Die Lahn

Unbekannt

 · 07.03.2012

Die LahnFoto: Christoph Leo
Die Lahn

Die malerische Lahn ist viel mehr als Burgen und Wein: An ihren Ufern stießen wir auf die Spuren von Goethe, Bismarck – und sogar auf die der Beatles.

  Die LahnFoto: Christoph Leo
Die Lahn

Ein Geheimtipp ist die Lahn schon längst nicht mehr, aber auch kein überfülltes Sportbootrevier. Von ihrer Quelle im Südosten des Rothaargebirges fließt sie 245,6 km durch das Obere und Untere Lahntal, bis sie westlich von Lahnstein in den Rhein mündet. Von Limburg bis Lahnstein ist die Lahn auf etwa 70 km mit dem Sportboot befahrbar. Der Fluss verspricht vor allem eines: Erholung.

Die Lahn.
Foto: Christoph Leo

Wir starten unseren Törn auf der Lahn mit dem Schlauchboot in Lahnstein bei km 136,7. Angereist sind wir bereits am Vortag und hatten so schon abends die Möglichkeit, am Lahnufer entlangzuwandern und uns in der kleinen Brauerei „Maximilian“ bei Scharfem Käs, Spätzlepfännchen und selbst gebrautem Hellen zu stärken. Den Tipp dafür bekamen wir in der Touristeninformation an der Stadthallenpassage.

  Die LahnFoto: Christoph Leo
Die Lahn

Mithilfe des kostenlosen Büchleins „Gästeinformation Lahnstein“ schafft man es, auch in wenigen Stunden viele Sehenswürdigkeiten der Stadt, die teilweise zum UNESCO-Welterbe „Oberes Mittelrheintal“ gehören, zu besichtigen.

Bootsliegeplätze bietet Yachtcharter Geipel an der Lahnbrücke. Hier setzen wir am Morgen unser Schlauchboot vom Typ Zodiac 340 Cadet ein. Die Voraussetzungen sind bestens: Über den Hängen, die in sommerlichem Grün über Stadt und Fluss ragen, dehnt sich der Himmel klar und blau. Unser treuer 15-PS-Zweitakt-Außenborder erwacht beim ersten Zug zum Leben, und wir beginnen unsere dreitägige Reise, die uns lahnaufwärts bis nach Limburg führen soll.

Vorbei am rot-gelben Fachwerk des Wirtshauses an der Lahn, wo Goethe 1774 immerhin einmal zum Mittagessen einkehrte, haben wir am rechten Ufer noch einmal einen schönen Blick auf die mittelalterliche Burg Lahneck, die mit ihrem markanten Bergfried seit der Stauferzeit über das Städtchen wacht (Besichtigungen sind von Ostern bis Allerheiligen möglich).

Schon bei km 136,0 fahren wir in die Schleuse Lahnstein ein. Wie für alle Staustufen bis Cramberg gilt hier: Schleusungen im Voraus telefonisch anmelden (siehe Info). Ein paar hundert Meter weiter passieren wir das alte Schleusenhäuschen, jetzt ein Yachthafen mit Gaststätte, und auf km 134,8 liegt der Verbandsverein Yachtclub-Lahntal e.V. mit Liege- und Zeltplätzen (Tel. 02621-754 86).

Der Flussverlauf ist noch sehr natürlich, und so fahren wir durch das tief eingeschnittene Tal der Unteren Lahn (Schleuse Nievern auf km 129,4, siehe Info) bis Bad Ems. Bei km 127,0 kommen wir an die Schleuse des kleinen Kurortes, bevor wir am späten Vormittag anlegen.

Das geht problemlos an den Gaststegen von „Kutschers Marina“ (bei km 126,8 RU). Vorbei an der russisch-orthodoxen Kirche, die mit ihren blauen und goldenen Zwiebeltürmchen wie ein wohlbetuchter Kurgast aus der Vergangenheit wirkt, sind es nur wenige Minuten bis zum Zentrum.

