Alexander Worms
· 28.06.2022
Nicht wenige deutsche Skipper sind dem Nachbarland zuletzt coronabedingt ferngeblieben. Dort hat sich unterdessen viel Spannendes für Wassersportler getan
Wer im Sommer 2021 auf den Gewässern zwischen Waddenzee und Westerschelde auf eigenem Kiel unterwegs war, konnte feststellen, dass dort Andrang wie immer herrschte. Allerdings: Die Flaggen am Heck fielen deutlich weniger vielfältig aus als in früheren Jahren – Rot-Weiß-Blau dominierte. Infolge der Corona-Pandemie waren die sonst so reiselustigen Niederländer daheim geblieben, desgleichen die deutschen Skipper.
In dieser Saison wird sich das Bild voraussichtlich aber wieder wandeln. Ein Törn im Nachbarland lohnt mehr denn je: Die Niederländer investieren unverdrossen in ihre maritime Infrastruktur. Leider bleiben aber auch einige schon seit Jahren heiß diskutierte Themen aktuell, wie das Verbot der Fäkalieneinleitung und damit einhergehend die geplante Versiegelung von Seeventilen an Sportbooten.
Die wird nun frühestens 2023 kommen. Bis dahin müssen die Verantwortlichen noch viele offene Fragen klären, etwa, wer die Versiegelung vornimmt, was sie kostet und wer sie kontrolliert. Und auch, wann es endlich eine zugelassene Abwasserreinigungsanlage für Sportboote geben wird, mit der dann ein Einleiten gereinigter Bordabwässer erlaubt wäre.
Das zweite große Thema: Antifouling. Die Liste der in den Niederlanden noch zugelassenen biozidhaltigen Farben wird immer kürzer. Höchste Zeit also, sich über mögliche Alternativen Gedanken zu machen – zumindest für all jene, die einen festen Liegeplatz im Nachbarland haben und daher von den dort geltenden Regeln für den Unterwasseranstrich betroffen sind. Wissenschaftliche Studien haben derweil ergeben, dass eine Antwort auf den Bewuchsdruck im Veerse Meer und Grevelinger Meer weder die zugelassenen biozidhaltigen Farben noch die giftfreien Alternativen geben.
Ein ganz anderes Problem beschäftigt die Amsterdamer Stadtverwaltung: die überfüllten Grachten. Mittels einer Vignettenpflicht will man nun Abhilfe schaffen. 40 Euro soll sie kosten. Bloß, für Ausländer ist sie bislang nicht zu haben! Die Passage Amsterdams von den Oranjesluizen Richtung Nordsee kann zwar auch ohne Vignette erfolgen. Doch möchte man etwa über die Staande Mastroute durch Amsterdam, muss sie an Bord sein. Man hat daher verkündet, zumindest bis Mitte des Jahres ausländische Yachten ohne Vignette zu tolerieren. Wie es danach weitergeht, ist offen. Alternativ kann man über Haarlem fahren. Dort lässt sich die Gebühr beim Brückenwärter entrichten.
Was sich sonst noch von Nord nach Süd im Nachbarland getan hat, zeigt die nachfolgende Liste.
Der der Berufsschifffahrt vorbehaltene Eemshaven darf nun auch von Sportbooten angelaufen werden. Allerdings nur dann, wenn es auf dem Revier derart ungemütlich wird, dass die Crew einen sicheren Nothafen aufsuchen muss. Vor dem Einlaufen den Hafen auf UKW-Kanal 66 anrufen.
Der nahe Windpark im IJsselmeer ist fertiggestellt, die Fahrt zwischen den Windrädern hindurch freigegeben.
Neuerdings lassen sich Öffnungen für 18 wichtige Brücken auch außerhalb der Saison anfragen, und zwar online über die Website vaarweginformatie.nl.
Ein neuer Steg an der beliebten Insel im Tjeukemeer ist durch ein Feuer offenbar vorsätzlich zerstört worden. Die Marrekrite, eine Organisation, die den Bau und Betrieb vieler Anlegeplätze organisiert, will ihn jedoch schnellstmöglich wieder aufbauen.
Es klingt wie ein schlechter Witz, doch die künstlich angelegten Inseln im Markermeer scheinen unterzugehen. Das sei durchaus so eingeplant gewesen, entgegnen die Initiatoren des Projekts. Kritiker wie der emeritierte Professor für Wasserbau Dr. Bart Schultz sind hingegen der Meinung, dass die Schichtung von Schlick auf Schlick auf Dauer nicht halten könne. Fakt ist: Die Eilande sind an einigen Stellen bereits um einige Dezimeter abgesackt.
