Die lang ersehnte Woche Charterurlaub in der Sonne wird schnell zum Ärgernis, wenn kleine Mängel am Boot den Bordalltag beeinträchtigen. Kein fließendes Wasser mehr, der Motor wird zu schnell zu heiß, die Ankerwinsch macht keinen Mucks? Die eigentlich logische Konsequenz: Den Vercharterer anrufen, auf einen Mechaniker warten, den Schaden beheben lassen. Doch das dauert in der Regel mindestens einen Tag; die Törnplanung für die kurze Zeit ist ruiniert. Den Ablauf und den damit verbundenen Ärger auf allen Seiten kennt auch Wolfgang Stuis, der eine Kojencharterfirma leitet.
Zum einen wartest du draußen im Revier oft einen Tag oder länger auf Mechaniker und Ersatzteile, und alle an Bord sind dann genervt. Aber vor allem macht dich eine erfolgreiche Reparatur zu einem besseren Skipper. Du lernst etwas über das Boot, deine Mitfahrer sind glücklich und schätzen dich mehr, und vielleicht hast du so einen noch größeren Folgeschaden abgewendet!” – Wolfgang Stuis, Stuis-Törns
Unter Stuis’ Obhut sind bis zu sieben Yachten mit Gästen die Saison über Boot fahren. Woraus sich zwangsläufig ergibt: Es ist kaum ein Schaden oder eine Reparatur vorstellbar, die Stuis als Bastler nicht schon selbst erledigt hat. Mittlerweile bietet er auf seinen Schiffen in Kroatien Kurse an, in denen Skipper mehr mögliche Schäden mitsamt Behebung ausprobieren können, als sie in einem normalen Charterleben je kennenlernen werden. Damit können die Tipps auch für Eigner sinnvoll sein.
Problem: Der Motor funktioniert nicht. Oder die Kette springt aus der Nuss oder der Motor dreht, ohne dass dabei die Kette geholt wird.
Lösung: Zuerst die Basics prüfen: Ist die Sicherung am Paneel für die Winsch eingeschaltet? Der Diesel sollte laufen, manche Winschen funktionieren nur dann. Zweite Runde: Ist die Sicherung für die Winde rausgesprungen? Sie hat eine eigene Batterie, die extra abgesichert ist, meist in der Vorschiffskammer unter Kojenbrettern oder in Schränken, aber teils auch weiter achtern. Sie löst bei Überlastung wegen verklemmter Anker aus.
Sehr häufig sind auch Defekte an den Fernbedienungen: Die Kontakte des Steckers korrodieren weg, oder es gibt Kabelbruch, weil Crews das Kabel im Ankerkastendeckel einklemmen. Steht die Winsch, Stecker abbauen, Kontakte prüfen und mit Kontaktspray einsprühen. Hilft das nicht, kann auch in der Bedienung ein Wasserschaden vorliegen – sie werden von vielen Crews verkehrt herum (mit dem Kabel nach oben) in den Halter im Ankerkasten gesteckt. Passiert das öfter, kann Wasser eindringen, und es gibt Korrosion und Kurzschlüsse. Bedienung öffnen und falls nötig trockenlegen.
Rutscht die Winsch durch, ist meist nur die Bremse des Spills für die Handbedienung nicht richtig festgezogen. Läuft die Kette nicht sauber aus bei Öffnung mit dem Bremshebel, sind die Laufflächen der Bremse dreckig. Dann abbauen, säubern, schmieren.
Problem: Im Mittelmeer ein Klassiker auf Charterschiffen – der Impeller der Logge hängt durch Bewuchs mit Seepocken oder Algen fest, läuft nur sporadisch oder viel zu langsam.
Lösung: Es sollte ein Stopfen oder Schraubverschluss direkt neben dem Geber an einem Band oder Kettchen hängen. Keine Sorge vor Wassereinbruch: Mittlerweile haben die Geber-Rohre an der Oberseite Kunststoff-Lippen, die ein zu starkes Eindringen verhindern – mehr als zwei, drei Liter Seewasser sprudeln kaum herein. Tipp von Wolfgang Stuis: Falls es der Geber zulässt, reicht es oft, ihn für einige Minuten um 180 Grad zu drehen. Manchmal fällt der Bewuchs dann schon von allein ab.
Problem: Kommt Seewasser über Deck oder es regnet, lecken Luken, und die Polster oder auch die Einbauten werden nass. Mit Salzwasser vollgesogene Polster trocknen nur schlecht; sie müssen intensiv mit Süßwasser gespült werden.