Schon die Römer wussten Bad Ems mit seinen zahlreichen Heilquellen zu schätzen und erholten sich hier vom Wachdienst am nahe gelegenen Limes. Die Wirkung des bis zu 60 Grad warmen Wassers nutzt man auch heute noch für Bäder und Trinkkuren sowie die Herstellung der bekannten „Emser Pastillen.“ Wir füllen an einer Zapfstelle erwartungsvoll unsere Trinkflaschen mit dem warmen Wasser und müssen es einige Minuten später jedoch schon wieder in die Lahn gießen – sein strenger Salzgeschmack ist eben doch nicht jedermanns Sache ...

Einen hervorragenden Ausblick über die Stadt bekommt man bei der Fahrt mit der Kurwaldbahn auf die Bismarckhöhe hinauf. (Auch den „ehernen Kanzler“ hatte es zu seiner Zeit schon zur Sommerfrische an die Lahn gezogen.) Oben angekommen, kann man im Restaurant mit Aussichtsterrasse einkehren. Es lohnt sich, ein bisschen Zeit mitzubringen, um Bad Ems nicht nur aus der Höhe zu bewundern, sondern auch durch den Park entlang des Flusses zu flanieren, wie es einst die gekrönten Häupter Europas taten.

Etwas überrascht stoßen wir daher auf das „Beatles-Museum“ in der Römerstraße (Eintritt frei). Die Ausstellung der eindrucksvollen Privatsammlung zu den legendären Liverpooler Pilzköpfen befindet sich in einem Café mit passendem Namen: Yellow Submarine.

Die restlichen sieben Flusskilometer des Tages lassen wir gemütlich hinter uns. Die letzte Schleuse liegt kurz vor Dausenau auf km 122,4, und einige Minuten später legen wir schon unterhalb des nächsten Wirtshauses an der Lahn an. Hier sei Goethe nicht nur eingekehrt, heißt es, der Dichterfürst habe sich sogar auf einer Tischplatte mit spöttischem Spruch verewigt. Leider hat das Graffito die Zeit nicht überdauert.

Schon beim Verlassen des Steges fallen die alten Stadtmauern am sogenannten Leinpfad entlang des Ufers auf. Schnell die Taschen in die Pension gebracht und noch Wasser im einzigen Lädchen des Ortes eingekauft (bis 18 Uhr geöffnet, besser in Bad Ems eindecken). Dann gehen wir entlang der alten Stadtmauern auf Entdeckungsreise.

Dausenau verlassen wir zeitig am kommenden Tag, um die 30 Flusskilometer nach Balduinstein rechtzeitig zu beginnen. Außer uns sind auf der Lahn um diese Zeit fast nur Wasservögel unterwegs, wie der Komoran, der sich vor uns langsam aus dem Wasser erhebt. Später begegnen wir vielen Kanuten, für die sich der ruhige Fluss bestens eignet. Hin und wieder treffen wir auch Sport- und Schlauchboote.

Bereits nach einer Stunde passieren wir Nassau (mit Schleuse bei km 117,6). Vorsicht ist dann bei km 113,5 RU geboten: Ein Kraftwerk verursacht hier eine Querströmung. Nur 400 Meter weiter die nächste Schleuse (Hollerich), und weiter geht es entlang malerischer Fachwerkhäuser, Schlösser und Burgruinen, deren Zinnen aus den bewaldeten Hängen aufragen.

Balduinstein, ein beschaulicher Ort bei km 90,8, bietet an der Steganlage des Motor-Yacht-Clubs Schaumburg ebenfalls Gastliegeplätze. Das Gasthaus „Hergehahn“ in Balduinstein ist ein gemütliches Haus mit großen Zimmern und einem Restaurant im Garten. Der ideale Ort, um den Sommertag bei Forelle und einem Glas „Goethenberg“, ein Rosé aus dem naheliegenden Obernhof, ausklingen zu lassen.

Ein Besuch der Burganlage Schloss Schaumburg ist möglich, sollte aber im Voraus geplant werden (www.schloss-schaumburg.de). In unserem Fall scheitert die spontane Besichtigung an Bauarbeiten.
Die Fahrt nach Diez führt durch den Naturpark Nassau und ist beeindruckend, sodass wir, nicht nur aus Rücksicht auf die Paddler, langsam vor uns hinfahren, sondern uns Zeit zum Staunen lassen.

