Zum Beginn der Saison 2024 soll nach etlichen Verzögerungen der lange geplante Inselhafen Prerow fertiggestellt werden, der rund 1,5 Seemeilen weiter östlich vom bisherigen Nothafen Darßer Ort an einer 720 Meter langen Seebrücke vor der Küste liegen wird. Damit soll das jahrelange Ringen um regelmäßige Baggerarbeiten ein Ende haben, die erforderlich waren, um die stetig versandende Rinne zum Hafenbecken von Darßer Ort befahren zu können.
Der ehemalige Nothafen liegt inmitten der Kernzone des vor 33 Jahren eingerichteten Nationalparks Vorpommersche Boddenlandschaft. Regelmäßig war es in der Vergangenheit über die Baggerarbeiten mit der Nationalparkverwaltung und Umweltschützern zum Streit gekommen. Mehrfach musste die DGzRS den Seenotrettungskreuzer deshalb in das relativ weit entfernte, östlich gelegene Barhöft verlegen.
Der noch im Bau befindliche Inselhafen soll nun auch neuer Stützpunkt des Seenotrettungskreuzers “Nis Randers” werden, der bisher im Nothafen Darßer Ort stationiert war. Der Station kommt laut der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) aufgrund der unmittelbaren Nähe des Küstenabschnitts zum Seeschifffahrtsweg Kadetrinne zu, die ein Nadelöhr der Großschifffahrt ist.
Das bisherige Hafenbecken am Darßer Ort wurde Anfang der 1960er Jahre für die DDR-Volksmarine angelegt, die dort Schnellboote stationierte. Nach der Wende wurde es zum Nothafen. Für Sportbootbesatzungen liegt der Ort auf dem Weg entlang der Küste Mecklenburg-Vorpommerns strategisch günstig, weil er weit und breit das einzige Etappenziel ist.
Bis zur kommenden Saison sollen ab Montag nun sowohl die Fahrrinne, als auch sämtliche Ufereinfassungen und Stege beseitigt, und alle sonstigen Anlagen wie Straße und technische Einrichtungen zurück gebaut werden.
Umweltschützer sehen in den Maßnahmen eine Chance für die Renaturierung des ökologisch sensiblen Küstenabschnitts, der nun laut Nationalparkverwaltung wieder “zum Refugium von Fischotter, Eisvogel und Co.” werde.
Kritiker weisen darauf hin, dass der Inselhafen von Prerow noch gar nicht fertig ist und dessen exponierte Lage erwarten lasse, dass er nicht in ähnlichem Maße zu nutzen sei, wie der ehemalige Nothafen Darßer Ort. Abwesenheiten des Seenotrettungskreuzers an diesem Küstenabschnitt bedeuteten jedoch konkrete Einbußen für den Schutz des menschlichen Lebens auf See.
Auch wird befürchtet, dass die wasserbaulich komplexe Anlage des Inselhafens von Prerow in den rauen Wintermonaten regelmäßig Schaden nehmen könne, was deren Nutzung ebenfalls einschränken würde. Flora und Fauna der Gegend seien im Übrigen durch die verantwortungsvolle Nutzung des Nothafens kaum beeinträchtigt worden. Schließlich sei es unverhältnismäßig, den Nothafen aus Gründen des Naturschutzes zu schließen, während der unweit vom Hafen gelegenen Campingplatz weiterhin geduldet werde.