Unbekannt
· 07.07.2012
Groninger Runde: Durch ehemalige Moorkolonien im Nordosten der Niederlande und eine temperamentvolle Metropole zum Reitdiep, Meeresluft schnuppern!
Schon auf unserer ersten Etappe sitzen wir fest. Es schüttet wie aus Kübeln, und über uns biegen sich die Baumkronen im Wind. Tröstlich ist allein der Gedanke, dass wir an einem Ort sind, der im Ruf steht, ein Prachtstück zu sein: in Groningen. „Ain Pronkjewail in golden raand is Grönnen“, verheißt uns das Groninger Lied, ein Prunkjuwel mit goldenem Rand sei dieses Groningen. Für die Metropole hat uns Petrus hinreichend Muße verschafft und später, als wir die alten Torfkanäle östlich des Zuidlaarder Meers und das malerische Reitdiep bis hinab nach Zoutkamp befahren, legt er auch noch eine Handvoll Sonne dazu.
Nach Groningen brachte uns der Van Starkenborghkanaal, der an der Oostersluis in Groningen endet. Weiter in die City geht es über den Eemska-naal. Im Kreuzungsbereich der Kanäle befindet sich der Hafen des Groninger Motorbootclubs (knapp 2 km zur Innenstadt), weiter stadteinwärts liegt der zentrumsnahe Jachthaven Oosterhaven.
Die Idee, dort Quartier zu beziehen, hatten schon andere vor uns: Die Steganlage ist rappelvoll, und das am frühen Nachmittag. Man schickt uns weiter zu den Liegeplätzen am Schuitendiep, eine schmale Gracht gleich um die Ecke. Kaum sind wir vertäut, kommen bereits die nächsten. Und es sind nicht die letzten Boote, die von der Hafenmeisterin, einer Virtuosin in Sachen Packkunst und Raumausnutzung, heute hier verstaut werden.
Groningen ist tropfnass, und es sollen noch mehr Regen und Unbill kommen. „A warning to shipping!“, knarzte schon heute Morgen der Seefunk in Erwartung eines strammen Nordostwindes. Wir sind Luftlinie knapp 30 km von der Küste entfernt, da bleibt für uns eine ordentliche Brise. Und so richten wir uns fürs Erste in Groningen ein.
Den altehrwürdigen Flecken hält die jüngste Stadtbevölkerung der Niederlande fit. Zusätzlich bringen etwa 50 000 Studenten die 190 000-Einwohner-Kapitale auf Trab. Über allem steht „d’Olle Grieze“, der alte Graue, Groningens 97 m hoher Martiniturm, der noch gut hundert Jahre älter ist als die ruhmreiche Universität von 1614. Die Hanse hinterließ Spuren in der Stadt und natürlich das „Goldene Zeitalter“.
Vom „Bommenberend“, dem Bomben-Bernhard, blieb ebenfalls etwas zurück, im Wesentlichen das gute Gefühl, ihn davongejagt zu haben. Die Sache war die: 1672 hatte der Fürstbischof von Münster, Bernhard von Galen, ein Auge auf Groningen geworfen. Die Bürger setzten vorsorglich Teile des Umlands unter Wasser, was den Kirchenmann auf Distanz hielt. Der schickte nun Kanonenkugel um Kanonenkugel, was ihm lediglich den Beinamen „Bommenberend“ eintrug. Den Tag, an dem sich der hohe Herr wieder verzog, feiert die Stadt bis heute.
Feinsinnig sind sie zudem, die Groninger. Das Pissoir, das sie an der Straße „Kleine der A“ aufstellten, ist ein Kunstwerk, sozusagen eine Synthese aus Erbauung und Erleichterung. Zu einem außergewöhnlichen Bau geriet auch das Groninger Museum (www.groningermu seum.nl). Einzig Amsterdam soll in den Niederlanden mehr Kulturerlebnisse bieten als Groningen.
Schlemmen und Shoppen geht in Groningen ebenfalls hervorragend. Wir schauen als Erstes beim „’t Pannekoekschip“ am Schuitendiep vorbei. Im Bauch des historischen Zweimasters, Baujahr 1908, werden an die hundert verschiedene Pfannkuchenvarianten serviert. Der Klipper hat zudem ein 84 Jahre altes „Schätzchen“ an Bord: einen der ersten Deutz-VM-Diesel.
