GebrauchtbootkaufDas müssen Neu-Eigner wissen

Boote Redaktion

 · 13.12.2022

Mit der Schlüsselübergabe ist der Kauf zwar abge­schlossen, der Papierkram beginnt jetzt aber erst
Foto: YACHT/N. Krauss

Boot gekauft und Leinen los? Das wäre perfekt. Doch vor den ersten Meilen muss so einiges organisiert werden – von den Schiffspapieren bis zum Liegeplatz. Eine  Anleitung

In diesem Artikel:

Es ist so weit: Der Kaufvertrag ist unterschrieben, das Boot bezahlt, die Schlüssel sind über­geben – endlich Eigner! Wer brennt nun nicht darauf, so schnell wie möglich loszusfahren? Schließlich wurde nicht selten intensiv auf diesen Moment hingearbeitet: Schiffe wurden besichtigt, Kriterien erstellt und abgewogen, Preise verglichen, mit Verkäufern verhandelt (siehe andere Teile dieses Specials)

Aber wie geht es nun weiter? Vor allem diejenigen, die zum ersten Mal ein Gebrauchtboot erworben haben, sehen sich häufig mit einem ganzen Bündel an Fragen konfrontiert. Und auch Bootsfahrer, die von einem kleineren auf ein größeres Boot umsteigen – oder andersherum –, haben nun einiges zu organisieren.

Dazu gehört etwa, eine Versicherung abzuschließen, einen geeigneten Liegeplatz und ein Winterlager zu finden oder einfach das neue Boot systematisch kennenzulernen. Wie das gelingt und was noch vor dem ersten Törn so alles beachtet werden sollte, erklären wir Schritt für Schritt.

Liegeplatz und Winterlager sollten gebucht sein

Zugegeben, es ist lästig. Doch wie beim Autokauf fällt auch beim Bootserwerb zu Beginn etwas Papierkram an. Während der Autokäufer einen Garagenstellplatz mietet oder einen Anwohnerparkausweis beantragt, ist die Suche nach dem perfekten Sommer- und Winterliegeplatz mitunter etwas langwieriger. Glück hat, wer ihn einfach vom Vorbesitzer übernehmen kann und will. Dann entfällt die Suche, das spart Zeit und Nerven. Wichtig ist in dem Fall, mit dem Voreigner zu vereinbaren – am besten schriftlich –, bis wann der Platz von diesem noch bezahlt wird und ab wann der Käufer übernimmt.

Wird der Liegeplatz nicht übernommen und gibt es auch noch keinen, etwa vom eigenen vorherigen Boot, heißt es, rechtzeitig auf die Suche zu gehen. Viele Marinas an der Nord- und Ostseeküste haben lange Wartelisten, in Vereinshäfen sieht es oft ähnlich aus. Wer sich erst auf den letzten Drücker kurz vor Saisonbeginn meldet, bekommt womöglich keinen Platz mehr im Wunsch­revier. Gleiches gilt für das Winterlager.

Mit dem künftigen Revier geht die Frage nach einer unter Umständen erforderlichen Bootsregistrierung einher. Für den Bodensee etwa muss ein spezielles Kennzeichen be­antragt werden, ebenso für Binnenschifffahrtstraßen, wie die Gewässer rund um Berlin. Es kann bei den Wasser- und Schifffahrtsämtern, dem Deutschen Segler-Verband (DSV), dem Deutschen Motoryachtverband (DMYV) oder dem ADAC beantragt werden und ist am Rumpf anzubringen.

Wie muss das neue Boot registriert werden, ist ein Kennzeichen nötig?Foto: Boote Archiv
Wie muss das neue Boot registriert werden, ist ein Kennzeichen nötig?

Wichtig: Die richtigen Versicherungen

Um eine Haftpflicht- und Kaskoversicherung für das Boot sollte man sich zeitnah nach dem Kauf kümmern. Je nach Revier wird in Häfen der Nachweis einer Haftpflichtversicherung sogar verlangt. Einen Monat Zeit zum Einholen von Angeboten und Abschließen einer eigenen Police hat der Käufer aber. Solange gilt noch die Versicherung des Voreigners, die aber über den Verkauf informiert werden muss. Hat das neue Boot ein UKW-Funkgerät, eine Epirb oder AIS, müssen diese Geräte bei der Bundesnetzagentur auf den neuen Eigner umgemeldet werden.

Wer mit dem Kauf Skipper eines Bootes mit UKW-Funkanlage wird, braucht zudem das Beschränkt gültige Funkbetriebs­zeugnis, das SRC. Lehrgänge bieten die meisten Segelschulen an, Prüfungen die Prüfungsausschüsse des DSV und DMYV.

Für alle, die künftig weitere Törns auch ins Ausland planen, gehört ein offizieller Eigentumsnachweis in die Mappe mit den Bootspapieren. Beim DSV kann zu diesem Zweck der Internationale Bootsschein be­antragt werden. Schiffe über 15 Meter Rumpflänge müssen beim Amtsgericht ins Seeschiffsregister eingetragen werden. Sie erhalten ein Schiffszertifikat, das ebenfalls als Eigentumsnachweis gilt.

