Unbekannt
· 03.11.2011
Auf der Elbe waren wir stromab von Magdeburg bis nach Hamburg unterwegs. Was hat sich dort in den vergangenen Jahren für Sportbootskipper verändert?
Als Großschifffahrtsstraße hat die Elbe zwischen Magdeburg und Lauenburg in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung verloren: Vor allem lang anhaltende Niedrigwasserstände erlauben der Frachtschifffahrt nur geringe und damit kaum mehr profitable Abladetiefen. Also „umfährt“ die von Hamburg und Lübeck kommende Berufsschifffahrt in Richtung Berlin die Elbe über den Elbe-Seiten- und Mittellandkanal, um dann über die grandiose Elbquerung des Kanals Richtung Osten zu fahren.
Wenig Berufsschifffahrt ist ein angenehmes Signal für die Sportschifffahrt, und so kann man sagen, dass „unsere Fraktion“ zwischen Magdeburg und Lauenburg fast unter sich ist. Kaum gibt es mal mehr als eine Handvoll Begegnungen mit der Berufsschifffahrt pro Tag.
Für den „großen Treck“ der Sportskipper von West nach Ost, Richtung Berlin, Brandenburg und „Meck-Pomm“, den Ansturm auf die „Große Schleife“ also, ist die Elbe lediglich die Westtangente. Man absolviert sie möglichst in Talfahrt, fährt vom Wasserstraßenkreuz Magdeburg Richtung Dömitz, um dort in die Müritz-Elde-Wasserstraße einzulaufen. Aber bisweilen lockt es die Skipper ja auch nach Hamburg, und so wollen wir auch für die Tiden-Elbe unterhalb der Schleuse Geesthacht bis nach Hamburg ein paar nützliche Tipps geben.
Dass selbst wir Hamburger von Hamburg nach Magdeburg mit einem Verdränger schneller über Elbe-Seiten- und Mittellandkanal nach Magdeburg fahren als bergwärts über die Elbe, ist leicht zu berechnen: Über die Elbe sind es 247 km, über die Kanäle 213 km. Zwar ist die Kanalstrecke nervig und enthält vier Schleusen und ein Hebewerk zusätzlich, dafür gibt es aber keine Strömung „gegenan“.
Bei einer Marschfahrt von 12 km/h braucht man für die Kanalstrecke 18 Fahrstunden, plus vier Stunden für die Schleusen, macht 22 Stunden. Auf der Elbe bei 8 km/h über Grund sind es 31 Fahrstunden. 13 Stunden längere Fahrzeit, das heißt bei unserer „Troll“ rund 60 l Diesel … Also müssen wir nicht weiter rechnen!
So geht es denn über den Elbe-Seiten- und Mittellandkanal Richtung Magdeburg. Vom Mittellandkanal führt der Rothenseer Verbindungskanal über die Schleuse Rothensee zur Elbe. Die Schleuse ist im Zuge des Neubaus des Wasserstraßenkreuzes Magdeburg in einem eigens gegrabenen Kanal parallel neben dem alten, stillgelegten Schiffshebewerk entstanden.
Am Südende des Verbindungskanals passieren wir die Baustelle der „Niedrigwasserschleuse Magdeburg“. Sie soll ab Frühjahr 2012 dafür sorgen, dass die unteren Teile der Magdeburger Häfen mit dem Kanalhafen und den Hafenbecken 1 und 2 einschließlich Verbindungskanal unabhängig vom Wasserstand der Elbe stets auf einer Solltiefe von 2,80 m gehalten werden. Die Schleuse wäre nur bei Niedrigwasserständen der Elbe in Betrieb, stände sonst aber offen.
Der Verbindungskanal mündet bei km 333,6 LU in die Elbe. Jetzt sind es nur noch knapp sieben Stromkilometer bis zur Einfahrt in die Magdeburger Zollelbe. Dabei ist der Herrenkrugfelsen zu passieren. Man spürt den stärker werdenden Druck des Stroms, und ein Blick auf den Plotter bringt Gewissheit: nur noch 3 bis 4 km/h über Grund, also 8 bis 9 km/h Strom von vorn.
