Eine vom spanischen Festland über die Balearen ziehende Gewitterfront traf am Mittwoch mittags ankernde Yachten an der Westseite von Formentera und ließ sie in 50 Knoten Böen und brechenden Wellen zum Teil stranden. Die meisten Crews hatten vor Anker in der beliebten Badebucht nördlich von Savina gelegen. In vielen Videos sieht man, wie die Yachten mit teils zerrissenen Segeln auf dem Strand enden. Es soll einen schwerer Verletzten gegeben haben, aber keine Toten. Fischer, die im Sturm gekentert waren, mussten von einem Hubschrauber geborgen werden.
Der Gewitter-Sturm gehört zu einem in Spanien sogenannten “Gota Fria”, oder auch DANA Phänomen, das einen Kaltluft-Einbruch über die obere Atmosphäre umschreibt. In ihm gelangen dann sehr kalte und extrem starke Winde aus den höheren Luftschichten bis zu Oberfläche und treffen dort auf sehr warme, feuchte Luftschichten des sommerlichen Mittelmeeres, was zu starken Gewittern und Winden, sowie sinnflutartigem Regen führen kann. Der Sturm vor Formentera dauerte wohl nur eine knappe Stunde, doch in dieser Zeit strandeten mehr als ein Dutzend Segel- und Motorboote. Am Flugplatz in Palma wurden mehr als 40 Flüge gestrichen werden.
Der Mallorca-Experte unseres Schwestermagazins YACHT, Martin Muth, Autor des Balearen-Revierführeres “Portbook”, war während des Sturmes auf Mallorca und beschreibt, wie er das Unwetter erlebte:
“Der spanische Wetterdienst hat zuvor ausdrücklich vor möglichen starken Gewittern gewarnt, und man sah die schwarze Front sehr deutlich vom spanischen Festland aus Westen auf die Balearen zukommen. Wer bei solchen Voraussetzungen an der Westseite von Formentera ankert, und das Wetter nicht gut im Auge behält, wird vom Wind und dem Seegang in Legerwall erwischt.”
Er wundert sich, dass noch so viele Boote bei der Vorhersage und dem deutlich sich verschlechternden Wetter vor Ort waren. Das Risiko auf der Westseite ist bei Unwettern aus West hoch, und der Umweg um die schmale, sandige Nordspitze auf die Ostseite der Insel, wo man dann in Landabdeckung liegt, ist schnell gemacht, es sind nur etwas über 4 Meilen. Wenn dort der Anker slippt, würde man einfach in tieferes Wasser abgetrieben. “50 Knoten sind auf hoher See sicherlich auch nicht schön, aber besser als in einer Ankerbucht auf Legerwall”, so Martin Muth.
In den Videos ist auch zu sehen, dass viele Crews schlecht vorbereitet waren, Großsegel lagen noch ungesichert auf den Großbäumen, Dinghis hingen noch mit Leine an den Hecks der Boote und wirbeln durch die Luft, ungesicherte Rollgenuas haben sich bei manchen Yachten in den Böen abgewickelt.
“Das Problem ist bei solchen plötzlichen starken Winden und sich rasch bildenden Seegang, die einen vor Anker erwischen, dass man durch den Winddruck den Anker nicht schnell genug hoch bekommt und aus der Bucht fahren kann. Slippt das Eisen erstmal, kann es dann alles sehr schnell gehen”, so Muth. Genau das scheint in der Bucht geschehen zu sein.
Prominentestes Opfer war die 30 Meter-Luxusyacht “Wally Love”, die ebenfalls auf den Strand gespült wurde, ihr Eigner hatte sie auf Makler-Portalen im Internet gerade für 3,9 Millionen Euro zum Verkauf angeboten. Aber auch viele Charteryachten sind in den Videos zu sehen, die in den Sozialen Medien kursieren. Ein Kat sank auf den Steinen unter der Küste, zwei landeten hoch auf dem Sandstrand. Vor zwei Jahren hatte ein noch stärkerer Sturm auch im August Korsika getroffen.