Lösung: Bei unerfahrenen Mitfahrern sichergehen, dass diese immer vor dem Ablegen alle Fenster an Bord richtig schließen, nicht etwa in der Lüfter-Stellung lassen. Falls vorhanden, Pilzlüfter in Luken mit dem Stift in der Mitte dichtziehen! Auf eingeklemmte Leinen achten! Ist das der Fall, und ein Crewmitglied tritt aufs Fenster, können sich Rahmen verziehen oder Scheiben brechen! Leckagen können auch über kleinste Schmutzpartikel auf den Dichtungen entstehen, die wie Kapillare wirken und winzige Rinnsale erzeugen. Gründlich säubern, zur Not mit Gewebeband abkleben. Manchmal sind auch nur die Hebel etwas locker, über die Schraube in der Mitte können sie nachgezogen werden, nicht zu fest, sonst kann das Plexiglas reißen! Hilft alles nichts, bleibt nur, das Fenster von außen zuzutapen.
Problem: Es lässt sich kein Gang mehr ein- oder auskuppeln. Oder der Leerlauf- Druckknopf am Schalthebel hängt fest.
Lösung: Das kleinere Problem ist der hängende Leerlauf. Es ist meist mit der Demontage des Hebels und WD 40 oder einem anderen Schmierstoff an dieser Stelle schnell behoben. Hängt dagegen der Schaltzug, ist er meist gebrochen. Die Erfahrung lehrt, dass dies oft kurz hinter der Schaltung passiert. Eigner sollten grundsätzlich einen Schalt- und Gaszug an Bord haben. Fehlt der auf Charteryachten, was wahrscheinlich ist, hilft nur das Schalten per Hand durch einen Mitfahrer direkt am Getriebe. Das ist leichter, als man glaubt, es erfordert fast keine Kraft, nur der Zugang zum Getriebe muss gesucht werden.
Für die Bedienung muss zunächst der blockierte Zug ausgehängt werden, was nach Lösen einer Schraube recht simpel geht. Vorsicht ist nur wegen heißer Motorenteile geboten; der Getriebehebel wird nicht sehr warm. Mit einem Crewmitglied, das unten auf Ansage schaltet, lässt sich ohne Weiteres in den nächsten Hafen motoren.
Ähnlich bei defektem Gaszug (in der Nähe der Einspritzpumpe) verfahren: aushängen und per Hand bedienen.
Problem: Häufiges Ärgernis – es läuft immer wieder stinkende Brühe ins Klo zurück, trotz langen Spülens. Oder es wird nicht abgepumpt beziehungsweise die Pumpe an Bord ist blockiert. Möglich ist auch, dass der Wasserspiegel mit jedem Pumpstoß sinkt und dann wieder steigt.
Lösung: Oft sind durch Mitfahrer Bordventile geschlossen worden, daher zunächst checken, ob die Ventile zum Ansaugen des Frischwassers und Absaugen des Schmutzwassers offen sind. Dann prüfen, ob ein Fäkalientank vorhanden ist und er vielleicht geschlossen oder voll ist. Ist das geklärt, und es kommt Spülwasser, ohne dass etwas abfließt, ist die Pumpe in Ordnung, aber der Abfluss blockiert.
Oft findet sich das Problem direkt hinter der Pumpe im Kniestück, das zum Abwasserschlauch führt. Dort sitzt ein sogenanntes Diaphragma-Auslassventil aus Gummi. Es läuft tütenförmig zu und hat drei Schlitze, die die Fäkalien passieren müssen. Bleibt dort Klopapier, Zahnseide oder Ähnliches hängen (gehört alles nicht ins Klo, sondern sollte getrennt in Mülleimern entsorgt werden!), kann das Ventil blockieren. Lösung: Seeventile an Bord schließen. Gummihandschuhe überziehen, Schüssel und Lappen bereithalten. Dann das Kniestück von der Toilette abschrauben. Das Gummiventil entnehmen und reinigen. Danach sollten seine drei Schlitze möglichst dicht schließen. Ist das Ventil zu alt (es sollte jährlich gewechselt werden), kann es verspröden oder durch Harnsteinablagerungen blockiert sein. Ablagerungen entfernen. In fast allen Marina-Shops sind derartige Dichtungssätze für 20 bis 30 Euro erhältlich.
Das Ventil ist auch Ursache für zwei andere Probleme: Läuft trotz viel Pumpens immer wieder gelbe Brühe ins Klo, ist die Ursache das leicht geöffnete, versprödete Diaphragma-Ventil. Auf Charterschiffen liegt manchmal ein solcher Dichtungssatz für die Toilette bei den Ersatzteilen! Steigt und fällt der Wasserspiegel mit dem Pumpen im Becken, hat sich das Ventil umgestülpt, weil ein Mitfahrer trotz geschlossenen Abwasserventils stark gepumpt hat. Dann muss es nur zurück in die alte Position gebracht werden.