Die Zollelbe ist eine rund einen Kilometer lange Sackgasse, an deren Ende sich der „Yachthafen Magdeburg“ befindet. Eine Schönheit ist dieser Hafen nicht, aber sein umfassender Service und seine Nähe zur Magdeburger City machen ihn zur ersten Wahl in der Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt: Tankstelle mit Super und Diesel, Wasser und Strom an den Schwimmstegen mit komfortablen Auslegern, akzeptable Sanitäranlagen (leider ohne Waschmaschine und Trockner!), 20-t-Kran, Boots- und Motorenservice sowie ein gut bestückter Ersatzteil- und Zubehörshop.
Das Allee-Center, ein großes Einkaufszentrum, ist gut einen Kilometer vom Hafen entfernt. Das sehenswerte Magdeburger Rathaus mit der davor stehenden Kopie (man sieht es ihr nicht an!) des Magdeburger Reiters ist von hier nur wenige Schritte entfernt. Und auch zum Dom, der ersten gotischen Kirche Deutschlands, sind es fußläufig nur wenige Minuten.
Magdeburgs „Knaller“ aber, und für mich allein die Reise wert, ist das Hundertwasserhaus „Die grüne Zitadelle“ an Magdeburgs Magistrale „Breiter Weg“, in unmittelbarer Nachbarschaft von Landtag und Domplatz. Erst fünf Jahre nach dem Tod des umstrittenen Künstlers Friedensreich Hundertwasser wurde das außergewöhnliche Bauwerk am 3. Oktober 2005 nach seinen Plänen posthum fertiggestellt.
Als eine „Oase für Menschlichkeit und für die Natur in einem Meer von rationellen Häusern“ und als sein „schönster und bester Bau“ gilt das farbenfrohe, multifunktionale Gebäude. Es beherbergt neben 55 eigenwilligen Wohnungen auch Büros, Geschäfte, ein Hotel und ein Theater. 134 000 Einträge bei Google unter dem Stichwort „Grüne Zitadelle Magdeburg“! Da bleibt nur eins: hinfahren und anschauen!
Die Elbe zu Tal. Rasch liegt der gewaltige Trog vor uns, in dem der Mittellandkanal über die Elbe geführt wird (Elbe-km 339,6). Mit einer Gesamtlänge von 918 m ist diese Kanalbrücke die längste in Europa. 228 m misst die eigentliche Strombrücke, der Teil des Troges, der die Elbe überspannt. Der Rest liegt als Vorlandbrücke auf Land.
Der Fluss schiebt uns durch flaches Land und wirkt durchaus ermüdend. Die plötzlich aus diesem Nichts aufsteigende Kulisse von Tangermünde weckt die Lebensgeister der Crew: Der Turm der St.-Stephan-Kirche und der Kapitelturm der Burganlage sind die ersten Signale der mittelalterlichen Stadt.
Bei km 399,2 LU geht es in den Hafen Tangermünde – an Steuerbord die prächtige Stadtkulisse mit davor liegender Uferpromenade und bestens erhaltener Stadtmauer. Am südlichen Ende des Hafenbeckens liegen die Stege des gastfreundlichen Tangermünder Wasserportvereins; 100 Liegeplätze insgesamt, 12 davon für Gäste mit Booten bis zu 15 m Länge, die einlaufend an Steuerbord vom Clubsteg liegen. Wasser, Strom, Sanitär (ohne Waschmaschine), Fahrradverleih, Spielplatz, Fäkalien-Absauganlage, Chemietoiletten-Entsorgung, alles selbstverständlich.
Und nur 400 m zum Neustädter Tor, einem der erhaltenen Eingänge zur Altstadt. Kirchstraße und Lange Straße, nur durch eine Häuserzeile getrennt, führen zu (fast) allen mittelalterlichen Sehenswürdigkeiten dieser Perle aus Backstein und Fachwerk. Und auch gastronomisch gibt es Originelles: „Rülpsig und furzig“ darf es zugehen beim Rittermahl in der „Zecherei St. Nikolai“ (Lange Straße 1) im ehemaligen Kirchenschiff der St.-Nikolai-Kirche.
