Yachthafen DampExplodierende Kosten und drohender Stillstand bis 2030

Andreas Fritsch

 · 29.08.2024

Yachthafen Damp: Explodierende Kosten und drohender Stillstand bis 2030Foto: A. Fritsch
Noch immer ist der Nordhafen zerstört und an Land auch abgesperrt
Die Verhandlungen zwischen der Gemeinde und dem Hafenbetreiber Ostsee Ressort Damp sind gescheitert, und es wird keine Einigung über die Auflösung des Pachtvertrages geben. Diese Nachricht ist bedauerlich für die Eigner und Besucher. Zudem wurde die geschätzten Baukosten von 13 auf 24,1 Millionen korrigiert

Die Bombe platzte gestern per Pressemitteilung der Gemeinde Damp, in der sie vom Scheitern der Verhandlungen berichten: “(...)In der letzten Woche hat es erneut Gespräche mit der Vamed über das Herauslösen des Hafens aus dem Pachtvertrag gegeben. Leider konnte auch in diesem Gespräch keine Einigung in wesentlichen Punkten des Vertrages gefunden werden. Nach Ansicht der Gemeinde (...) bringt ein frühzeitiges Herauslösen des Hafens aus dem Vertragspaket finanzielle Vorteile, die die Vamed nicht bereit ist auszugleichen. Ein neuer Termin für Gespräche wurde nicht vereinbart. Zurzeit können die Verhandlungen als gescheitert bezeichnet werden. Damit verschiebt sich die Wiederherstellung des Yachthafens in Damp auf unbestimmte Zeit. Sollte es keine Lösung geben, kann eine Wiederherstellung des Hafens nicht vor 2030 erfolgen.”

Hauptstreitpunkt sind Entsorgungskosten

Ein herber Schlag für die betroffenen Eigner, die den teilgesperrten Hafen verlassen mussten und auf die Rückkehr nach einer Renovierung beziehungsweise Neubau hofften. Die Redaktion fragte bei der Damper Bürgermeisterin Barbara Feyock nach, was genau das Problem bei den Verhandlungen gewesen sei.

“Wir waren in der Verhandlungen eigentlich weit vorangekommen, aber ein Punkt macht große Probleme: Der Hafen muss für den Wiederaufbau und Umbau ausgebaggert werden. Das Baggergut ist aber durch Giftstoffe von den Booten kontaminiert. Die Entsorgung ist teuer und aufwändig”, erklärt sie. Die Gemeinde habe den Hafen nach seinem Bau vor vielen Jahrzehnten ohne solche Probleme an den Pächter übergeben. Nach diversen wirtschaftlichen Verkäufen ist aus Sicht der Gemeinde der heutige Pächter der Rechtsnachfolger. Natürlich sei man sich im Klaren, dass die Problematik damals nicht so eindeutig vorherzusehen war, aber selbst eine Teilung der Kosten zwischen Gemeinde und Betreiber, lehnten die Verhandlungspartner des Betreibers ab.

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Feyock bestätigte, dass die Zukunft nun wirklich ungewiss sei. “Der Super-GAU wäre, wenn alles wirklich bis zum Vertragende des Pachtvertrages im Jahr 2030 so bliebe. Damit ist keiner Seite gedient.” Die Gemeinde kann den Hafen erst wieder renovieren und umgestalten, wenn der derzeitige Betreiber den Weg frei macht, so lange hat er alle Rechte an der Nutzung und entscheidet selbst darüber.

Schon jetzt berichten Ferienwohnungs-Vermieter vor Ort, dass Besucher über den in weiten Teilen gesperrten, leeren Hafen enttäuscht sind und immer häufiger die Frage gestellt wird, was denn hier eigentlich los sei. Einen solchen Zustand über viele Jahre mag sich keiner in Damp vorstellen.

