NordseeInsel Sylt

Unbekannt

 · 27.05.2015

Nordsee: Insel SyltFoto: Morten Strauch / Christian Tiedt
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Reiseziel Sehnsucht: Sylt ist mehr als Sand, der durch die Finger rinnt. Was sich darunter verbirgt? Suchen Sie selbst! Am besten mit dem eigenen Boot

Leuchtturm auf dem Ellenbogen
Foto: Morten Strauch / Christian Tiedt
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Ein englischer Diplomat, der in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts Sylt besuchte, hinterließ folgende Beschreibung: "Eine Sichel Sand in der Nordsee, ein rauhes Land zwischen Himmel und Meer, selbst jetzt im Sommer." So weit, so gut, möchte man sagen. Doch mit der nächsten Einschätzung irrte sich der weit gereiste Gast gewaltig: "Also gibt es auch nur wenige Menschen hier, und sie werden wohl auf ewig unter sich bleiben." Wer heute in der Hauptsaison versucht, in Westerland einen Strandkorb zu ergattern, der würde sich manchmal durchaus wünschen, der Engländer hätte recht behalten. Sylt ist längst Deutschlands meistbesuchte Ferieninsel und zieht die Urlauber in Scharen an. Die gute Verkehrsanbindung mit Intercity und Autozug macht's möglich.

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Dabei darf man aber nicht vergessen, dass die Insel vor allem deswegen so viel Anziehungskraft hat, weil sie wirklich wunderschön und außergewöhnlich ist: Keine andere Nordseeinsel ist so lang gestreckt, immerhin 36 Kilometer liegen zwischen dem Ellenbogen im Norden und Hörnum Odde im Süden. Dazu gibt es eine Menge zu sehen (und ausreichend Gelegenheiten um gesehen zu werden): Dünen wollen erklommen, Krabben gepult und Boutiquen durchstöbert werden. Man trägt dabei Friesennerz, Kunstpelz oder Bikini. Angestoßen wird mit Sylter Sprudelwasser und Sanddorngrog, aber natürlich darf es auch mal Schampus sein. Kurz: ein Fest fürs Leben!

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Doch das Gute an Sylt ist, dass die laute Dauerparty keine Pflichtveranstaltung ist. Wer Ruhe sucht – und das gilt wohl für den Großteil der Gäste – wird ebenso schnell fündig: in den stillen Dünentälern des Listlandes etwa oder beim Spaziergang auf dem Deich bei Rantum, mit dem weiten Blick über das in der Sonne flimmernde Watt. Wer auf eigenem Kiel hierherkommt, dem stehen alle Optionen offen. Von den beiden Häfen in List und Hörnum lässt sich die gesamte Insel bequem erkunden – und hier erfahren Sie, was Sie als Skipper dafür wissen müssen. Sylt sei die Insel der "Reichen und Schönen", heißt es. Nun, Schönheit liegt gewöhnlich im Auge des Betrachters. Und reich ist, wer glücklich ist. Also gehört Sylt doch am Ende uns allen – oder?

1 Ellenbogen

Dieser sandige Nehrungshaken aus Dünen und Heidelandschaft ist das nördlichste Stück Deutschlands. Seine Nordkante mit dem breiten Sandstrand wird vom Lister Tief umspült, das Sylt von der dänischen Insel Rømø trennt. Im Süden liegt die weite Wattfläche des Königshafens, ein Vogelschutzgebiet, das auch Teil des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer ist (www.nationalpark-wattenmeer.de).

Die Entfernung vom Hafen List bis zum Parkplatz am östlichen Ende des Ellenbogens beträgt genau zehn Kilometer und ist mit dem Fahrrad gut zu meistern. Sie führt auch an den rund 150 Jahre alten Leuchttürmen List West und List Ost vorbei, die bei jedem Wetter schöne Fotomotive abgeben. Die Nutzung der Privatstraße auf dem Ellenbogen ist für Radfahrer und Fußgänger übrigens kostenlos.

