Was Kunden lieb gewonnen haben, sollen sie im Großen und Ganzen immer wieder erhalten. Ein gutes Produkt darf im Portfolio bleiben, und damit es dort noch lange überlebt, wird es regelmäßig überarbeitet, noch besser gemacht und dabei modernen Ansprüchen angepasst. So funktioniert der Markt und offensichtlich auch der für Superyachten – und hier spielt ebenso die italienische Overmarine-Gruppe mit, die sich mit ihren Maxi-Open-Formaten längst einen der vorderen Plätze in dieser Nische gesichert hat.
„Die 165 war sehr erfolgreich“, sagt Arianna Toscano, „in zehn Jahren haben wir davon zwölf Stück verkauft.“ Die Kommunikationschefin der Marke Mangusta hat nun auf das runderneuerte Modell mit dem Zusatz „REV“ für Revolution geladen und schiebt dabei den Mann ins Rampenlicht, der schon die 104 REV zeichnete und jetzt der Maxi Open 165 neues Leben einhauchte. Wobei die existierende Rumpfform im Wesentlichen als Basis diente. „Igor sollte etwas Einzigartiges kreieren und trotzdem die Mangusta-DNA beibehalten“, fasst Toscano den Auftrag zusammen und übergibt sogleich das Zepter an den Verantwortlichen. Der macht kurz klar, warum und wo die Auffrischung des Kompositgleiters passierte: „Rumpf und Maschinenraum sind altbewährt, technisch top. Wir haben das Modell vor allem für ein anderes Layout verändert, das stärker mit der Zeit geht.“
Lobanov nahm sich also die Aufbauten vor und krempelte die Aufteilung um. „Wir haben die Mastersuite von unten nach oben auf das Vordeck gesetzt“, erzählt der Designer mit Studio in Barcelona, „das machte die Yacht insgesamt höher, zumal wir ja auch den Steuerstand anheben mussten.“ Die Länge sowie das Volumen – 50 Meter und knapp unter 500 Gross Tons – blieben bei der REV gleich, dennoch fühle sie sich größer an als die Vorgängerin. Das liegt zum Beispiel an der stattlichen Breite von 9,20 Meter sowie der Deckenhöhe, gut 1,90 Meter sind es in der Mastersuite. Dieser Raum entlockt den Besuchern beim Rundgang ein deutlich hörbares „Wow“: Das Split-Level-Loft hat 92 Quadratmeter Wohnfläche und ermöglicht viel Privatsphäre.
Der großzügige Eingangsbereich dient als Lounge und Büro, drei große, wellenförmige Stufen führen durch eine fast kreisförmig gestaltete Öffnung hinunter auf die untere Ebene, wo ein ebenfalls rundes Bett steht – eine Spezialanfertigung auf Wunsch des Eigners. Der Ausblick durch die teilweise schräg eingebauten, asymmetrischen Fenster, Leuchtstreifen an der Treppe und in der Deckenverkleidung komplettieren den Eindruck eines Raumschiffs.
Das Ambiente zieht sich durch bis in den Salon: Ein lichter Raum mit seitlichen Faltbalkonen und eleganten Glasstreifen, die sich oberhalb der Seitenfenster anschließen und sanft zum Rand der Decken hin wölben. Hinzu kommen runde, verspiegelte Oberlichter und Deckenleuchten sowie die gleichen LED-Streifen wie in der Mastersuite. Ein cleveres Zusammenspiel, das den Raum optisch noch weiter in die Höhe und Breite zieht, als er den Maßen nach ist.
Die Baunummer eins, Yachtname „N1“, zeigt im Salon die üblichen zwei Zonen, allerdings in einer eher unüblichen Reihenfolge und Platzierung: Vom Heck aus gesehen kommt erst der Speiseplatz, eine mit „Ocean Storm“-Marmor bedeckte Tafel für zehn Personen auf der Steuerbordseite, sowie ein Bartresen aus dem gleichen Material gegenüber. Im Anschluss daran folgt die Lounge mit einem Modulsofa von Baxter in U-Form. Von hier genießen die Gäste beste Sicht auf den Bildschirm, der an einer ebenfalls mit Marmor verkleideten Trennwand hängt. Dahinter liegen Galley, Treppenaufgang und Tagestoilette. Zurückhaltende Formen, dazu fein aufeinander abgestimmte Cremetöne für Möbel, Böden und Wände schaffen auch in dem Gemeinschaftsraum ein unaufgeregtes Ambiente, das die Aufmerksamkeit der Gäste nicht allzu sehr von der Umgebung ablenkt und der vorbeiziehenden Natur den Vortritt lässt. Man könnte auch sagen, das Interior der neuen 165 ist der Inbegriff einer zeitlos-klassischen Innenarchitektur.