Die Zeit drängt, die Förderprogramme laufen nur bis 2030

Und für die Kommune ist das auch ein Zeitproblem. Denn schon jetzt gibt es eine wahre Kostenexplosion für den Wiederaufbau: Barbara Feyock sagt, dass nach Gesprächen mit dem Wirtschaftsministerium und Ministerpräsident Daniel Günther zu den Förderrichtlinien viel Wert darauf gelegt wurde, dass der Hafen zukunftssicher gemacht werde. Das beinhaltet nicht nur die auf 3,4 Meter erhöhte Steinmole vor der Anlage, sondern auch die Umrüstung auf Schwimmstege. Auch wegen stark gestiegener Preise für Materialien und Wasserbau rechnet die Gemeinde nun mit Kosten von 24,1 Millionen Euro, statt der bisher geschätzten 13 Millionen. Die geförderte Maßnahme muss laut Richtlinie aber bis 2030 abgeschlossen sein. Verhindert der Pächter bis 2030 eine Auflösung des Vertrages, ist das unmöglich. Dann würde die Gemeinde auf den Kosten sitzen bleiben und das Projekt wäre damit vermutlich unfinanzierbar.

Die Pächter bewerten den Vorgang ganz anders, wie Maike Marckwordt, VAMED-Sprecherin am Standort Damp auf Nachfrage der Redaktion erklärt:

“Es ist korrekt, dass es auch in der jüngsten Verhandlungsrunde mit der Gemeinde um die Herauslösung des Hafens aus dem Gesamtvertrag noch zu keiner Einigung gekommen ist. Dies war jedoch auch nicht anders zu erwarten, da immer zunächst die entsprechenden Gremien auf beiden Seiten durchlaufen werden müssen.

Es ist auch korrekt, dass der Vertrag bis auf den einen Punkt Hafenaushub fertig ausformuliert ist. Deswegen erstaunt es uns sehr, dass die Gemeinde die Verhandlungen nun für gescheitert erklärt haben soll.

Ein Aushub des Hafenbeckens – wie die Gemeinde ihn fordert – ist unserer Auffassung nach zum jetzigen Zeitpunkt nicht sinnvoll. Die aktuelle Wassertiefe reicht zum Betrieb des Hafens aus. Die Gemeinde plant, den Hafen umfangreich zu erneuern. Im Zuge dieser Bauarbeiten werden sich verschiedenste Materialien ansammeln, so dass das Hafenbecken nach Fertigstellung der Arbeiten ohnehin ausgehoben werden muss. Aus unserer Sicht sind die Verhandlungen daher keinesfalls gescheitert.”

Für Dauerlieger in Damp ist die Zukunft völlig ungewiss

Auch für die 100 glücklichen Eigner, die einen Platz im teilweise geöffneten Hafen ergattern konnten, ist die Zukunft damit ungewiss. Ihre Verträge wurden ohnehin schon verkürzt, sie müssen die Anlage bis Ende September verlassen, wohl auch um möglich neuen Herbststürmen aus dem Weg zu gehen. Ob und wie sie dann 2025 einen Platz bekommen, ist derzeit nicht klar. Die Frage ist auch, was während der Bauphase passiert. Dass der Teilbetrieb während dieserweitergeht, ist eher unwahrscheinlich. Und ein so gewaltiges Projekt ist sicherlich mal eben in einem Jahr umgesetzt.

Etwas entspannter sieht dagegen die Lage für den Betreiber des Yachtservice Damp aus. Geschäftsführer Martin Jannsen berichtet, dass die wegen der langen Sperrung sehr holprig gestartete Saison letztlich glimpflich verlaufen ist. “Wir konnten zum Glück viele unserer Winterlagerkunden halten, auch wenn uns das viele lange Gespräche und Überzeugungsarbeit gekostet hat. Aber wir können ohne Einschränkungen den Kran benutzen und das Hafenbecken davor, also ist der Betrieb nicht gefährdet und für 2025 gibt es auch schon Verhandlungen über die weitere Nutzung.” Die Sorge, dass Kunden mit ihren Booten nicht ins oder aus dem Winterlager kommen, ist also zum Glück vom Tisch.


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