Mit der neuen Bavaria SR 33 wurde die SR-Baureihe erweitert oder besser gesagt nach unten abgerundet. Denn die SR 33 ist das kleinste Boot der Serie. Aber ihre großen Schwestern, die SR36 und die SR 41, zeigen ihr, was es heißt, ein erfolgreiches Boot zu sein. So wurde die 36 für den European Power Boat of the Year Award 2022 nominiert und die 41 gewann einen ähnlichen Preis. So ist es auch nicht verwunderlich, dass die neue SR wieder über die beliebte Lounge verfügt, die nach Achtern ausgerichtet ist und den Blick auf das Meer freigibt. Wie bei allen Modellen der SR-Line, so Bavaria, habe man bei der Gestaltung des Bootes Wert auf Platz für das Leben an Deck gelegt. Gleichzeitig will sie mit einem durchdachten Raumkonzept unter Deck punkten. Ist sie also ein echtes Allrounder-Familienboot? Auf der Boot Düsseldorf 2023 feierte sie ihre Weltpremiere.
Was den Rumpf der Bavaria betrifft, so sind die Zahlen verwirrend. Schaut man sich die Gesamtlänge der SR33 im Vergleich zur SR36 an, stellt man fest, dass die 33 länger ist, unzwar um ganze 2 Zentimeter. Das ist nicht viel, aber ein 33-Fuß-Boot, das länger ist als ein 36-Fuß-Boot? Das klingt falsch. Marcus Schlichting, Pressesprecher bei Bavaria, der uns beim Test in Neustadt begleitete, klärt uns auf: Bei der 33er ist die Badeplattform fest montiert und wird deshalb bei der Länge mitgezählt. Bei der 36er ist sie angebaut und muss deshalb nicht mitgerechnet werden. Tatsächlich ist der Rumpf 88 Zentimeter kürzer und 40 Zentimeter schmaler als bei der 36er. Ansonsten sind sich die beiden sehr ähnlich.
Unser Testboot liegt in Neustadt in Holstein an der Ostsee. Das Urlaubsrevier vieler Eigner ist heute ruhig und die Wellen sind mit 30 Zentimetern Höhe ideal für einen Test. Wir sind auf der offiziellen Baunummer eins mit schwedischer Doppelmotorisierung. Die beiden Volvo Penta leisten jeweils 300 PS und werden mit Diesel betrieben. Der Motorraum, in dem sie eingebaut sind, ist groß und aufgeräumt. Alles ist gut zugänglich und übersichtlich angeordnet. Einer routinemäßigen Wartung steht also nichts im Wege, außer vielleicht die etwas zu kleine Motorraumklappe im Cockpit. Mit 42 x 48 Zentimetern ist sie zwar schmal, aber immer noch groß genug, um hindurchzupassen.
Der Steuerstand ist übersichtlich angeordnet und mit einem normalen Doppelgasgriff und einem Joystick ausgestattet. Das Lenkrad ist im Sitzen und Stehen gut zu greifen und auch die Sitzposition ist gut. Schaltung und Lenkung sind elektrisch. Wer sich die Motordaten anschauen möchte, kann dies auf dem Simrad Plotter tun. Auf unserem Testboot sind zwei 12-Zoll-Bildschirme installiert, serienmäßig wird das Boot mit nur einem 7-Zoll-Bildschirmen ausgeliefert. Außerdem wurde eine Induktionsladeschale für das Smartphone, das Bedienelement für das Bugstrahlruder und Kippschalter zum Steuern für das Deckslicht und Bilgepumpen verbaut.
Auf der Backbordseite ist eine Liegefläche angeordnet, sie ist 1,78 Meter lang und 0,63 Meter breit. Daneben ist ein Beifahrersitz. Weiter achtern, mit Blick über das Heck und auf die Steuerbordseite, wurde ein L-Sofa verbaut. Hier können bis zu acht Personen am Teakholztisch sitzen und essen. Die Rückenlehne zum Heck ist umklappbar, sodass man entweder am Tisch sitzen oder die Liegefläche im Heck nutzen kann. Diese ist (1,72 x 1,28 Meter) groß.