Das Boot kennenlernen

Ein gründlicher Blick in eventuell mitgekaufte Unterlagen hilft auch beim nächsten Schritt: sich einen Überblick über das neue Boot und die Technik an Bord zu verschaffen, und zwar noch vor der ersten Fahrt. Am besten lässt man sich vom Vorbesitzer alles an Dokumenten mitgeben, was vorhanden ist – Rechnungen, Handbücher oder Listen darüber, wann er welches Teil zuletzt gewartet hat und was demnächst wieder ansteht.

Existiert eine solche Dokumentation nicht, ist es sinnvoll, den Voreigner oder Händ­ler zumindest zu fragen, in welchen Intervallen welche Teile und Ausrüstungs­gegenstände gewartet und eventuell ersetzt wurden. Mit der eigenen Dokumentation fängt man am besten direkt nach dem Kauf an. Erstellt man zudem eine Art Bordhandbuch mit Fotos und Anleitungen, in dem alle wichtigen Systeme erklärt werden – sei es für die Stammcrew zum Nachschlagen oder für gelegentliche Mitsegler –, setzt man sich automatisch intensiv mit dem Boot auseinander. Und so simpel es klingen mag: Vor allem beim ersten gründlichen Saubermachen wird man Ecken entdecken, die bei der Besichtigung nicht aufgefallen sind.

Wenn zum Verkäufer ein guter Kontakt besteht, lohnt es sich zu fragen, ob er beim ersten Törn oder der Überführung dabei sein kann. Dann können of­fene Fragen beantwortet und alles an Bord noch einmal durchgesprochen werden. Vielleicht freut es den Verkäufer sogar, sein altes Schiff auf diese Weise zu verabschieden.

Inventur an Bord

Gebrauchtboote werden oft „mit Pött un Pann“ verkauft. In der Praxis heißt das nicht selten: Backskisten und Bilgenstauräume sind bis zum Bersten gefüllt, und in den Schapps liegen noch Tütensuppen vom Törn vor zehn Jahren. Aber auch viele nützliche, wenn auch vielleicht etwas veraltete Ausrüstung findet sich mitunter an Bord.

Welche Schätze hat der Vor-Eigner an Boird hinterlassen? Foto: Yacht / Malte Christians
Welche Schätze hat der Vor-Eigner an Boird hinterlassen?

Eine gründliche Inventur, die am besten gleich mit der großen Rein-Schiff-Aktion einhergeht, bietet sich in jedem Fall an. Gibt es kein akkurat ausgefülltes Übergabeprotokoll, macht es dann durchaus Spaß zu ent­decken, welche Schätze man mit dem Boot so alles erworben hat.

Langfristig wird man das eigene Schiff ohnehin nach den eigenen Vorstellungen ausrüsten. Aber vieles von dem, was für die ersten Testschläge oder die Überführung benötigt wird, ist sicher schon vorhanden und sollte bleiben. Die Checkliste in diesem Artikel hilft zu überprüfen, ob eine sinnvolle Minimalausrüstung an Bord ist.

Bootsüberführung: Diese Möglichkeiten gibt es

Auf eigenem Kiel

Ist alles organisiert, das Boot seeklar und die Ausrüstung an das jeweilige Revier angepasst, steht einer Überführung zum neuen Liegeplatz auf eigenem Kiel nichts im Weg. Wer unsicher ist, kann sich mit einem Profi-Skipper Hilfe an Bord holen oder das Boot komplett überführen lassen. Allerdings reißt das gleich zu Beginn ein beachtliches Loch in die Bordkasse.

Transport per Lkw

Eine Alternative zum Seeweg ist der Straßentransport per Lkw, zum Beispiel, wenn das Boot vom Mittelmeer an Nord- oder Ostsee geholt werden soll oder umgekehrt. Die Überführung mit einer auf Yachttransporte spezialisierten Spedition geht wesentlich schneller und beansprucht das Schiff weniger als etwa die Route über die Biskaya. Allerdings muss man auch hierfür gleich mehrere tausend Euro veranschlagen.

Überführung per Lkw: Schnell, aber teuer Foto: Dimitar Lalov
Überführung per Lkw: Schnell, aber teuer

Transport auf dem Frachtschiff

Der Transport auf einem Frachtschiff ist eine weitere Option, etwa wenn das Schiff in Übersee gekauft wurde. Sich rechtzeitig zu informieren und Vergleichspreise einzuholen lohnt sich bei dieser Überführungsvariante ganz besonders.

Auf dem Trailer

Wenig Kopfzerbrechen um die Fahrt zum neuen Heimathafen muss sich machen, wer ein Boot mit Trailer erworben hat. Hier gilt es, die Straßentauglichkeit und den Termin der nächsten Hauptuntersuchung zu überprüfen sowie ein geeignetes Zugfahrzeug und einen Fahrer zu finden, der das Gespann fahren darf. Dann kann es losgehen.