2 List

Wie der Ellenbogen kann auch List selbst aufgrund seiner Lage den Titel der nördlichsten Ortschaft der Republik beanspruchen – und des nördlichsten Hafens: Der ist zwar überschaubar, bietet aber dennoch einige Gastliegeplätze an zwei Schwimmstegen, die von der südlichen Kaimauer ausgehen. Strom und Wasser am Steg, Anmeldung und Sanitäranlagen im Hafenamt. Eine Slipbahn steht ebenfalls zur Verfügung. Besonders an den Wochenenden im Sommer kann es schon vor dem Anlaufen nicht schaden, sich beim Hafenmeister über die Platzsituation zu informieren – auch, weil einem dann eventuell ein Platz an der Spundwand zugewiesen werden kann, die generell für Ausflugsschiffe und Dienstfahrzeuge reserviert ist. Tel. 04651-87 03 74, Mobil 0171-861 35 45, UKW-Kanal 11. www.list-sylt.de

Zu den Dauergästen im Hafen zählt außerdem noch der Seenotkreuzer "Pidder Lüng" auf der Innenseite der Südmole. Die Autofähre nach Rømø legt an einer eigenen Pier südlich des Hafen-beckens an (www.syltfaehre.de). Direkt am Hafen finden sich Souvenirgeschäfte und ein kleiner Markt im
"Alten Tonnenhof", Cafés und Restaurants (darunter "Gosch", Deutschlands "nördlichste Fischbude", www.gosch.de) kümmern sich um das Kulinarische. Weitere Versorgung: Straßentankstelle (Orlen, 800 m), Supermarkt (Edeka, 1200 m).

Spannend ist der Besuch im "Erlebniszentrum Naturgewalten", einer modernen Multimediaausstellung, die den Lebensraum Nordsee thematisiert (direkt am Hafen, www.naturgewalten-sylt.de). Westlich des Ortes erstreckt sich das Listland mit seinen Wanderdünen.

3 Kampen

ist das Beverly Hills der Nordsee: Die Liste der Prominenten, die hier eines der mondänen, reetgedeckten Feriendomizile besitzen, ist lang. Natürlich ist man diskret und verzichtet auf Namensschilder! Wer schnell viel Geld ausgeben will, ist in den noblen Boutiquen des Ortes genau richtig. Am Weststrand bei Kampen beginnt das Rote Kliff.

4 Leuchtturm Kampen

Bei der nächtlichen Ansteuerung von See her ist das landeinwärts auf dem Geestrücken der Insel stehende Orientierungsfeuer ein wichtiger Anhaltspunkt. Der weiße Sektor der Gürtellinse verfügt Dank einer 400 Watt starken Metalldampflampe über eine Tragweite von 20 Seemeilen. In Betrieb genommen wurde der 40 m hohe Turm 1856 noch unter dänischer Herrschaft, wie die Initialen von König Frederik VII an seiner gemauerten Basis belegen. Die schwarz-weiße Farbgebung stammt allerdings erst aus dem Jahr 1953.

5 Munkmarsch

Vor dem Bau des Hindenburgdammes 1927 war der kleine Ort Fährhafen. Von hier aus pendelten Schiffe zum Festland und brachten die Sommerfrischler, die dann in Kampen und Westerland Quartier bezogen. Der kleine Hafen mit seinen zwei trockenfallenden Becken wird heute vom Sylter Segler Club Munkmarsch betrieben. Strom und Wasser sind ebenso vorhanden wie Sanitäranlagen und Sliprampe (www.ssc-munkmarsch.de). Ansteuerung siehe Seite 86. Von hier lohnt sich der Ausflug ins nur drei Kilometer entfernte Keitum mit seiner sehenswerten Severinskirche aus dem frühen 13. Jahrhundert – dem ältesten Sakralbau in Schleswig-Holstein
(www.st-severin.de) – den Kapitänshäusern und dem Sylter Heimatmuseum.

6 Westerland

ist in jeder Hinsicht das Zentrum der Insel: Hier treffen die Züge vom Festland ein, hier sitzt die Verwaltung der größten Inselgemeinde, und mit 10 000 Einwohnern und seinen Hochhäusern wirkt Westerland nicht nur wie eine richtige Stadt. Spröder Seebäder-Charme der Siebzigerjahre trifft auf urige Kneipen und kuschelige Läden mit Krimskrams. Dazu die Kurpromenade und vor allem der breite Strand! Unser Tipp: einen "Aperol Spritz" oder eine "Tote Tante" in einem der Cafés an der Friedrichstraße bestellen, entspannen und schauen, wer vorüberzieht! Infos: www.westerland.de
Nur, einen Hafen hat der Ort aufgrund seiner Lage natürlich nicht. Von List und Hörnum aus kommt man mit den Linienbussen der Sylter Verkehrsgesellschaft aber problemlos in die "Hauptstadt" (www.svg-busreisen.de).

