Fridtjof Gunkel
· 08.07.2025
Drei Wochen nach Unterzeichnung des Aktienkaufvertrags ist der Eigentümerwechsel der HanseYachts AG erfolgreich vollzogen worden, so eine Mitteilung aus Deutschlands größter Werft. Mit dem sogenannten Closing werde Andreas Müller neuer Mehrheitseigner der HanseYachts AG, so das Papier weiter. Wir führten bereits Anfang Juni ein erstes Gespräch mit Müller. Und: Gemeinsam mit CEO Hanjo Runde übernehme Müller die bisherigen Anteile des Investors Aurelius.
Hanjo Runde: “Wir werden unsere strategische Ausrichtung entschlossen weiterverfolgen. Die neuen Rahmenbedingungen, insbesondere die Ablösung der bisherigen Bankverbindlichkeiten, geben uns nun deutlich mehr unternehmerischen Spielraum und eröffnen zusätzliche Perspektiven für die Weiterentwicklung unseres Unternehmens.”
Andreas Müller: “HanseYachts steht vor einer vielversprechenden Zukunft. Ich freue mich auf die enge Zusammenarbeit mit Hanjo Runde. Uns verbindet der unternehmerische Pragmatismus des Mittelstands sowie die gemeinsame Perspektive eines nachhaltigen, familiengeprägten Unternehmertums.“
Andreas Müller: Wir freuen uns sehr, ein neues Kapitel für die HanseYachts AG aufzuschlagen. Wir sind nun wieder ein familiengeführtes Unternehmen – mit einem langfristigen, nachhaltigen Blick auf die Zukunft. Unser Fokus liegt klar auf Investitionen in Innovation und neue Produkte. HanseYachts hat in den vergangenen Jahren wirtschaftlich sehr solide gearbeitet und war von der aktuellen Nachfrageschwäche deutlich später betroffen als andere. Diesen erfolgreichen Kurs wollen wir konsequent fortsetzen.
Hanjo Runde: Wir haben den gesamten Prozess mit größtmöglicher Transparenz und offener Kommunikation begleitet. Der Boom der letzten Jahre und auch die damit verbundenen Lieferkettenprobleme haben zu Ineffizienzen geführt – das ist nun überwunden. Auch wenn die globale Lage aktuell von Unsicherheit geprägt ist, wurde die Notwendigkeit der Maßnahmen in der Belegschaft verstanden. Jetzt richten wir den Blick nach vorn – als Familienunternehmen investieren wir wieder in die Zukunft, und genau das gibt neue Motivation.
Hanjo Runde: Die Entlassungen waren Teil einer strukturellen Anpassung an die langfristige Marktentwicklung – insbesondere an das Niveau nach den außergewöhnlichen Corona-Boomjahren. Kurzarbeit ist dagegen ein temporäres Instrument, das uns hilft, kurzfristige Auftragsschwankungen in bestimmten Bereichen zu überbrücken. Wir hatten bis Ende Juni unter Volllast produziert und fahren nun im Juli und August in sehr geringem Umfang Kurzarbeit. Unser Ziel ist es, im September oder spätestens Oktober wieder vollständig in den Normalbetrieb zurückzukehren. Damit sind wir deutlich weniger als unser Wettbewerb betroffen.
Hanjo Runde: Aktuell beschäftigen wir rund 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an unseren Standorten in Greifswald und im polnischen Goleniów – jeweils etwa zur Hälfte verteilt.
Hanjo Runde: Unser gesamtes Hanse-Portfolio wurde in den vergangenen Jahren umfassend modernisiert. Die Hanse 360, 410, 460, 510 und 590 sind hervorragend im Markt positioniert. Auch bei Moody sind wir mit der neuen Moody 48 sehr gut aufgestellt. Derzeit liegt ein starker Fokus auf Fjord – wir haben kürzlich die F39 und F490 herausgebracht. Zusätzlich haben wir Außenbord-Varianten speziell für den US-Markt entwickelt. Bei Sealine und Dehler sehen wir noch Potenzial für Weiterentwicklungen, auch wenn sich die aktuellen Modelle weiterhin gut verkaufen.
Andreas Müller: An der Markenstrategie für Hanse und Dehler werden wir nichts verändern. Beide Marken sind in ihren jeweiligen Segmenten stark etabliert und gut positioniert.
Hanjo Runde: Hanse und Dehler sind zwei sehr unterschiedliche Konzepte – und das bleibt auch so. Die Hanse 360 ST ist ein ausgesprochen gelungenes Modell, das bei unseren Kunden auf großes Interesse stößt. Wir sind gespannt auf das Feedback – die Nachfrage ist jedenfalls schon jetzt sehr hoch.
Hanjo Runde: Selbstverständlich. Moody ist eine Traditionsmarke mit einer treuen Fangemeinde. Aktuell haben wir mehrere Moody-Yachten im Bau – ausgelöst nicht zuletzt durch die große Resonanz auf die Moody 48.
Hanjo Runde: Am erfolgreichsten sind immer die Modelle, die neu und innovativ sind – das zeigt sich deutlich. Die Märkte entwickeln sich weltweit sehr unterschiedlich. Besonders in den USA ist die Nachfrage aktuell verhalten. In Deutschland hingegen erleben wir einen klaren Aufschwung – ebenso in mehreren anderen europäischen Märkten.
Hanjo Runde: Der Charteranteil ist bei uns vergleichsweise gering. Unser Hauptfokus liegt klar auf dem Endkundenmarkt – und das hat sich bewährt. Der Chartermarkt wird weiterhin nur einen kleinen Teil unseres Geschäfts ausmachen. Es ist jedoch gut möglich, dass wir unser Angebot in Zusammenarbeit mit Premium-Charteranbietern gezielt ausbauen.
Andreas Müller: Die Eigentümerstruktur hat sich verändert – ein sehr bedeutender Schritt, der HanseYachts sowohl finanziell als auch strategisch deutlich stärkt. HanseYachts hat sich gut entwickelt, insbesondere durch den starken Fokus auf Innovation. Die letzten sehr guten wirtschaftlichen Ergebnisse haben gezeigt, dass die Strategie aufgeht. Wir sehen keinen Grund, unseren Kurs nicht fortzusetzen – im Gegenteil: Wir wollen unsere bewährte Strategie mit Überzeugung weiterverfolgen.