Für ein Prozent der Fläche des Gewässers ist eine Genehmigung zum Mähen der lästigen Wasserpflanzen erteilt worden. Die Aktivitäten konzentrieren sich auf Bereiche vor Hoorn und im Anlauf zur Gouwzee.
Alle Wasserbauwerke der Provinz sind einheitlich auf UKW-Kanal 64 umgestellt worden. Achtung! Auch das Naviduct im nordholländischen Enkhuizen steht unter der Verwaltung der Provinz Flevoland.
Die Coenbrug über die Zaan ist defekt, die Durchfahrt bei nun geschlossener Brücke allerdings noch immer 6,20 Meter hoch. Die Staande Mastroute durch Noord-Holland führt daher gegenwärtig über den Zijkanaal D und die Nauernasche Vaart.
Zuerst sollte es eine Brücke sein, die den Stadtteil Noord mit dem Rest der City im Süden verbindet. Inzwischen aber hat die Gemeinde Pläne für zwei Brücken vorgelegt, jede davon 12,50 Meter hoch und beweglich. Jeweils davor soll es Warteplätze geben. Die eine Brücke weiter östlich verbindet das Java-Eiland mit dem Aeolushaven, die andere im Westen führt vom Houthaven in die Amsterdam Marina. Gebaut werden soll spätestens ab 2026.
An der Nordseeküste haben die Niederländer die größte Schleuse der Welt gebaut: 500 Meter lang, 70 Meter breit, 18 Meter tief. Sie sollte den Hafen von Amsterdam auch für Kreuzfahrtschiffe attraktiv halten. Doch die will die Gemeinde mittlerweile gar nicht mehr. Auch sorgt die riesige Kammer für zu viel Salz im Wasser des Noordzeekanaal. Die Nutzung der neuen Kammer wird daher auf das Nötigste reduziert, Sportboote gehen weiterhin in die südliche Schleuse.
In dieser Saison öffnet die Brücke vom 1. April bis 5. Juni täglich um 10 und 20 Uhr, an Wochenenden und Feiertagen um 11, 17 und 19 Uhr. Vom 6. Juni bis 31. Oktober täglich um 11 und 19 Uhr, an Wochenenden und Feiertagen zusätzlich um 17 Uhr. Im kommenden Jahr bleibt der bewegliche Teil geschlossen, da er erneuert werden muss.
Der größte Salzwassersee Europas kämpft mit schlechter Wasserqualität. In tieferen Schichten ist nahezu kein Leben mehr vorhanden, es mangelt an Sauerstoff. Seit Dezember ist der Austausch nicht nur mit der Nordsee, sondern auch mit der Oosterschelde wieder offen, sodass eine echte Durchströmung möglich wird. Die Strömungen dabei sind gering und für Wassersportler zu vernachlässigen.
Eigentlich sind Windparks in den Niederlanden für Sportboote bis 24 Meter Länge tagsüber frei befahrbar, vorausgesetzt, an Bord werden ein aktives AIS und ein UKW-Funk betrieben. Die Durchfahrt durch den Park Borssele rund 20 Seemeilen vor der Küste von Walcheren ist jedoch nur innerhalb eines schmalen Korridors gestattet. Das ist ein Problem, da die Fläche zwischen bestehenden und geplanten Parks, Ankergebieten, Öl- und Gasplattformen sowie den Verkehrstrennungsgebieten auf der Nordsee langsam knapp wird. Daher klagt der Watersportverbond nun gegen diese Durchfahrtsbeschränkung.
Die Verbindung von der Oosterschelde zum Veerse Meer wurde ausgebaggert. Die Tiefe beträgt nun wieder durchgängig 3,0 Meter bei LAT in der Mitte der Fahrrinne.
Das Fahrwasser Keeten zwischen der Zeelandbrücke und den Krammersluizen hat an seiner Nordseite einen sogenannten Fietspad bekommen. Nicht verwirren lassen, so bezeichnen die Niederländer nicht nur einen Fahrradweg, sondern auch ein Fahrwasser neben dem Hauptfahrwasser, das der Freizeitschifffahrt vorbehalten ist. Es ist etwa 150 Meter breit. So soll dem teils starken Frachtverkehr mehr Raum zur sicheren Durchfahrt gegeben werden. Aber Achtung: Außerhalb der neuen Betonnung wird es jedoch schnell untief, und der Sandgrund dort ist sehr hart.
Das Hafengebiet darf auf der Schelde bis zum Hafen Linkeroever nur noch mit aktivem AIS und Funkgerät befahren werden.
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