Der Deutsche Motoryachtverband e.V. (DMYV) unterstützt ein Projekt des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in Kooperation mit dem Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung (ITAW) der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover zum Schutz der Schweinswale.
Ziel des Projekts ist es, über den einzigen in deutschen Gewässern dauerhaft beheimateten Wal, den Schweinswal, aufzuklären. Dafür wurden Unterwasserschall-Messungen mit der Sportschifffahrt in der Nordsee durchgeführt. Die Messungen fanden im Rahmen des BUND-Projekts „Ruhe für die Schweinswale” statt, das von der niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung und der niedersächsischen Wattenmeerstiftung gefördert wird.
Mit dabei: Mitglieder des DMYV-Mitgliedsvereins Sail-Lollipop Regatta Verein e.V. aus Hooksiel mit vier Motoryachten unterschiedlicher Bauart, Motorisierung und Antriebsart zur Ermittlung der Lärmemissionen, Dr. Andreas Ruser vom Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung (ITAW) der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover und Dipl. Ing. Helmut von Veen, Leiter des Referates Raumordnung / Umwelt / Infrastruktur und Präsidiumsmitglied des DMYV.
Der bis zu ca. 160 cm lange Schweinswal, der in Deutschland auf der Roten Liste als stark gefährdete Art eingestuft ist, hält sich überwiegend in Küstennähe auf, wo viele Sportboote fahren. Die kleinen Wale erzeugen Ultraschallpulse mit einer Frequenz von 130 Kilohertz, die es ihnen ermöglicht, sich zu orientieren, Beute aufzuspüren und miteinander zu kommunizieren. Während im besten Fall die höchste Frequenz des menschlichen Hörvermögens bei 20.000 Hz liegt, so nehmen Schweinswale auch 130.000 Hz noch sehr gut wahr. Bei hohen Lärmpegeln unterbrechen Schweinswale die Nahrungsaufnahme oder stellen sogar ihre Echoortung ganz ein. Die Flucht in leisere Gebiete und die Einstellung der Nahrungsaufnahme bedeutet einen Energieverlust, der langfristig negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben kann.
Helmut von Veen erklärt das Engagement des DMYV: „Um zu verstehen, wie wir zum Schutz der Schweinswale beitragen können, Wirkungszusammenhänge zu ermitteln, und daraus konkrete Handlungsempfehlungen an die Mitglieder ableiten zu können, benötigen wir valide Daten und Auswertungen, damit auch unsere Kinder und Enkelkinder diese kleinen Wale in freier Natur erleben dürfen.“
Zur genaueren Erfassung der Schall-Emissionen von Sportbooten wurden daher im Juni im niedersächsischen Wattenmeer vor Horumersiel umfangreiche Messungen vorgenommen, um so Verhaltensempfehlungen für die Sportschifffahrt erarbeiten zu können. Im Ozean ist der Schall mit etwa 1480 m/s wesentlich schneller als in der Luft, wo er sich unter normalen Bedingungen mit ungefähr 340 m/s ausbreitet.
Drei Boote – eine Sea Ray 330 Sundancer mit Wellenantrieb, eine Bavaria 33 Sport mit Z-Antrieben, beide jeweils mit Doppelmotorenanlage, sowie eine Jeanneau Merry Fisher 695 mit Außenborder nahmen an der Messung teil und fuhren in unterschiedlichen Geschwindigkeiten (langsam 6-9 Knoten, schnell 13-22 Knoten) und Richtungen (annähernd und entfernend) am vierten Boot, das als Messstation diente, vorbei. Die Schallaufnahme wurde über die GPS-Positionen von der Messstation und der Boote für jede Sekunde eine Entfernung zugeordnet.
Die Ergebnisse der Messungen sind eindeutig: Gerade in schneller Fahrt emittierten die Boote erheblichen Unterwasserschall in einem für die Wale hochrelevanten Frequenzbereich und über einen großen Störradius von bis zu 800 Metern und mehr. Die Messdaten zeigen dabei im Vergleich der Schallpegel für die langsame und die schnelle Fahrt, dass der Schalleintrag der Boote mit über 30 dB drastisch zwischen den beiden Geschwindigkeiten ansteigt. Die ermittelten Schallpegel können dabei unmittelbare Auswirkungen auf das Hörvermögen der Wale bis zur Taubheit haben, Fluchtreaktionen auslösen und das natürliche Verhalten der Wale stark beeinträchtigen. Doch nicht nur Propeller- und Motorenlärm konnten als problematische akustische Störquellen identifiziert werden. Das Echolot einer vorbeisegelnden Yacht überlagerte zum Teil die Geräusche der Motorboote und arbeitete genau im Frequenzbereich der Schweinswale. Bootsfahrer sind daher unbedingt angehalten, durch ihr eigenes Verhalten ihren Teil zum Schutz der sympathischen aber stark bedrohten Kleinwale beizutragen.