NiederlandeRund um IJsselmeer und Markermeer - Süd- und Westküste

Christian Tiedt

 · 27.04.2025

Der Hafen der ehemaligen Insel Urk.
Foto: Christian Tiedt
Der Bau des Abschlussdeichs vor etwa 100 Jahren ließ die Zuiderzee Geschichte werden. Dadurch entstanden nicht nur das IJsselmeer und etwas später das Markermeer, sondern auch neues Land.

Im Osten des IJsselmeers befindet sich Friesland, und im Süden schließt sich die Provinz Flevoland an. Dort liegt die Küste des Nordoostpolders, der zwischen 1936 und 1942 trockengelegt wurde. Dies führte dazu, dass zwei Inseln plötzlich zum Festland wurden: Schokland, dessen Umrisse, vollständig von Feldern umgeben, auf Luftaufnahmen erkennbar sind und mittlerweile UNESCO-Welterbe ist. Und Urk, dessen lebhafter Gemeindehafen erhalten blieb und heute ein beliebtes Ziel für Segler darstellt. Vom roten Leuchtturm aus schweift der Blick über das IJsselmeer, sodass man sich leicht vorstellen kann, immer noch auf einer Insel zu sein.

Neu entstandene und verschwundene Inseln

Interessanterweise entstanden für die zwei verlorenen Inseln zwei neue: De Kreupel im IJsselmeer und die Marker Wadden im Markermeer. Diese Gebiete dienen als Rückzugsorte für Tier- und Pflanzenwelt und bieten gleichzeitig Erholungsmöglichkeiten für Besucher, insbesondere Sportskipper. Die Marker Wadden sind sogar mit Dünen, Strand und einer Beach Bar ausgestattet und zeigen, dass der Mensch Natur gestalten kann.

Vom Ketelmeer, dem ersten Randmeer, erreicht man den Flevopolder. Dieser ist flächenmäßig mit Berlin vergleichbar und die größte künstliche Insel der Welt. Mit der Trockenlegung 1968 gegründet, ist der Hauptort Lelystad, der heute etwa 80.000 Einwohner hat, noch relativ neu.

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Lelystad im Zeichen des „Goldenen Zeitalters“

Um Lelystad etwas Geschichte zu verleihen, befindet sich dort die Bataviawerf – ein Ort mit Museum und Einkaufszentrum, spezialisiert auf den Bau von Schiffen aus dem 17. Jahrhundert, der Blütezeit der Niederlande. Das erste Projekt war ein Nachbau der „Batavia“ von 1628, der im Museumshafen liegt.

Der nächstgelegene Yachthafen zum Batavialand-Museum ist die Deko Marina Lelystad, nördlich der Houtribsluizen. Lelystad markiert das östliche Ende des Houtribdijk, der zwischen IJsselmeer und Markermeer verläuft.

Übergang vom IJsselmeer zum Markermeer

Im Südwesten liegt das IJmeer, der letzte Überrest der Zuiderzee, mit der Zufahrt nach Amsterdam. Von den Houtrib- zu den Oranjesluizen, die den Weg zum Amsterdamer Hafen weisen, sind es etwa 20 Seemeilen. Auf dem Markermeer liegt Marken, die letzte historische Insel der Zuiderzee.

Das beste Navigationsziel ist hier nicht der Leuchtturm Paard van Marken, sondern die nördliche Spitze des Bukdijk, der in der Gouwzee, einer Bucht, für Ruhe sorgt. Der kleine Hafen und die gesamte Insel sind ruhig und angenehm. Da Marken durch einen Straßendamm mit Noord-Holland verbunden ist, kann es im Sommer belebt sein. Ursprüngliche Pläne, die Gouwzee ebenfalls zu trockenlegen, wurden glücklicherweise nicht umgesetzt.

Hätten diese Pläne Erfolg gehabt, hätten Monnickendam und Volendam, einschließlich des benachbarten Edams, viel von ihrem historischen Charakter verloren. Der Kaasmarkt in Edam ist im Juli und August ein großes Ereignis und erfreut die Touristen seit Jahrhunderten.

Alte Rivalen: Hoorn und Enkhuizen

Die nächsten beiden Orte an der Westküste verbindet eine lange Rivalität – Hoorn und Enkhuizen –, auch wenn sie heute durch das westliche Ende des Houtribdijk getrennt sind. Beide stehen sinnbildlich für das Gouden Eeuw, das goldene Zeitalter, in dem die Niederlande zur wirtschaftlichen Weltmacht aufstiegen.

Hoorn erwarb besondere Bedeutung, als die Vereinigte Ostindien- Kompanie in der Stadt einen Geschäftssitz errichtete und man damit in einer Linie mit Batavia, Nagasaki oder Kapstadt stand. Dazu trägt das berühmteste und berüchtigtste Kap der Welt Hoorns Namen.

Prächtige, vom Wasser weithin sichtbare Bauwerke, zeugen noch heute von dieser wohlhabenden Zeit, etwa das Hoofdtoren in Hoorn und das Drommedaris am Hafen von Enkhuizen. Von den zahlreichen Hoorner Häfen am Markermeer sind es knapp elf Seemeilen zum Naviduct Krabbersgat mit seiner Schleuse im Houtribdijk. Einmal zurück im IJsselmeer liegt Enkhuizen, wo sich auch das Zuiderzeemuseum befindet, nun gleich an Backbord.

Unsere Runde könnte im Middenhaven von Medemblik enden, der letzten Stadt vor dem Afsluitdijk, längsseits im ruhigen Schatten hoher Bäume. Jetzt warten nur noch die Stevinsluizen bei Den Oever – und die Nordsee dahinter. Wie immer schon. Als es die Zuiderzee noch gab und ihre Zähmung nicht mehr war als ein kühner Traum.

Nautische Literatur zum IJsselmeer

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