Diez begrüßt uns mit einer Kulisse aus restaurierten Häusern entlang steiler Ufer. Am Stadtanleger Halt, um den Kanister noch einmal aufzufüllen (15 Minuten Fußweg zur Tankstelle, 10 Minuten zum Supermarkt). Bei der Weiterfahrt sollte man sich zunächst backbords halten, denn am südlichen Uferrand kommen Felsen empor.

An der Limburger Schleuse (km 76,6) begrüßt eine nette Wärterin alle Ankommenden mit Tipps zum Anlegen und zur Freitzeitgestaltung. Wir lassen die Stadt zunächst hinter uns und fahren weiter, um noch eine Runde unterhalb der Lubentinus-Basilika (km 73,3) zu drehen. Die Schlaufe zur grauen Basilika auf dem schroffen Kalksteinfelsen fern jeder Stadt lohnt sich. Es ist Sonntag und viel Betrieb auf der Lahn: Vom Ausflugsschiff bis zum BBQ-Boot – ganz Limburg scheint es aufs Wasser zu ziehen.

Einige Meter vor der Autobahnbrücke legen wir an einer Slipstelle am Ufer steuerbords an und holen das Boot aus dem Wasser. Die letzte Nacht in Limburg an der Lahn verbringen wir im liebevoll eingerichteten Gästehaus „Priester“. Es sind von hier nur wenige Gehminuten ins mittelalterliche Zentrum der historischen Stadt, wo die aufwendig gestalteten Hausfassaden noch heute vom Wohlstand der Kaufleute zeugen. Nach einem spannenden Stadtgang rund um den Dom geht unsere Reise an diesem Abend am Fischmarkt in der urigen Gewölbekneipe „Tonne“ genauso entspannt zu Ende, wie sie begonnen hat.

WAS SKIPPER WISSEN MÜSSEN

Die Lahn ist durchgängig schiffbar ab der Einmündung in den Rhein bei Lahnstein (km 137,3) bis Steede (km 70,0) über rund 67 km. Sie ist als Bundeswasserstraße ausgewiesen. Die zulässige Höchstgeschwindigkeit beträgt 12 km/h, die Sollwassertiefe 1,60 m, die Fahrrinnenbreite 12 m. Die maximale Durchfahrtshöhe liegt bei 3,61 m (Bahnhofsbrücke in Bad Ems). Der obere, unkanalisierte Teil der Lahn ist für Sportboote dagegen nur in einzelnen Abschnitten und nicht durchgängig schiffbar.

Schleusen Zwischen Lahnstein und Limburg überwinden zwölf Staustufen einen Höhenunterschied von insgesamt 60 m. Vom 1. April bis 31. Oktober sind die Schleusen von 10–12 Uhr und 12.30–18.30 Uhr in Betrieb. Boote müssen bis spätestens 18.15 Uhr in die Kammer eingefahren sein. Vom 1. November bis 31. März wird innerhalb der Betriebs-zeiten nur nach telefonischer Anmeldung geschleust (Tel. 06432-952 80).

Tanken In Bad Ems (km 126,5 RU) bei Bootsservice Kutscher. Kraftstoffsorten: Diesel, Super. Betriebszeiten: 1. April bis 31. Oktober tägl. 9–12 Uhr und 13–18 Uhr. 1. November bis 31. März nach Absprache. Tel. 02603-42 97.

Törnführer und Karten

  • Wolfgang Banzhaf: Die Lahn – von Lahnstein bis Steeden, Verlag Rheinschiffahrt, 2009, ISBN 978-3-924823-14-
  • Martin Schulze: Bootswandern auf der Lahn, Pollner Verlag, 2009, ISBN 978-3-925660-96-2
  • BOOTE-Extra Schleusenkalender (BOOTE 6/2011)
  • Gewässerkarte Lahn, Maßstab 1 : 75 000, Jübermann Verlag, 2009, ISBN 978-3-929540-09

Boot Unterwegs waren wir mit einem zerlegbaren Schlauchboot Zodiac 340 Cadet (3,40 m Länge, www.zodiacmarine.de) mit einem 15-PS-Zweitaktaußenborder von Yamaha (www.yamaha-motor.de).

Törnetappen
Lahnstein – Dausenau: 15,9 km
Dausenau – Balduinstein: 30 km
Balduinstein – Limburg: 15,2 km
Gesamtstrecke: 61,1 km