ManöverSchritt für Schritt längsseits ab- und anlegen

Christian Tiedt

 · 04.07.2025

Manöver: Schritt für Schritt längsseits ab- und anlegenFoto: Ole Puls
Wichtig vorm Anlegen: Fender zur Sicherheit aushängen
Ein längsseitiger Liegeplatz bietet den Vorteil, dass das Anlegen unkompliziert und zeitsparend möglich ist, was ihn ideal für kurze Stopps oder längeres Verweilen macht. Wie das Anlegemanöver an einem solchen Platz abläuft und worauf man dabei achten sollte, erklären wir in diesem Artikel.

Ein längsseitiger Liegeplatz hat vor allem den Vorteil, dass man sich nicht erst umständlich in eine Box zwängen muss. Schnell hat man angelegt und ist – wenn man möchte – schnell wieder weg. Also perfekt für einen kurzen Stopp, um jemanden an Bord zu nehmen, zum Einkaufen, Essen oder Bunkern. Aber natürlich kann man es längsseits auch länger aushalten. Wie das Anlegemanöver an einem solchen Platz abläuft, wird auf den folgenden Seiten geschildert – und das hängt nicht nur von den äußeren Faktoren ab, sondern auch vom Boot und der Art seines Antriebes. Wichtig: Ist man mit dem Boot noch nicht voll vertraut, sollte die Länge des Liegeplatzes mindestens der doppelten Bootslänge entsprechen.


Mit Wellenantrieb

ab- und anlegenFoto: Illustration: Christian Tiedt

Schritt 1

Die Fender sind ausgebracht, Vor- und Achterleinen vorbereitet, dazu eine Querleine mittschiffs. Langsam in einem Winkel von etwa 45 Grad auf das hintere Drittel der Lücke zuhalten. Mit dem Ruder mittschiffs abwechselnd voraus ein- und auskuppeln, um das Boot manövrierbar zu halten. Ist der Steg vom Fahrstand aus nicht mehr einsehbar, muss sich der Skipper die Entfernung in Metern von einem Crewmitglied anzeigen oder zurufen lassen.

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Schritt 2

Bei einer Entfernung von ein bis zwei Metern zum Steg das Ruder vom Land weg legen (in diesem Fall also voll nach Backbord eingeschlagen) und kurz voraus einkuppeln. Durch den Drehpunkt weit achtern wird das Heck in Richtung Steuerbord zum Steg gedreht.

Schritt 3

Sobald der Rumpf parallel zum Steg ausgerichtet ist, mit einem kurzen Schub achteraus aufstoppen. Besonders bei kleiner Crew (und fehlender Hilfe auf dem Steg) kann es hilfreich sein, das Boot zuerst mit einer kurzen Querleine zu sichern, da es so am schnellsten „eingefangen“ und am Steg gehalten werden kann. Als nächstes die luvseitige Vorleine be- legen, um zu verhindern, dass das Boot nach achtern abtreibt. Danach die Achterleine festmachen, gefolgt von Vor- und Achterspring. Die Maschine erst ausschalten, wenn alle Leinen fest sind. Die Querleine hat nun ihren Zweck erfüllt und wird wieder entfernt; bei Schwell könnte sie unangenehme Ruckbewegungen auf den Rumpf übertragen.


Mit Z-Antrieb und Außenborder ab- und anlegen

ab- und anlegenFoto: Illustration: Christian Tiedt

Z-Antrieb und Außenbordmotor haben den Vorteil, dass sie steuerbar sind und die Schubwirkung des Propellers direkt in die gewünschte Richtung leiten. Beim Manövrieren reagiert das Boot schnell und exakt auf Lenkbewegungen. Bedenken muss man dabei jedoch, dass hier kein zusätzliches Ruderblatt mehr vorhanden ist. In Geradeausfahrt sorgen allein der Kiel und die Finne am Antrieb für die nötige Kursstabilität. Das bedeutet aber auch, dass die Lenkwirkung schlagartig aussetzt, sobald der Motor ausgekuppelt wird. Je nach Bootsgröße und Rumpfform kann zwar ein leichter Rudereffekt allein durch das Unterwasserteil mit Propeller bewirkt werden, zum verlässlichen, sicheren Manövrieren reicht er aber in keinem Fall aus.

Schritt 1

Wenn Fender und Leinen an der gewünschten Seite vorbereitet sind, erfolgt der Anlauf auf den Liegeplatz gegen Wind und Strom aus einer Distanz von etwa vier Bootslängen in einem Winkel von 30 bis 40 Grad. Dabei wird über den Bug die Mitte der Lücke angepeilt. Langsam und kontrolliert geht es vorwärts; damit die Geschwindigkeit nicht zu hoch wird, muss immer wieder aus-und eingekuppelt werden.