Nach zwei Tagen in Groningen verabschieden wir uns vom Schuitendiep. Via Eemskanaal steuern wir nun das Winschoterdiep an, ein künstlicher Wasserweg, der Groningen mit Winschoten verbindet. Bei Kanal-km 6 geht das Drentsche Diep ab, das zum Zuidlaardermeer führt. Dorthin wollen wir.
Gemächlich windet sich das Drentsche Diep durch eine weite Kulturlandschaft. Am Ufer wiegt sich Schilf im Wind, Weiden und Heuwiesen liegen am Weg. Dass wir durch ein Urstromtal fahren, bleibt dem Auge verborgen. Glaziales Schmelzwasser formte das Tal, das zum Bett der Hunze wurde. Ab dem heutigen Gasselte in der Provinz Drenthe fließt sie nach Norden.
Teil ihres Abflusssystems ist das Zuidlaardermeer, ein natürlicher Binnensee, den die Hunze von Süd nach Nord durchströmt. Zwischen nördlichem Seerand und Winschoterdiep trägt der Fluss den Namen „Drentsche Diep“. In früheren Zeiten knüpfte die Hunze weiter ans jetzige Reitdiep an und mündete so in die Nordsee.
Unwirtlich war das alte Hunzetal, sumpfig und abweisend. Dann legten die Menschen Polder an und machten sich das entwässerte Land zunutze. Auch das etwa 7 km lange Drentsche Diep ist längst reguliert und befriedet. Wir fahren zu Berg, nehmen aber keine Strömung wahr. Allein der leicht mäandernde Verlauf
des Gewässers erinnert daran, dass wir auf einem Fluss unterwegs sind.
An Backbord kommt das Terrain der Campinganlage „Meerwijck“ in Sicht. Zum Areal gehören ein Yachthafen (Liegeplätze bis max. 7 m) sowie eine Gaststätte und ein Supermarkt. Dann öffnet sich das Gewässer: Wir haben die Einmündung des Drentsche Diep ins Zuidlaardermeer erreicht. Gleich am Nordostufer des Sees gibt es Anlegemöglichkeiten, unter anderem im gut ausgestatteten Yachthafen Allround Watersport Meerwijck.
Wir bleiben im betonnten Hauptfahrwasser, das in Nord-Süd-Richtung verläuft und mit etwa 2 m eine komfortable Tiefe hat. Daneben wird es, zu beiden Seiten, umgehend flacher. Immerhin: Die Zufahrten zu den Yachthäfen des Sees stellen Motorbootfahrer gewöhnlich vor keine Tiefgangprobleme. Im Umfeld der Rastplätze sieht es teilweise anders aus. So steht bei den einfachen Haltepunkten am Westufer des Sees lediglich 0,50–0,80 m Wasser. Mit unseren knapp 0,80 m Tiefgang wagen wir uns dort nicht hin. Der Blick in die Karte ist auf dem Zuidlaardermeer also zwingend geboten – auch wenn wir uns hier und da präzisere Angaben und eine größere Kompatibilität zum Almanak 2 gewünscht hätten. Klarheit über die Erreichbarkeit eines Hafens bringt notfalls ein Anruf beim Hafenmeister (Tiefen und Durchfahrtshöhen dieser Reise siehe unten).
Im Süden des Zuidlaardermeers, schon in der Provinz Drenthe, erwarten uns weitere Häfen. Wir machen im Jachthaven Meerzicht fest und treffen auf eine schön gelegene, aber überholungsbedürftige Anlage. Deren Renovierung stehe an, wird uns avisiert. Ein gemütliches Lokal, der Paviljoen Meerzicht, befindet sich unmittelbar am Hafen. Ganz in der Nähe verläuft die südliche Einmündung der Hunze ins Zuidlaardermeer.
Das Flüsschen heißt hier „Oostermoerse Vaart“ und ist noch bis De Groeve für Motorboote befahrbar. Von der Oostermoerse Vaart zweigt die Zuidlaardervaart ab, die in Zuidlaren endet. Der dortige Passantenhafen ist laut Wateralmanak 2 für Boote bis 0,80 m Tiefgang ausgelegt. Vom Jachthaven Meerzicht über Land nach Zuidlaren sind es ebenfalls um die 3 km. Der kleine Ort mit seinen grünen Straßenzügen kommt sehr sympathisch daher, und dass es eine Reihe von Geschäften und Lokalen gibt, ist auch erfreulich. Tipp: ein Besuch im Mühlenmuseum „De Wachter“ (www.dewachter.nl).