Erlebnisgastronomie vom Feinsten auch in der Kirchstraße 40: „Tafellappen voll Kreidestaub, Käsefuß mit Schuhsohle, Pferdeäpfel aus der Futtermolle und Pflastersteine aus der Roßfurt“ sind zwar auf den ersten Blick keine Gourmet-Empfehlung, verhalfen in der urigen Atmosphäre der „Exempel Gaststuben“ aber zu einem unvergesslichen Erlebnis. Versprochen! Also mindestens zwei Tage für Tangermünde einplanen!
Arneburg, sagen die Arneburger, leide unter der Nähe von Tangermünde. Tatsächlich liegen nur 18 Flusskilometer zwischen beiden Orten, und das ist natürlich viel zu wenig für eine Tagesetappe. Also bleibt das Städtchen im wahrsten Wortsinn oft links liegen. Daran ändert leider auch der von der Stadt betriebene, sehr solide Sportboothafen wenig. 40 Gastliegeplätze mit Wasser und Strom für Boote bis 15 m Länge an einem Schwimmsteg mit Auslegern sind üppig – und übersteigen die Nachfrage bei Weitem.
Und auch die Bootstankstelle mit Diesel und Super animiert viele Skipper oftmals nur zum Bunkern, aber nicht zum Bleiben. Hafenbüro und Sanitäranlage sind in der nahen „Strandperle“ untergebracht. Fachwerk, Alter Markt, die romanische Stadtkirche St. Georg und viel Beschaulichkeit strahlen aber nicht so hell wie der Stern von Tangermünde.
Und so legen die zu Tal fahrenden Skipper nach Tangermünde oft ihren nächsten Übernachtungsstopp in Havelberg ein. Das sind zwar auch „nur“ 35 Flusskilometer, aber zum nächstfolgenden Hafen, Wittenberge, sind es noch einmal 32 Flusskilometer mehr. Und 70 Tageskilometer (mit einem Verdränger!) muss man sich im Urlaub nun wirklich nicht antun.
Havelberg also. Wie der Name schon sagt: Havelberg liegt an der Havel und nicht an der Elbe. Also verlässt man die Elbe bei km 422,8 RU, fährt in den Schleusenkanal ein und erreicht über die Schleuse Havelberg rund drei Kilometer von der Elbe entfernt die alte Bischofsstadt. Der stattliche Dom thront auf einer Anhöhe oberhalb der Havel. Der Aufstieg wird mit einer prächtigen Aussicht über die Stadt und das Haveltal belohnt.
Erste Wahl ist der Yachthafen Havelberg, der sich hinter einer Insel im ehemaligen Winterhafen versteckt.Und da es in Havelberg wassertouristisch richtig brummt (rund 1350 Gastboote pro Saison), hatte das Hafenmeisterehepaar Dagmar und Klaus-Dieter Klostermann immer reichlich zu tun, um den einlaufenden Gästen hilfreich zur Seite zu stehen.
Aktuelle Informationen deuten darauf hin, dass die beiden „Seelen des Hafens“ ihre Tätigkeit aufgrund gesundheitlicher Probleme in dieser Saison aufgeben müssen. Hoffentlich findet der Betreiber dann würdige Nachfolger!
Der Hafen bietet (fast) alles: 40 Gastliegeplätze für Boote bis 15 m Länge an Schwimmstegauslegern, Wasser und Strom, Sanitäranlage, Waschmaschine und Trockner auf dem nahen Campingplatz, Fäkalien-Absauganlage, Chemietoiletten-Entsorgung, Fahrradverleih, Spielplatz, W-LAN und Nähe zum Stadtzentrum mit Versorgungsmöglichkeiten (knapp 10 Min.) Mein Gastronomie-Tipp für Havelberg: das Ristorante „Bella Vista“ mit schöner Terrasse direkt gegenüber vom Dom (Domplatz 2).
Von Havelberg nach Wittenberge: Das „Mauseloch“ bei Elbe-km 426,5 bis 427,0 hat schon bei so manchem unvorsichtigen Skipper für eine unerwartete Grundberührung gesorgt. Die berüchtigte Sandbank liegt in einer 90-Grad-Kurve am linken Ufer.
