Die Saison 2025 neigt sich dem Ende und in Husum konnten viele sie kaum nutzen. Bereits zu Saisonstart gab es die erste längere Sperrung der Straßenbrücke wegen einer Straßenbelags-Erneuerung. Nur wenige Tage Zeit hatten Bootseigner zwischen Krantermin und dreiwöchiger Sperrung, um ihre Boote fertig zu machen und sich einen alternativen Liegeplatz außerhalb zu suchen um nicht festzusitzen. Denn die Zufahrt in den Binnenhafen erfordert die Öffnung einer Eisenbahnbrücke und einer Straßenbrücke, zusätzlich ist der Binnenhafen durch eine Fußgängerbrücke geteilt. Eisenbahn- und Straßenbrücke werden durch einen Anruf beim Bundesbahn-Stellwerk von dort geöffnet, die Fußgängerbrücke kann an dem dafür vorgesehenen Schwengel von den einfahrenden Booten aus geöffnet werden und schließt danach automatisch - so zumindest im Regelfall.
Bereits im letzten Jahr hatten schwere Schäden an der Eisenbahnklappbrücke zu wochenlangen Sperrungen geführt. Und auch in diesem Jahr blieb es nicht nur bei der angekündigten Sperrung der Straßenbrücke im Mai. Über die Sommermonate hinweg kam es immer wieder zu Problemen beim Öffnen und Schließen der Brücken. Im Falle der Fußgängerbrücke mussten phasenweise nach jeder Schiffsdurchfahrt die Bereitschaftstechniker der Stadtwerke gerufen werden, um den Schließvorgang der Brücke durch manuelle Eingriffe zu beenden. Im Falle der Eisenbahnbrücke waren die Folgen noch verheerender: Als diese am 01. Mai ausfiel, endeten in der Folge Züge von Hamburg in Husum, die von Sylt in Niebüll und es musste ein Schienenersatzverkehr eingerichtet werden.
Auch im Juni und Juli kam es an allen drei Brücken immer wieder zu Störungen und Sperrungen. Unter anderem wegen Hitzeschäden. Ab Ende Juli dann wurde die Eisenbahnbrücke wegen schwerer Schäden nur noch zweimal pro Woche unter Aufsicht für Binnenhafennutzer geöffnet. Einer der Zylinder sei so stark verbogen, dass man es mit bloßem Auge erkennen kann, so Jobst Klien von der SVN. Insgesamt habe es seit Saisonstart (Krantermin 26.4.25) bis heute an nur 59 % der Tage keine Brückenstörung gegeben. An 27 Tagen (21%) sorgte die Eisenbahnbrücke sogar für eine Komplettsperrung, an 19 Tagen (15%) die Straßenbrücke (hauptsächlich durch Sanierungsmaßnahmen mitten in der Saison).
Für die Sportbootvereinigung sind die Folgen katastrophal. Die ersten Vereinsmitglieder haben bereits gekündigt, weil eine verlässliche Törn- bzw. Urlaubsplanung unmöglich ist. Außerdem kommen immer weniger Traditionsschiffe in den Binnenhafen. Seit die Husumer Schiffswerft in den Außenhafen gezogen ist, prägen neben Sportbooten, dem Hafenrundfahrtschiff „Möwe Willi“ und dem Restaurantschiff Nordertor, Traditionssegler das Leben im Binnenhafen. Nun bleiben die Windsbraut und die Najade lieber gleich im Außenhafen. “Ein Hafen ohne Schiffe ist kein Hafen mehr” so Jobst Klien. “Hier geht es nicht nur um die Nutzungsmöglichkeiten für ein paar Sportbootfahrer oder Traditionsschiffe, sondern um die Erhaltung eines die Stadtgeschichte prägenden Kulturguts der Stadt Husum mit großer wirtschaftlicher Bedeutung.”
Der Sportbootvereinigung in Husum geht es in erster Linie um eine bessere Kommunikation. Bisher seien Hafennutzer zu wenig informiert und einbezogen worden. Es gehe auch nicht darum, die Betriebs- und Instandhaltungszuständigen zu kritisieren, so Klien. Diese seien sehr bemüht, die teilweise maroden Anlagen am Laufen zu halten und seien selbst Opfer unzureichender Mittel für Instandsetzung und Modernisierung. “Jede Technik kann mal versagen, aber die Häufigkeit der Störungen deutet auf einen systematisch schlechten Zustand mit unzureichenden Instandsetzungsmaßnahmen, fehlender Ersatzteilvorhaltung und weitere strukturelle Probleme insbesondere bei der Deutschen Bahn hin”, kritisiert die Sportbootvereinigung. Sie fordert, dass die jeweiligen Verantwortlichen sich an einen Tisch setzen und für Abhilfe sorgen, bevor der für die Stadt Husum so wichtige Binnenhafen verödet.
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