLED-Samsung-Bildschirme von 43 bis 75 Zoll, hinter den Spiegeln der Badezimmer verbergen sich Agath-Displays, die sich nur bemerkbar machen, wenn sie ­angeschaltet sind. Im Kinosaal erfreut hochprofessionelles Equipment die Zuschauer: ein 100-Zoll-Modell von Sony, flankiert von JBL-Lautsprechern aus der Ausstattungslinie für „echte Lichtspielhäuser“. Auf dem achterlichen Brückendeck läuft die visuelle Unterhaltung über einen Epson-Laserprojektor plus K-Array-Lautsprecher. Die Bedienung läuft über mehr als 100 Tablets und Touchscreens, die selbst die Dusche im Masterbad oder die Feuerstelle auf dem Oberdeck steuern.

So wird „Leona“ angetrieben

Eher traditionell funktioniert der Antrieb. „Leona“ fährt mit zwei MTU-Motoren bis zu 19 Knoten. Bei 12 Knoten Reise­geschwindigkeit liegt der Verbrauch bei maximal 250 Litern pro Stunde, manch halb so große Yacht schluckt die gleiche Menge. Einen Nachteil gibt es, die hohen Verbrennungstemperaturen erzeugen große Mengen an Stickoxiden. Bilgins Yachten der 80-Meter-Serie sind die ersten aus türkischer Produktion, die dank SCR-Katalysatoren den Normen der IMO III standhalten.

Nach „Leona“ geht es für die Werft groß weiter. Dazu trägt neben den dritten 80-Metern noch ein sechs Meter längeres Upgrade bei, das in zwei Jahren fertig wird. Eine 74 Meter lange Bilgin 243 kommt diesen Sommer ins Wasser, eine 170 mit 52 Metern folgt Ende des Jahres, 2025 eine weitere. Auch die 163-Serie (50-Meter) läuft, eine zweite Einheit wurde im April 2023 verkauft. Das vorerst letzte „Tatiana“-Schwesterschiff befindet sich in den letzten Zügen. Emrecan Özgün gibt einen Ausblick auf „Project Silence“ und kündigt „25 Prozent mehr Platz für Innen- und Außenräume“ an. Das Ruderhaus kommt nach ganz oben, Eigner residieren über dem Hauptdeck. Vorerst bleibt „Leona“ der Star der Werft. Nicht ohne Stolz sagt Bilgin-Direktor Berkay Yilmaz: „,Leona‘ ist ein Meisterstück, die beste Yacht, die je in der Türkei gebaut wurde.“


Technische Daten

Penthouse: Die Eigner genießen ihre private Etage mit Suite, Lounge sowie Cockpit und einem Vordeck mit Jacuzzi. Über das Treppenhaus gelangen sie in das Büro.Penthouse: Die Eigner genießen ihre private Etage mit Suite, Lounge sowie Cockpit und einem Vordeck mit Jacuzzi. Über das Treppenhaus gelangen sie in das Büro.Oberdeck: An den Salon grenzt eine Pantry. In Richtung Ruderhaus liegen der Sanitätsraum sowie die Suiten für Kapitän und Offizier.Oberdeck: An den Salon grenzt eine Pantry. In Richtung Ruderhaus liegen der Sanitätsraum sowie die Suiten für Kapitän und Offizier.Beletage: Zwischen der Galley und den VIPs wurde ein Kofferraum eingeplant. Im Bug lagern die Tender.Beletage: Zwischen der Galley und den VIPs wurde ein Kofferraum eingeplant. Im Bug lagern die Tender.Unterdeck: Hier gibt es nur zwei Suiten, den freien Platz belegen Gym und Kino sowie eine Ankleide.Unterdeck: Hier gibt es nur zwei Suiten, den freien Platz belegen Gym und Kino sowie eine Ankleide.
  • Länge über alles: 80,00 m
  • Länge (Wasserlinie): 71,01 m
  • Breite: 12,20 m
  • Tiefgang: 3,50 m
  • Verdrängung (voll): 1450 t
  • Gross Tonnage: 1730 Gross Tons
  • Material: Stahl, Alu
  • Gäste/Crew: 12 / 20
  • Motoren: 2 x MTU 16V
  • Motorleistung: 2560 kW
  • Geschwindigkeit (max.): 19 kn
  • Geschwindigkeit (Reise): 12 kn
  • Reichweite: 5000 sm
  • Generatoren: 3 x G&M 210/150 kW
  • Kraftstoff: 168 000 l
  • Wasser: 48 000 l
  • Konstruktion: Bilgin, Unique Yacht Design
  • Exterieurdesign: Bilgin, Unique Yacht Design
  • Interieurdesign: H2 Yacht Design
  • Klasse: ABS, A1
  • Werft: Bilgin Yachts, 2023

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