Ein besonderes Gimmick ist der ausziehbare Tisch im Heck. So kann auch im Heck an einem Tisch gesessen werden. Eine kleine Pantry mit Kühlschrank, zweiflammigem Kocher und viel Stauraum ist natürlich auch vorhanden und darf auf einem Familienboot nicht fehlen. Die Polster sind in Grau und Weiß gehalten, was sehr modern und edel aussieht. Die Verarbeitung der Polster ist gut und sauber verarbeitet. Der Boden ist mit Plantagenteak belegt, was fachmännisch gemacht wurde. Im kompletten Cockpit kann man ohne Probleme stehen.
Ein großes Doppelbett (1,80 Meter x 1,99 Meter) und eine Sitzgruppe zieren das Innere des Bootes. Durch das helle Eichenholz und die farblich abgesetzten Polster wirkt das Interieur frisch und luftig, genau so, wie man es sich für ein Boot aus dem Jahr 2023 vorstellt. Die Mittelkabine bietet ein Doppelbett, (1,60 x 1,97 Meter) sowie ein Sofa und ausreichend Schränke. Ein Bad mit elektrischer Toilette, Waschbecken und Dusche sind auf Steuerbordseite verbaut. Im Bad sind Duschkabine und Waschbecken per Glastür voneinander getrennt. Stauraum ist auf dem ganzen Boot reichlich vorhanden, was den Fokus auf ein Familienboot unterstreicht. Im Großen und Ganzen lässt sich sagen, dass man auf der Bavaria SR33 bequem mit 4 Personen einen längeren Urlaubstörn verbringen kann.
Jetzt heißt es ablegen und sehen, was die neue Bavaria kann. Langsam schiebt sich das 9,6 Tonnen schwere Boot aus dem Hafen in Richtung freie Ostsee. Bei langsamer Verdrängerfahrt fährt das Boot wie auf Schienen geradeaus. Sie giert nicht und macht auch sonnst keine Sperenzien. Das Manövrieren gelingt dank Doppelmotorisierung, Joystick-Steuerung plus zusätzlichem Bugstrahlruder auch auf engstem Raum problemlos. Als wir Gas geben, beginnt das Boot ab etwa 2100 Umdrehungen pro Minute zu gleiten. Die Geschwindigkeit beträgt 14 Knoten. Die unserer Meinung nach beste Drehzahl für eine gute Fahrt sehen wir bei 3000 Umdrehungen pro Minute. Das Boot läuft dann etwa 24,2 Knoten. Die Sicht ist gut und das Boot fährt stabil. Als wir den Hebel auf den Tisch legen, zeigt der Plotter eine Bootsgeschwindigkeit von 31,2 Knoten bei einem Dieselverbrauch von 118 Litern für beide Motoren. Mit einem Geräuschpegel von 85 dB(A) am Steuerstand ist das Boot dabei nicht grad leise.
Schlägt man nun das Ruder voll ein, fährt die SR33 unbeeindruckt eine Kurve. Die Sicht in Backbord-Kurven ist etwas eingeschränkt, was auf die Position des Steuerstandes zurückzuführen ist. Sobald das Boot weniger Krängung hat, sieht man wieder alles. Den Slalom Parkour fährt sie unspektakulär gut und auch das Verreißen nach Steuerbord oder Backbord macht sie sauber mit. Das Boot liegt bei allen Manövern gut auf dem Ruder und gibt dem Steuermann jederzeit ein gutes Feedback. Der Wendekreis vorwärts ist mit eineinhalb Bootslängen gut. Wenn das Boot ohne Fahrt im Wasser liegt und die Welle von der Seite kommt, merkt man den schmaleren Rumpf im Vergleich zum 36er. Es fühlt sich etwas kippelig an. Aber wenn die Welle von achtern kommt, ist das überhaupt kein Problem. Dann liegt das Boot wie ein Brett in der Welle. In Sachen Verarbeitung und Ausstattung muss sich die SR33 nicht verstecken. Das Interieur so wie das Exterieur sind vorbildlich hergestellt und verarbeitet.
Mit der SR33 ist es Bavaria gelungen, ein gut verarbeitetes Familienboot zu bauen. Durch die Doppelmotorisierung ist es in jeder Situation gut zu handhaben und auch das Anlegen ist dank Bugstrahlruder und Joysticksteuerung mit der Familie kein Problem. Alles in allem ein sehr gelungenes Boot mit guter Verarbeitung und durchdachtem Konzept.