Einfahrt in den Hafen Wittenberge (km 454,9 RU). Kurs Steuerbord geht es in den Stadthafen und oberhalb der Eisenbahn- und Straßenbrücke in den Karthaner See. An der Hafeneinfahrt Kurs Backbord liegt der Sportbootanger Nedwighafen. Hier gibt es 15 Gastliegeplätze ohne Längenbegrenzung an einem soliden Schwimmsteg mit Auslegern oder an der Innenseite längsseits. Auf dem Steg Wasser und Strom. Die Sanitäranlagen (ohne Waschmaschine) sind im Restaurant „Zum Fährmann“ am Hafen untergebracht. Auf der Kaimauer des Hafenbeckens gibt es eine Tankstation mit Diesel und Benzin.
Keine Frage, der Hafen bietet ein freundliches Ambiente, die Liegegebühren sind mit 1 Euro/m im üblichen Rahmen. Und es gibt einen Brötchenservice des Hafenmeisters. Aber 70 Cent für 1 kW Strom, und 70 Cent für 50 l Trinkwasser sind happig, 2 Euro für die Dusche grob und 2,60 Euro für einen Sack Bordmüll schlicht unverschämt. Unverständlich auch, warum seit Jahren ein abgetakeltes Fahrgastschiff den Quersteg mit der Fäkalien-Absaugstation als Liegeplatz missbrauchen darf. An die Station jedenfalls kommt kein Sportboot vernünftig ran.
Die Stadt fesselt einen nicht gerade: neben Leerstand und Verfall die üblichen Protzbauten der Nachwendezeit, aber auch einige schön restaurierte Bürgerhäuser. Das „Brauhaus Alte Oelmühle“ mit Restaurant, Brauerei, Festsaal, Strandbar und Café im Uferturm im Norden des Stadthafens ist als gelungene Restaurierung der alten Speicher sehenswert und perfekt zum Chillen.
Zwischen Cumlosen und Schnackenburg verließ bis zum 3. Oktober 1990 die Elbe das Territorium der DDR. Ab hier war die Elbe deutsch-deutscher Grenzfluss bis kurz vor Lauenburg (km 566). Im ehemaligen Hafen der DDR-Grenztruppen in Cumlosen (km 469,5) betreibt der Boostsclub Cumlosen eine Steganlage mit fünf Gastplätzen für Boote bis 15 m Länge. Strom am Steg. Wer Ruhe sucht, ist hier richtig, denn der Ort ist knapp zwei Kilometer entfernt. Im Clubhaus hinter dem Deich (200 m) gibt es Duschen und WC. Auf dem Deich steht immer noch der alte Wachturm der DDR-Grenzer: Nostalgie oder Mahnung?
Schnackenburg, knapp fünf Kilometer unterhalb von Cumlosen, war bis zur Wende letzter bundesdeutscher Ort vor der Grenze. „Zonenrandgebiet“, das am Tropf der „Zonenrandförderung“ hing, aber trotzdem zum Sterben verurteilt war.
Mit der Vereinigung wurde es nicht besser: Die Förderung fiel weg und tröpfelte von nun an als „Aufbau Ost“ ein paar Kilometer weiter östlich nieder. Schnackenburg ist ein Paradebeispiel für das so entstandene Fördergefälle und genau deshalb sehenswert: keine Tankstelle (!), ein Kiosk für die Versorgung, zwei Gaststätten und das sehenswerte „Grenzlandmuseum“ (Markt 3).
Das war’s. Ach ja, und natürlich die Steganlage des Vereins Schnackenburger Bootsfreunde am Südwestufer des Schutzhafens: Wasser und Strom am Steg, WC und Duschen im Clubhaus (150 m in Richtung Ort).
„Böser Ort“ ist mal wieder so eine tückische Sandbank am linken Ufer gut 2 km unterhalb von Schnackenburg (km 477). Also schön am rechten Ufer bleiben!