Anderntags sagen wir dem Zuidlaardermeer Adieu und fädeln uns an seinem Ostufer ins Leinewijk ein. Vor uns liegt eine Strecke, die erst seit 2008/2009 unter dem Motto „Van Turfvaart naar Toervaart!“ für Sportboote zugänglich ist.
Östlich von Groningen bis weit nach Osten und Süden erstreckte sich einst ein schier endloses Hochmoorgebiet, dessen Überreste – das Bourtanger Moor – bis heute existieren. Über Jahrhunderte hinweg war die Gegend gefürchtet, ein unheimlicher Ort, den die Menschen mieden. Der Umbruch kam im 17. Jahrhundert, als die Niederlande zu jenem Höhenflug ansetzten, der als „Goldenes Zeitalter“ in die Geschichte einging. Die steigende Nachfrage nach Torf, damals ein begehrter Brennstoff, gab den Impuls zur Moorkolonisation.
Zunächst wurden Gräben angelegt, die der Entwässerung dienten. Die Kanäle hatten Kontakt zu größeren Wasserstraßen, sodass der Abtransport des Torfes sichergestellt war. Entlang der Gräben errichteten die Torfstecher ihre Hütten. Diese Siedlungsstruktur ist bis heute in der Region erkennbar. Auch das Netz der Wasserwege blieb erhalten, mehr noch: Viele der alten Torfrouten wurden saniert und einem neuen Zweck zugeführt, der Freizeitschifffahrt.
Mit der Freigabe der Fahrverbindung vom Zuidlaardermeer nach Bareveld stellte die Initiative „Van Turfvaart naar Toervaart!“ einen wichtigen Lückenschluss her. Die Maßnahme, die vor drei Jahren komplett realisiert wurde, umfasst drei Streckenabschnitte: zum einen die Route vom Zuidlaardermeer über Leinewijk, Kieldiep und Grevelingskanaal nach Bareveld, zum anderen die Wasserwege von Kiel-Windeweer nach Hoogezand beziehungsweise von Kiel-Windeweer über den neu gebauten Westerdiepsterdallenkanaal zum Langebosschemeer, das eine Verbindung zum Oosterdiep in Veendam hat.
Wir entscheiden uns für den Abschnitt nach Bareveld, eine Strecke, die mit zahllosen beweglichen Brücken sowie zwei Schleusen gespickt ist. Ihre Bedienung übernehmen mobile Helfer, die Abfertigung erfolgt im Konvoi (Brücken- und Schleusenzeiten dieser Reise siehe „Törnliteratur“ und „Praktische Links“).
Am Warteplatz Leinewijk drücken wir den Meldeknopf. „Brückenwärter kommt!“, gibt jemand durch. 15 Minuten
später fahren zwei stattliche Mannsbilder auf Motorrollern vor, und nach einer weiteren Viertelstunde geht es auf die Strecke. Das, was nun passiert, nennt man wohl „einen Lauf haben“. Denn unsere Begleiter machen ihren Job mit einer Leichtigkeit und Hingabe, die grandios ist – wir hätten nach dem ersten Dutzend Kurbelbrücken dicke Backen gemacht.
Die Größe unseres Konvois ist überschaubar: Wir sind der Konvoi. Sämtliche Rastplätze entlang der Strecke liegen verwaist, was dem wechselhaften Wetter geschuldet sein mag. Ein Aschenputteldasein hat diese Route jedenfalls nicht verdient. Sämtliche Kanalbauwerke sind in einem Top-Zustand, und dass es hier so viel Gegend gibt, teilt die Region schließlich mit anderen Winkeln. Die Kanäle sind schnurgerade und das Land gediegen, jeden Weiler umweht eine leise Freundlichkeit. Wir schalten gewissermaßen einen Gang zurück und genießen die Fahrt. Etwa drei Stunden sind es bis Bareveld, sofern man ohne Zwischenstopps durchzieht.
Schon bald nach unserem Start stößt das Leinewijk aufs Kieldiep. In nördliche Richtung bringt es zum Passantenplatz Drevenbos in Hoogezand. Wir folgen dem Gewässer nach Süden und durchqueren Kiel-Windeweer, das sich tatsächlich nur am Kanalufer entlangzieht – typisch für Orte, deren Anfänge in die Zeit der Moorkolonisation fallen. Von der Liegestelle Zuidlaarderweg erreicht man in wenigen Minuten zu Fuß die ehemalige Dorfkirche, in der heute unter anderem ein Restaurant betrieben wird (Info und Reservierung: www.de-amshoff.nl).