Ganz gleich, wie das Boot schließlich ins neue Heimatrevier gelangt: Die ersten Schritte sind aufregend – und vielleicht noch etwas unbeholfen. Das ist normal. Aber wer zu Beginn genug Zeit einplant, um sich mit dem Boot vertraut zu machen, wird bald belohnt werden: mit den ersten Schlägen auf eigenem Kiel und dem schwer zu übertreffendem Glücksgefühl dabei!


Checkliste Schiffspapiere

Versicherung, Funkgerät, eventuell der Standerschein: was um-, ab oder  angemeldet werden muss

  • Haftpflicht- und Kaskoversicherung abschließen, auch wenn beides nicht verpflichtend ist
  • Rufzeichen und MMSI anmelden (www.bundesnetzagentur.de, Stichwort „Seefunk“)
  • Internationalen Bootsschein oder Schiffszertifikat beantragen
  • Kleinfahrzeug-Kennzeichen beantragen oder ummelden (falls erforderlich)
  • Ggfs. Standerschein beantragen

Checkliste Boots-Prüfung

Was muss gewartet werden, welche Ersatzteile sind an Bord? Wie man sein neues Boot systematisch  unter die Lupe nimmt

  • Motor: Steht ein Ölwechsel an? Müssen Öl- und Kraftstofffilter getauscht werden? In welchem Zustand ist der Impeller? Was ergibt eine Sichtkontrolle des Dieseltanks; ist er verschmutzt? Vor Fahrtantritt: Ist Kraftstoff getankt?
  • Ruderanlage: Sind Ruderkoker und Dichtungen in Ordnung? Hat das Ruder zu viel Spiel? Ist die Notpinne einsatzbereit?
  • Anker: Ist die Verbindung von Kette oder Leine zum Anker intakt? In welchem Zustand ist das gesamte Geschirr? Wie lang sind Kette/Leine? Gibt es Markierungen? Wie wird die Ankerwinsch bedient; ist sie einsatzbereit?
  • Deck: Sind Klemmen, Blöcke, Winschen einsatzbereit?
  • Elektrik: Funktionieren alle wichtigen Verbraucher? Funktionieren die Positionslichter? Gibt es einen Schaltplan der Bordelektrik?
  • Rumpf: In welchem Zustand sind die Opferanoden? Wann wurden sie zuletzt gewechselt?
  • Seeventile: Wie viele gibt es? In welchem Zustand sind sie, und wie sind sie zu bedienen?
  • Pantry: Ist die Gasanlage geprüft? Ist noch ausreichend Druck auf den Gasflaschen? Befindet sich Ersatz an Bord?

Checkliste Ausrüstung

Was ist an Bord, was fehlt noch für die erste Tour? Eine  Inventur verschafft Überblick

  • Leinen, Festmacher, Schleppleine, Wurfleine
  • Fender
  • Bootshaken
  • Pütz, Schwamm
  • Radarreflektor
  • Ankerball, Motorkegel
  • Nationalflagge, ggfs. Gastlandflagge
  • Ölzeug, Schuhe
  • Rettungswesten, Lifeleinen, Strecktaue
  • Schraubendreher, Schraubenschlüssel, Hammer, Bolzenschneider, Metallsäge
  • Taschenmesser
  • Motoröl, Dieselfilter
  • Ersatzimpeller und -keilriemen
  • Panzerband
  • Taschenlampen, Kopflampe, Ersatzbatterien
  • Akkus und Ladegeräte für elektronische Geräte
  • Feuerlöscher
  • Rettungsring oder -kragen
  • Seenotsignalmittel
  • Rettungsinsel
  • Dichtungsmaterial, Leckstopfen
  • Bordapotheke, Erste-Hilfe-Kasten, Seekrankheitsmittel
  • Aktualisierte Seekarten, Revierhandbuch
  • Zirkel, Radiergummi, Bleistift
  • Handpeilkompass
  • Logbuch, Taschenrechner, Uhr
  • Fernglas
  • Pantry-Mindestausstattung: Teller, Becher, Tassen, Besteck, Topf, Pfanne
  • Verpflegung und Getränke
  • Bettzeug: Decke, Kissen
  • Hygieneartikel
  • Bootsdokumente und Führerscheine (siehe oben)

Checkliste Überführung

Bei der Fahrt auf  eigenem Kiel zum neuen Hafen lässt sich das Boot besser kennenlernen. Doch es gibt sinnvolle Alternativen (siehe oben)

  • Ist das Boot klar und Ausrüstung vorhanden?
  • Ist erfahrene Crew dabei?
  • Ist ein Testschlag erfolgt?
  • Passt das Wetterfenster?
  • Ist ein zeitlicher Puffer eingeplant?
  • Ist ein Liegeplatz im Zielhafen reserviert?
  • Bei Trailerbooten: Ist der Trailer straßentauglich und einsatzbereit?

Das große BOOTE Gebrauchtboot-Special: