Ursula Meer
· 18.08.2022
In Bremerhaven ist in der letzten Nacht die Nordmole abgesackt. Der Leuchtturm an der Geestemündung ist absturzgefährdet, die Einfahrt in die Geeste ist gesperrt
Die Stadt an der Weser bangt um eines ihrer Wahrzeichen: in der Nacht auf Donnerstag (18.08.2022) ist ein Teil der Nordmole abgesackt. An ihrem Kopf weist seit 1914 ein rotbrauner Ziegelturm Seeleuten den Weg in die Geestemündung und in die Doppelschleuse - ein denkmalgeschütztes Wahrzeichen Bremerhavens. Durch die Unterspülung droht er nun umzukippen.
Die dramatische Schieflage zeigt dieses Video des Nachrichtenmagazins “buten und binnen”:
Berichten verschiedener Medien zufolge bestand die Befürchtung, dass der Turm bereits das Niedrigwasser am Mittag nicht überstehen könnte. Derzeit steigt der Pegel aber schon wieder, und der Turm steht noch in Schieflage, wie über die Webcam des WSA Bremerhaven zu sehen ist.
Aus Sicherheitsgründen wurde nach Angaben der Wasserschutzpolizei die Zufahrt in die Geeste und die Doppelschleuse und damit auch in den Fischereihafen für den gesamten Schiffsverkehr gesperrt. Die Nordsee-Marina und die kleine Marina am Luneort sind damit für Motorboote ebenso nicht erreichbar wie die bei Durchreisenden beliebten Liegeplätze vor der Schleuse an der Geeste. Umgekehrt ist auch keine Ausfahrt möglich. Wie lange die Sperrung anhalten wird, ist derzeit nicht bekannt. Motorbootfahrer mit Ziel Bremerhaven können auf die weiter nördlich gelegene Lloyd-Marina ausweichen.
+++ Update (18.08. 16:10 Uhr) : das WSA teilt mit, dass die Sperrung bis 15.09.2022 anhält. Während die Berufsschifffahrt mit Einschränkungen fahren darf, ist für den Sportbootverkehr die gesamte Geesteenfahrt gesperrt. Zwei gelbe Sperrgebietstonnen wurden ausgelegt +++
Auch Sportbootfahrer, die den Binnenweg zwischen Elbe und Weser über den Hadelner Kanal und die Geeste fahren wollen, kommen in Bremerhaven vorerst nicht weiter.
Achtung: das Molenfeuer wurde mittlerweile abgestellt!
Seit 2001 steht der Backsteinbau mit dem roten Kopf unter Denkmalschutz. Er ist eines der Wahrzeichen Bremerhavens, das aber einem Bericht von “Weser-Maritime-News” zufolge auf einer maroden Eichenpfahlkonstruktion steht, der unter anderem die Schiffsbohrmuschel in den letzten Jahrzehnten arg zugesetzt habe. Strömung, Seegang und auch Havarien, bei denen Schiffe in den Mohlenkopf gefahren sind, taten ihr Übriges.
Das Magazin berichtet weiter: “Diskutiert wurde lange Zeit über eine Sanierung der Anlage. Nach Schätzungen der Hafengesellschaft aus dem Jahr 2015 wären dafür rund 15 Millionen Euro erforderlich gewesen. Ende 2018 beschloss der Senat eine Kajensanierung, wobei die Nordmole dann großzügig verschwenkt werden soll, um der Schifffahrt die als schwierig geltende Einfahrt in die Geeste und den Fischereihafen zu erleichtern. Bislang wurde davon nichts umgesetzt.”