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7 Hindenburgdamm

Genau genommen ist Sylt seit der Eröffnung des Hindenburgdammes und der durchgehenden Eisenbahnverbindung im Jahr 1927 keine richtige Insel mehr – aber mal ehrlich: Wer wird sich schon mit solchen Spitzfindigkeiten aufhalten? Dank des Pendelverkehrs mit dem Autozug "Sylt Shuttle" reist heute schließlich jeder Pkw problemlos mit auf die Insel, vom Mini bis zum Panamera. www.syltshuttle.de

Sylt-Ost Die zum Festland weisende Halbinsel wird vom Wattenmeer umschlossen und ist durch flache Marsch- und Weidelandschaft geprägt, mit friesischen Dörfern wie Archsum, Morsum oder eben Keitum. Im Nordwesten der Halbinsel liegt außerdem Sylts Flughafen, von dem direkte Verbindungen in alle Teile Deutschlands angeboten werden (www.flughafen-sylt.de).

9 Rantum

Die weite Wasserfläche des Rantumbeckens wurde ursprünglich als Start- und Landeplatz für Seeflugzeuge der Luftwaffe angelegt, heute tummeln sich hier nur noch friedliche Seevögel. Südlich dieses vom Wattenmeer abgetrennten Naturschutzgebietes liegt die Anlage des Nordfriesischen Segelvereins Rantum. Dessen Feststeg mit Boxen fällt zwar komplett trocken (Ansteuerung siehe Seite 86), Gäste sind aber willkommen. Sanitäranlagen, Clubhaus und Grillplatz sind ebenfalls vorhanden – und das mitten in idyllischer Umgebung (Tel. 0170-222 88 64, www.nfsv-rantum.de).

10 Hörnum

Für von Süden kommende Skipper bietet Hörnum die erste und beste Adresse für gute Liegeplätze auf der Insel. Im nördlichen Teil des gut geschützten und bei jedem Wasserstand anzulaufenden Hafens sind die Schwimmstege des Sylter Yachtclubs ausgelegt. 84 Liegeplätze gibt es insgesamt, alle sind mit Strom- und Wasseranschluss ausgestattet. Sanitäreinrichtungen stehen im Clubhaus zur Verfügung (Tel. 0171-744 32 80, www.sylter-yachtclub.de).
Den südlichen Teil des Hafens teilen sich Fischerei und Ausflugsschiffe. Hörnum präsentiert sich als gemütlicher Urlaubsort, der noch viel friesisches Flair hat (Versorgung: leckere Fischbrötchen am Hafen, Einkaufen in 700 Metern Entfernung bei Edeka). Die Sandstrände der Odde eignen sich für eine Rundwanderung, der 34 Meter hohe Leuchtturm kann besichtigt werden (www.hoernum.de).

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Die Ansteuerung

Generell können List und Hörnum von der offenen See her bei jedem Wetter, Wasserstand und zu jeder Tageszeit angelaufen werden. Bei schlechten Verhältnissen, also wenn viel Wind gegen Strom steht, kann vor den Tiefs im Norden und Süden der Insel jedoch schwere Brandung auftreten. Ein aktueller Seewetterbericht sowie Strom- und Tideninformationen sind also selbst dann Pflicht, wenn es nicht weiter ins Wattenmeer nach Munkmarsch oder Rantum hineingehen soll.
List Die Ansteuerung von List erfolgt in der Regel über das Fahrwasser "Lister Tief", das vollständig betonnt von der rot-weißen Tonne gleichen Namens um den Ellenbogen herum zum Lister Hafen führt. In Abständen ist der Tonnenstrich befeuert; dazu kommen (von See kommend in dieser Reihenfolge) Leitsektoren
der Leuchtfeuer "List West", "List Ost" und "List Land".
Munkmarsch Vor dem Lister Hafen schließt sich die nach Süden führende Lister Ley an, ein tiefer Priel, von dem bei Tonne "Ley 10" das ebenfalls bezeichnete, aber schnell flacher werdende Pandertief abzweigt und nach Munkmarsch führt (das letzte Stück im Verlauf eines Prickenweges, der bei Seekartennull bereits trockenfällt). Die komplette Ansteuerung ab List ist unbefeuert.
Hörnum Der Weg zu Sylts südlichem Hafen führt über das lang gestreckte, be-
tonnte und ebenfalls in Abständen befeuerte Fahrwasser "Vortrapptief", das westlich von Amrum beginnt und dann südlich von Hörnum Odde zwischen den beiden Inseln hindurchführt. Weitere Hilfe geben das Quermarkenfeuer "Norddorf" auf Amrum und das Orientierungsfeuer "Hörnum".
Rantum Das ebenfalls bezeichnete, aber unbefeuerte Eidumtief zweigt etwas östlich von Hörnum nach Norden ab und reicht bis zum Rantumbecken, wird aber auch schnell flacher. Der Steg von Rantum kann nur von zwei Stunden vor bis zwei Stunden nach Hochwasser angelaufen werden.