OstseeLippe wird Nothafen und gebaggert

Pascal Schürmann

 · 07.12.2022

Jahrelang gab es Streit um die Ausbaggerung des Hafens in Lippe an der Ostsee

Die alljährliche Hängepartie um die Nutzbarkeit des Hafens Lippe auch für größere Boote hat ein Ende und ist Verdienst eines Eigners, der das Problem selbst in die Hand nahm

Es ist eine Geschichte, die wunderschön belegt, was zu schaffen ist, wenn man statt immer nur zu meckern einfach macht: so wie Ostseesegler Herbert Schmitz. Er zog von München unlängst an die Ostsee und legte seine kleine Bavaria in den Hafen von Lippe in der Hohwachter Bucht. In den letzten beiden Jahren wurde er Zeuge, wie wiederholt Crews vor der Hafeneinfahrt von Lippe, die dort stark zur Versandung neigt, strandeten und in Seenot gerieten. Ein Skipper erlitt im Laufe der Strandung sogar einen Herzinfarkt und musste abgeborgen werden.

Nur durch den Einsatz des dort stationierten DGzRS-Bootes konnte den Crews geholfen werden. Dessen Einsatz war aufgrund der versandenden Zufahrt aber immer wieder nicht möglich.

Lippe ist praktisch der einzige anlaufbare Hafen in der Hohwachter Bucht, die mit rund 24 Seemeilen Ost-West-Ausdehnung gerade für kleinere Boote bei schlechtem Wetter ein ganz schöner Schlag sein kann. Gibt es dann technische Probleme oder braucht die Crew eine Pause, laufen Crews den Hafen immer wieder gerne an.

Wer muss in Lippe baggern?

Das Problem von Lippe ist ein Zwist um die Zuständigkeit für das Ausbaggern der Zufahrt, die stark versandet und daher jährlich gebaggert werden muss. Der Hafenbetreiber hatte das jahrelang teils auf seine Kappe genommen, obwohl seine Zuständigkeit bei der Mole des Hafens endet. Manchmal übernahm auch das Land die Kosten. So kam es immer mal wieder vor, dass die Einfahrt sehr spät im Jahr oder gar nicht gebaggert wurde. Lokale Crews wussten das und kontaktierten vor der Einfahrt den Hafenmeister.

Um die verfahrene Situation zu lösen, startete Herbert Schmitz 2021 eine Petition, die er beim Land einreichte. Nachdem diese sich aber 2021 nach den Landtagswahlen verzögerte und absehbar war, dass sie zum Saisonstart 2022 nicht gehört würde, handelte er einfach selbst. Er nahm Kontakt zur zuständigen Baggerfirma auf, die vor Lippe seit Jahren die Arbeiten erledigt.

„Hierbei ergab sich eine glückliche Situation. Die Deutsch-Dänische Wasserbau GmbH (DDW) hatte zu gleichen Zeit den Auftrag, die Sandverluste in Schönberg aufzufüllen. Die Geschäftsleitung von DDW hat daraufhin entschieden, kostenneutral für Lippe unseren Sand zu entnehmen und mit zur Auffüllung zu verwenden“, so Schmitz. Die Saison 2022 war damit gerettet.

Die Lösung für Lippe ist der Status Nothafen

In diesem Jahr beraumte dann das Land Schleswig-Holstein einen öffentlichen Petitionstermin vor Ort an, zu dem auch Vertreter der zuständigen Behörden und der DGzRS erschienen. Nachdem Herbert Schmitz das Problem eindrücklich geschildert und mit Fotos einer Bergungsaktion einer gestrandeten Yacht belegt hatte, einigte man sich darauf, Lippe künftig als Nothafen für eine regelmäßige, jährliche Erhaltungsbaggerung vorzusehen und die dafür nötigen Geldmittel von rund 60.000 Euro im Haushalt von Schleswig-Holstein anzumelden.

Die Zufahrt wird nun regelmäßig auf 2,3 Meter Tiefe gebaggert, was laut einer Untersuchung nötig ist, damit das DGzRS-Boot auch bei starkem Wind jederzeit auslaufen kann. Damit sollte die alljährliche Hängepartie um die Einfahrt des sehr schön gelegenen Hafens nun ein Ende haben. Das Land Schleswig-Holstein will zudem Kontakt mit dem zuständigen Bundesverkehrsministerium aufnehmen, um zu klären, ob sich dies an den Kosten künftig beteiligen kann. Denn die Kosten für die Bereitstellung der Seenotrettung gehen zulasten des Bundes, die der Wasserrettung zulasten des Landes.

Bundeswehr-Schießübungen in der Hohwachter Bucht vor Lippe

Direkt vor Lippe liegt das Warn- und Schießgebiet Putlos der Bundesmarine. Deswegen sind dort unter der Woche häufig Sperrungen aufgrund von Schießübungen zu erwarten. Am Wochenende und im Sommer hingegen gab es bislang immer eine zweimonatige schießfreie Zeit. Die ist 2022 allerdings den verstärkten Übüngen zum Opfer gefallen, die mit dem Ukraine-Krieg im Zusammenhang stehen. Bleibt zu hoffen, dass das nach Kriegsende sich wieder normalisiert.

Aktuelle Auskunft über Schießzeiten und Sperrungen gibt es beim Yachtclub Lippe unter ycl-o.de oder telefonisch beim Hafenmeister. Dort kann man immer anrufen, der Hafenmeister ist gut erreichbar und darauf eingestellt, tagesaktuelle Auskünfte zu geben.


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