Schon wieder ein DDR-Wachturm auf hohem Deich: Wir sehen die Einfahrt zum Hafen Lenzen (km 484,6 RU). Hier versucht seit letztem Jahr die „Breeser Konsum GmbH“ Schwung in die Steganlage zu bringen. Die wenigen Boote des ansässigen Motor-Yacht-Club Lenzen „bringen es nicht“. Also soll die Anlage mit Service (Wasser, Strom, Dusche, WC, Waschmaschine, Trockner, Fahrradverleih, Brötchenservice) und mit guter Küche in der „Gaststätte Sportboothafen“ flottgemacht werden. Wir drücken die Daumen …
„Willkommen in Gorleben“. So freundlich wie in diesem Kleinod von einem Hafen (km 493,0 LU) werden Gäste nicht überall begrüßt. „Die Gemeinde steht hinter dem Hafen“, berichtet Hafenmeister Hans-Martin Popko. „Alle wollen, dass sich unsere Gäste wohlfühlen“. Nicht schwer in diesem Hafen, in dieser naturbelassenen Umgebung.
Schon die Zufahrt ist ein Genuss: Der rund 1 km lange Gorlebener Haken (km 493,0 LU) führt direkt zur Steganlage mit bequemen Auslegern. Voraussetzung ist allerdings, dass die Elbe genug Wasser führt. Bei Niedrigwasser haben Zufahrt und Hafen nur 0,90 m Wassertiefe. Am Steg (Wasser und Strom) können Boote bis 12 m Länge festmachen.
Sanitäres gibt es im Hafenbüro. Die „Kaminstube“ im Ort genießt einen guten Ruf. Ganz anders als die „Brennelementlager Gorleben GmbH“, Betreiber des berühmt berüchtigten „Zwischenlagers“, das nur rund 2 km vom Hafen entfernt ist.
„Dömitz, das Tor nach Mecklenburg“, Einfahrt in die Müritz-Elde-Wasserstraße. Viel ist darüber nach der Wende geschrieben worden: Der schnelle Neubau der von der DDR zerstörten Schleuse Dömitz ermöglichte schon ab Mai 1992 die freie Fahrt nach MeckPomm. Wer über Nacht blieb, machte entweder am Steg des Yachtclub Dömitz (unterhalb der Schleuse) oder im Wasserwanderzentrum (oberhalb) fest. Das war schlicht, aber okay.
Als neues Highlight wurde im Sommer 2009 in einem sanierten Hafenspeicher das „Dömitzer Hafen Hotel“ eröffnet. Und damit die vor diesem Hotel liegende Steganlage, der Elbehafen Dömitz. 16 Gastliegeplätze am soliden Schwimmsteg mit begehbaren Auslegern für Boote bis 15 m Länge, Wasser und Strom, perfekte Sanitäranlagen im Hotel, Waschmaschine und Trockner! Zwei Restaurants und ein Panorama-Café mit sensationellem Ausblick auf Elbe und Elde.
Fast mediterranes Flair in der Strandbar mit Pool, Sand, Palmen und Strandkörben. Skipperherz, was willst du mehr? Zum Supermarkt sind es 300 beziehungsweise 500 m. Und natürlich steht am Westrand des Ortes, noch immer gut erhalten, die Festung Dömitz und wartet auf Ihre Eroberung (1,5 km vom Hafen). Dömitz sollte auf einem Elbtörn nicht fehlen!
Das gilt aber auch für Hitzacker, wenngleich die öffentlichen Sanitäranlagen für die Hafengäste spätestens nach dem Durchgang des ersten Reisebusses eigentlich unzumutbar sind. Die Stadt ist sehenswert mit alten Fachwerk, dem rumpeligen Kopfsteinpflaster und dem noch immer gut erhaltenen mittelalterlichen Stadtbild.
Die Zufahrt zum Hafen (km 522,3 LU) ist im letzten Jahr ausgebaggert worden, und so hofft Hafenmeister Horst Morgenstern für längere Zeit auf 2,50 m bei mittlerem Wasserstand. Man liegt am Schwimmsteg mit Wasser und Strom vor Heckdalben und muss beim Anlegemanöver auf die teilweise heftige Querströmung achten, verursacht von der hier in die Elbe einmündenden Jeetzel. Versorgungsmöglichkeiten und Gastronomie in Hafennähe.