Schritt 2

Wenn der Steg noch etwa eine Bootslänge entfernt ist, wird ausgekuppelt. Wer möchte, kann auch kurz aufstoppen. Danach wird aber in jedem Fall das Steuer vom Land weg eingeschlagen und wieder kurz voraus eingekuppelt. Da sich das Boot um seinen Drehpunkt im vorderen Teil bewegt, wird sich das Heck jetzt in Richtung Steg bewegen und das Boot parallel kommen.

Schritt 3

Mit einem kurzen Schub achteraus wird das Boot nun zum Stehen gebracht; es sollte jetzt nur noch so weit vom Steg entfernt sein, dass ein Mitglied der Crew mit den Leinen übersteigen kann. Auch hier kann zunächst eine Querleine eingesetzt werden.


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Auflandiger Wind: mit Wellenantrieb ab- und anlegen

ab- und anlegenFoto: Illustration: Christian Tiedt

Weht der Wind beim längsseitigen Anlegen aus mehr oder weniger rechtem Winkel auf den Steg, kann man diesen Umstand nutzen – vorausgesetzt, dass er nicht zu stark und die angepeilte Lücke auch wirklich groß genug ist. Die Herausforderung ist, das Boot parallel zum Steg zu halten, denn der vergleichsweise leichte Bug ist windanfällig und treibt schnell nach Lee. Das Ruhighalten gelingt mit dem entsprechenden Vorhalt, also wenn der Bug leicht in den Wind gedreht wird, oder bis zu einem gewissen Grad auch mit dem Bugstrahlruder. In jedem Fall erfordert dieses Hafenmanöver ein wenig Fingerspitzengefühl. Auf dieser Seite ist die Variante mit einfacher Wellenanlage ohne Bugstrahlruder dargestellt.

Schritt 1

Parallel zu Steg und Liegeplatz mit einem Abstand von einer Bootslänge anfahren, Leinen vorbereiten und Fender ausbringen. Damit das Boot dabei nicht langsam nach Lee driftet und der Abstand zu früh zu gering wird, muss vorgehalten werden. Dafür ist jedoch Ruderwirkung nötig, die Geschwindigkeit darf also nicht zu gering sein. Deshalb nicht öfter als nötig auskuppeln!

Schritt 2

Liegt der eigene Bug ungefähr auf einer Höhe mit dem hinteren Ende des Liegeplatzes, die Geschwindigkeit reduzieren und Vorhaltewinkel beibehalten. Mit kontrolliertem Ein- und Auskuppeln das Boot weiter voraus bewegen. Gleichzeitig treibt es dabei in Richtung Steg, wobei der Vorhaltewinkel durch den geringeren Ruderdruck von selbst abnimmt. Wichtig: nach hinten kontrollieren, ob das eigene Heck frei bleibt. Einmal in der Lücke, mit kurzem Aufstoppen die letzte Fahrt aus dem Boot nehmen.

Schritt 3

Im Idealfall wird das Boot nun annähernd parallel liegen, wenn es mit der Leeseite auf den Steg treibt. Aber selbst wenn die Ausrichtung nicht ganz perfekt ist, wird der Wind den Rest von allein erledigen. Hauptsache, die gesamte Bordwand ist gut abgefendert. Das Übergeben der Leinen oder das Übersteigen sind nun kein Problem mehr.


Auflandiger Wind: mit Z-Antrieb und Außenborder

ab- und anlegenFoto: Illustration: Christian Tiedt

Schritt 1

Parallel in einem Abstand von mindestens einer Bootslänge am Steg entlangfahren. Die Bordwand in Lee, an der festgemacht werden soll, gut abfendern. Damit das Boot nicht zu früh abtreibt, mit leicht nach Luv eingeschlagenem Steuer vorhalten. Wird der Abstand zu gering, lieber früh abbrechen und einen zweiten Anlauf starten.

Schritt 2

Nähert sich das Boot der Höhe des Liegeplatzes, rechtzeitig die Fahrt herausnehmen. Je langsamer es wird, desto stärker wirkt sich die Abdrift durch den Wind aus, und das Boot sollte in einer flachen Kurve an den Steg treiben. Die Abstände nach vorn und achtern müssen dabei ebenso durch kurzes Einkuppeln mit eingeschlagenem Steuer korrigiert werden wie die seitliche Ausrichtung.

Schritt 3

Wenn alles klappt, sollte auch hier das Boot parallel und praktisch ohne Fahrt voraus auf dem gewünschten Liegeplatz ankommen. Nun können die Leinen festgemacht werden. Wichtig: Die Fender müssen bei Gefahr von seitlichem Schwell so ausgebracht sein, dass ihre Mitte auf Höhe des Steges liegt. Hängen sie zu hoch, könnten sie bei Rollbewegungen nach oben auf den Steg gedrückt werden, sodass der Rumpf ungeschützt ist.


