HafenmanöverBugstrahlruder nachrüsten - die Anleitung

Hauke Schmidt

 · 25.01.2025

Hafenmanöver: Bugstrahlruder nachrüsten - die AnleitungFoto: YACHT/Jozef Kubica
Keine Angst vor dem großen Loch. Der Einbau des Tunnels erfordert Sorgfalt, ist aber nicht schwierig.
Ein Bugstrahlruder erleichtert das Manövrieren im Hafen auch bei kleineren Booten. Es kann in Eigenregie nachgerüstet werden. Wir zeigen, wie der Bootsbauer es einbaut – und wie der Besitzer es selbst machen kann.

Enge Boxengassen und große Yachten sind eine ungünstige Kombination. Mitunter fällt das Manövrieren aber schon mit kompakten Booten schwer, beispielsweise weil man einhand unterwegs ist und schlicht niemand hilft, um die Vorleine oder Spring rechtzeitig anzunehmen oder zu bedienen. Ein Bugstrahlruder kann den Pulsschlag in solchen Situationen deutlich verringern, denn mit einem Knopfdruck bleibt das Boot in der Spur oder biegt in die Box ab, und zwar unabhängig von Windrichtung oder -stärke. Das hat Folgen für den ganzen Törn; häufig ist das Ab- und Anlegen die größte Herausforderung. Wer sich darüber weniger Sorgen machen muss, fährt öfter los, gewinnt dadurch mehr Übung und reagiert souveräner – auch ohne aufs Knöpfchen zu drücken.

Aber selbst wenn ein Bugstrahlruder bei vielen Eignern auf der Wunschliste steht, sind die Vorbehalte gegen eine Nachrüstung mindestens genauso groß, denn es ist ein teurer Spaß. Hier wird exemplarisch der Einbau in eine Mermaid 290 dokumentiert. Der Einbau bei einem Motorboot ist aber identisch. Bereits für diese relativ kleine Boot schlagen die Komponenten mit rund 3.600 Euro zu Buche. Hinzu kommen die Einbaukosten. Eine Werft würde dafür leicht 1.500 bis 2.000 Euro aufrufen, vor allem wenn sowohl GFK- als auch Elektroarbeiten beauftragt werden.

Tricks beim Bugstrahlruder-Einbau

Die Anlagen lassen sich oft als Einbaukit ordern. Damit sind die nötigen Teile leicht zusammenzustellen. Die größte Hürde ist es jedoch, das Loch in den Rumpf zu sägen: Es erfordert nicht nur Überwindung, die Säge unter der Wasserlinie anzusetzen; die Öffnung muss auch an der richtigen Stelle sein und einen elliptischen Querschnitt besitzen.

Profis benutzen dafür eine Tunnelfräse, die automatisch den passenden Ausschnitt erzeugt. Diese Werkzeuge kann man zum Teil beim Kauf eines Bugstrahlruders ausleihen; es geht aber auch ohne Spezialgerätschaften. Der Trick dabei: Es wird eine dünne Pilotbohrung vorgenommen, durch welche man eine knapp zwei Meter lange Stahlstange steckt.

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Anhand der Stange lässt sich die Lage des Tunnels kontrollieren und die Löcher können nachgearbeitet werden. Anschließend nutzt man die Stange als Achse, um die Ellipse auf den Rumpf zu zeichnen. Das geht im Grunde schon mit einem simplen, zum halben Durchmesser des Tunnels passenden u-förmigen Draht. Er wird mit einem Schenkel an der Achse fixiert und dient als Zirkel, wobei die Achse so im Rumpf verschoben wird, dass der zweite Schenkel über die Bordwand kratzt. Das Ganze ist etwas wackelig, weshalb wir uns für eine deutlich solidere Schablone aus KG-Rohr entschieden haben. Da wir einen 140er-Tunnel einbauen, konnten wir zum Anzeichnen einfach ein 160er-Rohr nutzen und auf der Innenseite der Linie sägen.


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Laminieren sollte man können

Ist das Loch im Rumpf hergestellt, stehen Laminierarbeiten an, von denen die Schwimmfähigkeit der Yacht abhängt ; daher sollte man mit den grundlegenden Techniken vertraut sein und sich an die in der Regel detaillierten Einbauanleitungen für das Bugstrahlruder halten.