Der Gemeindehafen Neu Darchau (km 536,4 LU, 8 Gastliegeplätze bis 12 m Länge, Wasser, Strom, Sanitär) und drei Vereine im hinteren Ende des Hafens Alt Garge (km 543,3 LU) bieten extrem ruhige Gastliegeplätze in ländlicher Umgebung. Bei der Einfahrt nach Alt Garge darf man die Nerven nicht verlieren.
Der Haken zieht sich hin, doch die drei Clubanlagen kommen bestimmt, und zwar an Backbord in dieser Reihenfolge: Bootskameradschaft Feuerwehr Alt Garge (mind. 4 Gastplätze bis 13 m, Wasser, Strom, Sanitär), Wassersportverein Alt Garge (mind. 1 Gastplatz bis 10 m, Strom, Waschgelegenheit und WC), Segelsportverein Alt Garge (6 Gastplätze bis 12 m, Wasser, Strom, Sanitär). Bei allen drei Häfen ist die Versorgung fern: nächste Gaststätte „Korfu“ 1,8 km, zum nächsten Supermarkt sind es 6 km.
Gegen Alt Garge ist die Steganlage der Bleckeder Bootsfreunde (km 550,0 LU) fast schon ein „Rummelplatz“. Der Hafen ist bei Wasserwanderern außerordentlich beliebt. Es ist ja auch eine tolle Anlage, die sich, 800 m vom Elbstrom entfernt, im ruhigen Schutzhafen von Bleckede versteckt. Schwimmsteg mit begehbaren Auslegern für Boote bis 12 m Länge, Strom, Wasser von einer Zapfstelle mit langem Schlauch (Schlauchwagen wird gestellt). Sanitär im Clubhaus. Dieselstation einlaufend kurz vor der Steganlage. Eingebettet in urige Elbtalauen, ist der Ort nicht spektakulär, aber durchaus „schnuckelig“.
Die Einfahrt in die Boize (km 559,5) nach Boizenburg ist nicht zu verfehlen: Auf der Landspitze zwischen Elbe und Boize steht ein kleiner, nicht mehr aktiver Leuchtturm. Die Boize aufwärts, vorbei am ehemaligen Werftgelände, erreicht man nach 1,5 km die Steganlage des Boots-Sport-Vereins Boizenburg. 8 Gastliegeplätze ohne Längenbegrenzung.
Auf dem Schwimmsteg mit begehbaren Auslegern Wasser und Strom, im Clubhaus Sanitär inklusive Waschmaschine und Trockner. 500 m zum alten Ortskern, der nach der Wende mit viel Geld „runderneuert“ wurde und jetzt wieder Charme hat. Aufbau Ost eben …
Darüber können die Lauenburger gar nicht lachen. Seit der Wende geht’s bei ihnen nämlich abwärts, und an die Stelle einer soliden Sanierung der historischen Altstadt trat vielerorts billiges Fassadenblendwerk mit Pinsel und Farbe. Von außen, nämlich von der Elbe aus betrachtet, hat das der prächtigen Kulisse zwar nicht geschadet, aus der Nähe aber sind die nachgemachten Fassaden profan.
Marina Lauenburg (km 569,2 RU) liegt im Schutzhafen einlaufend an Backbord unmittelbar oberhalb der Straßenbrücke im Mündungsbereich des Elbe-Lübeck-Kanals. 20 Gastliegeplätze für Boote bis 18 m Länge finden an den Schwimmstegen mit begehbaren Auslegern Platz. Wasser und Strom am Steg. Eine Augenweide sind die im vergangenen Jahr sanierten Sanitäranlagen, in denen es auch Waschmaschine und Trockner gibt.
Für das Wohl der Gäste sorgt Hafenchefin Yildiz Frühauf, die neben dem kleinen Café und Restaurant „Skippertreff“ auch die Dieselstation bedient und morgens auf Wunsch für Brötchen und Zeitung sorgt. Bis zum Altstadteingang beim „Rufer“ sind es 700 m, bis zum nächsten Supermarkt in der Oberstadt oder in Hohnstorf 1,5 km.
