RügenDoppelte Kurtaxe verärgert Wassersportler

Jill Grigoleit

 · 19.08.2025

Rügen: Doppelte Kurtaxe verärgert WassersportlerFoto: Christian Tiedt
Marina Gager in Möchgut auf Rügen: Immer häufiger machen Gastlieger wegen der Kurtaxe einen Bogen um den Hafen.
In einigen Häfen auf Rügen müssen Wassersportler, die abends anreisen und morgens wieder abreisen, für zwei volle Tage Kurtaxe zahlen. Die Doppelbelastung sorgt für Unmut bei Seglern und Motorbootfahrern, den meist die Hafenbetreiber abbekommen. Tourismusverantwortliche suchen nach einer inselweiten Lösung.

In einigen Orten der Insel müssen Segler und Motorbootfahrer, die nur für eine Nacht im Hafen festmachen, für zwei volle Tage Kurtaxe bezahlen - für den Anreise- und den Abreisetag. Dies führt besonders bei Bootsfahrern, die mehrere Häfen auf Rügen anlaufen, zu einer Mehrfachbelastung. Im Selliner Hafen bleiben zum Beispiel etwa 30 Prozent der Wassersportler nur für eine Nacht. Für eine vierköpfige Familie bedeutet dies zusätzlich zu den Liegegebühren von 20,70 Euro für ein Boot bis neun Meter Länge noch einmal 20,24 Euro Kurtaxe.


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Kritik der Wassersportler

Viele Wassersportler fragen sich, inwieweit die Abgabe gerechtfertigt ist, wenn sie die touristischen Angebote und die Infrastruktur, die mit ihr bezahlt werden, gar nicht nutzen. Hinzu kommt, dass die Kurtaxe nicht auf der ganzen Insel gilt. Teilweise muss man am gleichen Tag doppelt zahlen, morgens im ersten und abends im zweiten Hafen, selbst wenn man den ganzen Tag auf dem Wasser verbringt. Nach einem langen Tag auf dem Wasser und vor einem langen Törn am nächsten Morgen bleibt kaum eine Chance, die touristischen Angebote zu nutzen. So vielfältig sie seien mögen.

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Steigende Kurtaxe führt zu weniger Tagesgästen

Rieke Boomgaarden ist Hafenmeister in Gager, einem kleinen Ort an der Hagenschen Wiek, der zur Tourismusregion Mönchgut Granitz gehört. Er ist derjenige, der den Unmut tagtäglich zu spüren bekommt. Denn er muss die Gebühren, von denen er selbst nichts hat, einkassieren und trifft dabei meist auf Unverständnis. “Seit ich den Hafen betreibe, hat sich die Kurtaxe mehr als verdoppelt. Im gleichen Zeitraum sind unsere Gastanläufe stetig weniger geworden. Vor allem bei Booten mit mehreren Personen an Bord. Dann zahlen die Gäste mehr Kurtaxe als Liegegebühr. Bei größeren Passagierschiffen ist das völlig unverhältnismäßig. Da haben wir schon Absagen bekommen, weil die Differenz zu einem anderen Hafen auf der Insel, bei dem nur pro Nacht und nicht pro An- und Abreisetag abgerechnet wird, mehr als 600 Euro die Nacht betrug. Dann werden die Einnahmen gar nicht erst generiert, weil die Gäste einfach ausbleiben.” Für den privat betriebenen Hafen Gager, der keine Zuschüsse aus der Kurtaxe erhält, sind die Einnahmen aus den Gastanläufen existenziell wichtig.

​Verwaltungsaufwand für Hafenbetreiber

Neben der finanziellen Belastung für die Wassersportler bedeute die Abrechnung der Kurtaxe auch einen erheblichen Verwaltungsaufwand für die Hafenbetreiber, so Boomgaarden. Von jedem Wassersportler müssen die Daten erfasst werden. Die Situation wird durch unterschiedliche Regelungen in den verschiedenen Gemeinden auf Rügen noch komplizierter. Für die Ostseebäder Sellin, Baabe, Göhren und dem Mönchgut gibt es inzwischen eine einheitliche Kurabgabe. Das bedeutet, wer den Hafen Gager verlässt, muss im Hafen Sellin nicht noch einmal die volle Kurtaxe für den gleichen Tag zahlen. Doch diese Regelung gilt nicht für die gesamte Insel. Anders als in Sellin und Gager beinhaltet die Satzung von Putbus, dass die Kurtaxe pro Übernachtung zu zahlen ist und nicht jeweils für den An- und Abreisetag.

Wichtige Einnahmequelle für Gemeinden

Die Kurtaxe stellt für die Gemeinden eine wichtige Einnahmequelle dar. Allein durch den Hafen in Sellin werden durchschnittlich 20.000 Euro Kurtaxe im Jahr erwirtschaftet. Diese Einnahmen sind für die Gemeinden unverzichtbar. Mit ihnen werden Veranstaltungen, Busse und Fähren in der Region Mönchgut Granitz finanziert und zum Teil wohl auch Häfen bezuschusst. Zumindest laut einer Aussage des Selliner Tourismusmanagers Conrad Bergmann gegenüber dem NDR: “Wir haben einen Hafenmeister, das Büro ist täglich bis 18 Uhr besetzt. Hier wird täglich gereinigt. Und nur mit der Liegegebühr, die mit dem Übernachtungspreis in einem Hotel gleichzusetzen ist, könnten wir das Ganze hier, so wie es ist, nicht finanzieren, auch mit den ganzen Leistungen nicht." Aber eben nicht alle Häfen profitieren von der Taxe. Boomgaarden kann auch die Kritik seiner Gäste verstehen, dass sie mit der Kurtaxe in seinem eher abgelegenen Hafen Leistungen mit finanzieren, die weiter weg angeboten würden und für die bei einem kurzen Stoppover keine Zeit ist.

Lösungsansätze für die Zukunft

Viele Marinabetreiber fordern eine einheitliche Regelung, die für die gesamte Küste gilt. Eine einfache Karte, die es unbürokratisch allen Wassersportlern möglich macht, jeden Hafen im Revier anzusteuern, soll das Ziel sein. Ansonsten könnten Gastliegeplätze zu Dauerliegeplätzen werden, und kein Segler oder Sportbootfahrer hätte auf seinem Törn mehr die Chance, einen Hafen anzulaufen. Daran hätte auch der Rügener Tourismusverband kein Interesse. Eine gegenseitige Anerkennung der Kurtaxe auf der gesamten Insel wäre sinnvoll. Denn der Gast sieht die Insel als eine Destination und versteht nicht, warum er in zwei verschiedenen Orten zwei Mal Kurabgabe zahlen muss. Wann diese Lösung umgesetzt werden kann, ist jedoch noch unklar. Möglicherweise mit der Umsetzung des geplanten Tourismusgesetzes für Mecklenburg-Vorpommern, das eine Gästeabgabe für alle vorsieht. Doch Boomgaarden ist skeptisch. Denn mit der Vereinheitlichung der Kurabgabe für die Ostseebäder Sellin, Baabe, Göhren und dem Mönchgut kam überhaupt erst die Erhöhung. Fraglich bleibt also, ob eine Zusammenlegung tatsächlich auch zu weniger Kosten für Wassersportler führen würde.


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