OstseeOrtung von Schweinswalen zur Vorbereitung effektiver Schutzmaßnahmen

Lasse Johannsen

 · 15.05.2025

Ostsee: Ortung von Schweinswalen zur Vorbereitung effektiver SchutzmaßnahmenFoto: Naturama/PETER VERHOOG
Schweinswale in der Ostsee
Seit 2021 überwacht Schleswig-Holstein kontinuierlich die Schweinswale in der westlichen Ostsee. Diese Überwachung liefert wertvolle Informationen über das Vorkommen der bedrohten Art und unterstützt Schutzmaßnahmen. An vier Stationen werden die Echoortungslaute der Tiere erfasst.

Schleswig-Holstein hat bereits 2021 ein umfassendes akustisches Monitoring von Schweinswalen in der westlichen Ostsee gestartet. An vier Messstationen zwischen der Flensburger Förde und der Eckernförder Bucht zeichnen sogenannte C-PODs (Cetacean Porpoise Detectors) die Echoortungslaute der Meeressäuger auf. Das Projekt soll Aufschluss über das Vorkommen und die jahreszeitliche Präsenz der vom Aussterben bedrohten Schweinswale geben. Umweltminister Tobias Goldschmidt will mit den gewonnenen Daten den Schutz der Ostsee und ihrer einzigen Walart verbessern.

Bedrohte Population der Schweinswale im Fokus

Der Schweinswal ist der einzige in der Ostsee beheimatete Meeressäuger. Die westliche Beltseepopulation wird auf rund 14.400 Tiere geschätzt. Die zentrale Ostseepopulation gilt mit geschätzten 491 Tieren als vom Aussterben bedroht. Um effektive Schutzmaßnahmen zu etablieren, ist ein möglichst umfassender Kenntnisstand über die Verbreitung und Lebensweise der Schweinswale nötig. Das Monitoring durch kontinuierliche akustische Überwachung deckt dabei einen Bereich ab, der zuvor nicht erfasst werden konnte.

Vier Messstationen liefern Daten

Die vier Messstationen befinden sich bei Holnis in der Flensburger Förde, am Bredgrund östlich der Geltinger Birk, bei Schleisand nördlich des militärischen Sperrgebiets und zwischen Damp und dem Stollergrund. An allen Stationen konnten Schweinswale nachgewiesen werden, wobei die höchsten Detektionsraten am Bredgrund auftraten. Im Mittel wurden dort an 25% der Tage Schweinswale registriert, gefolgt von Damp (13,2%), Schleisand (11,8%) und Holnis (6,2%).

Saisonale Muster sichtbar

Die Auswertung der Daten zeigt deutliche jahreszeitliche Trends im Vorkommen der Schweinswale. An fast allen Stationen wurde eine bimodale Verteilung mit Maxima im Frühjahr und Herbst festgestellt. In den Sommermonaten gingen die Detektionen zurück. Dies könnte mit der Sauerstoffsättigung des Flachwassers, Algenblüten oder verstärktem Tourismus zusammenhängen. Auch tageszeitliche Muster wurden erkennbar, insbesondere am Bredgrund mit erhöhter Aktivität in der Nacht.

Anthropogene Einflüsse unter Beobachtung

Das Monitoring ermöglicht auch die Untersuchung menschlicher Einflüsse auf die Schweinswale. So wurde der Einsatz akustischer Warngeräte (PALs) an Fischernetzen analysiert, die fälschlicherweise als Schweinswallaute detektiert werden können. Zudem wurden die Auswirkungen von Sprengungen im nahegelegenen militärischen Sperrgebiet untersucht. Bisher konnten keine eindeutigen Effekte nachgewiesen werden, weitere Analysen sind jedoch nötig.

Grundlage für Schutzmaßnahmen für Schweinswale

Die gewonnenen Daten bilden eine wichtige Grundlage für den Schutz der Schweinswale in der westlichen Ostsee. Sie ermöglichen Einblicke in die Habitatnutzung und helfen, ökologisch bedeutsame Gebiete zu identifizieren. Das Monitoring soll fortgeführt werden, um langfristige Trends zu erkennen und die Auswirkungen menschlicher Aktivitäten besser bewerten zu können. Die Ergebnisse fließen in die Umsetzung der Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie ein und unterstützen die Planung streng geschützter Flächen in der schleswig-holsteinischen Ostsee.


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