Eigentlich liegt Vilm im Greifswalder Bodden wie auf dem Präsentierteller: Bei der Ansteuerung des von Lauterbach wird die Insel passiert und von den Ufern der Goor, gleich westlich des Hafens, ist sie voll zu überblicken.
Dass die waldbedeckte Silhouette von Vilm dennoch entrückt wirkt, hat einen einfachen Grund: Die Insel ist Teil des Biosphärenreservats Südost-Rügen, der Zugang ist streng limitiert. Der Ästige Stachelbart, ein Pilz, hat hier unter urigen Buchen und Eichen ebenso einen Rückzugsraum gefunden wie die Flussuferwolfsspinne und unzählige andere Pflanzen und Tiere.
Erkunden kann man die Insel dennoch auf geführten Rundgängen. Für die Überfahrt von Lauterbach zum Anleger im Norden von Vilm sorgt zweimal täglich die Weiße Flotte. Die Tickets sind aufgrund des Naturschutzes begrenzt, Onlinebuchung ist aber möglich.
Zu DDR-Zeiten war allerdings selbst das nicht möglich: Ab 1959 bestand drei Jahrzehnte lang ein vollständiges Betretungsverbot. Zuvor noch war die urwüchsige Natur der Insel bei Ausflüglern beliebt gewesen. Die Gesellschaft für Sport und Technik hatte sogar eine Segelschule auf der Insel eröffnet. Dann aber hatte man an oberster Stelle entschieden, Vilm als staatliches Gästeheim zu nutzen, als abgeschiedenes Urlaubsdomizil für den Ministerrat der DDR.
Im Fischerstil entstand eine kleine Feriensiedlung. Honeckers nutzten das Haus mit der Nummer 2, auch andere Mitglieder des Politbüros schätzten die Abgeschiedenheit. Selbst Breschnew kam einmal zu Besuch. „Naturschutzgebiet nur für Funktionäre“, schrieb damals die westdeutsche Presse. Ein Rückzugsraum der anderen Art war es in jedem Fall.
Vilm liegt auf Position 54º19‘34“Nord und 013º31‘49“ Ost im Norden des Greifswalder Boddens dicht vor der Küste Rügens. Seine Fläche beträgt gerade einmal 0,94 Quadratkilometer. Im Schutzgebiet besteht ein Befahrens- und Landeverbot, zugänglich ist die Ostseeinsel aber, wie erwähnt, mit der Weißen Flotte ab Lauterbach, dessen Sportboothafen auch Gästeplätze anbietet.