Ablandiger Wind: mit einer Maschine ab- und anlegen

An- und Ablegemanöver, längsseitsFoto: Illustration: Christian Tiedt

Während ein auflandiger Wind beim längsseitigen Anlegen für die eigenen Zwecke genutzt werden kann, sieht das bei einem ablandigen Wind mit einfacher Wellenanlage oder Z-Antrieb schon anders aus: Mit vorsichtigem Herantasten wird man sein Ziel nur selten erreichen. Der Bug wird die erste Gelegenheit nutzen, nach Lee zu drehen, und wenn das einmal passiert ist, dürfte es im gleichen Anlauf schwierig werden, das Boot wieder korrekt auszurichten. Eine gewisse Grundgeschwindigkeit ist also nötig. Man muss sein Boot kennen, um auch wirklich im letzten Augenblick vor dem Steg die Kurve zu kriegen und aufstoppen zu können. Wird das Manöver richtig ausgeführt, bringt es das Boot in einer einzelnen Kurvenbewegung an seinen Liegeplatz.

Schritt 1

In einem Winkel von mindestens 45 Grad anfahren, um dem Wind möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten, angepeilt wird das hintere Drittel des Liegeplatzes. Versetzung und Kursabweichung dabei im Auge behalten. Werden sie zu groß, aufstoppen und einen zweiten Anlauf mit etwas mehr Vorhalt starten. Die Geschwindigkeit voraus darf dabei nicht zu gering sein, der Ruderdruck muss auf jeden Fall erhalten bleiben, da das Boot sonst seine Steuerbarkeit verliert und überraschend schnell dem Wind folgen wird. Also nicht zu oft oder zu lange auskuppeln.

Schritt 2

Beim letzten Stück vor dem Steg kommt dann die Erfahrung ins Spiel: Bei welcher Entfernung genau das Steuer hart vom Steg weg (und damit nach Lee) gelegt werden muss, um das Heck im unmittelbaren Anschluss mit einem kurzen Schub voraus an den Steg zu drehen, hängt von den äußeren Umständen ebenso ab wie von der Ausgangsgeschwindigkeit, dem Fahrverhalten und der Reaktionsschnelligkeit des Bootes. In der Regel sollte der Abstand ungefähr eine halbe Bootslänge betragen.

Schritt 3

Liegt das Boot parallel zum Steg, auf-stoppen. Eine kurze Querleine von der Mittelklampe verhindert schnelles Abtreiben. Nun die anderen Leinen in Ruhe ausbringen. Ist der Abstand zum Steg zu groß, um sicher selbst übersteigen zu können, Vor- und Achterleine an Land geben, wenn dort jemand steht. Dabei beachten, dass besonders größere Kajütboote und Yachten, die dem Wind viel Widerstand bieten, vom Steg aus schnell unhaltbar werden, wenn die Leinen nicht belegt sind. In diesem Fall löst man die Verbindung wieder, lässt sich mit dem Boot nach Lee treiben, nimmt die Ausgangsposition erneut ein und startet einen zweiten Anlauf.

Seitlicher Wind

An- und Ablegemanöver, längsseitsFoto: Illustration: Christian Tiedt

Seitwärts an den Liegeplatz? Das funktioniert nicht nur bei auflandigem Wind, sondern auch wenn Wind und/oder Strom parallel zum Steg wirken. Die Bootsgeschwindigkeit wird dabei so angepasst, dass sich die Fahrt voraus und die Versetzung achteraus aufheben, also eine stehende Peilung an Land entsteht. Das erfordert einige Übung im Spiel mit dem Gas, hat aber den Vorteil, dass selbst vergleichsweise kleine Lücken genutzt werden können.

Seitwärts versetzen lassen

Schritt 1

Die Anfahrt erfolgt in etwa ein bis zwei Bootslängen Entfernung zum Steg. Befindet sich das Boot auf Höhe des Liegeplatzes, die Fahrt voraus so weit reduzieren, dass sie nur noch die Versetzung nach achtern ausgleicht und das Boot praktisch zum Stehen über Grund kommt (obwohl es natürlich nach wie vor Fahrt durchs Wasser macht).

Schritt 2

Jetzt genügt es, das Steuer leicht zum Steg hin einzuschlagen. Das Boot wird sich nun langsam in diese Richtung bewegen. Bevor der Bug jedoch zu weit herumkommt, leicht in die andere Richtung korrigieren. Hat das Boot den Steg mit seiner seitlichen Drift erreicht, Vor- und Achterleine übergeben. Erst danach die Maschine auskuppeln und abstellen.


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