Ähnlich sieht es mit der nötigen Elektrik aus. Bereits das Bugstrahlruder für unser 29-Fuß-Boot besitzt eine Nennleistung von 2,4 Kilowatt. Da es mit zwölf Volt betrieben wird, fließen Ströme von rund 200 Ampere. Das lässt bei Verkabelung, Absicherung und Schaltern keinen Raum für Improvisation. Eine mangelhafte Installation mit großem Spannungsabfall mindert nicht nur die Leistung der Bugschraube, sondern birgt bei diesen Strömen auch ein enormes Brandrisiko. Man sollte also auch hier wissen, was man tut. Zumindest bei der von uns gewählten Bugschraube von Sidepower sind die wichtigsten Kenndaten wie Kabelquerschnitte, Absicherung und Leistungsanforderungen an die Batterie in der Einbauanleitung vermerkt.

Wer es besonders einfach haben will, kann auch eine komplette Schalteinheit ordern. Diese enthält nicht nur einen über das Bedienteil steuerbaren Hochstrom-Hauptschalter, sondern auch gleich den nötigen Sicherungshalter. Mit rund 450 Euro ist diese Lösung aber deutlich teurer als die von uns verwendeten Einzelkomponenten.

Das richtige Bugstrahlruder-Modell

Für die Auswahl des richtigen Modells geben die Hersteller in der Regel die Schiffstypen und Rumpflängen vor. Wobei man sich nicht an der oberen Längengrenze orientieren sollte, schließlich soll das Bugstrahlruder die Crew gerade bei starkem Seitenwind entlasten und dann auch genügend Reserven besitzen. Daher haben wir ein vergleichsweise kräftiges Modell mit einem nominalen Schub von 62 Kilogramm gewählt.

Die Wirksamkeit der Bugschraube hängt von der Leistung und der Einbauposition ab. Je weiter vorn sie eingebaut ist, desto länger ist der Hebelarm zur Drehachse des Bootes und desto größer das resultierende Drehmoment. Dazu ein Beispiel: Auf einer Zehn-Meter-Yacht wird ein Bugstrahler mit 60 Kilogramm Schub drei Meter vor der Drehachse installiert. Das ergibt ein Drehmoment von rund 1.800 Newtonmeter (Nm). Würde das System einen Meter weiter vorn eingebaut, entstünden über den verlängerten Hebel 600 Newtonmeter mehr Drehmoment. Für den gleichen Effekt würde also eine Anlage mit 45 Kilo Schub ausreichen. Mitunter macht der geringere Leistungsbedarf die Preisdifferenz zwischen Tunnel- und ausfahrbaren Systemen wett.

yacht/yacht_20250115_202503_new-img_104-7-imgFoto: YACHT

Die Tunnelposition wird vom unter Deck zur Verfügung stehenden Platz und der Rumpfform bestimmt. Vor allem über dem Rohr muss genügend Wasser vorhanden sein. Platziert man die Anlage zu nahe an der Oberfläche, kann sie Luft ansaugen, wodurch der Schub fast vollständig zusammenbricht. Daher sollte mindestens ein Tunneldurchmesser Wasser über dem Rohr stehen. An der Unterseite wird ein Abstand von einem Viertel des Durchmessers zum Rumpfende empfohlen.

Der Bugstrahlruder-Einbau Schritt für Schritt

Maßnehmen und anzeichnen

Die Schleifscheibe dient als Dummy für den Tunnel. Je weiter vorn der Bugstrahler sitzt, desto mehr Hebel hat er. Tiefe und Abstand zur Unterkante gibt die Einbauanleitung vor.
Foto: YACHT/Jozef Kubica

Schablone aus Abflussrohr bauen

Um das elliptische Loch für den Tunnel anzuzeichnen, gibt es unterschiedliche Lösungen, siehe Lauftext. Wir fertigen eine Schablone aus 160er-KG-Rohr an. Dazu werden zwei …
Foto: YACHT/Jozef Kubica

Tunnel einkleben und anlaminieren

Damit sich der Tunnel beim Einbau nicht bewegen kann, wird er mit Heißkleber fixiert. Dabei sparsam sein, denn der Spalt soll mit Faserspachtel geschlossen werden.
Foto: YACHT/Jozef Kubica

Innen laminieren

Innen arbeiten wir mit Polyesterharz und Fasermatte. Die etwa 15 Zentimeter langen Streifen werden in Dreierpacks auf einer Folie vorgetränkt und dann unter Deck gebracht.
Foto: YACHZT/Jozef Kubica

Motor einbauen und verkabeln

Zur Installation des Antriebs wird dieser zerlegt. Zuerst muss der Motor vom Flansch und dieser schließlich vom Unterwasserteil getrennt werden.
Foto: YACHT/Jozef Kubica

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