Eine abendliche Probefahrt auf einer 23-Meter-Yacht? Rund ein Dutzend Personen hat die Einladung auf die Palm Beach 70 gerne angenommen – einmal dem Trubel auf der Messe in Cannes entfliehen und rauf aufs Wasser. Die Gäste setzen sich ins Cockpit oder auf das luftige Oberdeck und schauen auf das Gewusel in der Bucht. Die Sonne steht schon tief. Manche gesellen sich zum Gastgeber, Mark Richards, der das klassisch gestylte Ruder auf der Flybridge übernommen hat und zügig hinaussteuert. „Ziemlich voll hier“, sagt er, „unruhiges Wasser.“ Der australische Segelprofi und neunfache Sieger des Sydney Hobart-Rennens gründete die Marke Palm Beach und übertrug damit sein Wissen rund um die optimale Rumpfform auf Motoryachten. Die Nummer eins landete 1996 im Wasser, eine Reminiszenz an die Hummerfischer von Maine (USA). 2014 schlüpfte Richards samt Werft unter das Dach von Grand Banks, wo er seither die Geschäfte führt.
Die PB70 ist nun das Flaggschiff der Classic-Linie, und der kleine Ausflug soll zeigen, was die Volvo Penta-IPS-Motoren mitsamt der „V-Warp Technologie“ auf Lager haben. Der spitz zulaufende V-Rumpf, das extra leichte Carbon-Material und eine Bauweise, die das Mobiliar mit dem Rumpf „verschmilzt“, machen den Halbgleiter zu einer modernen Yacht mit Fokus auf Stabilität, Schnelligkeit und Sparsamkeit in Sachen Dieselverbrauch. Ein Eigner habe es mal so ausgedrückt: „Ein Biest im Wasser, eine Schönheit im Hafen.“
Die Kunden, die das Konzept anspricht, könnten überall leben. „Die PB70 ist sowohl in Amerika als auch in Australien sehr populär“, bestätigt Richards, „aber sie ist auch eine fantastische Yacht für das Mittelmeer.“ Damit spielt er auf „Mathildes“ Eigner an, ein Paar mit australischen Wurzeln, das mehrere Monate im Jahr auf Mallorca lebt und sich dafür eine passende Yacht gewünscht hatte. „Sie haben uns von einem wunderbaren Sommer an Bord vorgeschwärmt“, erzählt Kapitän Richards sichtlich zufrieden.
Endlich lichtet sich die Bucht, „Mathilde“ nimmt Fahrt auf, beschleunigt von 11 auf 13, dann auf 17 Knoten. Die 33 Tonnen hüpfen schon leicht über das Wasser. Spätestens jetzt verabschieden sich die Passagiere von einer ruhigen Fahrt in den Sonnenuntergang und räumen ihre Wasserflaschen und Wertsachen weg. Ein neugieriger Gast durfte das Steuer übernehmen: 20 Knoten, die IPS 1200-Pakete surren leistungsstark, ihr Verbrauch liegt bei 175 Liter pro Stunde, im Vergleich zu ähnlichen Yachten sehr übersichtlich. Gischt spritzt hoch bis auf die Flybridge. 27 Knoten, der knapp sechs Meter breite Rumpf scheint abzuheben, die Polsterliegen am Bug drohen ihre Position zu verlassen.
„Mathilde“ legt sich in die Kurve, Hände greifen nach Geländern und Tischkanten. Für ihre Ausmaße produziert die Lady eine gewaltige Heckwelle. Mark Richards verzieht keine Miene, alles entspannt. Einige Zuschauer steigen die schmale Treppe hinunter und setzen sich ins Cockpit, wischen Wasserspritzer von Smartphones, Brillen und Notizbüchern. Mittlerweile steht der Chef wieder am Ruder. „33 bis 34 Knoten sind möglich“, sagt er und verlangsamt den 33-Tonner sukzessive auf 18 bis 22 Knoten – beste Reisegeschwindigkeit. Richards setzt die ideale Spanne bei „19 bis 24 Knoten“ an. Je nach Motor käme die Yacht bei 21 Knoten zwischen 788 und 933 Seemeilen weit.
Zeit, sich das Interieur anzuschauen. Der Look ist klassisch und modern zugleich, Teak trifft auf Weiß. „Mathildes“ Eigner wählten die Layout-Variante „Galley down“, das heißt kochen auf dem Unterdeck, wobei die Bordküche über ein paar Stufen vom Salon zu erreichen ist und als offen durchgeht. Die Gäste können jederzeit sehen, wie das Essen zubereitet wird, am besten von der kleinen Dinette gegenüber des Steuerstandes. Wer auf dem Unterdeck neben Master, VIP und Twin noch eine kleine Suite haben möchte, lässt die Galley hier oben im Salon platzieren.
Für die Rückkehr in den Hafen wechselt der Boss erneut die Position „Ich gehe runter“, kommentiert er und sitzt wenige Augenblicke später vorne im Salon auf der Steuerbordseite. Er strahlt jetzt noch mehr Ruhe aus, die Scheibenwischer fegen letzte Wasserspritzer vom Glas. Die PB70 tuckert nun mit fünf Knoten durch das Hafenbecken. Das Rückwärtseinparken gelingt mühelos per Joystick und mit 0,5 bis einem Knoten Fahrt. Der Kapitän lehnt dabei lässig auf seiner Bank, der rechte Arm hängt aus dem geöffneten Seitenfenster – wie bei einer Spritztour im Sportwagen. Ein letzter Blick über die Schulter. Passt so, Motor aus und fertig.
„Ich liebe das Boot“, verrät Richards und zählt lächelnd auf: „Sie ist schnell, seetüchtig, hat eine große Reichweite und ist leicht zu handhaben.“ Eine Yacht, mit der man überall hinfahren könne. Dank des relativ geringen Tiefgangs von 1,15 Metern sind auch Stippvisiten in flachen Buchten machbar. Mit einer Armbewegung unterstreicht der Werftchef noch die „sehr gute Rundumsicht“. Das war aber nicht alles, es kommt noch ein entscheidender Vorteil, offensichtlich spricht hier jemand aus Erfahrung: „Die PB70 ist ein echt gutes Partyboot.“