Ist das Problem damit nicht behoben, kann eine Verstopfung in der Fußdichtung der Toilette vorliegen. Dort befindet sich ein gewichtsbeschwertes Flatterventil aus Gummi. Ausbauen, reinigen oder auswechseln ist auch hier die Lösung. Die Rohre der Toilette setzen sich mit Harnstein zu, sie können pro Jahr zwei bis drei Millimeter Durchmesser verlieren. Dagegen hilft nur viel Spülen und das regelmäßige Ersetzen der Schläuche.
Problem: Es kommt kein Wasser aus den Hähnen – oder die Wasserpumpe arbeitet, schaltet aber nicht ab.
Lösung: Der erste Check gilt den Tanks. Ist der eine leer, und es muss auf den zweiten umgeschaltet werden? Dafür die Pumpe abschalten, Tank wechseln, dann einen Hahn weit aufdrehen und laufen lassen, bis keine Luft mehr kommt. Bei Lage kann ein schon relativ leerer Tank rasch Luft ziehen.
Geht die Pumpe nicht aus oder immer wieder an, ohne dass jemand Wasser verbraucht, alle Endhähne und Außendusche checken, ob sie defekt sind und laufen oder stark tropfen. Ist das nicht der Fall, ist der Wasserfilter möglicherweise nicht richtig dicht gedreht und zieht Luft oder verstopft. Trifft auch dies nicht zu, die Leitungen des Tanks auf Leckagen untersuchen. Löcher können mit selbstvulkanisierendem Tape geflickt werden. Manchmal ist auch der Drucksensor defekt, dann hilft nur An- und Abschalten der Pumpe vor und nach jeder Nutzung.
Problem: Der GAU – ein Crewmitglied füllt Wasser in den Dieseltank. Oder beim Tanken, wie gelegentlich aus alten Tanklastwagen in Griechenland oder der Karibik, wird verunreinigter Diesel gebunkert.
Lösung: Wichtigste Vorbeugung: das Befüllen im Auge behalten! Ist es aber doch passiert: Solange der Motor noch nicht gestartet wurde, kann die Abhilfe einfach sein. Wasser sinkt im Dieseltank schnell an die tiefste Stelle und scheidet sich exakt vom Treibstoff. Über den Zugang des Ansaugstutzens ist es oft möglich, das Wasser mit einer Handpumpe abzusaugen. So eine Pumpe bekommt man im Hafen mit etwas Glück vom Bootsservice oder einem Eigner geliehen. Den Schlauch mit einem Draht als Führung zur tiefsten Stelle legen und dann abpumpen. In transparenten Wasserflaschen kontrollieren, wann nur noch reiner Diesel kommt.
Wichtig: Vorher nicht den Motor starten! Er hat zwar einen Wasserabscheider, der ist aber nicht für große Mengen ausgelegt! Wird er gestartet, sind schwere Motorschäden möglich! Charterskipper sollten solche Aktionen unterlassen und sofort die Basis kontaktieren!
Problem: Beim Anlegen erwischt der Skipper eine Muringleine, oder es geraten Reste von Netzen, Angelschnüren oder Plastikfolien in den Propeller.
Lösung: Ist die Leine oder der Fremdkörper dick und fest genug, blockiert er den Propeller völlig, sodass die Maschine abstirbt. Oder es kündigt sich Ungemach durch ein unrundes Schlagen des Propellers an. Dann sofort auskuppeln; damit wird vermieden, dass man den Fremdkörper schlimmstenfalls mit aller Macht regelrecht auf der Welle festschmilzt oder der Propeller beschädigt wird.
Ein Tauchgang verschafft Klarheit. Zum Freischneiden eignen sich Wellenschliffmesser. Wichtig: Dünne Angelsehne auf einem Saildrive ist tückisch; sie kann sich durch die beiden Simmerringe in Richtung Getriebe arbeiten. Dann läuft das Getriebeöl aus, und ein kapitaler Motorschaden ist die Folge. Angelsehne also möglichst rückstandsfrei entfernen.
Eine leichte Ölspur beim Motoren im Heckwasser ist ein Indiz für diesen gefährlichen Schaden. Wurde der Motor abgewürgt, kann es passieren, dass der Festpropeller nach dem Freischneiden auf der Welle rutscht, da er eingeklebte Buchsen hat, die sich lösen, wenn dieser blockiert wird. Dann rutscht der Propeller beim Gasgeben später auf der Welle. Ebenfalls wichtig: Nach dem Freischneiden kurz checken, ob der Sicherungssplint des Props noch sitzt. Manchmal reißt er oder lockert sich – dann droht bei Rückwärtsfahrt der Verlust der Schraube.