Während das Kieldiep weiter zum Westerdiepsterdallenkanaal führt, finden wir uns nach einer scharfen Rechts-Links-Kurve auf dem Grevelingskanaal wieder. An die früheren Moordörfer Annerveenschekanaal und Eexterveenschekanaal, beide mit vernünftigen Haltepunkten, schließt sich bereits Bareveld an. Wir wechseln noch kurz aufs Oosterdiep und bringen dann die Festmacher aus. Die Liegemöglichkeit ist, wie alle vorangegangenen dieser Etappe, schlicht, aber ordentlich. Gleich in der Nähe befindet sich ein Lokal, das „Huize Bareveld“.
Bareveld hat die Funktion eines Kanal-Knotenpunkts. Hätten wir nicht Kurs auf Veendam genommen, wären wir ebenso via Stadskanaal, Pekeler Hoofddiep und Pekel Aa zum Winschoterdiep gelangt. Der Stadskanaal bringt zudem über Musselkanaal und Ter Apel-kanaal weiter zum deutschen Haren-Rütenbrock-Kanal.
Veendam, das wir am nächsten Morgen im begleiteten Konvoi durchfahren, hat seinen Ursprung ebenfalls in der Moorkolonisation. Im Verlauf der Jahrhunderte mauserte sich das Dorf zum regionalen Wirtschaftszentrum und kann heute auf eine umfassende Infrastruktur verweisen. Liegeplätze bietet zum Beispiel der Jachthafen Molenstreek am Oosterdiep. Über die Ära des Torfabbaus berichtet das Veenkoloniaal Museum (www.veenkoloniaal museum.nl).
Die 30 beweglichen Brücken und drei Schleusen, die auf dem etwa 7 km langen Kanalabschnitt von Bareveld bis zur Geert Veenhuizerbrug liegen, werden ohne Verzug für uns bedient. Veendam bleibt zurück und damit auch eine gewisse Idylle. Der A.G. Wildervanckkanaal empfängt uns mit Sachlichkeit, genauso das Winschoterdiep, das wir zurück nach Groningen nehmen. Umso überraschter sind wir, wie nett es im Passantenhafen von Zuidbroek ist.
Der Ort verfügt über die wichtigsten Versorgungseinrichtungen, ein Regionalzug bringt regelmäßig nach Groningen. Fahrzeit: 24 Minuten. Zuidbroeks mittelalterliche Lebensader war ein Handelsweg über Land, später brachte das Winschoterdiep Wohlstand in die Stadt. Ein erstes Teilstück grub man zu Beginn des 17. Jahrhunderts von Zuidbroek bis Foxhol südöstlich von Groningen.
Hiernach wurde der Kanal Richtung Winschoten und Groningen verlängert. Seinen westlichen Endpunkt hatte er ursprünglich im Groninger Oosterhaven. Heute mündet das Winschoterdiep in Eemskanaal und Van Starkenborghkanaal. Letzterer brächte uns ganz unprätentiös zum Reitdiep. Wir wählen die romantischere Route zum Reitdiep – mitten durch Groningen.
Über den Verbindingskanaal geht es zunächst zum Zuiderhaven, eine völlig reibungslose Angelegenheit, da für uns keine der beweglichen Brücken bedient werden muss (Durchfahrtshöhe geschlossen max.
3 m). Auf halber Strecke begegnet uns ein atemberaubender architektonischer Wurf: das Groninger Museum. Im Zuiderhaven bringen wir kurz die Festmacher aus. Die nächsten Brücken müssen für uns geöffnet werden, und der Service geht gerade in seine einstündige Mittagspause.
Bald formieren sich die ersten Boote zur gemeinsamen Brückendurchfahrt; wir machen los und reihen uns ein. Beim nächsten Groningen-Besuch werden die Passantenplätze hier am Kai unsere erste Wahl sein. Der Zuiderhaven liegt wie der Jachthaven Oosterhaven optimal zur City, wirkt aber offener. Dass sich die Ausstattung des Zuiderhaven auf Wesentliches wie Wasser, Strom und Müllentsorgung beschränkt, ist hinnehmbar.