Den Eindruck von Weite generieren auf der 165 REV viele Merkmale, die heute selbstverständlich sind: viel mehr und vor allem größere Glas- und Fensterflächen als früher üblich, dazu zahlreiche Spiegel und nahtlose Übergänge von innen nach außen. Auf die heutigen Kundenwünsche angepasst ist zudem ein „richtiger“ Beachclub, genau dort, wo sich auf der vorherigen 165 „nur“ ein Tor zur Tendergarage öffnete. Der neu gestaltete Strandklub kommt natürlich mit Lounge, Hamam und reichlich Stauraum für die Toys. In der von der Seite zugänglichen Garage parkt ein Williams 625 Tender.
Ein Muss bei der Neugestaltung war auch der rundum großzügige Platz an der frischen Luft: „Wir haben drei riesige Open-Air-Areale“, so Lobanov, „das Sonnendeck, das Achterdeck und natürlich das Vordeck.“ Allein diese Terrasse misst 60 Quadratmeter und liefert damit Platz genug für üppige Liegeflächen und einen respektablen Infinitypool, der die schwimmenden Gäste praktisch auf dem Ozean wähnt. Das mit Bar und mobilen Sitzmöbeln bestückte Topdeck ist mit 69 Quadratmetern noch etwas größer und bietet sich laut Designer vor allem für eines an: „Partys!“
Ein weiterer Unterschied zum Vorgängermodell sowie den übrigen Open findet sich in der Unterbringung der Crew. Die übernachtet nämlich im vorderen Teil des Unterdecks, unter der Mastersuite, während die weiteren Gäste im hinteren Bereich ihre Räume haben: vier übliche Suiten und eine VIP über die gesamte Rumpfbreite. Die schmalen Leuchtlinien finden sich natürlich auch hier und sorgen je nach Tageszeit für das passende Ambiente.
Unverkennbar Lobanov ist die Yacht vor allem von außen. Die dynamischen, geschwungenen Außenlinien sowie der abgerundete, nach hinten abfallende Aufbau in Schwarz – ein kontraststarker, sportiver Look, der geschickt über das Volumen der Yacht hinwegtäuscht. Seine Liebe zu klassischen Rennwagen der 1930er-Jahre kam auch schon bei der 104 REV zum Zug und zeigt sich auch jetzt in vielen Details wie den getönten Scheiben und gläsernen Schanzkleidern, den dunkel eingefassten Fensterbändern, den schwarzen Außendecken, den markanten Lüftungsschlitzen und dem Geräteträger in Form eines Überrollbügels. „Aston Martin!“, schwärmt der Designer schmunzelnd.
Zum Auftritt passt die Motorisierung, „der Eigner wollte eine kraftvolle Yacht“, kommentiert Toscano. Für seine „N1“ wünschte er ein Vierer-MTU-Paket, das seine Leistung von insgesamt 7756 Kilowatt an vier Waterjets von Kamewa weitergibt. 34 Knoten Maximum stehen in den offiziellen Papieren, doch das ist nicht alles, was geht. Als bei ersten Testfahrten die Wassermassen unter Volllast aus dem Heck schossen, leuchteten 37 Knoten auf der Anzeige. Dazu kommt: Laut Mangusta wurde der Kraftstoffverbrauch im Vergleich zum vorherigen Maxi-Open-Flaggschiff um rund 30 Prozent gesenkt. Was die Reichweite angeht, macht die 165 REV auch eine passable Figur: 650 Seemeilen mit 30 Knoten Reisegeschwindigkeit. Dabei kann die Mangusta auch leise Töne anschlagen und dank der Veem-Kreiselstabilisatoren einen Großteil der Schiffsbewegungen im Keim ersticken, auch vor Anker liegend. „Bei unter 15 Knoten haben die Eigner nicht mal gemerkt, dass ihre Yacht sich bewegt“, erzählt Igor Lobanov. Es sieht so aus, als könne die Mangusta 165 REV die Erfolgsstory der Werft locker toppen. Baunummer drei ist längst in Arbeit.