Besonders im Sommer sind die Seen der Alpenregion beliebte Wassersportrevier. Dutzende von Gewässern im Süden Deutschlands, in der Schweiz und in Österreich ziehen im Sommer Kiter, Surfer, Segler und Motorbootfahrer an. Das Wetter kann aufgrund besonderer Gegebenheiten jedoch schnell umschlagen und bei extremen Ereignissen durchaus gefährlich werden.
Aus diesen Grund gibt es den Sturmwarndienst, der mit einem optischen Signalsystem auf bevorstehende Gefahrensituationen hinweist, den Sturmwarnleuchten. Nicht nur Gäste müssen mit ihrer Funktion vertraut sein. In der Sommersaison sorgen vor allem zwei besondere Wetterlagen dafür, dass der Sturmwarndienst aktiviert wird: Gewitter und Föhn.
Gewitter sind im Sommer nichts Ungewöhnliches. Sie treten beim Durchzug einer Kaltfront an deren Vorderseite auf oder als örtlich auftretende Wärmegewitter. Bei einem Frontgewitter kommt es häufig zu heftigen, wolkenbruchartigen Regen- oder Hagelschauern. Dazu treten meist böige Winde auf, die Sturmstärke erreichen können.
Wärmegewitter entstehen dagegen in der Regel als einzelne Zellen, erkennbar an der typischen turmförmigen Cumulonimbus-Wolke. In der Alpenregion können sich diese Gewitterzellen im Sommer mit besonders großer Geschwindigkeit bilden und die Höhe wachsen, so dass für den Sturmwarndienst häufig nur eine kurze Vorwarnzeit vor dem Auftreten der ersten Böen besteht.
Föhn kann ebenfalls zu Warnsituationen führen und sich unter besonderen Bedingungen zum Sturm steigern. Föhn entsteht, wenn ein Tiefdruckgebiet nördlich der Alpen auf ein Hochdruckgebiet südlich der Alpen trifft. Die nach nach Norden strömende Luft verliert an den südlichen Flanken der Berge ihre Feuchtigkeit, fällt im Lee der Kämme wieder hinab, erwärmt und sorgt bei meist blauem Himmel für klare Fernsicht.
Der Föhnsturm kann plötzlich auftreten und ruhige Verhältnisse in Minuten ins Gegenteil verkehren, wenn die ersten Böen über das Wasser fegen. Sie können Orkanstärke erreichen. Dazu kommt in kurzer Zeit eine kurze, steile Windsee. Bei größeren Gewässern mit entsprechenden Fetch kann sich sogar eine meterhohe Welle aufbauen. Aufgrund seiner Ausrichtung ist der östliche Bereich des Bodensees besonders anfällig bei diesem Wetterereignis.
Weitere ausführliche Informationen zum Wetter für Wassersportler in der Alpenregion bietet das neues Buch von Nicola Möckli: “Wetter auf dem See”.
Als internationales Gewässer verfügt der Bodensee im Dreiländereck von Deutschland, Schweiz und Österreich auch deshalb über ein einheitliches Warnsystem: Entlang der Ufer von Obersee, Untersee und Überlinger See sind mehrere Dutzend orange Warnleuchten aufgestellt, so dass theoretisch von jeder Position auf dem Wasser zumindest ein Signal sichtbar ist.
Der gesamte See ist dabei in drei Warnbereiche aufgeteilt, West (westlich der Linie Konstanz-Meersburg), Mitte (östlich der Linie Konstanz-Meersburg und westliche der Linie Arbon-Langenargen) und Ost (östliche der Linie Arbon-Langenargen). Vom 1. April bis zum 31. Oktober ist das System von 6 Uhr bis 22 Uhr aktiv, bei Großveranstaltungen zum Teil auch länger.
Der Sturmwarndienst erfolgt in zwei Stufen: Starkwindwarnung und Sturmwarnung.
Sobald die Signale aktiviert werden, müssen alle Schiffsführer entsprechende Maßnahmen einleiten, um die weitere Sicherheit zu gewährleisten, also etwa ihr Boot entsprechend vorzubereiten oder gegebenenfalls schnellstmöglich den nächsten Hafen anzulaufen.
In Bayern gelten generell die gleichen Regeln für den Sturmwarndienst wie auf dem Bodensee: Das System ist zweistufig nach den gleichen Richtlinien und auch die optischen Signale mit orangen Blitzen (40 pro Minute bei Starkwindwarnung, 90 pro Minute bei Sturmwarnung) stimmen überein.
Zu den so ausgerüsteten Gewässern gehören unter anderem der Ammersee, der Starnberger See, der Tegernsee, der Chiemsee und der Schliersee. Eine vollständige Übersicht gibt es im Internet auf der Seite des bayrischen Innenministeriums.
Auch die Schweiz hat das bereits beschriebene System für seine zahlreichen Seen implementiert. Hier ist das Bundesamt für Meteorologie (MeteoSchweiz) in Kooperation mit den Kantonspolizeien für den Sturmwarndienst zuständig. Zu den Gewässern gehören neben dem Bodensee etwa der Genfer See, die Juraseen, der Zürichsee und der Vierwaldstättersee.
In Österreich werden ebenfalls orange Sturmwarnleuchten verwendet, allerdings nicht mit ganz so einheitlichem System, wie in Deutschland oder der Schweiz. Das Prinzip ist jedoch das gleiche: Werden die Lichter eingeschaltet, kann es gefährlich werden, was den Wind betrifft. Zweistufig und damit identisch wie in den Nachbarländern ist die Regelung etwa für den Neusiedler See im Burgenland. Im Land Salzburg dagegen, zu dem beispielsweise der Wolfgangssee gehört, oder am Traunsee in Oberösterreich gibt es dagegen nur eine einzige Warnstufe.