Im weiten und geschützten Rund des Artlenburger Hafens (km 574,5) sind neben dem Gemeindehafen „Marina Artlenburg“ (10 Gastplätze bis 15 m) drei Vereine ansässig: Die Artlenburger Segelgemeinschaft (mind. 1 Gastplatz bis 13 m),
der Artlenburger Boots-Club (mind. 2 Gastplätze bis 15 m) und die Seglervereinigung Artlenburg (mind. 4 Gastplätze bis 15 m). In allen Anlagen Wasser, Strom und Sanitäranlagen: entweder eigene oder die auf dem großen Campingplatz am Elb-ufer. Hier soll es jetzt auch Waschmaschine und Trockner geben. Restaurant und alle Versorgungsmöglichkeiten im Ort (600 m).
Erst in den letzten Jahren von uns entdeckt, gehört der Sportboothafen Tespe (km 579,3), und hier der Steg des Wassersportvereins, zu den gepflegtesten Refugien dieses Elbabschnitts. Kuschelig und geschützt im Deichvorland gelegen, blitzsaubere Sanitäranlagen im kleinen Clubhaus hinter dem Deich, Wasser und Strom am Steg.
Und ins Laufen kommt man in Tespe auch: Bäcker 1,2 km, Supermarkt 1,5 km, „Fährhaus Tespe“ 2 km. Ich weiß: Manche Skipper stören sich am wenig vertrauensvollen Anblick des AKW Krümmel, das am anderen Elbufer liegt. Aber erstens ist es vom Steg aus nicht zu sehen, zweitens ist es derzeit stillgelegt und drittens wird das womöglich so bleiben.
Nur noch 43 Elbekilometer sind es von hier bis zum City Sporthafen Hamburg (km 622,5). Aber einfach nach dem Frühstück mal eben losfahren sollte man nicht: Nur 6 km unterhalb von Tespe liegt die Schleuse Geesthacht und unterhalb davon die Elbe als Tidenrevier.
Als sparsame Verdrängerfahrer sollten wir also darauf achten, mit ablaufendem Wasser, also erst nach Hochwasser Geesthacht, Richtung Hamburg zu fahren. Das spart Zeit und Geld. Wer Tidengewässer nicht kennt, muss wissen: Auch wenn die Elbe eigentlich Richtung Nordsee fließt, kehrt der Flutstrom die „Fließrichtung“ komplett um und macht aus Talfahrt harte Bolzerei gegenan.
Wer mit oder kurz nach Hochwasser Geesthacht schleust, hat den stärksten Ebbstrom auf seiner Seite und bis St. Pauli Landungsbrücken in Hamburg für 37 Stromkilometer knapp 6 1/2 Stunden Zeit, bis der Strom kippt und sich gegen ihn kehrt.
Die Schleuse Geesthacht allerdings ist mit ihren Wartezeiten unberechenbar. Von null bis zwei Stunden ist alles drin. Nur Auskunft bekommt man darüber leider nicht, das Schleusenpersonal reagiert auf UKW-Anrufe (Kanal 22) von Sportbooten gar nicht oder mit dem lapidaren Hinweis: „Warten Sie den Aufruf über Lautsprecher ab“.
Immerhin gibt es jetzt im Oberwasser am linken Ufer des Schleusenkanals einen Wartesteg für Sportboote, der wegen der vorgebauten Dalben allerdings nur bis maximal 10 m Länge gefahrlos angesteuert werden kann. Größere Boote müssen an freien Einzeldalben festmachen, die eigentlich für Berufsschiffer vorgesehen sind, oder im Vorhafen kreisen. Beliebt ist der Wartesteg auch bei der Wasserschutzpolizei: Zwei Kontrollen habe ich bei den letzten vier Besuchen erlebt …
Aber irgendwann wird man auch in Geesthacht geschleust und bekommt als Dank für die vorbildliche Geduld am Untertor noch eine kräftige Dusche mit Elbewasser, das beim Passieren des Hubtores aus der Stahlkonstruktion prasselt.