Punkt 13 Uhr bewegt sich die Museumsbrug. Der letzte Abschnitt unserer Stadtdurchfahrt beginnt. Steuerbords kommt eine skurrile Glaskonstruktion in Sicht, das Kunst-Pissoir. Wenige Meter weiter erwischen wir einen Blick auf das Noordelijk Scheepvaartmuseum, das an der Brug-straat in zwei Gebäuden aus dem 15. Jahrhundert untergebracht ist (www.noordelijk scheepvaartmuseum.nl).
Dann sind wir auch schon beim Noorderhaven. Alte Speicherhäuser erheben sich an der Kade, und in unserer Fantasie sehen wir das bunte Treiben eines historischen Hafens vor uns, glauben das Feilschen der Händler zu hören und die Rufe derjenigen, die gerade ein Segelschiff beladen.
Der Noorderhaven und das Reitdiep, das hier beginnt und einst aufs offene Meer brachte, waren über Generationen hinweg gezeitenabhängig. Erst eine Schleuse, die 1876/77 bei Zoutkamp gebaut wurde, hielt die Nordsee außen vor. Seit 1969 schützt der Abschlussdeich am Lauwersmeer vor den Ruppigkeiten des Meeres.
Bis auf eine 25-minütige Verzögerung vor der Groninger Eisenbahnbrücke (Warteplatz vorhanden) kommen wir glatt durch die Stadt. Das Reitdiep nimmt uns weiter mit, und bald passieren wir den modernen Jachthaven Reitdiep, der etwa 5 km von der Groninger City entfernt liegt – aber es gibt unter anderem eine Busanbindung. Knapp zwei Stunden nach unserem Start im Zuiderhaven sind wir bei der Dorkwerdersluis.
Nachdem wir geschleust und den Van Starkenborghkanaal gequert haben, setzen wir unsere Tour über das Reitdiep fort. Nach etwa 1,5 km, bei Wierumerschouw, beginnt der Wasserlauf abermals sachte zu mäandern: Das Reitdiep ist nun faktisch die Hunze, unsere Bekannte vom Zuidlaardermeer. Wir fahren durch eine weite Flusslandschaft, Blesshühner krakeelen, und es duftet nach Kamille. Wir erkennen entbehrlich gewordene Deiche, die zu einer Kette grüner Erdhügel geschrumpft sind. Eine Strömung, mit der auf dem Reitdiep laut Törnliteratur unter Umständen zu rechnen ist, verspüren wir nicht.
Die Liegemöglichkeiten reichen vom einfachen Haltepunkt im Grünen bis zum gut ausgestatteten Passantenplatz. Ordentlich versorgt liegt man beispielsweise in Garnwerd, das von einer Windmühle überragt wird und mit dem am Wasser gelegenen Restaurant „Café Hammingh“ Punkte sammelt. Auch am beschaulichen Anleger von Schouwerzijl wäre dieser Törn-tag wunderbar ausgeklungen, aber uns zieht es weiter.
Etwa 35 km sind wir seit Groningen gefahren, als Seeluft in unsere Nasen steigt. Zoutkamp kommt in Sicht, fast schon am Lauwersmeer gelegen. Das frühere Fischerdorf ist Endpunkt des Reitdieps und Schlussakkord dieser Reise. Wir werden gleich den Passantenhafen anlaufen und später in einem viel gelobten Restaurant vorbeischauen, dem „ZK86“. Morgen heißt es dann „tot ziens“ Groningen, „welkom“ Lauwersmeer und Friesland. Mehr dazu demnächst in BOOTE.
WAS SKIPPER WISSEN MÜSSEN
Boot Wir waren mit einer Jeanneau Merry Fisher 805 unterwegs. Bootsdaten: Länge 8,25 m, Breite 2,94 m, Tiefgang 0,74 m, Durchfahrtshöhe 2,71 m, 200 PS Nanni-Diesel.
Führerschein Auf der beschriebenen Route ist kein Bootsführerschein erforderlich, sofern das Boot kürzer als 15 m und nicht schneller als 20 km/h ist.
Gewässerdaten Auf unserer Strecke lagen sechs Schleusen und 100 bewegliche Brücken (BB). Die Bedienung ist für Bootfahrer kostenlos. Servicezeiten siehe Törnliteratur und Praktische Links.
Festmachen Alle Häfen und Liegemöglichkeiten entlang unserer Route nennt der jährlich aktualisierte Wateralmanak 2. Der klassische Törnbegleiter für Niederlande-Skipper verweist auch auf Ausstattungen und Preise. Tankmöglichkeiten sind ebenfalls angegeben.
Praktische Links
Törnliteratur
Törnetappen
Gesamt 110 km