Dann aber „fliegen“ wir Hamburg entgegen, passieren jede Menge Sportboothäfen, die aber in dieser Geschichte außen vor bleiben, und müssen daran denken, uns bei Elbe-km 608,5 (Bunthäuser Spitze) am rechten Ufer zu halten und in die Norderelbe einzulaufen. Links von der Fahrwassertrennung geht es in die Süderelbe. Die aber führt nicht auf direktem Weg zur City.
Die Norderelbe ist mächtig eingedeicht und auf den ersten zehn Kilometern höchst un-attraktiv. Dann die gewaltigen Norderelbbrücken (km 619): Kaum hat man sie unterquert, beginnt wie auf Knopfdruck das typische Kabbelwasser des Hamburger Hafens. Und das wird uns bis zum City Sporthafen auch nicht mehr loslassen, sondern eher zunehmen: Von Barkassen, Ausflugsdampfern und Schifffahrt aufgewühlt, werden die Wellen von den gemauerten oder gespunteten Hafenkais hundertfach reflektiert und finden keine Ruhe mehr.
In diesem „Kürmel“ passieren wir Hamburgs neue Hafencity und an deren westlicher Spitze das „neue Wahrzeichen“ der Stadt, die „Elbphilharmonie“, beziehungsweise das, was bisher davon fertig ist. Ein wenig Steuerbord, und wir haben unser Ziel, den City Sporthafen Hamburg (km 622,5), erreicht.
Hafenmeister „Robby“ Rottmann wird Sie in eine freie Box am Schwimmsteg mit Auslegern sowie Wasser und Strom dirigieren. Wenn nicht, suchen Sie sich einfach eine freie Box – auch auf die Gefahr hin, dass der Hafenmeister Ihnen später eine andere zuweist ... Aber irgendwann liegen auch Sie fest – und ganz Hamburg Ihnen zu Füßen.
WAS SKIPPER WISSEN MÜSSEN
Verkehrsordnung Auf der Elbe gilt von km 0,0 bis km 607,50 (Oortkaten) die Binnenschifffahrtstraßen-Ordnung. Von km 607,50 (Oortkaten) bis km 639,0 (Tinsdal) die Hafenverkehrsordnung der Freien und Hansestadt Hamburg. Unterhalb von km 639 die Seeschifffahrtstraßen-Ordnung.
Führerschein Sportbootführerschein Binnen im Geltungsbereich der Binnenschifffahrtstraßen-Ordnung, Sportbootführerschein Binnen oder See im Bereich der Hamburgischen Hafenverkehrsordnung, Sportbootführerschein See im Bereich der Seeschifffahrtsstraßen-Ordnung.
Fahrgeschwindigkeit Im Geltungsbereich der Binnenschifffahrtstraßen-Ordnung (hier also von Magdeburg bis Oortkaten) gibt es auf der Elbe keine Geschwindigkeitsbegrenzung. Im Bereich des Hamburger Hafens sind max. 12 kn (22 km/h) erlaubt.
Uferbezeichnung Die Uferbezeichnung folgt der Fließrichtung der Elbe. Zu Tal fahrend liegt das rechte Ufer (RU) an Steuerbord (rote Betonnung) und das linke Ufer (LU) an Backbord (grüne Betonnung). Zu Berg fahrend liegt das RU an Backbord, das LU an Steuerbord.
Kilometrierung Die Elbe ist in Fließrichtung kilometriert. Km 0,0 liegt beim tschechischen Grenzübergang Hrensko. Hier wird die Elbe von km 327 (Magdeburg Zollelbe) bis km 622,5 (City Sporthafen Hamburg) beschrieben.
Fahrrinnentiefenstrecken Die Fahrrinnentiefen der Elbe werden von der WSD Ost täglich unter www.elwis.de bekannt gemacht. Die Angaben beziehen sich auf folgende, amtlich festgelegte Tauchtiefenstrecken (Ziffer = Streckennummer):
5 Saalemündung bis Abstiegskanal Rothensee (km 290,7 bis 332,8)
6 Abstiegskanal Rothensee bis Niegripp (km 332,8 bis 343,9)
7 Niegripp bis Mühlenholz (km 343,9 bis 422,8)
8 Mühlenholz bis Dömitz (km 422,8 bis 502,3)
9 Dömitz bis Lauenburg (km 502,3 bis 569,3)
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